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«Die Martells haben sogar guten Grund, uns zu hassen. Nichtsdestotrotz erwarte ich ihr Einverständnis. Prinz Dorans Groll auf das Haus Lannister reicht eine Generation zurück, doch gegen Storm's End und Highgarden führt man in Dorne bereits seit tausend Jahren Krieg, und Renly ist sich der Unterstützung Dornes gewiß. Myrcella ist neun, Trystane Martell elf. Ich habe vorgeschlagen, sie mögen vermählt werden, sobald das Mädchen ihr vierzehntes Jahr erreicht hat. Bis dahin würde sie unter Prinz Dorans Schutz als Ehrengast auf Sunspear leben.«

«Als Geisel«, widersprach Cersei und kniff die Lippen zusammen.

«Als Ehrengast«, beharrte Tyrion,»und ich vermute, Martell wird Myrcella nicht so unfreundlich behandeln wie Joffrey Sansa Stark. Mir schwebt vor, sie von Ser Arys Oakheart begleiten zu lassen. Mit einem Ritter der Königsgarde an der Seite wird niemand vergessen, wer und was sie ist.«

«Ser Arys wird wenig ausrichten können, falls Doran Martell beschließt, mit dem Tod meiner Tochter wäre der Tod seiner Schwester beglichen.«

«Martell ist zu sehr Ehrenmann, um ein neunjähriges Mädchen zu ermorden, insbesondere ein so süßes und unschuldiges. So lange er sie in Händen hält, darf er beruhigt sein, daß wir von unserer Seite der Abmachung treu bleiben, und unser Angebot ist zu gut, um es abzulehnen. Myrcella ist nur ein kleiner Teil davon. Ich habe ihm zusätzlich den Mörder seiner Schwester, einen Sitz im Rat und ein paar Burgen in den Marschen versprochen… «

«Zuviel. «Cersei schritt ruhelos wie eine Löwin auf und ab, ihre Röcke wirbelten.»Du hast ihm viel zuviel angeboten, noch dazu ohne meine Erlaubnis.«

«Wir sprechen über den Prinzen von Dorne. Hätte ich ihm weniger geboten, würde er mir vermutlich ins Gesicht spucken.«

«Zuviel!«wiederholte Cersei und fuhr zu ihm herum.

«Was hättest du ihm denn angetragen, das Loch zwischen deinen Beinen?«fragte Tyrion, den nun langsam ebenfalls die Wut packte.

Diesmal sah er die Ohrfeige kommen. Der Schlag riß ihm den Kopf herum.»Liebe, süße Schwester«, sagte er,»eins will ich dir versprechen: gerade hast du mich zum letzten Mal geschlagen.«

Sie lachte.»Droh mir nicht, kleiner Mann. Glaubst du, Vaters Briefe beschützen dich? Sie sind nur Papier. Eddard Stark hatte ebenfalls ein Stück Papier, und was hat es ihm genutzt?«

Eddard Stark hatte die Stadtwache nicht, dachte Tyrion, nicht meine Männer aus den Mondbergen, und auch nicht die Söldner, die Bronn angeheuert hat. Jedenfalls hoffte er das. Er vertraute auf Varys, auf Ser Jacelyn Bywater, auf Bronn. Wahrscheinlich hatte sich Lord Stark ähnlichen Illusionen hingegeben.

Dennoch erwiderte er nichts. Ein weiser Mann gießt kein Seefeuer in ein Kohlebecken. Statt dessen schenkte er sich einen neuen Becher Wein ein.»Wie sicher, meinst du, wird Myrcella hier sein, falls King's Landing tatsächlich fallen sollte? Renly und Stannis werden ihren Kopf neben deinem

aufspießen. «Und Cersei begann zu weinen.

Wäre Aegon der Eroberer persönlich auf einem Drachen in den Raum geplatzt und hätte mit Zitronenküchlein jongliert, hätte Tyrion Lannister nicht erstaunter sein können. Seit ihrer gemeinsamen Kindheit auf Casterly Rock hatte er seine Schwester nicht mehr weinen sehen. Unbeholfen trat er einen Schritt auf sie zu. Wenn deine Schwester weint, solltest du sie trösten… aber dies hier war Cersei! Versuchsweise streckte er die Hand nach ihrer Schulter aus.

«Rühr mich nicht an!«fauchte sie und entzog sich ihm. Es hätte nicht weh tun sollen, dennoch schmerzte diese Geste mehr als jede Ohrfeige. Rot vor Wut und Kummer rang sie um Atem.»Schau mich nicht an… nicht so… nicht du.«

Höflich kehrte ihr Tyrion den Rücken zu.»Ich wollte dich nicht erschrecken. Myrcella wird nichts zustoßen, das verspreche ich dir.«

«Lügner«, sagte sie hinter ihm.»Ich bin kein Kind, das man mit leeren Versprechungen trösten kann. Du hast mir auch versichert, du würdest Jaime befreien. Nun, wo ist er?«

«In Riverrun, würde ich meinen. Gut bewacht, bis ich eine Möglichkeit finde, ihn dort herauszuholen.«

Cersei schnaubte.»Wäre ich bloß als Mann geboren worden! Dann brauchte ich keinen von euch. Nichts von alldem wäre geschehen. Wie konnte sich Jaime nur von diesem Knaben gefangennehmen lassen? Und Vater; ich Närrin habe mein Vertrauen in ihn gesetzt, und wo ist er jetzt, da ich ihn brauche? Was tut er?«»Er führt Krieg.«

«Hinter den Mauern von Harrenhal?«erwiderte sie höhnisch.»Eine eigenartige Art zu kämpfen. Es sieht mir verdächtig nach Verstecken aus.«

«Sieh lieber noch einmal genau hin.«

«Wie würdest du es denn nennen? Vater sitzt in der einen

Burg, Robb Stark in der anderen, und niemand handelt.«

«Es gibt solche und solche Arten von Sitzen«, erklärte ihr Tyrion.»Jeder wartet auf den Zug des Gegners, doch der Löwe wartet still, zum Sprung bereit und mit zuckendem Schwanz, während das Kitz vor Angst erstarrt ist und mit weichen Knien dasteht. Der Löwe wird das Kitz reißen, wohin es auch zu fliehen versucht, und das weiß er auch.«

«Bist du sicher, daß Vater der Löwe ist?«Tyrion grinste.»Das Tier findet sich jedenfalls auf unseren Bannern.«

Sie ging über den Scherz hinweg.»Wenn Vater der Gefangene wäre, würde Jaime nicht untätig herumsitzen, das verspreche ich dir.«

Jaime würde sein Heer vor den Mauern von Riverrun zu blutigen Fetzen aufreiben, und die Anderen sollen die Vernunft holen. Niemals hat er auch nur einen Hauch Geduld gezeigt, nicht mehr als du, süße Schwester.»Wir können nicht alle so verwegen sein wie Jaime, und außerdem gibt es mehrere Möglichkeiten, einen Krieg zu gewinnen. Harrenhal ist stark und liegt günstig.«

«Und King's Landing nicht, das weißt du, und das weiß ich auch. Während Vater mit dem Starkknaben Löwe und Kitz spielt, marschiert Renly die Roseroad hinauf. Er kann jeden Tag vor unseren Toren eintreffen!«

«Die Stadt wird nicht in einem Tage eingenommen. Von Harrenhal ist es nur ein kurzer, rascher Marsch über die Kingsroad hierher. Renly wird seine Belagerungsmaschinen noch gar nicht aufgebaut haben, wenn Vater ihm in den Rücken fällt. Vaters Heer wird der Hammer sein, und die Stadtmauer der Amboß. Was für ein hübsches Bild.«

Cersei durchbohrte ihn mit ihren grünen Augen und hungerte doch nach den Versicherungen, die er ihr hinwarf.»Und was geschieht, wenn Robb Stark sich in Bewegung setzt?«

«Harrenhal liegt nahe genug an den Furten des Tridents, und deshalb kann Roose Bolton den nördlichen Teil des Heeres nicht herüberbringen und sich mit dem Jungen Wolf vereinen. Stark kann nicht nach King's Landing marschieren, ehe er Harrenhal eingenommen hat, und selbst mit Bolton zusammen fehlt ihm dazu die Stärke. «Tyrion setzte sein gewinnendstes Lächeln auf.»Inzwischen mästet sich Vater an den Flußlanden, während unser Onkel Stafford auf dem Rock frische Rekruten aushebt.«

Seine Schwester starrte ihn mißtrauisch an.»Woher weißt du das alles? Hat dir Vater seine Absichten verraten, bevor er dich hergeschickt hat?«

«Nein. Ich habe auf eine Karte geschaut.«

Ihre Miene wurde verächtlich.»Demnach entstammt jedes Wort, das du gerade gesagt hast, allein deinem grotesken Kopf, Gnom?«

Tyrion schnalzte kurz mit der Zunge.»Süße Schwester, ich frage dich, wenn wir nicht dem Sieg nahe wären, hätten die Starks uns dann Frieden angeboten?«Er zog den Brief hervor, den Ser Cleos Frey gebracht hatte.»Der Junge Wolf schickt uns seine Bedingungen. Nicht annehmbar, gewiß, und doch ein Anfang. Möchtest du sie dir ansehen?«