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Ein feines Läuten. Wayland legte Walter die Hand auf den Arm. «Er ist ganz nahe. Rühr dich nicht.»

Er ließ sich auf Hände und Knie nieder und kroch voran, formte dabei mit den Lippen lautlose Koseworte für den Falken. Da war wieder das Glöckchen. Er bewegte sich ein paar Fuß vor, und dann hörte er hinter sich das angespannte krack des Falken. Wayland drehte sich um, legte sich in einer Eispfütze auf den Bauch und suchte mit seinen Blicken den Boden ab. Es war schon zu dunkel, um etwas Genaues zu erkennen, aber seine Blicke kehrten immer wieder zu einer verschwommenen Form vor den dicht stehenden Stängeln einer Schilfpflanzengruppe zurück. Die Form bewegte sich nicht und passte auch nicht zu dem Falken. «Bist du das?»

Er schob sich darauf zu und war nur noch einen Schritt entfernt, als er in der Form den Falken erkannte. Der Vogel lag mit ausgebreiteten Schwingen auf dem Bauch. Er fürchtete sich in dieser Dunkelheit und dem Wind vor der Bedrohung durch den Adler. Waylands Auftauchen beruhigte ihn, und er erhob sich und mantelte über seiner Beute. Das Glöckchen klingelte.

Wayland streckte die rechte Hand aus. Der Falke hatte noch nicht einmal mit dem Rupfen der Taube angefangen. Wenn der Adler ihn nicht bedroht hätte, wäre die Taube inzwischen im Kropf und der Falke zu einem Schlafplatz geflogen.

Waylands kalte Finger tasteten über den Boden, bevor sie die Geschühriemchen zu fassen bekamen. Es war keine Zeit, die Drahle anzulegen. Mit klappernden Zähnen schob er das Ende der Langfessel durch die Schlitze in den Geschühriemchen. Als er das Lederband um seinen Handschuh schlang, keuchte er unwillkürlich tief auf. Wie lange er vor Anspannung den Atem angehalten hatte, wusste er nicht.

«Wo bist du?», rief Walter. Er hatte schon einige Male nach Wayland gerufen.

Wayland hob den Falken und seine Beute auf seinen Handschuh und federte auf die Knie zurück. «Ich habe ihn.»

Der Wind blies Walters Antwort weg.

Wayland schob dem Falken die Haube über den Kopf und machte sich auf den Rückweg.

Walter packte seinen Arm. «Und jetzt erzähl mir, wie mich Drogo und der Franke umbringen wollten.»

«Warte, bis wir von diesen Sumpflöchern weg sind. Halte dich dicht hinter mir. Tritt in meine Fußstapfen.»

Er orientierte sich an den Zwillingsgipfeln und ging los. Der Wind war beinahe zu einem Sturm geworden, und die schwankenden Röhrichtpflanzen fuhren über seinem Kopf zischend durch die Luft, als wären es Schwerter.

«Langsamer, verdammt noch mal. Ich kann dich kaum noch sehen.»

Wayland beschleunigte seinen Schritt und kam zu einem der Moorlöcher. Er trat darauf und spürte, wie nachgiebig die Oberfläche war. Dann warf er einen Blick über die Schulter.

Walter war nicht zu sehen, bahnte sich aber lautstark einen Weg durchs Röhricht. «Warte auf mich!»

Wayland atmete tief ein und überquerte das Sumpfloch mit einigen schnellen, gleitenden Schritten. Auf der anderen Seite blieb er stehen und bedeckte mit der Hand sein rasendes Herz. Dann hörte er ein Platschen und einen entsetzten Schrei.

«Beim Blute Christi! Noch ein Schritt und ich wäre verloren gewesen. Wo bist du, verdammt noch mal?»

«Hier.»

Walters Umriss wurde schemenhaft auf der anderen Seite des Sumpflochs sichtbar. «Warum läufst du so schnell? Wo entlang soll ich gehen?»

«Einfach quer drüber.»

«Das haben wir auf dem Hinweg aber nicht gemacht. Das ist ein Sumpfloch.»

«Ich bin so gegangen. Dort sind meine Fußabdrücke.»

«Du trägst ja auch kein Kettenhemd, das sechzig Pfund wiegt.»

«Die Oberfläche wird dich tragen.»

Walter machte einen vorsichtigen Schritt. «Der ganze Boden schwankt. Ich suche mir einen Weg um die Stelle herum.»

«Dafür ist es zu spät. Komm einfach direkt auf mich zu. Und bleib nicht auf einer Stelle stehen.»

Walter schob sich mit leicht gebeugten Knien und ausgestreckten Armen nach vorn. Wayland beobachtete ihn mit kühlem Blick. Wenn er es bis zu mir schafft, dachte er, lasse ich ihn am Leben. Schritt für Schritt kam Walter näher. Er murmelte vor sich hin. Der Boden um ihn herum hob und senkte sich in trägen Wellenbewegungen. Er sah auf, das Gesicht im Sternenlicht bleich vor Angst. «Es hält nicht.»

«Bleib in Bewegung.»

Walter machte noch drei Schritte und hatte die Hälfte geschafft, als die Oberfläche nachgab und er in das Sumpfloch fiel wie ein Mann durch die Galgenklappe. Bis zur Hüfte steckte er im Morast und strampelte mit den Beinen. «Ich komme nicht frei!», schrie er. «Der Sumpf hält mich fest. Ich sinke tiefer. O mein Gott! Hilf mir!»

Wayland sah ihn nur an.

«Rette mich! Was stehst du noch da? Warum sagst du nichts?»

Waylands Zunge klebte ihm am Gaumen.

Walter hörte auf zu strampeln. «Hast du mich deshalb hierhergelockt? Jetzt verstehe ich. Das hat sich Drogo ausgedacht. Er setzt dich als Werkzeug für seinen Hass ein.» Walters Stimme verlor sich in einem verzweifelten Stöhnen.

Wayland fand seine Sprache wieder. «Es hat nichts mit Drogo oder Vallon zu tun!»

Nur die Sterne waren Zeugen. Walter klapperte mit den Zähnen.

«Warum willst du mir etwas antun? Ich habe dich aus der Wildnis gerettet. Ich habe dich in mein Haus aufgenommen, habe dich zu meinem Falkner gemacht. Warum willst du mir etwas antun?»

Wayland beugte sich mit hässlich verzogenem Gesicht zu Walter vor. «Weil du einem Mann den Kopf abgeschlagen hast.»

«Ich habe im Krieg viele Männer getötet. Wovon redest du da?»

Wayland ließ sich auf die Knie fallen. «Es war der Kopf meines Vaters.»

«Ich kenne deinen Vater nicht. Ich kann mich nicht an jeden englischen Krieger erinnern, der unter meinem Schwert gefallen ist.»

«Er war kein Krieger, und du hast ihn nicht in der Schlacht getötet. Er war ein Bauer, und du bist an einem Abend vor vier Jahren auf sein Gehöft geritten, als er gerade Feuerholz gemacht hat. Deine Männer haben ihn auf den Hackklotz gedrückt, und du hast ihm den Kopf abgeschlagen und dazu gelacht. Als er tot war, hast du meine Mutter und meine ältere Schwester ins Cottage gezerrt und sie geschändet. Dann hast du ihnen die Kehlen durchgeschnitten und Feuer an das Haus gelegt, in dem noch mein Großvater war.»

«Das war ich nicht. Das muss Drogo gewesen sein.»

«Du warst es. Zusammen mit Drax und Roussel und noch ein paar anderen. Ich war dort. Ich habe zugesehen.»

Walter begann zu keuchen. «Ich habe nicht mehr getan, als jeder anderen Normanne auch getan hätte. Dein Vater hat meine Rehe gewildert. Wilderei wird mit dem Tode bestraft.»

«Meine Mutter und meine Schwester waren keine Wilderer.»

Walter stöhnte. «Wayland, ich hätte dich töten können, als ich dich im Wald gefunden habe. Hab Erbarmen mit mir, so wie ich mit dir Erbarmen hatte. Drogo hätte dich nicht am Leben gelassen.»

Wayland richtete sich auf. «Gestehe dein Verbrechen und bereue.»

«Gestehen? Einem englischen Bauern?»

«Bereu oder stirb.»

«Ich bereue gar nichts. Das Einzige, was ich bereue, ist, dass ich dich nicht getötet habe.»

Waylands Stimme wurde zu einem Flüstern. «Alles was du tun musst, ist bereuen. Bitte um Vergebung, und ich rette dich.»

«Niemals!»

Wayland legte die Stirn in die Hand. All seine Träume und Hoffnungen waren zerstört. Noch bevor die Nacht vorüber war, würde auch er tot sein und Syth und ihr ungeborenes Kind in einem fremden Land allein lassen.

Walter atmete in hastigen Stößen. «Das ist deine eigene Rache, oder? Vallon weiß nichts davon.»

«Niemand weiß davon.»

Walter begann zu kreischen. «Du Narr. Wenn ich sterbe, stirbt das Geheimnis des Evangeliums mit mir.»

Wayland starrte ihn verständnislos an. «Was für ein Geheimnis? Was für ein Evangelium?»

«Das Evangelium des Thomas und ein Brief von Priester John. Unbezahlbare Schätze. Warum, glaubst du, hat Vallon sein Leben riskiert, um mich zu retten? Warum, glaubst du, hat Cosmas über mein Lösegeld verhandelt?»