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«Dann trauere ich mit Euch, Drachenmutter, und auch um das blutende Westeros, das seines rechtmäßigen Königs beraubt wurde.«

Unter Danys sanfter Hand starrte der grüne Rhaegar den Fremden mit Augen an, die wie geschmolzenes Gold leuchteten. Als er das Maul öffnete, glänzten seine Zähne wie schwarze Nadeln.»Wann kehrt Euer Schiff nach Westeros zurück, Kapitän?«

«Erst in einem Jahr, fürchte ich. Von hier geht unsere Fahrt erst in Richtung Osten, um die Handelsrundfahrt durch die Jadesee zu vollenden.«

«Ich verstehe«, sagte Dany enttäuscht.»Ich wünsche Euch günstige Winde und gute Geschäfte. Ihr habt mir wahrlich ein kostbares Geschenk gemacht.«

«Dafür wurde ich reichlich entlohnt, große Königin. «Diese Bemerkung verwirrte sie.»Wie das?«Seine Augen strahlten.»Ich habe die Drachen gesehen. «Dany lachte.»Und eines Tages werdet Ihr hoffentlich noch mehr von ihnen sehen. Kommt zu mir nach King's Landing, wenn ich auf dem Thron meines Vaters sitze, und dann erwartet Euch eine große Belohnung.«

Der Mann versprach es und küßte ihr zum Abschied sanft die Hand. Jhiqui führte ihn hinaus, während Ser Jorah Mormont zurückblieb.

«Khaleesi«, begann der Ritter, als sie allein waren,»an Eurer Stelle würde ich nicht so offen über Eure Pläne sprechen. Dieser Mann wird sie überall verbreiten.«

«Mag er nur«, antwortete sie.»Soll die Welt meine Absichten erfahren. Der Usurpator ist tot, was macht es da noch aus.«

«Nicht jedes Seemannsgarn entspricht der Wahrheit«, mahnte Ser Jorah,»und selbst, wenn Robert tatsächlich tot ist, regiert nun sein Sohn. Das ändert eigentlich gar nichts.«

«Das ändert alles. «Abrupt erhob sie sich. Kreischend bäumten sich die Drachen auf und breiteten die Flügel aus. Drogon flatterte auf und krallte sich in den Sturz über der Tür. Die anderen huschten über den Boden, wobei ihre Flügelspitzen über den Marmor scharrten.»Vor Roberts Tod waren die Sieben Königslande wie Drogos khalasar, einhunderttausend Mann, durch einen vereint. Jetzt sind sie zu Scherben zerbrochen, so wie das khalasar, nachdem mein khal gestorben war.«

«Die hohen Lords haben schon immer ihre Kriege geführt. Sagt mir, wer gesiegt hat, und ich werde Euch sagen, was es bedeutet. Khaleesi, die Sieben Königslande werden Euch nicht wie ein reifer Pfirsich in den Schoß fallen. Ihr braucht eine Flotte, Gold, Armeen, Bündnisse — «

«Das alles weiß ich. «Sie ergriff seine Hände und blickte in seine mißtrauischen dunklen Augen. Manchmal betrachtet er mich als das Kind, das er beschützen muß, manchmal als die Frau, zu der er sich gern legen möchte, aber hat er in mir schon einmal wirklich seine Königin gesehen?» Ich bin nicht mehr das verängstigte Mädchen, das Ihr in Pentos kennengelernt habt. Gewiß, ich habe erst fünfzehn Namenstage erlebt… und dennoch, ich bin so alt wie die Greisinnen im dosh khaleen und so jung wie meine Drachen, Jorah. Ich habe ein Kind geboren, einen khal verbrannt, und ich habe die rote Wüste und das Dothrakische Meer durchquert. In mir fließt das Blut der Drachen.«

«In Eurem Bruder floß es ebenso«, beharrte er.

«Ich bin nicht Viserys.«

«Nein«, gab er zu.»In Euch steckt mehr von Rhaegar, glaube ich, doch sogar Rhaegar konnte man töten. Das hat Robert am Trident bewiesen, und er brauchte dazu nur einen gewöhnlichen Kriegshammer. Selbst die Drachen können sterben.«

«Drachen sterben. «Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn sanft auf die unrasierte Wange.»Aber die Drachentöter auch.«

Bran

Meera drehte sich wachsam im Kreis, das Netz baumelte lose in ihrer linken Hand, den schlanken Froschspeer mit den drei Spitzen hielt sie in der Rechten. Summer folgte ihren Bewegungen mit den goldenen Augen und reckte den Schwanz steif in die Höhe. Beobachtete sie, beobachtete sie…

«Yai!«rief das Mädchen und stieß mit dem Speer zu. Der Wolf glitt nach links und sprang, ehe sie die Waffe zurückziehen konnte. Meera warf das Netz, das sich vor ihr ausbreitete. Summer sprang mitten hinein. Er zerrte es mit sich, als er gegen ihre Brust prallte und sie umwarf. Der Speer fiel ihr aus der Hand. Das feuchte Gras dämpfte die Wucht ihres Aufpralls, dennoch bekam sie einen Augenblick lang keine Luft mehr. Der Wolf hockte auf ihr.

Bran johlte.»Du hast verloren.«

«Sie hat gewonnen«, sagte ihr Bruder Jojen.»Summer hat sich verfangen.«

Damit hatte er recht. Der Wolf strampelte und knurrte und wollte sich losreißen, doch verstrickte er sich dadurch nur immer mehr. Und die Fäden konnte er auch nicht durchbeißen.»Laß ihn raus.«

Lachend umarmte das Reed-Mädchen den gefangenen Wolf und wälzte sich nach oben. Summer winselte mitleiderregend und trat mit den Pfoten nach den Stricken, die ihn fesselten. Meera kniete sich hin, machte hier einen Knoten auf, zog dort an einem Faden, zupfte mehrmals vorsichtig, und plötzlich war der Schattenwolf frei.

«Summer, hierher. «Bran breitete die Arme aus.»Paßt auf«, sagte er, kurz bevor der Wolf ihn umwarf. Er klammerte sich mit aller Kraft fest, während Summer ihn durchs Gras zerrte. Sie rangen und rollten umher und hingen aneinander, der eine knurrend und schnappend, der andere lachend. Am Ende lag Bran obenauf und der Schattenwolf unter ihm.»Guter Wolf«, brachte er keuchend hervor. Summer leckte ihm das Ohr.

Meera schüttelte den Kopf.»Wird er denn niemals wütend?«

«Nicht auf mich. «Bran packte den Wolf an den Ohren, und Summer schnappte heftig nach ihm, aber es blieb ein Spiel.»Manchmal zerreißt er mir die Kleider, aber richtig gebissen hat er noch nie.«

«Dich nicht, meinst du. Wenn er an meinem Netz vorbeigekommen wäre…«

«Er hätte dir nichts getan. Schließlich weiß er, daß ich dich mag. «Alle anderen Lords und Ritter waren einen oder zwei Tage nach dem Erntefest abgereist, doch die Reeds waren geblieben und inzwischen Brans ständige Gefährten geworden. Jojen war stets so ernst, daß Old Nan ihn» kleinen Großvater «nannte, Meera hingegen erinnerte Bran an seine Schwester Arya. Sie hatte keine Angst davor, sich schmutzig zu machen, und sie konnte fast so gut rennen und kämpfen und werfen wie ein Junge. Allerdings war sie älter als Arya, bald sechzehn und damit schon fast eine erwachsene Frau. Beide waren älter als Bran, obwohl sein neunter Namenstag endlich gekommen war, dennoch behandelten sie ihn nie wie ein Kind.

«Ich wünschte, ihr wäret unsere Mündel anstatt der Walders. «Er kroch auf den nächsten Baum zu. Sein Schlängeln und Winden war schwer mitanzuschauen, als Meera jedoch zu ihm trat und ihm helfen wollte, sagte er:»Nein, das schaffe ich allein. «Er rollte sich unbeholfen herum und schob sich mit den Armen nach hinten, bis er mit dem Rücken an einer hohen Esche lehnte.»Siehst du. «Summer ließ sich bei ihm nieder und legte den Kopf in seinen Schoß.»Ich habe noch nie jemanden gesehen, der mit einem Netz kämpft«, erzählte er Meera, derweil er den Schattenwolf zwischen den Ohren kraulte.»Hat euer Waffenmeister euch das

beigebracht?«

«Wir haben es von unserem Vater gelernt. In Greywater gibt es keine Ritter und keine Waffenmeister. Und auch keine Maester.«»Wer kümmert sich dann um eure Raben?«Sie lächelte.»Raben finden Greywater Watch nicht, genauso wenig wie Feinde.«»Warum nicht?«»Weil es sich von Ort zu Ort bewegt«, erklärte sie ihm.