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Er machte ihr angst.»R-richtige Ritter, Mylord.«

«Richtige Ritter«, spottete er.»Und ich bin kein Lord, und schon gar kein Ritter. Soll ich dir das mit ein paar Schlägen einbleuen?«Clegane wankte und wäre fast gefallen.»Bei den Göttern«, fluchte er,»zuviel Wein. Magst du Wein, kleiner Vogel? Richtigen Wein? Eine Flasche sauren Roten, dunkel wie Blut, das ist alles, was ein Mann braucht. Oder eine Frau. «Er lachte und schüttelte den Kopf.»Sturzbetrunken, verdammt. Komm jetzt mit. Zurück in deinen Käfig, kleiner Vogel. Ich bringe dich hin. Werde dich für den König beschützen.«

Der Bluthund gab Sansa einen überraschend sanften Stoß und folgte ihr die Treppe hinunter. Unten angelangt, war er wieder in sein brütendes Schweigen verfallen, als habe er ihre Gegenwart vergessen.

Vor Maegors Bergfried stellte sie erschrocken fest, daß Ser

Boros Blount seinen Posten auf der Zugbrücke wieder bezogen hatte. Sein hoher weißer Helm drehte sich bei ihren Schritten zu ihnen um. Sansa wich seinem Blick aus. Ser Boros war der schlimmste Mann der ganzen Königsgarde, ein häßlicher Kerl mit schlechter Laune, finsterer Miene und Doppelkinn.

«Den brauchst du nicht zu fürchten, Mädchen. «Der Bluthund legte ihr die schwere Hand auf die Schulter.»Wenn man auf eine Kröte Streifen malt, wird sie deshalb nicht zum Tiger.«

Ser Boros schob das Visier hoch.»Ser, wo — «

«Verflucht sei Euer Ser, Boros. Ihr seid der Ritter, nicht ich. Ich bin der Bluthund des Königs, schon vergessen?«

«Der König hat erst kürzlich nach seinem Hund gesucht.«

«Der Hund hat sich betrunken. In dieser Nacht war es an Euch, über den König zu wachen, Ser. An Euch und meinen anderen Brüdern.«

Ser Boros wandte sich an Sansa.»Warum seid Ihr zu dieser späten Stunde nicht in Euren Gemächern, Mylady?«

«Ich war im Götterhain, um für die Sicherheit des Königs zu beten. «Diesmal klang die Lüge besser, fast wie die Wahrheit.

«Denkt Ihr, sie hätte bei all dem Lärm schlafen können?«fragte Clegane.»Was war denn los?«

«Ein paar Dummköpfe am Tor«, erklärte Ser Boros.»Ein paar lose Zungen haben herumerzählt, es seien Vorbereitungen für ein Festmahl zu Tyreks Hochzeit im Gange, und diese Kerle hatten es sich in den Kopf gesetzt, an diesem Schmaus teilzunehmen. Seine Gnaden hat einen Ausfall angeführt und sie vertrieben.«»Ein tapferer Junge. «Clegans Mund zuckte. Wir wollen sehen, wie tapfer er ist, wenn er meinem Bruder gegenübersteht, dachte Sansa. Der Bluthund geleitete sie über die Zugbrücke. Indes sie die Wendeltreppe hinaufstiegen, sagte sie:»Warum laßt Ihr Euch von allen Leuten Hund nennen? Als

Ritter darf man Euch dagegen nicht bezeichnen.«

«Hunde mag ich lieber als Ritter. Meines Vaters Vater war Hundemeister auf dem Rock. In einem Herbstjahr geriet Lord Tytos zwischen eine Löwin und ihre Beute. Der Löwin war es völlig egal, daß sie das Wappentier der Lannisters darstellte. Das Vieh hat Mylords Pferd zerrissen und hätte sich auch an dem Lord selbst gütlich getan, doch mein Großvater kam mit den Hunden hinzu. Drei seiner Tiere sind im Kampf gegen die Löwin getötet worden. Mein Großvater hat ein Bein verloren, also entlohnte ihn Lannister dafür mit Land und einem Wehrturm und nahm seinen Sohn als Knappen zu sich. Die drei Hunde auf unserem Wappen sind jene drei, die im gelben Herbstgras den Tod fanden. Ein Bluthund gibt sein Leben für dich, aber er wird niemals lügen. Und er blickt dir immer aufrecht ins Gesicht. «Er legte die Hand unter ihr Kinn und hob es hoch, wobei seine Finger schmerzhaft zupackten.»Und das können kleine Vögel nicht, oder? Du hast noch gar nicht für mich gesungen.«

«Ich… ich kenne ein Lied über Florian und Jonquil.«»Florian und Jonquil? Ein Hofnarr und seine Liebste. Erspar mir das. Eines Tages werde ich dir ein Lied vorsingen, ob du es hören möchtest oder nicht.«

«Ich würde es Euch gern vortragen.«

Sandor Clegane schnaubte.»Ein so hübsches Ding und eine so schlechte Lügnerin. Ein Hund kann eine Lüge riechen, wußtest du das? Schau dich gut um und schnüffele herum. Hier gibt es überall nur Lügner… und jeder von ihnen versteht sich auf diese Kunst besser als du.«

Arya

Während sie am Stamm hinaufkletterte, konnte Arya die Schornsteine zwischen den Bäumen aufragen sehen. Strohdächer standen entlang des Seeufers, und zwischen ihnen floß ein kleiner Bach hindurch. Ein hölzerner Anlegesteg erstreckte sich neben einem schiefergedeckten Gebäude ins Wasser.

Sie stieg weiter nach oben, bis ein Ast unter ihrem Gewicht nachgab. Am Steg lagen keine Boote, dennoch ringelten sich aus den Schornsteinen dünne Rauchfäden in die Luft, und halb verdeckt stand ein Wagen hinter einem Stall.

Dort ist jemand. Arya biß sich auf die Unterlippe. Alle anderen Orte, durch die sie bisher gekommen waren, hatten sie leer und verlassen vorgefunden. Bauernhöfe, Dörfer, Burgen, Septen, Scheunen, ganz gleich was. Wenn etwas brennen konnte, hatten die Lannisters es angezündet; wenn etwas sterben konnte, hatten sie es getötet. Sogar die Wälder hatten sie dort, wo es ging, in Brand gesetzt, aber das Laub war grün und das Holz naß von den jüngsten Regenfällen, und deshalb hatte sich das Feuer nicht ausgebreitet.»Sie würden auch den See anstecken, wenn es möglich wäre«, hatte Gendry gesagt, und Arya wußte, damit hatte er recht. In der Nacht ihrer Flucht hatten die Flammen so hell auf dem Wasser geglänzt, daß es aussah, als würde der See tatsächlich brennen.

In der folgenden Nacht hatten sie endlich den Mut aufgebracht, in die Ruinen zurückzukehren, doch hatten sie nur rußgeschwärzte Steine, leere Hülsen von Häusern und Leichen gefunden. An manchen Stellen stieg noch immer schwacher Rauch aus der Asche auf. Heiße Pastete hatte sie angefleht, nicht dorthin zurückzugehen, und Lommy nannte sie Dummköpfe und schwor, Ser Armory werde sie erwischen und ebenfalls töten, aber Lorch und seine Männer waren zu diesem Zeitpunkt schon längst wieder abgezogen. Die Tore waren eingerissen, die Mauern teilweise geschleift, und überall lagen unbestattete Tote. Ein Blick genügte Gendry.»Sie haben alle umgebracht«, sagte er.»Und die Hunde haben auch schon an ihnen genagt.«

«Oder Wölfe.«

«Hunde, Wölfe, welche Rolle spielt das? Hier gibt es nichts mehr.«

Arya hingegen wollte nicht gehen, bis sie Yoren gefunden hatten. Ihn konnten sie nicht umgebracht haben, redete sie sich ein, er war so hart und zäh, und außerdem ein Bruder von der Nachtwache. Das sagte sie auch zu Gendry, während sie zwischen den Leichen nach ihm suchten.

Der Axthieb, der ihn das Leben gekostet hatte, hatte ihm den Schädel in zwei Teile gespalten, aber der graue verfilzte Bart konnte keinem anderen gehören, oder das Gewand, ausgeblichen und lange schon eher grau denn schwarz. Ser Armory Lorch hatte sich auch mit der Bestattung seiner eigenen Gefallenen nicht abgegeben, und die Leichen von vier Männern der Lannisters lagen um Yoren herum. Arya fragte sich, wie viele Gegner wohl notwendig gewesen waren, um ihn zu töten.

Er wollte mich nach Hause bringen, dachte sie, derweil sie eine Grube für den Alten aushoben. Es waren zu viele Tote, um sie alle zu beerdigen, doch wenigstens Yoren sollte ein Grab bekommen. Darauf bestand Arya. Er wollte mich sicher nach Winterfell bringen, das hat er versprochen. Einerseits hätte sie am liebsten geweint. Andererseits hätte sie ihn am liebsten getreten.