Выбрать главу

»Der ungetreue Verehrer!«, sagte Carol lachend. »Jeff, du solltest lieber auf deine erste große Liebe trinken, die dir schließlich genau gegenüber sitzt.«

»Jeff wird ja richtig rot!«, sagte Raymond fröhlich. »Er lässt sich nicht gern an die alten Zeiten erinnern.«

Sein Gesicht verdüsterte sich plötzlich.

Sarah fasste nach seiner Hand, und die Düsterkeit verschwand.

Raymond sah sie an und grinste. »Mir kommt alles vor wie ein böser Traum.«

Eine adrette Gestalt blieb an ihrem Tisch stehen. Hercule Poirot, tadellos und elegant gekleidet, den Schnurrbart stolz gezwirbelt, verbeugte sich würdevoll.

»Mademoiselle«, sagte er zu Ginevra, »mes hommages. Sie waren hervorragend!«

Alle begrüßten ihn herzlich, machten neben Sarah einen Platz für ihn frei.

Poirot strahlte in die Runde, und als sich alle wieder unterhielten, beugte er sich zu Sarah und sagte leise: »»Eh bien, es scheint alles gut zu laufen für la famille Boynton!«

»Das haben wir nur Ihnen zu verdanken!«, sagte Sarah.

»Er beginnt berühmt zu werden, Ihr Gatte. Ich las heute eine ausgezeichnete Besprechung seines letzten Buches.«

»Es ist wirklich gut — auch wenn ich das selber sage! Wussten Sie, dass Carol und Jefferson Cope endlich geheiratet haben? Und Lennox und Nadine haben zwei entzückende Kinder — zwei süße Bengel, wie Raymond immer sagt. Und Jinny — ich glaube, Jinny ist ein Genie.«

Sie betrachtete über den Tisch hinweg das wunderschöne Gesicht, umrahmt von dem rotgoldenen Haar, und zuckte plötzlich zusammen.

Einen Moment lang war ihr Gesicht sehr ernst. Dann hob sie langsam das Glas an die Lippen.

»Sie trinken auf jemanden, Madame?«, erkundigte sich Poirot.

Langsam sagte Sarah: »Ich musste auf einmal — an sie denken. Als ich eben Jinny ansah, fiel mir zum ersten Mal — die Ähnlichkeit auf. Sie gleichen sich tatsächlich — nur dass bei Jinny alles hell ist, während bei ihr nur Dunkelheit war.«

Auf der anderen Seite sagte Ginevra unvermittelt:    »Arme Mutter. Sie war wirklich sonderbar. Jetzt, wo wir alle so glücklich sind — tut sie mir irgendwie Leid. Sie hat nicht bekommen, was sie sich vom Leben erwartet hatte. Das muss schlimm für sie gewesen sein.«

Fast übergangslos begann sie leise mit bebender Stimme einige Zeilen aus »Cymbeline« zu sprechen, während die anderen wie verzaubert der Musik ihrer Worte lauschten:

Fürchte nicht mehr Sonnenglut Noch des Winters grimmen Hohn! Jetzt dein irdisch Treiben ruht, Heim gehst, nahmst den Tageslohn.