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«Und Rivalen.»

«Haben gekämpft und gestritten, seit sie krabbeln konnten. Hätten sich inzwischen umgebracht, wenn Lady Margaret Walter nicht dazu gebracht hätte, von hier wegzugehen.» Der Waffenknecht lachte. «Also ist ihr Goldjunge am Leben. Das überrascht mich nicht. Der könnte sich noch aus der Hölle herauslavieren. Aber Euch muss ich nicht erzählen, was für eine glatte Zunge er hat. Hier wären wir», sagte er und stieß mit übertriebener Grandezza die Tür zu einem Schuppen auf. «Die Gästesuite.»

Sauberes Binsenstreu bedeckte den Boden. Ein Becken mit Wasser dampfte auf einer Kohlenpfanne. Kleidung war auf zwei Schlafpodesten ausgelegt worden.

Der Waffenknecht lehnte sich an die Tür. «Ihr habt nicht gesagt, woher Ihr kommt.»

«Aus Aquitanien», sagte Vallon und schob ihn hinaus. «Davon hast du bestimmt noch nie gehört.»

Hero ließ sich auf sein Lager fallen. Jeder seiner Knochen, jeder Muskel schrie nach Schlaf. Während ihm immer wieder die Augen zufielen, sah er Vallon beim Ausziehen und Waschen zu. Wo ihn die Kleidung vor dem Wetter geschützt hatte, war sein Körper weiß wie ein geschälter Stock. Hero kamen die Kriegerbilder in den Sinn, die in die Wände der Kathedrale von Salerno gemeißelt waren.

Vallon rüttelte ihn an der Schulter. «Hast du dich beschmutzt, als die Normannen auf uns losgegangen sind?»

Schläfrig murmelte Hero: «Nein, Herr.»

«Aber auch so bist du schmutzig. Wasch dich. Danach fühlst du dich wohler.»

Hero schleppte sich zu dem Wasserbecken hinüber.

Vallon gähnte. «Drogo wird uns noch Schwierigkeiten machen.»

Hero überlief ein Schaudern. «Er ist wie ein wildes Tier.»

Vallon lachte. «Er wurde offenbar mit einem Wespennest im Haar und einem Wolf in der Kehle geboren. Andererseits – versetze dich einmal an seine Stelle. Wir haben ihm die schlechtesten Nachrichten überbracht, die man sich nur vorstellen kann.»

Hero wandte sich um. Vallon hatte sich auf dem Rücken ausgestreckt. Das Schwert lag an seiner Seite.

«Herr, in Anbetracht der Tatsache, dass wir ihm ausgeliefert sind, scheint Ihr bemerkenswert unbesorgt.»

Vallon schwieg einen Moment und sagte dann: «Lady Margaret ist eine sehr entschlossene Dame, findest du nicht auch?»

«Ja, Herr. Woher wusstet Ihr, dass sie unter den Reitern war, die uns zu Hilfe gekommen sind?»

«Weil ich ihr unser Erscheinen schriftlich angekündigt hatte.»

Es versetzte Hero einen Stich, dass ihm Vallon davon nichts gesagt hatte. «Ihr seid ein großes Risiko eingegangen, Herr. Ihr hättet in Durham abwarten sollen, bis sie nach uns schickt.»

«Ich war nicht sicher, wie viel Einfluss Drogo hat. Was, wenn wir abgewartet hätten, um dann von Drogo abgeholt zu werden? Er wäre mit erschütternden Neuigkeiten zur Burg zurückgekehrt … von einem Hinterhalt auf einem einsamen Weg, erschlagenen Fremden …» Vallon wedelte mit der Hand.

Hero ließ sich wieder auf sein Lager fallen. Er war so müde, dass ihm die Bedeutung dessen, was Vallon gesagt hatte, nicht sofort klar wurde. Dann fuhr er wieder hoch. «Ihr wusstet auch über Drogo Bescheid?»

«Ich habe mich in London nach der Familie erkundigt. Ich bin nämlich nicht töricht genug, mich einfach ins Unbekannte zu stürzen.»

Heros Mund war zu einem vorwurfsvollen Strich zusammengepresst.

Vallon sah zu ihm herüber. «Ich wollte dich nicht mit noch mehr Ängsten belasten.»

«Danke für Eure Rücksichtnahme», sagte Hero gepresst.

Vallon lächelte. «Wenn dir das ein Trost ist, kann ich dir sagen, dass du dich besser gehalten hast, als ich erwartet hätte. Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich nicht gedacht, dass du auch nur bis zum Ärmelkanal durchhältst.»

Heros Lippen bebten nach diesem zweideutigen Kompliment. «Dann seid Ihr nicht verärgert über mich.»

«Weswegen sollte ich verärgert sein?»

«Weil ich Euch zu diesem schrecklichen und unprofitablen Vorhaben überredet habe.»

«Du hast mich zu gar nichts überredet», sagte Vallon. Er streckte die Hand aus und erstickte die Flamme in der Lampe. «Wenn irgendwer daran die Schuld trägt, dann ist es dieser einäugige Magier, den wir in den Alpen begraben haben.»

V

Wayland klappte den Fensterladen aus Flechtwerk zurück und beobachtete die Fremden, die wieder zum Palas gingen. Seit ihrer Ankunft hatte es zwei Tage lang ununterbrochen geschneit. Nun aber strahlten die Sterne am Himmel, und die Fremden warfen tintenschwarze Schatten.

Eine Schelle schlug leise an. Auf Waylands behandschuhter Linker, mit Geschühriemchen und Langfessel gebunden, saß ein Hühnerhabicht, dem die Augenlider mit ein paar Stichen zugenäht worden waren. Wayland hatte diesen weiblichen Vogel vor vier Tagen mit einer Taube als Köder in einem Netz gefangen. Es war ein Zugvogel, noch in seinem juvenilen Federkleid, und seine muskulöse Brust wies eine erdfarbene Bänderung auf. Wayland hatte ihm die Fußfessel angelegt und die Augen zugenäht und ihn dann in Ruhe gelassen, bis er an dem spitz hervortretenden Brustbein des Habichts ablesen konnte, dass er mit sich arbeiten lassen würde. Seit Wayland ihn am Vorabend hochgenommen hatte, saß er ununterbrochen auf seiner Faust. Der Vogel würde nicht schlafen, bevor er gefressen hatte. Und bevor er gefressen hatte, würde auch Wayland keinen Schlaf bekommen.

Als die Fremden im Palas verschwunden waren, drückte Wayland den Fensterladen zu und wandte sich um. Die Arena für seinen Kampf der Willenskräfte war ein Stallgebäude aus gespaltenen Eichenstämmen, das von einer einzelnen Lampe erhellt wurde. Hinter einem Vorhang am anderen Ende dösten zwei Wanderfalken – ein Weibchen und ein Terzel, wie die männlichen Greifvögel genannt wurden – auf einer Sitzstange. Wayland begann auf dem Boden aus gestampfter Erde auf und ab zu gehen, vier Schritte vor, vier Schritte zurück. Ein gefleckter Jagdhund, der neben seiner Pritsche auf dem Boden lag, verfolgte seine Bewegungen mit schläfrigem Blick. Der Hund war immens groß und schwerer als die meisten ausgewachsenen Männer. Er war eine Mischung aus Mastiff, Windhund und Wolf, und sein Stammbaum reichte bis zu den keltischen Kampfhunden zurück, die von den römischen Invasoren in Britannien gerühmt worden waren.

Während er auf und ab ging, zog Wayland ein Stück Taubenbrust über die Fänge des Hühnerhabichts. Der Vogel reagierte nicht darauf. Er konnte nichts sehen und besaß keinen Geruchssinn. Das Fleischstück war allenfalls eine Störung. Wayland strich ihm mit einer Feder über Rücken und Schultern. Auch dieser Berührung schenkte das Tier keine Beachtung. Als Wayland es leicht in die mittlere Zehe zwickte, provozierte er ein leises Zischen – aber das war nichts im Vergleich zu dem aufgeregten Schreien, das zu Beginn der Gefangennahme jeder noch so leichten Berührung gefolgt war. Wayland wusste, dass der Habicht bereit war zu fressen. Einige fraßen noch in der ersten Nacht, die meisten verweigerten die Nahrung ein oder zwei Tage, doch erst ein einziges Mal hatte Wayland einen Habicht gefangen, der eher verhungern als sich unterwerfen wollte. Auch das war ein Hühnerhabicht gewesen – ein so betagter Altvogel, dass seine Augen zur Farbe von Taubenblut nachgedunkelt waren. Das Tier hatte einen Tag und eine Nacht lang immer wieder mit wilden Flügelschlägen versucht, von Waylands Handschuh aufzufliegen, sodass er schließlich die Fessel durchschnitten und es in die Freiheit entlassen hatte.

Wayland war weniger auf seine Aufgabe konzentriert, als er es hätte sein sollen. In der Garnison summte es wie in einem Bienenstock vor lauter Geschichten über die Fremden. Ein geheimnisvoller fränkischer Veteran ferner Kriege hatte Fulk das Handgelenk gebrochen und Roussel das Schwert an die Kehle gesetzt. Und war damit durchgekommen! Sein Diener – sein Lustknabe, behaupteten manche – war ein Astrologe, der jede vorstellbare Sprache beherrschte und Medizin mit sich führte, die vom Papst gesegnet worden war. Wayland wollte unbedingt einen genaueren Blick auf sie werfen, aber er konnte nicht aus dem Stall, solange er den Habicht nicht gezähmt hatte. Er beschloss, das Verfahren zu beschleunigen, und zog mit Daumen und Zeigefinger das rechte Bein des Habichts nach unten, bis der Vogel wütend mit dem Kopf auf seine Hand vorstieß. Doch statt in die Hand grub sich sein Schnabel in die Taubenbrust. Er zerrte ein Stückchen davon ab, glaubte, seinen Gegner erwischt zu haben, und schleuderte das Fleischbröckchen mit dem Schnabel von sich. Der Geschmack aber blieb haften. Der Vogel sonderte Speichel ab und balancierte sein Gewicht auf dem Handschuh besser aus. Wayland hielt den Atem an, als der Habicht sein Federkleid aufplusterte und seine Kontur dabei anschwoll, wie bei jemandem, der tief einatmet, bevor er niesen muss. Das Tier richtete sich mit wütendem Flattern auf, schlug mit dem Schwanz, spannte die Krallen an und senkte den Kopf.