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Lord Janos warf Tyrion einen wachsamen Blick zu, lachte und wedelte ihn mit einem Stück Käse vor der Nase herum.»Ihr seid hübsch verschlagen, Tyrion. Dachtet, Ihr könnt mich reinlegen, nicht? Man braucht aber mehr als Wein und Käse, um Janos Slynt dazu zu bringen, Dinge auszuplaudern, über die er besser schweigen sollte. Darauf bin ich stolz. Ich stelle keine Fragen und verliere hinterher keine Worte darüber, nein, ich nicht.«

«Genau wie Deem.«

«Genau. Macht Ihn zu Eurem Kommandanten, wenn ich nach Harrenhal aufbreche, und Ihr werdet es nicht bereuen.«

Tyrion brach sich ein Bröckchen Käse ab. Er war in der Tat scharf und paßte gut zum Wein; eine hervorragende Wahl.»Eins kann ich Euch sagen: Wen auch immer der König benennt, der Mann wird es nicht leicht haben, Eure Rüstung anzulegen. Lord Mormont steht vor dem gleichen Problem.«

Lord Janos sah ihn verwirrt an.»Ich dachte, sie wäre eine Lady. Mormont. Die, die mit Bären ins Bett geht?«

«Ich habe von ihrem Bruder gesprochen. Jeor Mormont, der Lord Commander der Nachtwache. Als ich ihn auf der Mauer besucht habe, äußerte er mir gegenüber seine Besorgnis, keinen guten Mann für seine Nachfolge zu finden. In der heutigen Zeit bekommt die Wache nur noch wenige gute Leute. «Tyrion grinste.»Er würde besser schlafen, wenn er einen Mann wie Euch hätte, glaube ich. Oder den kühnen Allar Deem.«

Lord Janos brüllte vor Lachen.»Dazu wird es wohl kaum kommen.«

«Möchte man denken«, erwiderte Tyrion,»aber das Leben geht verschlungene Pfade. Erinnert Euch nur an Eddard Stark, Mylord. Gewißlich hat er sich niemals ausgemalt, sein Leben auf den Stufen von Baelors Septe zu beenden.«

«Das hat wohl kaum einer gedacht. «Lord Janos kicherte.

Tyrion kicherte ebenfalls.»Schade, daß ich nicht hier war. Das hätte ich zu gern gesehen. Man sagt, selbst Lord Varys sei überrascht gewesen.«

Lord Janos lachte so sehr, daß sein Bauch wackelte.»Die Spinne. Weiß angeblich alles. Nun, davon hatte er kein Ahnung.«

«Wie sollte er auch?«Tyrion legte eine gewisse Kälte in seine Stimme.»Er hat zu jenen gehört, die meine Schwester überredeten, Stark zu begnadigen, wenn er das Schwarz anlegen würde.«

«Wie?«Janos Slynt blinzelte Tyrion verständnislos an.

«Meine Schwester Cersei«, wiederholte Tyrion, einen Hauch

schärfer, damit der Tor keinen Zweifel hatte, worauf er hinauswollte.»Die königliche Regentin.«

«Ja. «Slynt genehmigte sich einen Schluck Wein.»Was das betrifft, nun… der König hat es befohlen, Mylord. Der König persönlich.«

«Der König ist dreizehn«, erinnerte ihn Tyrion.

«Trotzdem. Er ist der König. «Slynts Kinnbacken zitterten, als er die Stirn runzelte.»Der Herrscher der Sieben Königslande.«

«Jedenfalls der Herrscher über ein oder zwei davon«, entgegnete Tyrion mit säuerlichem Lächeln.»Dürfte ich vielleicht einen Blick auf Euren Speer werfen?«

«Meinen Speer?«Lord Janos blinzelte verwirrt.

Tyrion zeigte darauf.»Die Spange, die Euren Umhang zusammenhält.«

Zögernd nahm Lord Janos das Schmuckstück ab und reichte es Tyrion.

«In Lannisport haben wir bessere Goldschmiede«, meinte er.»Die rote Emaille ist für Blut einen Schatten zu dunkel, wenn ich mir dieses Urteil erlauben darf. Sagt mir, Mylord, habt Ihr dem Mann den Speer selbst in den Rücken gebohrt oder habt Ihr nur den Befehl dazu gegeben?«

«Ich habe den Befehl gegeben, und ich würde es wieder tun. Lord Stark war ein Hochverräter. «Der kahle Fleck auf Slynts Kopf war rot wie eine Rübe, und sein goldenes Cape war von seinen Schultern zu Boden gerutscht.»Der Mann hat versucht, mich zu bestechen.«

«Dabei wart Ihr längst gekauft worden.«

Slynt knallte den Kelch auf den Tisch.»Seid Ihr betrunken? Wenn Ihr glaubt, ich würde hier tatenlos sitzen und meine Ehre in den Schmutz ziehen lassen…«

«Welche Ehre sollte das sein? Ich gebe zu, Ihr habt einen besseren Tausch gemacht als Ser Jacelyn. Den Titel eines Lords und eine Burg für einen Speer in den Rücken, und Ihr mußtet nicht einmal selbst zustechen. «Er warf Janos Slynt das goldene Schmuckstück zu. Es prallte von dessen Brust ab und landete scheppernd auf dem Boden, als sich der Mann erhob.

«Mir gefällt Euer Ton nicht, Mylo- Gnom. Ich bin der Lord von Harrenhal und Mitglied des Königsrats, wer seid Ihr, mich derartig zu beschimpfen?«

Tyrion neigte den Kopf zur Seite.»Ihr wißt recht gut, wer ich bin. Wie viele Söhne habt Ihr?«

«Was haben meine Söhne damit zu tun, Zwerg?«»Zwerg?«Sein Zorn flammte auf.»Ihr hättet Euch mit Gnom begnügen sollen. Ich bin Tyrion aus dem Hause Lannister, und eines Tages werdet Ihr, wenn Euch die Götter auch nur den Verstand einer Meeresschnecke geschenkt haben, auf die Knie fallen und ihnen dafür danken, daß ich es war, mit dem Ihr zu tun hattet, und nicht mein Hoher Vater. Also, wie viele Söhne habt Ihr?«

Tyrion konnte Janos Slynt die Angst an den Augen ablesen.»D-drei, Mylord. Und eine Tochter. Bitte, Mylord…«

«Ihr braucht nicht zu betteln. «Er rutschte von seinem Stuhl.»Mein Wort, ihnen wird nichts geschehen. Eure jüngeren Söhne werden als Mündel zu Knappen erzogen. Falls sie gut und treu dienen, könnten sie eines Tages in den Ritterstand erhoben werden. Glaubt nicht, das Haus Lannister würde jene nicht belohnen, die ihm dienen. Euer ältester Sohn wird den Titel Lord Slynt erben und dazu dieses entsetzliche Wappen. «Er stieß den kleinen goldenen Speer mit dem Fuß an, und die Spange schlitterte über den Boden.»Für ihn wird man ein Lehen finden, und dort kann er sich seinen Sitz bauen. Harrenhal wird es nicht sein, aber ein ausreichend großes Gut. Er wird sich darum kümmern müssen, das Mädchen zu verheiraten.«

Janos Slynts Gesichtsfarbe hatte von rot zu weiß gewechselt.

«W-was… was habt Ihr…?«Seine Kinnbacken bebten wie Pudding.

«Was ich mit Euch zu tun gedenke?«Tyrion ließ den Dummkopf einen Augenblick lang schwitzen, ehe er antwortete.»Die Karacke Sommertraum läuft mit der Morgenflut aus. Ihr Besitzer hat mir gesagt, sie werde in Gulltown, den Three Sisters, der Insel Skagos und Eastwatch- by-the-Sea anlegen. Wenn Ihr Lord Commander Mormont trefft, überbringt ihm meine herzlichsten Grüße und sagt ihm, daß ich die Nöte der Nachtwache nicht vergessen hätte. Ich wünsche Euch ein langes Leben und einen angenehmen Dienst, Mylord.«

Nachdem Janos Slynt begriffen hatte, daß er nicht umgehend hingerichtet werden würde, kehrte die Farbe in sein Gesicht zurück. Er schob das Kinn vor.»Das werden wir ja sehen, Gnom. Zwerg. Vielleicht findet gar Ihr Euch auf diesem Schiff wieder, was haltet Ihr davon? Vielleicht geht Ihr zur Mauer. «Er lachte brüllend, und dennoch bange.»Ihr und Eure Drohungen. Warten wir's ab. Ich bin des Königs Freund, wißt Ihr. Wir wollen uns doch einmal anhören was Joffrey dazu zu sagen hat. Und Littlefinger und die Königin, o ja. Janos Slynt hat viele gute Freunde. Schauen wir erst einmal, wer in See sticht. Das verspreche ich Euch.«

Slynt machte auf dem Absatz kehrt wie einer der Wachleute, zu denen er einst gehört hatte, und eilte mit dröhnenden Schritten durch den Saal. Er stieg die Stufen hinauf, riß die Tür auf… und stand einem großen Mann mit langem Gesicht Auge in Auge gegenüber. Der Mann trug einen schwarzen Brustharnisch und einen goldenen Umhang. An den Stumpf seines rechten Unterarmes war eine eiserne Hand geschnallt.»Janos«, sagte er, und die tiefliegenden Augen unter der gewölbten Stirn und dem graumelierten Haar glitzerten. Sechs Goldröcke betraten hinter ihm den Kleinen Saal, derweil Janos Slynt zurückwich.

«Lord Slynt«, rief Tyrion,»vermutlich kennt Ihr Ser Jacelyn Bywater bereits, unseren neuen Kommandanten der Stadtwache!«