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«Ihr habt recht getan, mich zu holen«, lobte Tyrion.»Ich werde Ser Cleos in Euren Händen lassen. Behandelt ihn mit aller gebührenden Gastfreundschaft.«

«Und seine Eskorte?«wollte der Kommandant wissen.»Versorgt sie mit Essen und frischer Kleidung, und die Verwundeten soll sich ein Maester anschauen. Auf keinen Fall dürfen sie auch nur einen Fuß in die Stadt setzen, verstanden?«Es wäre nicht gut, wenn Robb Stark in Riverrun über die wahren Zustände in King's Landing Bescheid wüßte.»Sehr wohl, Mylord.«»Ach, und noch etwas. Die Alchimisten werden einen großen Vorrat Töpfe an jedes Stadttor liefern. Ihr werdet sie einsetzen, um damit die Leute auszubilden, welche die Feuerspeier, die Geschütze, bedienen. Füllt die Gefäße mit grüner Farbe und laßt sie damit Laden und Schießen üben. Jeder Mann, der etwas verschüttet, wird ausgewechselt. Wenn sie mit den Farbtöpfen umgehen können, ersetzt die Farbe durch Öl. Dieses sollen sie anzünden und damit schießen. Nachdem sie gelernt haben, sich dabei nicht zu verbrennen, können sie vielleicht auch das Seefeuer handhaben.«

Ser Jacelyn kratzte sich die Wange mit der eisernen Hand.»Eine weise Maßnahme. Obwohl ich nicht viel für diese Alchimistenpisse übrig habe.«

«Ich auch nicht, doch muß ich mit dem vorlieb nehmen, was ich bekommen kann.«

Wieder in seiner Sänfte, zog Tyrion die Vorhänge zu und schob sich ein Kissen unter den Ellbogen. Cersei würde nicht erfreut darüber sein, daß er Starks Brief abgefangen hatte, aber sein Vater hatte ihn geschickt, damit er regierte, nicht um seiner Schwester zu gefallen.

Seiner Meinung nach hatte Robb Stark ihnen eine Chance gegeben, die Gold wert war. Mochte der Junge in Riverrun warten und von einem leichten Friedensschluß träumen. Tyrion würde ihm eigene Bedingungen stellen und ihm den Königstitel des Nordens und einiges andere zugestehen, gerade genug, um bei ihm Hoffnung keimen zu lassen. Ser Cleos würde sich seinen knochigen Freyhintern dabei plattreiten, Angebote und Gegenangebote hin und her zu tragen. Unterdessen würde ihr Vetter Ser Stafford die neue Armee, die er in Casterly Rock ausgehoben hatte, bewaffnen und drillen. War er erst einmal bereit, konnten er und Lord Tywin die Starks zwischen sich zermalmen.

Wären Roberts Brüder doch nur ebenso entgegenkommend. Wenn auch langsam wie ein Gletscher, so kroch Renly Baratheon mit seinem riesigen Heer im Süden doch immer weiter nach Nordosten vor, und kaum eine Nacht verging, in der Tyrion nicht fürchtete, von der Nachricht geweckt zu werden, daß Lord Stannis mit seiner Flotte den Blackwater Rush hinaufsegelte. Nun, wir haben einen hübschen Vorrat an Seefeuer, jedoch…

Der Lärm eines Tumults auf der Straße riß ihn aus seinen Sorgen. Tyrion spähte vorsichtig durch den Vorhang hinaus. Sie überquerten gerade den Schusterplatz, wo sich eine ansehnliche Menge unter den ledernen Vordächern versammelt hatte, um den Tiraden eines Propheten zu lauschen. Seine ungefärbte Wollrobe, die von einem Hanfseil zusammengehalten wurde, wies ihn als einen der Bettelbrüder aus.

«Verderbtheit!«schrie der Mann schrill.»Das ist die Warnung. Seht des Vaters Geißel!«Er zeigte auf die verschwommene rote Wunde im Himmel. Von diesem Standpunkt aus ragte die ferne Burg auf Aegons Hohem Hügel genau hinter ihm auf, und der Komet hing unheilverkündend über ihren Türmen. Er hat seine Bühne klug gewählt, dachte Tyrion.»Wir sind fett geworden, aufgeblasen, faul. Brüder verbinden sich mit ihren Schwestern in den Betten der Könige, und die Frucht ihrer Inzucht tanzt zur Pfeife eines verkümmerten Affendämons durch den Palast. Hochgeborene Damen huren mit Narren und setzen Ungeheuer in die Welt! Sogar der Hohe Septon hat die Götter vergessen! Er badet in wohlriechendem Wasser und wird fett von Lachs und Lamm, während sein Volk Hungers stirbt! Eitelkeit steht vor dem Gebet, Maden im Speck regieren unsere Burgen, und Gold ist alles, was zählt… aber nicht länger! Der Sommer der Verderbtheit hat ein Ende, der Hurenkönig wird gestürzt! Als der Keiler ihm den Bauch aufriß, erhob sich ein großer Gestank zum Himmel, und tausend Schlangen krochen aus seinem Wanst und zischten und bissen um sich!«Er reckte den Arm in Richtung des Kometen und der Burg.»Dort steht der Vorbote! Schwöret der Sünde ab! Badet im Wein der Gerechtigkeit, oder ihr werdet im Feuer gebadet! Im Feuer!«

«Feuer!«antworteten andere Stimmen, doch das johlende Gelächter übertönte sie. Dieser Umstand tröstete Tyrion. Er gab den Trägern den Befehl, weiterzugehen, und die Sänfte schaukelte wie ein Schiff auf rauher See, derweil die Burned Men den Weg freimachten. Verkümmerter Affendämon, also wirklich. Was den Hohen Septon anging, so hatte der Prophet sicherlich recht. Was hatte Mondbub kürzlich über ihn gesagt. Ein höchst frommer Mann, der die Sieben mit solcher Inbrunst verehrt, daß er bei allen Mahlzeiten eine Portion für jeden von ihnen verspeist. Bei der Erinnerung an den Scherz des Narren lächelte Tyrion.

Zu seiner Freude erreichte er den Red Keep ohne weitere Zwischenfälle. Er stieg die Treppe zu seinen Gemächern hinauf und fühlte sich schon ein wenig zuversichtlicher als noch in der Morgendämmerung. Zeit, das ist alles, was ich brauche, Zeit, alles zusammenzustückeln. Wenn die Kette erst fertig ist… Er öffnete die Tür zu seinem Solar.

Cersei wandte sich vom Fenster ab und drehte sich mit wirbelnden Röcken zu ihm um.»Wie kannst du es wagen, dich mir zu widersetzen, wenn ich dich rufe?«

«Wer hat dich in meinen Turm eingelassen?«»Deinen Turm? Dies ist meines Sohnes königliche Burg.«»Das habe ich auch gehört. «Tyrion war ganz und gar nicht belustigt. Und Crawn würde das gewißlich auch nicht sein, wenn er ihn sich erst einmal vorgenommen hatte. Seine Moon Brothers waren heute mit der Wache an der Reihe.»Ich wollte zufällig gerade zu dir kommen.«»Tatsächlich?«

Er warf die Tür hinter sich zu.»Zweifelst du an meinen Worten?«»Gewiß, und das mit gutem Grund.«

«Das verletzt mich. «Tyrion watschelte zu dem niedrigen Schrank hinüber, um sich einen Becher Wein zu holen. Er kannte nichts, was ihm größeren Durst verursachte, als mit Cersei zu reden.»Falls ich dich beleidigt habe, wüßte ich gern, wodurch.«

«Was für ein widerlicher kleiner Wurm du bist! Myrcella ist meine einzige Tochter. Hast du dir tatsächlich eingebildet, ich würde zulassen, daß du sie wie einen Sack Hafer verschacherst?«

Myrcella, schoß es ihm durch den Sinn. Nun, das Ei wäre gelegt und ausgebrütet. Wollen wir doch mal sehen, welche Farbe das Küken hat.

«Kaum wie einen Sack Hafer. Myrcella ist eine Prinzessin. Manch einer würde sagen, für ein solches Schicksal wurde sie geboren. Oder hattest du die Absicht, sie mit Tommen zu vermählen?«

Sie schlug ihm den Weinbecher aus der Hand.»Ob du mein

Bruder bist oder nicht, dafür sollte ich dir die Zunge herausreißen lassen. Ich bin Joffreys Regentin, nicht du, und ich sage, daß Myrcella nicht auf die gleiche Weise zu diesem Mann aus Dorne verfrachtet wird, auf die man mich Robert Baratheon auslieferte. «Tyrion schüttelte sich den Wein von den Fingern und seufzte.»Warum nicht? In Dorne wäre sie wesentlich sicherer als hier.«

«Bist du wirklich so dumm oder einfach nur verstockt? Die Martells haben keinen Grund, uns zu mögen.«