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„Allmächtiger Himmel, das ist Gralew!“ schrie Gaarb entsetzt auf. „Gralew! Mensch! Erkennen Sie mich nicht?“

Sein Atem füllte, verstärkt, die ganze Kabine.

„Er auch. “, stieß er keuchend hervor. Dann schwieg er einen Augenblick, als wollte er Kräfte sammeln.

„Rohan, ich weiß nicht, ob wir allein damit fertig werden… Die müssen alle hier weg. Schicken Sie uns mehr Leute her.“

„Söfort.“

Eine Stunde später hielt der grauenvolle Zug unter dem Metallrumpf des Superkopters. Von den zweiundzwanzig Leuten, die mit der Expedition aufgebrochen waren, hatten sie nur achtzehn gefunden. Das Schicksal der übrigen vier war unbekannt. Die meisten hatten sich gutwillig, ohne Widerstand zu leisten, wegführen lassen. Aber bei fünf hatte man Gewalt anwenden müssen, weil sie nicht von der Stelle weichen wollten. Fünf Tragen kamen in ein improvisiertes Lazarett auf dem Unterdeck des Superkopters, und die dreizehn Männer, die mit ihren maskenhaft starren Gesichtern einen furchtbaren Anblick boten, wurden in einen gesonderten Raum gebracht, wo sie sich widerspruchslos in die Kojen betten ließen. Man mußte ihnen Kleider und Schuhe ausziehen, denn sie waren hilflos wie Neugeborene.

Rohan stand als stummer Augenzeuge im Gang zwischen den Bettreihen und stellte fest, daß die meisten ihre passive Ruhe beibehielten, jene aber, die mit Gewalt hergeführt werden mußten, mit unheimlicher Stimme jammerten und greinten.

Er ließ alle unter der Obhut des Arztes und schickte den gesamten verfügbaren Maschinenpark auf die Suche nach den Verschollenen. Er hatte jetzt viele Wagen, weil er die verlassenen Maschinen in Gang gebracht und mit eigenen Leuten besetzt hatte. Eben hatte er die letzte Gruppe abgefertigt, da rief ihn der Informator in die Kabine: Sie hatten Verbindung mit dem „Unbesiegbaren“.

Er wunderte sich nicht einmal, daß es geglückt war. Er war überhaupt nicht mehr in der Lage, sich über etwas zu wundern. Mit knappen Worten berichtete er Horpach.

„Wer fehlt?“ wollte der Astrogator wissen.

„Regnar selbst, Bennigsen, Korotko und Mead. Was ist mit den Flugzeugen?“ fragte Rohan seinerseits.

„Ich habe keine Nachricht.“

„Und die Wolke?“

„Ich habe heute morgen eine Dreierpatrouille ausgesandt.

Vor einer Stunde ist sie zurückgekommen. Dort ist keine Spur von der Wolke zu sehen.“

„Nichts? Gar nichts?“

„Nichts.“

„Auch nicht die Flugzeuge?“

„Nichts.“

Laudas Hypothese

Dr. Lauda klopfte an die Kabinentür des Astrogators. Als er eintrat, sah er ihn etwas in eine fotogrammetrische Karte einzeichnen.

„Was gibt's?“ fragte Horpach, ohne den Kopf zu heben.

„Ich wollte Ihnen etwas sagen.“

„Eilt es? In fünfzehn Minuten starten wir.“

„Ich weiß nicht. Wie es scheint, begreifen wir allmählich, was hier vorgeht“, sagte Lauda.

Der Astrogator legte die Zirkel aus der Hand. Ihre Blicke trafen sich. Der Biologe war nicht jünger als der Kommandant, merkwürdig, daß man ihm noch erlaubte zu fliegen. Offensichtlich war ihm besonders daran gelegen. Er glich mehr einem alten Mechaniker als einem Wissenschaftler.

„Wie scheint es, Doktor? Ich höre.“

„Im Ozean ist Leben vorhanden“, antwortete der Biologe.

„Im Ozean ist Leben, und auf dem Festland nicht.“

„Wieso? Auf dem Festland hat es auch Leben gegeben, Ballmin hat doch Spuren gefunden.“

„Ja, aber sie sind mehr als fünf Millionen Jahre alt.

Später wurde alles, was auf dem Festland lebte, ausgerottet.

Was ich sage, Astrogator, klingt phantastisch, und ich habe eigentlich so gut wie keine Beweise, aber… es war so: Stellen Sie sich vor, daß einstmals, eben vor Jahrmillionen, hier eine Rakete aus einem anderen System gelandet ist, vielleicht aus den Regionen einer Nova.“

Er sprach jetzt schneller, aber ruhig.

„Wir wissen, daß vor der Explosion der Zeta der Leier vernunftbegabte Wesen den sechsten Planeten des Systems bewohnt haben. Sie hatten eine hockentwickelte, technische Zivilisation. Nehmen wir an, ein Aufklärer der Leierbewohner ist hier gelandet, und es hat eine Havarie gegeben oder ein anderes Unglück, dem die ganze Besatzung zum Opfer gefallen ist — sagen wir, eine Reaktorexplosion, eine Kettenreaktion… Jedenfalls hatte das Wrack, als es auf der Regis aufsetzte, nicht ein einziges lebendes Wesen mehr an Bord. Unversehrt waren nur die Automaten. Nicht solche wie unsere, keine menschenähnlichen. Die Leierbewohner waren wahrscheinlich auch nicht menschenähnlich.

Die Automaten blieben also unversehrt und verließen das Schiff. Es waren hochspezialisierte homöostatische Mechanismen, fähig, unter den schwierigsten Bedingungen zu überdauern. Sie hatten jetzt niemanden mehr über sich, der ihnen hätte befehlen können. Die Automaten, die in ihrer geistigen Struktur den Leierbewohnern am nächsten standen, versuchten vielleicht, das Schiff zu reparieren, obwohl das in dieser Situation sinnlos war. Aber Sie wissen ja, wie das ist. Ein Reparaturroboter wird stets alles reparieren, was zu seinem Aufgabenbereich gehört, ganz gleich, ob es von Nutzen ist oder nicht. Dann gewannen jedoch die anderen Automaten die Oberhand. Sie machten sich von den anderen unabhängig. Vielleicht versuchte die einheimische Fauna, sie anzugreifen. Hier lebten echsenähnliche Reptilien, es gab also auch Raubtiere, und bestimmte Raubtiere greifen alles an, was sich bewegt. Die Automaten nahmen den Kampf mit ihnen auf und besiegten sie. Für diesen Kampf mußten sie gewappnet sein. Sie wandelten sich also, um sich so gut wie möglich den planetaren Bedingungen anzupassen.

Wesentlich war dabei meines Erachtens, daß diese Automaten imstande waren, je nach Bedarf andere Automaten zu produzieren. Sagen wir also für die Bekämpfung fliegender Echsen wurden Flugmaschinen gebraucht. Natürlich kenne ich keinerlei konkrete Einzelheiten. ich stelle mir nur eine ähnliche Situation unter den Bedingungen der natürlichen Evolution vor. Vielleicht gab es hier gar keine Flugechsen, sondern unterirdisch lebende Wühlreptilien.

Ich weiß es nicht. Jedenfalls paßten sich die Mechanismen auf dem Festland im Laufe der Zeit den Bedingungen ausgezeichnet an, und es gelang ihnen, alle Formen des Lebens auf dem Planeten zu besiegen. Das pflanzliche übrigens auch.“

„Die pflanzlichen auch? Wie erklären Sie sich das?“

„Ich weiß nicht recht. Ich könnte mehrere Hypothesen aufstellen, aber ich will es lieber nicht tun. Im übrigen habe ich das Wichtigste noch nicht erwähnt. Im Laufe ihres Bestehens auf dem Planeten, Hunderte Generationen später, hörten die nachfolgenden Mechanismen auf, jenen ähnlich zu sein, von denen sie ausgegangen waren, das heißt den Produkten der Leierzivilisation. Verstehen Sie? Damit begann eine tote Evolution, eine Evolution von Maschinen.

Denn was ist schließlich das oberste Prinzip der Homöostase?

Unter veränderlichen Bedingungen überdauern, sogar unter den feindlichsten und schwierigsten. Den weiteren Formen dieser Evolution von Metallsystemen, die sich selbst organisierten, drohte die Hauptgefahr keineswegs von der einheimischen Tier— und Pflanzenwelt. Sie waren gezwungen, zu Energie- und Rohstoffquellen zu gelangen, um Ersatzteile und Nachfolgeorganismen produzieren zu können. Auf der Suche nach Erzen entwickelten sie folglich eine Art Bergbau. Ihre Vorfahren, die mit jenem hypothetischen Raumschiff hergekommen waren, hatten zweifellos ursprünglich Strahlungsenergieantrieb. Aber auf der Regis gibt es keine radioaktiven Elemente. Daher war ihnen die Energiequelle verschlossen, und sie mußten sich eine andere suchen. Dabei ist wohl eine akute Energiekrise entstanden, und so ist dann, glaube ich, ein Kampf zwischen den Mechanismen ausgebrochen. Ganz einfach ein Kampf um das überdauern, ums Dasein. Auf ihm beruht schließlich die Evolution. Auf der Selektion. Die intellektuell hochstehen— den, vielleicht aber wegen ihrer Ausmaße, die wieder bedeutende Energien erforderten, zum überdauern ungeeigneten Mechanismen waren der Konkurrenz der weniger entwickelten, dafür aber sparsameren und produktiveren nicht gewachsen…“