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„Sie wollen starten?“

„Unterbrechen Sie mich nicht, Rohan! Nein, das habe ich nicht vor, aber es hängt ja nicht alles von uns ab. Sollte ich nicht mehr hier sein, so begeben Sie sich bitte auf Planetenumlaufbahn.

Haben Sie das mit einem Superkopter schon mal gemacht?“

„Jawohl. Zweimal im Delta der Leier.“

„Gut. Sie wissen also, daß es ein bißchen kompliziert, aber durchaus möglich ist. Die Umlaufbahn muß stationär sein.

Die genauen Daten gibt Ihnen Strom vor dem Start. Auf der Umlaufbahn warten Sie 36 Stunden auf mich. Melde ich mich in dieser Zeit nicht, so kehren Sie auf den Planeten zurück.

Sie fliegen zum ›Kondor‹ und versuchen, ihn in Betrieb zu setzen. Ich weiß, wie das klingt, aber Ihnen wird nichts anderes übrigbleiben. Wenn Sie dieses Kunststück fertiggebracht haben, kehren Sie mit dem ›Kondor‹ auf die Erde zurück und erstatten dort Bericht. Noch Fragen?“

„Ja. Darf ich Kontakt mit diesen… mit dem Zentrum aufnehmen, das die Wolke steuert, wenn es mir gelingt, es ausfindig zu machen?“

„Auch das überlasse ich Ihnen. Jedenfalls muß das Risiko in vernünftigen Grenzen bleiben. Ich weiß natürlich gar nichts, aber ich glaube, dieses Dispositionszentrum ist nicht auf der Oberfläche des Planeten. Im übrigen scheint es mir fraglich, daß es existiert. “

„Wie meinen Sie das?“

„Wir hören doch über Funk das ganze elektromagnetische Spektrum ab. Wenn jemand diese Wolke mit Hilfe von Strahlen steuerte, so würden wir entsprechende Signale registrieren.“

„Das Zentrum kann in der Wolke gesteckt haben.“

„Mag sein. Ich weiß es nicht. Jazon, ist es möglich, daß es eine Art von Fernverbindung gibt, die unabhängig ist von elektromagnetischen Wellen?“

„Nein, das gibt es nicht — wenn Sie nach meiner Meinung fragen.“

„Wonach sollte ich sonst fragen?“

„Was ich weiß, das ist nicht gleichbedeutend mit dem, was existiert oder existieren könnte. Wir kennen keine solche Art. Das ist alles.“

„Telepathie…“, bemerkte einer im Hintergrund.

„Dazu habe ich nichts zu sagen“, entgegnete Jazon trokken.

„Jedenfalls ist im erforschten Teil des Kosmos nichts dergleichen entdeckt worden.“

„Meine Herren, wir können unsere Zeit nicht mit nutzlosen Diskussionen vergeuden. Holen Sie Ihre Leute zusammen, Rohan, und bereiten Sie den Superkopter vor.

Die ekliptischen Bahnangaben erhalten Sie in einer Stunde von Strom. Kollege Strom, bitte, berechnen Sie eine konstante Umlaufbahn mit Sooo Apogäum.“

„Jawohl, Astrogator.“

Der Astrogator öffnete einen Spalt breit die Tür der Steuerzentrale.

„Wie steht's, Terner? Nichts?“

„Nichts, Astrogator. Das heißt Knackgeräusche. Eine Menge statischer Störungen, sonst nichts.“

„Keine Spur von Emissionsspektrum?“

„Keine Spur.“

Das bedeutet, daß keine der beiden Maschinen noch Waffen benutzt, daß sie aufgehört haben zu kämpfen, dachte Rohan. Wenn sie die Aktion mit Laserfeuer oder auch nur mit Induktionswerfern fortsetzten, dann würden die Meßgeräte des „Unbesiegbaren“ das auf eine Entfernung von etlichen hundert Kilometern feststellen.

Rohan war zu sehr von der dramatischen Situation gefesselt, als daß ihn der Auftrag des Astrogators beunruhigt hätte. Im übrigen hätte er gar keine Zeit dazu gehabt. In dieser Nacht tat er kein Auge zu. Alle Einrichtungen des Superkopters waren zu überprüfen, zusätzliche Tonnen Treibstoff mußten getankt, Vorräte und Waffen mußten verladen werden, so daß sie mit Mühe und Not zur festgesetzten Stunde fertig wurden. Und die siebzig Tonnen schwere, zweistöckige Maschine hob sich, Sandwolken aufwirbelnd, in die Luft und flog pfeilgerade nach Nordosten, als der Rand der roten Sonnenscheibe eben am Horizont auftauchte. Gleich nach dem Start stieg Rohan auf fünfzehn Kilometer Höhe. Im Bereich der Stratosphäre konnte er Höchstgeschwindigkeit entwickeln, außerdem war er dort weniger in Gefahr, der schwarzen Wolke zu begegnen.

Das nahm er zumindest an.

Vielleicht hatte er recht, vielleicht war es aber auch nur ein glücklicher Zufall — jedenfalls setzten sie eine knappe Stunde später in der schrägen Sonne über einem versandeten Krater, dessen Boden noch im Morgendämmer lag, zur Landung an. Bevor die nach unten ausbrechenden, heißen Gassäulen Sandfontänen hochschleuderten, alarmierten die Bildoperateure die Navigationskabine mit der Meldung, etwas Verdächtiges im nördlichen Kraterteil entdeckt zu haben. Die schwere Flugmaschine hielt an, leicht zitternd wie auf einer unsichtbaren, gespannten Feder, und aus fünfhundert Meter Höhe wurde die Stelle einer eingehenden Betrachtung unterzogen.

Der Bildschirm des Vergrößerers zeigte auf graubraunem Hintergrund winzige Rechtecke, die sich in geometrischer Anordnung um ein größeres, stahlgraues Rechteck gruppierten.

Rohan erkannte gleichzeitig mit Gaarb und Ballmin, die neben ihm am Steuer saßen, die Fahrzeuge von Regnars Expedition.

Ohne zu zögern und unter Beachtung aller Vorsichtsmaßregeln landeten sie nicht weit davon entfernt. Die Teleskopbeine des Superkopters arbeiteten noch und knickten gleichmäßig ein, als das Fallreep bereits hinabgelassen wurde und zwei mit einem beweglichen Kraftfeld abgeschirmte Aufklärungsmaschinen ausgesandt wurden. Das Kraterinnere ähnelte einer flachen Schüssel mit schartigen Rändern. Eine schwarzbraune Lavakruste bedeckte den zentralen Vulkankegel.

Um die anderthalb Kilometer zurückzulegen — so viel betrug ungefähr die Entfernung —, brauchten die Aufklärungsfahrzeuge wenige Minuten. Die Funkverbindung war ausgezeichnet. Rohan sprach mit Gaarb, der in dem ersten Transporter war.

„Die Steigung hört auf, gleich werden wir sie sehen“, sagte Gaarb einige Male, und plötzlich schrie er: „Da sind sie! Ich sehe sie!“ Ruhiger fügte er hinzu: „Anscheinend alles in Ordnung. Eins, zwei, drei, vier — alle Maschinen sind da. Aber warum stehen sie in der Sonne?“

„Und die Leute? Sehen Sie die Leute?“ erkundigte sich Rohan, der mit zusammengekniffenen Augen vor dem Mikrofon saß.

„Ja. Etwas bewegt sich dort… zwei Männer. Da, noch einer… und einer liegt im Schatten… Ich sehe sie, Rohan!“

Seine Stimme entfernte sich. Rohan hörte ihn etwas zu seinem Fahrer sagen. Dann ertönte ein dumpfes Echo vom Abschuß einer Rauchrakete. Gaarbs Stimme war wieder da.

„Das war zur Begrüßung. Der Rauch wurde ein bißchen in ihre Richtung geweht. Gleich wird er sich verteilen. Jarg, was ist dort? Was ist los? He, ihr da!“

Sein Schrei füllte auf einmal die ganze Kabine und brach ab. Rohan vernahm Motorengeräusch, das immer schwächer wurde und bald darauf verstummte, dann waren Laufschritte zu hören, undeutliche, durch die Entfernung gedämpfte Rufe, ein Aufschrei, ein zweiter, schließlich trat Stille ein.

„Hallo, Gaarb! Gaarb!“ wiederholte er mit starren Lippen.

Die Schritte im Sand näherten sich, der Lautsprecher knarrte.

„Rohan!“ Gaarbs Stimme klang fremd, er keuchte. „Rohan!

Dasselbe wie bei Kertelen! Sie sind nicht bei Sinnen, sie erkennen uns nicht, sie sprechen nicht… Rohan, hören Sie mich?“

„Ich höre. Sind alle so?“

„Es sieht so aus. Ich weiß es noch nicht. Jarg und Terner gehen von einem zum andern…“

„Was denn, und das Feld?“

„Das Feld ist ausgeschaltet. Es ist nicht da. Ich weiß nicht. Offenbar haben sie es ausgeschaltet.“

„Kampfspuren?“

„Nein, nichts. Die Fahrzeuge stehen da, alle heil, unbeschädigt.

Und die Männer liegen oder sitzen herum, man kann sie rütteln, soviel man… Was? Was ist dort los?“

An Rohans Ohr schlug ein verzerrter Laut, der von gedehntem Winseln unterbrochen wurde. Er biß die Zähne zusammen, aber er vermochte ein Gefühl der Übelkeit, das ihm in die Eingeweide schnitt, nicht zu überwinden.