Выбрать главу

«Nein.«Über diese Träume sprach er nicht gern.

«Ein Prinz sollte besser lügen können. «Osha lachte.»Nun, deine Träume gehen mich nichts an. Ich muß in der Küche arbeiten, und dorthin sollte ich jetzt eilen, bevor Gage zu schreien anfängt und wieder mit seinem großen Holzlöffel herumfuchtelt. Mit Eurer Erlaubnis, mein Prinz.«

Sie hätte die Wolfsträume nicht erwähnen sollen, dachte Bran, während Hodor ihn die Treppe zu seinem Zimmer hinauftrug. Er kämpfte gegen den Schlaf an, solange er konnte, am Ende allerdings übermannte er ihn wie stets. In dieser Nacht träumte er von dem Wehrholzbaum. Der Stamm sah ihn mit seinen tiefroten Augen an, rief mit dem verzerrten Mund nach ihm, und aus den bleichen Zweigen flatterte die dreiäugige Krähe herab, pickte in sein Gesicht und rief seinen Namen mit einer Stimme, die sich an Schärfe mit einem Schwert vergleichen ließ.

Der Schall der Hörner weckte ihn. Bran rollte sich auf die

Seite und war dankbar für die Ablenkung. Er hörte Pferde und wildes Geschrei. Es sind neue Gäste eingetroffen, und halb betrunken sind sie noch dazu, bei dem Lärm, den sie veranstalten. An den Stangen zog er sich vom Bett hinüber zu seinem Sitz am Fenster. Die Banner zeigten einen Riesen in gesprengten Ketten, also mußte es sich um Männer von Umber handeln, die aus den Nordlanden jenseits des Letzten Flusses heruntergekommen waren.

Am nächsten Morgen erbaten sich zwei von ihnen eine Audienz, die Onkel des Greatjon, wilde Männer, die im Winter ihres Lebens standen und deren Barte ebenso weiß waren wie ihre Bärenfellmäntel. Einst hatte eine Krähe Mors für tot gehalten und ihm ein Auge ausgehackt, und so trug er statt dessen nur ein Stück Drachenglas. Old Nan erzählte, er hätte die Krähe mit der Faust gepackt und ihr den Kopf abgebissen, weshalb man ihn auch Krähenfresser nannte. Sie hatte Bran jedoch nie erklärt, weshalb sein Bruder Hother den Namen Hurentod trug.

Sie hatten sich kaum gesetzt, als Mors schon um die Erlaubnis bat, Lady Hornwood zu ehelichen.»Der Greatjon ist des Jungen Wolfs starke Rechte Hand, das weiß jeder. Wer könnte das Land der Witwe besser verteidigen als ein Umber, und welcher Umber besser als ich?«

«Lady Donella ist noch in Trauer«, gab Maester Luwin zu bedenken.

«Und ich trage das beste Mittel gegen Trauer unter meinem Pelz. «Mors lachte. Ser Rodrik dankte ihm höflich und versprach, der Lady und dem König das Ansinnen zu unterbreiten.

Hother wollte Schiffe.»Die Wildlinge schleichen aus dem Norden herunter, mehr als je zuvor. Sie überqueren die Seehundsbucht in kleinen Booten und landen an unserer Küste. Die Krähen in Eastwatch vermögen sie nicht aufzuhalten, und sie schlüpfen schnell wie Wiesel ans Ufer. Langschiffe brauchen wir, ja, und kräftige Kerle, die sie bemannen. Der Greatjon hat zu viele mitgenommen. Die Hälfte der Ernte ist auf dem Halm verkommen, weil wir niemanden haben, der die Sense schwingt.«

Ser Rodrik zupfte an seinem Backenbart.»Ihr habt Wälder mit hohen Fichten und alten Eichen. Lord Manderly hat Schiffsbauer und Seeleute in Hülle und Fülle. Zusammen könntet Ihr eine Flotte mit genug Langschiffen bauen, um Euer beider Küsten zu schützen.«

«Manderly?«Mors Umber schnaubte.»Dieser riesige wabbelnde Fettsack? Seine eigenen Leute verspotten ihn und nennen ihn Lord Neunauge, heißt es. Der Mann kann kaum gehen. Wenn man dem ein Schwert in den Bauch stößt, würden sich zehntausend Aale herauswinden.«

«Gewiß ist er dick«, räumte Ser Rodrik ein,»jedoch beileibe nicht dumm. Ihr werdet Euch in dieser Angelegenheit mit ihm einigen, sonst wird sich der König sicherlich für die Gründe interessieren, aus denen Ihr es ablehnt. «Und zu Brans größtem Erstaunen nahmen die aufsässigen Umbers, wenngleich auch murrend, diesen Befehl an.

Während die Audienz weiter andauerte, trafen die Männer der Glovers aus Deepwood Motte ein, und außerdem eine große Anzahl der Tallhearts aus Torrhen's Square. Galbart und Robert Glover hatten Deepwood der Obhut von Robetts Gemahlin überlassen, doch es war ihr Haushofmeister, der nach Winterfell kam.»Meine Herrin bittet Euch, ihre Abwesenheit zu entschuldigen. Ihre Kinder sind zu klein für eine solche Reise, und sie wollte sie nicht allein lassen. «Rasch begriff Bran, daß es der Haushofmeister und nicht die Lady Glover war, der in Deepwood Motte in Wirklichkeit das Sagen hatte. Der Mann erklärte, gegenwärtig werde nur ein Zehntel der Ernte als Vorrat zurückgelegt. Ein Zauberer habe ihm erzählt, bevor die Kälte einsetze, gebe es noch einen ertragreichen Geistersommer. Maester Luwin hatte einiges über solche Zauberer zu sagen. Ser Rodrik befahl ihm, ein Fünftel der Ernte einzulagern, und fragte den Haushofmeister eindringlich über Lord Hornwoods Bastard Larence Snow aus. Im Norden trugen alle hochgeborenen Bastarde den Nachnamen Snow. Dieser Junge war schon fast zwölf, und der Haushofmeister lobte seinen wachen Verstand und seinen Mut.

«Eure Idee mit dem Bastard hat vielleicht ihre Vorzüge, Bran«, sagte Maester Luwin später.»Eines Tages werdet Ihr ein guter Lord von Winterfell sein, glaube ich.«

«Nein, werde ich nicht. «Bran wußte, ein Lord würde er niemals werden, genausowenig wie ein Ritter.»Robb wird eines der Freymädchen heiraten, das habt Ihr mir selbst erzählt, und die Walders sind der gleichen Meinung. Er wird Söhne haben, und die werden nach ihm Lord von Winterfell sein, nicht ich.«

«Das ist durchaus möglich«, sagte Ser Rodrik,»doch auch ich war dreimal verheiratet, und meine Gemahlinnen haben mir nur Töchter geschenkt. Jetzt ist mir nur noch Beth geblieben. Mein Bruder Martyn hat vier kräftige Söhne gezeugt, aber nur Jory hat das Mannesalter erreicht. Als er erschlagen wurde, starb Martyns Linie mit ihm aus. Sprechen wir vom Morgen, können wir nichts als sicher betrachten.«

Leobald Tallheart war am nächsten Tag an der Reihe. Er redete über Vorzeichen, die das Wetter betrafen, und über den mangelnden Verstand des gemeinen Volkes, und er erzählte, wie sehr sein Neffe auf die Schlacht brannte.»Benfred hat eine eigene Kompanie Lanzenreiter aufgebaut. Knaben, keiner älter als neunzehn, aber jeder hält sich für einen Wolf. Ich habe ihnen gesagt, sie seien doch nur Kaninchen, und sie haben mich ausgelacht. Jetzt nennen sie sich die Wilden Hasen, haben sich Kaninchenfelle ans Ende ihrer Lanzen gebunden, galoppieren durchs Land und singen Lieder über Ritterlichkeit.«

Für Bran hörte sich das großartig an. Er erinnerte sich an Benfred Tallheart, einen Jungen, der Winterfell oft mit seinem Vater Ser Helman besucht und sich mit Robb und Theon Greyjoy angefreundet hatte. Aber Ser Rodrik gefielen diese Schilderungen ganz und gar nicht.»Wenn der König mehr Männer brauchte, würde er sie anfordern«, erwiderte er.»Teilt Eurem Neffen mit, er möge in Torrhen's Square bleiben, wie es sein Hoher Vater befohlen hat.«

«Das werde ich tun, Ser«, antwortete Leobald, und erst jetzt lenkte er das Gespräch auf Lady Hornwood. Die arme Frau, ohne Gemahl und ohne Erben mußte sie ihr Land verteidigen. Seine eigene Hohe Gemahlin war ebenfalls eine Hornwood, die Schwester des verstorbenen Lord Halys, wie sie gewiß wußten.»Eine leere Halle ist ein trauriges Heim. Ich habe darüber nachgedacht, ob ich der Lady Donella nicht meinen jüngsten Sohn als Mündel schicken sollte. Beren wird bald zehn, ein begabter Junge und ihr einziger Neffe. Bestimmt würde er sie aufheitern, und vielleicht nähme er sogar den Namen Hornwood an…«

«Wenn er zu ihrem Erben ernannt würde?«warf Maester Luwin ein.

«… damit das Haus fortbestehen könnte«, endete Leobald.