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Der Junge, Jojen, blickte sich neugierig in der Halle um, bevor er sich setzte.»Wo sind die Schattenwölfe?«»Im Götterhain«, antwortete Rickon.»Shaggy war böse.«

«Mein Bruder würde sie gern sehen«, sagte das Mädchen.

Der kleine Walder warf laut ein:»Er sollte lieber aufpassen, daß sie ihn nicht sehen, sonst beißen sie ihn.«

«Sie beißen nicht, wenn ich dabei bin. «Bran gefiel es, daß sie die Wölfe sehen wollten.»Summer sowieso nicht, und der wird Shaggydog schon in Schach halten. «Irgendwie war er neugierig auf diese Pfahlbauleute. Bisher war er noch keinem begegnet, wenn er sich recht erinnerte. Sein Vater hatte oft Briefe an den Lord von Greywater geschickt, zu einem Besuch in Winterfell war jedoch nie einer von ihnen erschienen. Gern hätte er sich weiter mit ihnen unterhalten, aber in der großen Halle war es zu laut, und deshalb konnte man jemanden, der ein wenig weiter entfernt saß, kaum verstehen.

Ser Rodrik hingegen saß gleich neben Bran.»Essen sie wirklich Frösche?«fragte er den alten Ritter.

«Ja«, antwortete Ser Rodrik.»Frösche und Fische und Eidechsen, dazu alle Arten von Vögeln.«

Vielleicht haben sie keine Schafe und Rinder. Bran befahl den Dienern, ihnen Hammelkoteletts und eine Scheibe Auerochs zu bringen. Das Essen schien ihnen zu munden. Das

Mädchen erwischte ihn dabei, wie er sie anstarrte, und lächelte. Bran errötete und wandte den Blick ab.

Viel später, nachdem die Süßspeisen serviert und mit vielen Litern Sommerwein heruntergespült worden waren, wurde das Essen abgetragen, und man schob die Tische an die Wände, um Platz zum Tanzen zu schaffen. Die Musik wurde lebhafter, ein Trommler fiel mit ein, und Hother Umber holte ein riesiges, gekrümmtes Kriegshorn hervor, das mit Silberbändern verziert war. Als der Sänger jene Stelle in» Die Nacht, die endete «erreichte, wo die Nachtwache zur Schlacht um die Dämmerung gegen die Anderen auszieht, stieß er ins Horn, daß alle Hunde mit Gebell einfielen.

Zwei Männer der Glovers setzten zu einer wirbelnden Tonfolge auf Dudelsack und Harfe an. Mors Umber war als erster auf dem Tanzboden. Er packte ein Dienstmädchen am Arm und stieß ihr den Weinkrug aus der Hand, der scheppernd auf dem Boden zerbrach. Zwischen Binsen und Knochen und Brotstücken, die überall auf dem Steinboden lagen, wirbelte er sie herum und warf sie in die Luft. Das Mädchen kreischte vor Vergnügen, drehte sich im Kreis, und errötete, als ihr Rock in die Höhe flog.

Andere gesellten sich zu den beiden. Hodor tanzte für sich allein, während Lord Wyman die kleine Beth Cassel aufforderte. Trotz seines Umfangs bewegte er sich durchaus anmutig. Als er ermüdet war, nahm sich Cley Cerwyn statt seiner des Mädchens an. Ser Rodrik trat an Lady Hornwood heran, welche sich entschuldigte und verabschiedete. Bran sah der Höflichkeit willen noch eine Weile lang zu, dann ließ er Hodor rufen. Ihm war heiß, außerdem war er müde vom Wein, und der Tanz stimmte ihn traurig. Niemals würde er daran teilnehmen können.»Ich möchte gehen.«

«Hodor!«rief Hodor und kniete sich hin. Maester Luwin und Hayhead hoben Bran in den Korb. Das Volk von Winterfell war diesen Anblick gewöhnt, doch zweifellos wirkte er auf viele der Gäste eigentümlich, und manche legten eher Neugier als Höflichkeit an den Tag. Bran spürte, wie sie ihn anstarrten.

Sie verließen die Halle durch den Hinterausgang, damit sie nicht den ganzen Raum durchqueren mußten. Bran zog den Kopf ein, als sie durch die Tür des Lords traten. Im Dämmerlicht des Gangs vor der Großen Halle stießen sie auf Joseth, den Pferdemeister, der mit einer gänzlich anderen Art des Reitens beschäftigt war. Er drückte eine Frau, die Bran nicht kannte und die die Röcke bis über die Taille hochgezogen hatte, an die Wand. Sie kicherte, bis Hodor vor ihr stehenblieb und zuschaute. Da begann sie zu schreien.»Laß sie in Ruhe«, sagte Bran,»bring mich auf mein Zimmer.«

Hodor trug ihn die Wendeltreppe zum Turm hinauf und kniete neben den Eisenstangen nieder, die Mikken in der Wand befestigt hatte. Daran hangelte sich Bran ins Bett, und Hodor zog ihm die Stiefel und die Hose aus.»Du kannst wieder zum Fest gehen, aber erschreck Joseth und diese Frau nicht noch einmal.«»Hodor«, antwortete Hodor und nickte.

Nachdem Bran die Kerze neben seinem Bett ausgeblasen hatte, umfing ihn die Dunkelheit wie eine weiche, vertraute Decke. Der leise Klang der Musik drang durch die Fensterläden herein.

Plötzlich fiel ihm etwas ein, das ihm sein Vater einst erzählt hatte. Er hatte Lord Eddard gefragt, ob in der Königsgarde wirklich die besten Ritter der Sieben Königslande versammelt seien.»Heute nicht mehr«, hatte Vater geantwortet,»aber einst waren sie der Welt ein leuchtendes, bewundernswertes Vorbild.«»Und wer war der Beste von ihnen allen?«»Der größte Ritter, den ich je kennengelernt habe, war Ser Arthur Dayne, der mit einer Klinge namens Dawn focht, die aus dem Herzen eines gefallenen Sterns geschmiedet war. Genannt wurde sie das Schwert des Morgens, und er hätte mich damit getötet, wäre nicht Howland Reed gewesen. «Dann war Vater traurig geworden und hatte nichts mehr gesagt. Bran wünschte,

er hätte gefragt, was er gemeint hatte.

So schlief er ein, während in seinem Kopf Bilder von Rittern in glänzenden Rüstungen kreisten, welche mit Schwertern fochten, die Sternenfeuer gleich leuchteten, aber als die Träume kamen, war er wieder einmal im Götterhain. Der Geruch aus der Küche und der Großen Halle war so stark, daß er fast dachte, er habe das Fest gar nicht verlassen. Er streifte zwischen den Bäumen umher, und sein Bruder war dicht bei ihm. In dieser Nacht herrschte keine Ruhe, denn das Menschenrudel heulte laut zu seinem Spiel. Der Lärm machte ihn unruhig. Er wollte laufen, jagen, er wollte -

Beim Rasseln von Eisen stellte er die Ohren auf. Sein Bruder hatte es ebenfalls gehört. Sie liefen durch das Unterholz auf das Geräusch zu. Nach einem Satz über das stille Wasser am Fuße des alten weißen Baumes witterte er den Geruch eines Fremden, Menschengeruch, in den sich Leder und Erde und Eisen mischten.

Die Eindringlinge waren erst einige Meter in den Hain getreten, als die Wölfe sie erreichten; ein Weibchen und ein junges Männchen, die keinerlei Anzeichen von Angst zeigten, selbst, nachdem er seine weißen Zähne gefletscht hatte. Sein Bruder knurrte tief in der Kehle, und trotzdem liefen sie nicht davon.

«Da sind sie ja«, sagte das Weibchen. Meera, flüsterte ihm eine innere Stimme zu, die des schlafenden Jungen, der sich in diesen Traum verirrt hatte.»Wußtest du, daß sie so groß sind?«

«Sie werden noch größer, bevor sie ausgewachsen sind«, erklärte das junge Männchen und beobachtete sie mit großen grünen Augen, in denen sich keine Furcht zeigte.»Der Schwarze ist ängstlich und zornig, aber der Graue ist stark… stärker, als er denkt… fühlst du ihn, Schwester?«

«Nein«, sagte sie und legte die Hand auf das Heft des langen Messers, welches sie trug.»Sei vorsichtig, Jojen.«

«Er wird mir nichts tun. Heute ist nicht der Tag, an dem ich sterbe. «Das Männchen ging auf sie zu, streckte die Hand nach seiner Schnauze aus und berührte sie sanft wie ein Sommerwind. Dennoch löste sich bei der Liebkosung der Wald um ihn auf, der Boden unter seinen Füßen wurde zu Rauch und wirbelte lachend davon, und dann drehte er sich und fiel, fiel, fid…