»Habe ich in dieser Sache nichts zu sagen?« Eadulf überkam plötzlich wieder die altgewohnte Enttäuschung.
»Dem Gesetz nach nicht«, erwiderte Fidelma freundlich. »Alchu ist der Sohn eines cu glas, eines ausländischen Vaters, und daher kann ich als seine Mutter allein über seine Pflegejahre entscheiden. So ist es hier Brauch und Recht.«
»Was die Frage aufwirft ...«, setzte Eadulf an.
»Ja«, sagte Fidelma und war plötzlich ganz ernst. »In wenigen Tagen ist die Frist unserer Probeehe abgelaufen. Dann sind ein Jahr und ein Tag vorbei, und ich werde nicht mehr eine ben charrthach sein und du nicht mehr mein fer comtha.«
Eadulf wartete schweigend. Ihm war schon lange bewußt, daß dieser Tag nahen würde.
»Nun, Eadulf, wir müssen eine Entscheidung treffen. Willst du, daß ich deine cétmuintir werde?«
Eadulf sah sie an. Er bemerkte, daß sie lächelte. Eine cétmuintir war die erste rechtlich angetraute Ehefrau eines Mannes. Die Partnerin in einer dauerhaften Beziehung. Eadulf stellte seinen Trinkkelch ab und streckte ihr erstaunt beide Hände entgegen.
»Laß uns darüber reden«, sagte er leise.
Historische Nachbemerkung
Den zurückliegenden Bänden aus der Schwester-Fidelma-Reihe habe ich jeweils eine historische Anmerkung vorangestellt, denn ich war der Ansicht, daß den meisten Lesern der Hintergrund der Serie, das Irland des siebten Jahrhunderts, nicht vertraut sein würde. Inzwischen glaube ich, daß die überwiegende Anzahl der Leser, die einen Fidelma-Roman zur Hand nehmen, den historischen Hintergrund kennen und eine solche ausführliche historische Anmerkung nicht mehr nötig ist. Meine Einführungen sind ja nach wie vor in den vorherigen Bänden enthalten und können auch auf der Webseite der International Sister Fidelma Society unter www.sisterfidelma.com eingesehen werden. Weitere Informationen sind in der dreimal jährlich erscheinenden Zeitschrift The Brehon zu finden, die an alle Mitglieder der obengenannten Gesellschaft kostenlos verschickt wird.
Es genügt hier festzustellen, daß die Bücher die Gesellschaft, das Rechtssystem und die keltische Kirche Irlands im siebten Jahrhundert widerspiegeln. Wenn einige Dinge den Leser nach wie vor in Erstaunen versetzen, dieses System hat in dieser Form existiert, wie die bis heute erhaltenen Rechtstexte aus dem alten Irland und viele frühmittelalterliche Dokumente belegen.
Die Handlung von »Der Tod soll auf euch kommen« schließt unmittelbar an die Ereignisse in dem Band »Mord bei Vollmond« an und spielt im Jahre 667 während des Monats cet gaimret, dem ersten der Wintermonde, was etwa unserem November entspricht.