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Wayland war nicht sicher, ob es ihm gefiel, dass Caitlin mit Syth über ihn sprach. «Und Vallon?»

Syths Lächeln wurde geheimnisvoll. «Wart’s ab.»

Die Flugübungen dieses Tages waren ein Misserfolg. Wayland hatte seine Ziele höher gesteckt, als den Falken nur auf den Lockvogel fliegen zu lassen. Er wollte, dass der Falke lange in der Luft blieb. Er würde hoch und schnell aufsteigen müssen, wenn er einen Kranich in die Fänge bekommen wollte. Ibrahim hatte ihm erklärt, wie die Jagd durchgeführt wurde. Der Falke würde auf einen Kranich abgeworfen werden, der sich in Gegenwindrichtung befand, und entweder gerade am Boden nach Futter suchte oder auf dem Weg zwischen Futterstelle und Schlafplatz war. So oder so würde sehr wahrscheinlich ein großartiger Flug folgen, bei dem sich Jäger und Beute in den Himmel hinaufschraubten. Manchmal verschwanden sie sogar in den Wolken, und der Flug endete drei oder mehr Meilen von seinem Ausgangspunkt entfernt.

Ibrahim hatte Wayland auch die Besonderheiten der Beute beschrieben. Mit einer Flügelspannweite von mehr als sieben Fuß waren Kraniche sehr stark im Segelflug und sogar bei Windstille so lebhaft wie Möwen. Wayland hatte ihren Wanderflug über Rus gesehen, immer waren sie über den Gänsen geflogen, so hoch, dass nur ihr ferner Trompetenruf den Zug der filigranen Formationen verriet. Selbst wenn ein Falke einen Kranich im Flug packen konnte, war es eine andere Sache, ihn zu töten. Kraniche wogen so viel wie Bauerngänse, und wenn sie aus der Luft geholt wurden, setzten sie ihre langen Schnäbel als tödliche Waffen ein.

Und dann war da noch die Gegenseite. Die Sakerfalken wogen etwa ein Drittel weniger als der Gerfalke, und ihr weicheres Gefieder war bei Regen oder starkem Wind ein Nachteil. Jedoch waren ihre Schwingen breiter als die des Gerfalken und machten es ihnen möglich, sehr schnell an Höhe zu gewinnen. Und noch wichtiger: Die Saker der Gegenseite waren ein eingespieltes Paar, das seit zwei Jahren zusammen jagte. Gemeinsam hatten sie schon mehr als zwanzig Kraniche erlegt. Ein Dutzend Mal hatte Suleiman seine Falken gegen die seines Rivalen antreten lassen, und nur zweimal hatten seine Vögel den Wettkampf gewonnen. Deshalb hatte er zwei Gerfalkenpaare verlangt. Deshalb durfte Wayland nicht versagen.

All dies ging ihm durch den Kopf, während er sein Pferd wenden ließ, damit es gegen den Wind stand, und dem Falken die Haube abnahm. Der Vogel zupfte an seinem Handschuh, suchte nach Futter.

«Du musst es dir verdienen», sagte er. Dann drehte er die Faust, sodass der Falke abheben musste. Er flog etwa einhundert Schritt weit und ließ sich auf einem Felsen nieder. Wayland ritt gegen den Wind, stieg ab und zeigte dem Falken den Köder. Er flog sofort auf ihn zu. Bevor der Falke bei ihm war, versteckte Wayland den Köder und erwartete, dass der Falke vorbeifliegen und in einem Bogen zurückkehren würde. Stattdessen flatterte er auf den Boden.

Er nahm ihn hoch, ritt an eine andere Stelle, und der Falke tat dasselbe: Er landete neben Wayland, sobald der Köder außer Sicht geriet.

«Vielleicht ist er zu hungrig», sagte Syth. «Oder nicht hungrig genug.»

Wayland antwortete nicht. Eine traurige Wahrheit begann ihm nun erst so recht bewusst zu werden: Gerfalken verbrauchen ihre Energie nur dann fürs Fliegen, wenn es sein muss. In Grönland hatte er bemerkt, dass sie ihre Jagd normalerweise von einem Ansitz starteten. Dort wartete der Falke darauf, dass ein Beutetier in die Nähe kam, und nahm die Verfolgung auf. Der Flug auf die Trappen war eine Ausnahme gewesen. Anders als Wanderfalken suchten sich Gerfalken ihre Beute selten aus großer Höhe oder töteten sie an einer hochgelegenen Stelle.

Die Bemühungen der nächsten Tage verliefen genauso entmutigend. Hero war mit ihnen hinausgeritten, und Wayland lud seine Frustration bei dem Sizilianer ab.

«Nur noch eine Woche, und er ist nicht höher als vierzig Fuß geflogen. Ich hätte mit jedem Wanderfalken von irgendeinem Dorfbasar bessere Chancen.»

Damit verfiel er in düsteres Schweigen.

Hero räusperte sich und deutete über die Ebene. «Glaubst du, dass er sich einen von denen greifen würde, wenn du einen Köder daranbindest?»

Eine halbe Meile entfernt ließen zwei Hirtenjungen Drachen fliegen. Zuerst hatte Wayland keine Ahnung, wovon Hero sprach. «Warum sollte er auf einen Drachen fliegen? Das wäre nicht normal.»

«Genauso wenig wie ein Lederkissen mit einem Paar mottenzerfressener Flügel dran.»

Wayland setzte sich auf den Boden, schlang die Arme um die Knie und brütete vor sich hin.

«Du hast recht», sagte Hero. «Was verstehe ich schon von der Falknerei.»

Doch er hatte den Samen eingepflanzt. Wayland hörte, wie der Wind die gespannten Drachenleinen zum Schwirren brachte. Beinahe gegen seinen Willen sah er auf und musterte die rautenförmigen Segler.

«Meinst du wirklich, das könnte klappen?»

«Ein Versuch kann doch nicht schaden. Komm, wir reden mit ihnen.»

Sie ritten hinüber und grüßten die beiden Jungen, zwei identische Pakete in dick wattierten, eckig geschnittenen Mänteln. Sie sahen nicht wie Seldschuken aus. Ihre Gesichtszüge waren feiner, und sie hatten schwarze Mähnen und haselnussbraune Augen mit grünen Einsprengseln.

«Sie kommen aus Afghanistan», sagte Hero, nachdem er mit ihnen gesprochen hatte. «Ihr Vater ist Soldat in der seldschukischen Hilfstruppe.»

Er fragte, ob er einen der Drachen halten dürfe. Einer der Jungen gab ihm die Leine und versank dabei vor Schüchternheit fast im Boden. Hero riss überrascht die Augen auf, und als er die Leine weitergab, wusste Wayland, warum. Es wehte nur eine schwache Brise, doch der Drachen hatte so viel Auftrieb, dass Wayland dagegenhalten musste. Er bat die Jungen, die Drachen herunterzuholen, und sie lenkten sie in den Wind, bis sie zu Boden flatterten. Sie waren etwa drei Fuß breit und bestanden aus Baumwolltuch, das über einen Weidenrahmen gespannt worden war. Wayland nahm einen davon in die Hand, und dann sah er zum Himmel hinauf.

«Versuch’s», sagte Hero.

«Was, jetzt gleich?»

«Dann sehen wir, ob sich der Falke sein Futter von dem Drachen holt.»

Wayland band den Köder an den Schwanz des Drachen und gab ihn Hero in die Hand. «Halt ihn mit dem Köder ungefähr in Brusthöhe.» Dann kauerte er sich nieder und zog dem Falken die Haube ab. Der stieß angesichts der merkwürdigen Vorrichtung mit dem Schnabel vor. Wayland zog ihm die Haube wieder über den Kopf, und der Vogel griff noch einmal an. «Senk den Köder.»

Hero trug ihn bis einen Fuß vor den Falken. Dieses Mal erkannte der Vogel das Futter und flatterte hoch, um es zu schnappen. Wayland ließ ihn den Brocken fressen, dann zog er ihm die Haube wieder über. «Noch ein Versuch. Stell dich dort auf die Erhöhung, und halte den Drachen, so hoch du kannst.»

Der Falke lernte schnell. Er flog geradewegs zum Köder, hängte sich daran, zog Hero den Drachen aus den Händen und zerfetzte ihn auf dem Boden mit den Krallen. Die afghanischen Jungen sahen fassungslos zu, als Wayland den Falken aus dem Trümmerhaufen befreite.

«Wir brauchen einen viel größeren Drachen», sagte Hero. «Und es würde helfen, wenn wir den Köder an eine Art Öffnungsmechanismus binden könnten. Ich denke mir was aus.»

Er fragte die Jungen, wer die Drachen gemacht hatte. Sie deuteten auf eine Zeltgruppe, die in einiger Entfernung stand, und erklärten ihm, dass ihr Großvater die Drachen gebaut hatte.

«Würde er auch einen für uns machen? Einen großen?»

Der ältere Junge nickte feierlich.

«Dann sagt eurem buyukbaba, dass wir ihn morgen früh besuchen. Wir bringen alles mit, was er braucht.»

«Der Falke hat ihren Drachen kaputtgemacht», sagte Wayland. «Haben wir etwas, das wir ihnen dafür geben können?»

Hero grinste. «Ich habe genau das Richtige.» Er fischte in seiner Börse herum und zog eine der afghanischen Münzen heraus, die ihm Cosmas hinterlassen hatte.