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Chefkybernetiker Kronotos fragte Lauda, wie die „Wolke“ wohl gelernt haben sollte, Menschen anzugreifen, obwohl sie keinen Intellekt habe.

„Ganz einfach“, antwortete der Biologe. „Sie hat Jahrmillionen hindurch nichts anderes getan. Ich denke an den Kampf gegen die urtümlichen Bewohner der Regis. Das waren Tiere mit zentralem Nervensystem. Sie hat gelernt, sie genauso anzugreifen, wie ein Erdeninsekt sein Opfer angreift, und tut das mit derselben Präzision, mit der eine Wespe ihr Gift in die Nervenstränge eines Heupferdchens oder eines Maikäfers spritzt. Das ist kein Intellekt, das ist Instinkt.“

„Aber woher wußten sie, wie Flugzeuge anzugreifen sind? Mit Flugzeugen war sie doch vorher nicht in Berührung gekommen.“

„Das können wir nicht wissen, Herr Kollege. Sie kämpfte, wie ich Ihnen schon gesagt habe, an zwei Fronten. Gegen die lebenden Bewohner der Regis und gegen die toten, das heißt gegen andere Automaten. Diese Automaten haben notgedrungen die unterschiedlichsten Arten von Energie für Verteidigung und Angriff eingesetzt.“

„Aber wenn es unter ihnen keine Flugautomaten gegeben hat…“

„Ich kann mir denken, worum es Dr. Lauda geht“, bemerkte der stellvertretende Chefkybernetiker Saurahan.

„Diese riesigen Automaten, diese Makroautomaten, hatten miteinander Verbindung, um gemeinsam zu operieren, und waren am leichtesten durch Isolierung zu vernichten, durch Zersplitterung. Am besten war ihnen dadurch beizukommen, daß man die Nachrichtenübermittlung blockierte…“

„Es handelt sich gar nicht darum, ob sich die einzelnen Verhaltensweisen der ›Wolke‹ ohne Intellekthypothese erklären lassen oder nicht“, entgegnete Kronotos, „denn wir brauchen die scharfe Occamsche Trennung nicht zu beachten.

Zumindest jetzt ist es nicht unsere Aufgabe, eine Hypothese zu suchen, die mit sparsamsten Mitteln über alles Aufschluß gibt, sondern eine, die uns ein Maximum an Sicherheit bei unseren weiteren Aktionen gewährleistet.

Deshalb sollten wir lieber annehmen, daß die ›Wolke‹ durchaus über einen bestimmten Grad von Intelligenz verfügt, das ist klüger. Wir würden dann bedachtsamer zu Werke gehen. Wenn wir hingegen mit Lauda meinten, die ›Wolke‹ habe keinen Intellekt, und sie hätte ihn in Wirklichkeit doch, dann könnten wir für diesen Irrtum leicht einen erschreckend hohen Preis zahlen müssen… Ich spreche jetzt nicht als Theoretiker, sondern vor allem als Stratege.“

„Ich weiß nicht, wen Sie bezwingen wollen, mich oder die ›Wolke“‹, entgegnete Lauda ruhig. „Ich bin nicht gegen Vorsicht, aber die ›Wolke (hat nur soviel Intellekt wie ein Insekt, ja eigentlich nicht mal wie ein einzelnes Insekt, sondern, sagen wir, wie ein Ameisenhaufen. Wäre es anders, so lebten wir doch längst nicht mehr.“

„Beweise!“

„Wir waren für sie nicht der erste Gegner der Gattung Mensch. Sie hatte schon mit ihr zu tun. Ich mache darauf aufmerksam, daß vor uns der ›Kondor‹ hier war. Na, und um ins Kraftfeld einzudringen, brauchten sich die mikroskopisch kleinen ›Fliegen‹ lediglich durch den Sand zu graben.

Das Feld reicht nur bis an seine Oberfläche. Sie kannten die Kraftfelder des ›Kondors‹, also hätten sie sich auch die Angriffsmethode aneignen können. Das haben sie aber nicht getan. Die ›Wolke‹ ist also ohne Intellekt, oder sie handelt rein instinktiv.“

Kronotos wollte nicht aufgeben, aber da schritt Horpach ein und schlug vor, die Diskussion aufzuschieben. Er bat um konkrete Vorschläge auf Grund der Zusammenhänge, die nun als sehr wahrscheinlich anzusehen seien.

Nygren fragte, ob man die Leute nicht mit Metallhelmen ausrüsten könne, die die Wirkung eines Magnetfeldes aufhöben.

Die Physiker meinten jedoch, das sei zwecklos, denn ein kräftiges Feld erzeuge in dem Metall Wirbelströme, die den Helm stark erhitzten. Und wenn er dann zu heiß sei, bleibe nichts übrig, als ihn vom Kopf zu reißen. Die Wirkung könne man sich ausmalen.

Unterdessen war es Nacht geworden. In einer Ecke des Raumes unterhielt sich Horpach mit Lauda und den Ärzten.

Die Kybernetiker bildeten eine andere Gruppe.

„Es ist immerhin ungewöhnlich, daß die Wesen mit der höheren Intelligenz, die Makroautomaten, nicht gesiegt haben“, sagte einer. „Das wäre die Ausnahme, die die Regel bestätigt, daß nämlich die Evolution in Richtung der Komplizierung, der Vervollkommnung der Homöostase verläuft, der Information und ihrer Nutzung.“

„Diese Automaten hatten keine Chance, eben weil sie von Anfang an so hochentwickelt und so kompliziert waren“, widersprach Saurahan. „Begreifen Sie doch, sie waren hochspezialisiert und für die Zusammenarbeit mit ihren Konstrukteuren, den Leierbewohnern, bestimmt. Als es die nicht mehr gab, waren sie gewissermaßen verstümmelt, ihres Kopfes beraubt. Die Formen hingegen, aus denen die heutigen ›Fliegen‹ entstanden sind — ich behaupte keineswegs, daß sie schon damals existierten; ich halte das sogar für ausgeschlossen, sie müssen bedeutend später entstanden sein —, diese Formen waren verhältnismäßig primitiv, deshalb standen ihnen viele Entwicklungsmöglichkeiten offen.“

„Vielleicht hat ein noch wesentlicherer Faktor eine Rolle dabei gespielt“, warf Dr. Sax ein, der zu ihnen getreten war. „Wir haben es mit Mechanismen zu tun, und Mechanismen weisen niemals Regenerationstendenzen auf wie ein lebendes Wesen, ja überhaupt lebendes Gewebe, das sich nach einer Verletzung selbständig erneuert. Selbst wenn ein Makroautomat imstande wäre, einen anderen zu reparieren, brauchte er dazu Werkzeuge, einen ganzen Maschinenpark. Folglich genügte es, sie von ihren Werkzeugen zu trennen, um sie außer Gefecht zu setzen. So sind sie fast wehrlos den fliegenden Geschöpfen zum Opfer gefallen, denen es weit weniger ausmachte, beschädigt zu werden.“

„Sehr interessant“, sagte Saurahan plötzlich. „Daraus folgt, daß man Automaten, damit sie wirklich universell sind, ganz anders bauen muß, als wir es tun: Man muß von kleinen Elementarbausteinen ausgehen, von Pseudozellen, die einander ersetzen können.“

„Das ist gar nicht so neu“, entgegnete Sax lächelnd, „denn lebende Formen entwickeln sich eben auf diese Weise, und nicht von ungefähr. Deswegen besteht auch die ›Wolke‹ gewiß nicht rein zufällig aus solchen austauschbaren Elementen.

Es ist eine Frage des Materials. Ein beschädigter Makroautomat benötigt Teile, die nur eine hockentwickelte Industrie zu erzeugen vermag. Ein System hingegen, das sich aus ein paar Kristallen, Thermistoren oder anderen einfachen Elementen zusammensetzt, kann ohne weitere Folgen zerstört werden, weil es sofort durch eins von den Milliarden ähnlicher Systeme ersetzt wird.“

Horpach sah, daß von ihnen nicht viel zu erwarten war, und verließ die Versammelten; sie bemerkten es kaum, so sehr waren sie in die Diskussion vertieft. Er ging in die Steuerzentrale, um Rohans Truppe von der Hypothese der „toten Evolution“ zu unterrichten. Es war bereits dunkel, als der „Unbesiegbare“ Verbindung mit dem Superkopter im Krater bekam. Am Mikrofon meldete sich Gaarb.

„Ich habe hier nur sieben Leute“, sagte er, „unter ihnen zwei Ärzte bei den Verunglückten. Die anderen schlafen, außer dem Funker, der neben mir sitzt. Ja, wir haben vollständigen Feldschutz. Aber Rohan ist noch nicht zurück.“

„Noch nicht zurück? Und wann ist er aufgebrochen?“

„Gegen 18 Uhr. Er hat sechs Maschinen mitgenommen und die ganze übrige Mannschaft. Wir haben vereinbart, daß er nach Sonnenuntergang zurückkommt. Die Sonne ist vor zehn Minuten untergegangen.“

„Haben Sie Funkverbindung mit ihm?“

„Die ist seit einer Stunde unterbrochen.“

„Gaarb! Warum haben Sie mich nicht sofort verständigt?“

„Weil Rohan angekündigt hat, daß die Verbindung eine Zeitlang abreißen würde. Sie wollten in eine der tiefen Schluchten vordringen, wissen Sie. Die Hänge sind dort mit diesem Sauzeug aus Metall bewachsen. Das reflektiert so stark, daß nicht die Spur von einem Signal zu kriegen ist.“