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Tyrion grinste schief.»Erzähle das nur nicht Lady Stark, ich flehe dich an. Wir haben keine hundert von meiner Sorte, um diesen Tausch zu tätigen.«

«Vater muß verrückt gewesen sein, dich hierher zu schicken. Du bist vollkommen nutzlos. «Die Königin riß an den Zügeln und wendete ihren Zelter. Im raschen Trab ritt sie durch das Tor, und der Hermelinmantel wehte hinter ihr her. Ihr Gefolge eilte ihr nach.

Tatsächlich ängstigte Renly Baratheon Tyrion nicht halb sosehr wie sein Bruder Stannis. Renly war beim einfachen Volk beliebt, aber er hatte noch nie zuvor Männer in den Krieg geführt. Stannis dagegen war hart, kalt und unergründlich. Wenn sie doch nur wüßten, was auf Dragonstone vor sich ging… doch keiner der Fischer, die er bezahlt hatte, um die Insel auszuspionieren, war je zurückgekehrt, und sogar die Spitzel, die der Eunuch in Stannis' Haushalt untergebracht hatte, hüllten sich in bedrohliches Schweigen. Statt dessen waren die gestreiften Rümpfe der Kriegsgaleeren aus Lys vor der Küste gesichtet worden, und Varys hatte aus Myr Berichte erhalten, denen zufolge viele Kapitäne in die Dienste von Dragonstone getreten waren. Sollte Stannis von See her angreifen, während sein Bruder Renly die Tore erstürmte, würden sie Joffreys Kopf bald auf einen Spieß stecken. Schlimmer noch, meiner würde daneben landen. Ein niederschmetternder Gedanke. Am besten schmiedete er schon einmal einen Plan, wie er Shae aus der Stadt bringen könnte, wenn es zum Schlimmsten zu kommen drohte.

Podrick Payne stand vor der Tür seines Solars und studierte den Fußboden.»Er ist drinnen«, sagte er, an Tyrions Gürtelschnalle gewandt.»In Eurem Solar, Mylord. Entschuldigt.«

Tyrion seufzte.»Sieh mich an, Pod. Es macht mich nervös, wenn du mit meinem Hosenlatz redest, vor allem, wenn ich gar keinen trage. Wer ist in meinem Solar?«

«Lord Littlefinger. «Podrick wagte einen kurzen Blick auf Tyrions Gesicht und starrte sofort wieder zu Boden.»Ich wollte sagen, Lord Petyr. Lord Baelish. Der Meister der Münze.«

«Bei dir hört es sich an, als hätte sich da drin eine Menschenmenge versammelt. «Der Junge duckte sich, als wäre er geschlagen worden, und Tyrion fühlte sich eigentümlicherweise schuldig.

Lord Petyr saß auf der Fensterbank; er trug ein elegantes pflaumenfarbenes Samtwams und einen gelben Seidenumhang, und eine seiner behandschuhten Hände ruhte auf dem Knie.»Der König kämpft mit der Armbrust gegen Hasen«, sagte er,»und die Hasen gewinnen. Kommt und seht Euch das an.«

Tyrion mußte sich auf die Zehenspitzen stellen, um einen Blick auf das Schauspiel zu erhaschen. Unten im Hof lag ein toter Hase, ein zweiter stand kurz davor, an der Verletzung durch den Bolzen, der aus seiner Seite ragte, zu verenden. Verschossene Bolzen waren über die festgestampfte Erde verstreut wie Strohhalme nach einem Sturm.»Jetzt!«schrie Joffrey. Der Wildhüter ließ den Hasen los, den er hielt, und das Tier rannte los. Joff riß an dem Auslöser der Armbrust. Der Bolzen verfehlte sein Ziel um zwei Fuß. Der Hase stellte sich auf die Hinterläufe, wandte sich dem König zu und zuckte mit der Nase. Fluchend drehte Joff die Winde, um die Sehne zu spannen, aber das Tier war verschwunden, ehe er nachgeladen hatte.»Der nächste!«Der Wildhüter griff in den Stall. Dieser Hase schoß wie ein brauner Blitz an der Mauer entlang, und Joffreys hastiger Schuß hätte Ser Preston beinahe in die Lenden getroffen.

Littlefinger drehte sich um, und in seinen Augen lachte der Schalk.»Junge, magst du eingemachten Hasen?«fragte er

Podrick Payne.

Pod starrte auf die Füße des Besuchers, hübsche Stiefel aus rotgefärbtem Leder, die mit schwarzen Spiralen verziert waren.»Zum Essen, Mylord?«

«Kauf dir Töpfe«, riet ihm Littlefinger.»Die Burg wird bald von Hasen übervölkert sein. Wir werden sie dreimal am Tag auf den Tisch bekommen.«

«Besser als Ratten am Spieß«, meinte Tyrion.»Pod, laß uns allein. Es sei denn, Lord Petyr wünscht eine Erfrischung?«

«Danke, nein. «Littlefinger lächelte spöttisch.»Trink mit dem Zwerg, heißt es, und du wachst auf der Mauer wieder auf. Schwarz betont meine ungesunde Blässe so sehr.«

Nur keine Angst, Mylord, dachte Tyrion, die Mauer ist es nicht, die ich für Euch im Sinn habe. Er setzte sich auf einen hohen Stuhl, der mit Kissen gepolstert war.»Ihr seht heute sehr elegant aus, Mylord.«

«Ihr verletzt mich. Ich bemühe mich, jeden Tag elegant auszusehen.«

«Ist das ein neues Wams?«

«Ja. Ihr seid außerordentlich aufmerksam.«

«Pflaumenblau und gelb. Sind das die Farben Eures Hauses?«

«Nein. Aber es langweilt einen am Ende, wenn man tagein, tagaus dieselben Farben trägt, finde ich.«

«Ihr habt auch ein hübsches Messer.«

«Ja?«Erneut funkelten Littlefingers Augen belustigt. Er zog das Messer und betrachtete es beiläufig, als sähe er es zum ersten Mal.»Valyri scher Stahl und ein Heft aus Drachenknochen. Ein bißchen schlicht vielleicht. Es gehört Euch, wenn Ihr möchtet.«

«Mir?«Tyrion blickte ihn lange an.»Nein, ich glaube nicht. «Er weiß Bescheid, dieser unverschämte Kerl. Er weiß

Bescheid und außerdem weiß er, daß ich Bescheid weiß. Und er glaubt, ich könne ihm nichts anhaben.

Wenn sich jemals ein Mann in Gold gerüstet hatte, dann war es Petyr Baelish, nicht Jaime Lannister. Jaimes berühmte Rüstung bestand lediglich aus vergoldetem Stahl, aber Littlefinger, nun…

Tyrion hatte eine Menge Dinge über den liebenswerten Petyr erfahren, die ihm wachsendes Unbehagen bereiteten.

Vor zehn Jahren hatte Jon Arryn Lord Petyr ein kleines Lehen überlassen, in dem dieser sich bald dadurch hervorgetan hatte, daß er die dreifache Summe an Steuern eintrieb als die anderen Vasallen des Königs. König Robert war ein Verschwender gewesen. Ein Mann wie Petyr Baelish, der die Gabe besaß, zwei Golddrachen aneinanderzureihen und damit einen dritten hervorzuzaubern, war für seine Rechte Hand von unschätzbarem Wert. Littlefinger hatte einen pfeilschnellen Aufstieg hinter sich. Drei Jahre, nachdem er an den Hof geholt worden war, trug er den Titel Meister der Münze und war Mitglied des kleinen Rates, und heute waren die Einnahmen der Krone zehnmal so hoch wie unter seinem Vorgänger… allerdings waren auch die Schulden des Königs enorm gewachsen. Petyr Baelish war ein meisterhafter Jongleur.

Oh, und gerissen war er. Er sammelte das Gold nicht einfach nur ein und verschloß es hinter den Türen der Schatzkammer, nein. Er bezahlte die Schulden des Hofes mit Schuldscheinen und ließ das Gold des Königs arbeiten. Er erstand Wagen, Läden, Schiffe, Häuser. Er kaufte Getreide, wenn die Ernte reich ausfiel, und verkaufte Brot, wenn Mangel herrschte. Er deckte sich mit Wolle aus dem Norden, Leinen aus dem Süden und Seide aus Lys ein, lagerte sie ein, verschob sie hin und her, ließ sie färben, veräußerte sie. Die Golddrachen vermehrten sich, und Littlefinger lieh sie aus und holte sie mit Nachwuchs wieder heim.

Währenddessen brachte er seine eigenen Männer in Position. Alle vier Hüter der Schlüssel waren ihm treu ergeben. Den Zahlmeister und den Wiegemeister des Königs hatte er ernannt. Dazu die Amtmänner aller drei Münzstätten. Hafenmeister, Steuereintreiber, Zollbeamte, Wollverwalter, Mauteintreiber, Weinverwalter; neun von zehn waren Littlefingers Leute. Im großen und ganzen handelte es sich um Männer von mittlerem Rang; Söhne von Kaufleuten, niedere Lords, manchmal sogar um Ausländer, doch maß man sie an den Ergebnissen, waren sie weitaus fähiger als ihre hochgeborenen Vorgänger.