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»Dracul wird ihn umbringen, sobald er hat, was er von ihm will.«

»Oder begreift, das er es nicht bekommen kann«, bestätigte Andrej. »Ich muss zurück, Abu Dun. Ich muss Frederic retten.«

»Das wäre nicht besonders klug«, sagte Ahn Dun. Er machte eine Kopfbewegung zu den Männern, die mit ihm gekommen waren. »Sultan Mehmed hat mir diese Krieger mitgegeben, damit wir die Lage erkunden. Aber sie sind mm die Vorhut. Sein gesamtes Heer ist auf dem Weg hierher. Mehr als dreitausend Mann. Petershausen wird brennen. Und danach Burg Waichs.«

»Mehmed?« Andrej dachte einen Moment nach, aber er hatte diesen Namen noch nie gehört.

»Sein Heer war auf dem Weg nach Westen, doch als er hörte, was hier geschehen ist, hat er kehrtgemacht. Diese Gräueltat wird nicht ungesühnt bleiben.«

»Die Menschen in Petershausen können nichts dafür«, sagte Andrej. »Sie hassen Tepesch genauso wie du. Oder ich.«

»Ich weiß«, antwortete Abu Dun.

»Aber der Angriffsbefehl ist bereits gegeben. Jeder einzelne Mann in Mehmeds Heer hat Vlad Dracul den Tod geschworen Und wer es noch nicht getan har, der wird es tun, Wenn er das hier sieht.« Andrej ahnte, wie sinnlos jedes weitere Wort war. Aber er mußte es wenigstens versuchen.

»Noch mehr Tote«, murmelte er.

»Es werden wieder Menschen sterben. Hunderte auf beiden Seiten.«

»So ist nun einmal der Krieg«, sagte Abu Dun.

»Das hier ist kein Krieg!«, widersprach Andrej. »,Es geht nur um einen einzelnen Mann!«

»Und um ein Mädchen und einen Knaben?«, fragte Abu Dun. »Wie meinst du das?« Abu Dun schwieg einen kurzen Moment.

»Wenn Mehmeds Krieger Waichs stürmen, dann werden auch sie sterben«, sagte er.

»Du weißt, wie es in solchen Momenten ist. Niemand wird überleben. Ich kann nichts tun, um Mehmed davon abzubringen. Er hat einen heiligen Eid geschworen, nicht eher zu ruhen, bis Tepeschs Kopf auf einem Speer vor seinen Zelt steckt.«.

»Du kennst diesen Mehmed?«

»Ich habe mit ihm gesprochen«, bestätigt, Ahn Dun.

»Mehr nicht. Er ist ein aufrechter Mann, aber auch sehr hart. Tepesch wird sterben. Sein Heer wird noch heute hier eintreffen.« Andrej überlegte. Es gab keine andere Möglichkeit.

»Und wenn Tepesch bis dahin tot wäre?«

»Ich habe befürchtet, das du das fragst«, seufzte Abu Dun. Aber Andrej wußte, das das nicht ganz die Wahrheit war. Er hatte es nicht befürchtet. Er hatte es gehofft.

»Das ist keine Antwort.«

»Ich kann sie dir auch nicht geben«, sagte Abu Dun. »Ich kann nicht für Mehmed sprechen. Ich lebe nur noch, weil er mich braucht.«

»Du?« Abu Dun lachte auf.

»Meinst du, wir wären ganz selbstverständlich Brüder, nur weil mein Gesicht schwarz ist und ich einen Turban trage? Bist du hier willkommen, weil dein Gesicht weiß ist?«

»Nein, aber...«

»Mehmed ist Soldat« fuhr Abu Dun fort.

»Er ist hierher gekommen, um dieses Land zu erobern. Aber ich glaube nicht, das er Krieg gegen Frauen und Kinder führt.« Er bewegte nachdenklich den Kopf.

»Weißt du, warum du noch lebst?«

»Weil nicht einmal der Teufel meine Seele will?«, vermutete Andrej.

»Die Männer wollten dich töten«, sagte Abu Dun ernst. »Sie haben dich am Leben gelassen, als sie sahen, was du getan hast« Er blickte auf das blutige Schwert hinab, das Andrej noch immer in der Hand hielt und lachte erneut auf diese fast Angst machende Art.

»Es ist schon erstaunlich, das ein Mann, den alle für einen Abgesandten des Teufels halten, barmherziger ist als einer, der von sich behauptet, in Gottes Auftrag zu handeln.« Er seufzte tief.

»Hast du den Mut, in Mehmeds Lager zu reiten und ihm gegenüberzutreten? Überlege dir deine Antwort gut. Es könnte dich das Leben kosten.« Andrej lachte.

»Das ist etwas, woran ich mich allmählich schon fast gewöhnt habe«, sagte er. Er stand auf.

»Habt ihr ein überzähliges Pferd für mich? Als Dieb bin ich anscheinend nicht sehr talentiert. Ich habe das schlechteste Tier erwischt, das es auf Tepeschs Burg gab.« Mehmed war ein sehr großer, schlanker Mann mit heller Haut und beinah abendländischen Gesichtszügen. Seine Augen waren schwärzer als eine mondlose Nacht. Er sprach nicht viel, aber wenn, dann tat er es in knappen Sätzen und fast ohne Akzent. Sie hatten fast den halben Tag gebraucht, um sein Heer zu erreichen, das aus einer gewaltigen Anzahl ausnahmslos berittener Krieger und einer beinahe noch größeren Zahl von Packpferden und Wagen bestand. Wie sich zeigte, war Abu Duns Warnung nicht übertrieben gewesen. Andrej wurde zwar nicht angegriffen, aber die Blicke, die die Männer ihm zuwarfen, waren nicht freundlich. Es war blanker Hass, der ihm entgegenschlug. Tepeschs Gräueltat hatte sich offenbar in Windeseile unter den Kriegern herumgesprochen, und Andrej fragte sich, was geschehen würde, wenn sich die aufgestaute Wut dieser Männer entlud. Es würde ein zweites, noch viel schrecklicheres Gemetzel geben, und diesmal würde es deutlich mehr abendländisches Blut sein, das floss, als muslimisches. Er hatte sowohl die Verteidigungsanlagen Petershausens als auch die von Burg Waichs gesehen. Beide würden dem Ansturm dieses Heeres nicht standhalten.

Durch Abu Duns Vermittlung wurde er zwar zu Mehmed vorgelassen, mußte jedoch seine gerade erst gewonnenen Waffen und Rüstungsteile abgeben. In mitten Tausender von Kriegern brauchte der Sultan ihn nicht zu fürchten. Was er wirklich war, wußte Mehmed nicht. Mehmed ritt auf einem gewaltigen weißen Araberhengst im vorderen Drittel seines Heeres, umgeben von einem halben Dutzend schwer bewaffneter Krieger, die offensichtlich seine Leibwache darstellten. Die Männer waren deutlich prachtvoller und auch Ehrfurcht gebietender gekleidet als er. Mehmed selbst trug nur ein einfaches weißes Gewand und einen schlichten Turban. Er war nicht einmal bewaffnet. Sie hielten nicht an. Andrej lenkte sein Pferd neben das des Sultans, nachdem er seine Waffen abgegeben hatte. Abu Dun und Mehmed führten den ersten Teil des Gespräches auf Arabisch und obwohl Andrej kein Wort verstand, entging ihm doch nicht, das in zum Teil sehr heftigem Tonfall gesprochen wurde. Mindestens einmal deutete Mehmed mit zornigen Gesten auf ihn, und schließlich brachte er Abu Dun mit einer herrischen Handbewegung zum Schweigen und wandte sich direkt an Andrej.

»Du willst also, das ich den Angriff abbreche«, sagte er.

»Warum?« Andrej überlegte sich seine Antwort sehr genau.

»Weil es ein unnötiges Blutvergießen wäre«, sagte er.

»Viele Menschen würden sterben. Nicht nur meine Leute. Auch deine.«

»So ist nun einmal der Krieg.«

»Das hier hat nichts mit dem Krieg zu tun«, antwortete Andrej.

»Es geht nur um einen einzelnen Mann.«

»Den Drachenritter.« Mehmed nickte.

»Was bedeutet er dir?«

»Tepesch? Er ist ein Teufel. Ich habe ihm den Tod geschworen.«

»Und trotzdem willst du, das ich seine Burg nicht angreife? Warum?« Andrej entschied, Mehmed die Wahrheit zu sagen. Der Araber war ein Mann, den man besser nicht belog.

»Es gibt jemanden in der Burg, der mir sehr viel bedeutet«, sagte er ehrlich.

»Meinen Sohn ... und eine Frau. Wenn du Waichs angreifst, werden sie wahrscheinlich getötet.«

»Wahrscheinlich«, bestätigte Mehmed.

»So wie Vlad Tepesch und alle seine Krieger. Und die beiden Teufel, die an seiner Seite reiten.«

»Und wie viele von deinen Männern?«

»Was kümmert es dich?«, fragte Mehmed.

»Jeder Krieger, der heute fällt, wird in den nächsten Schlachten gegen euch verdammte Christenbrut fehlen. Du solltest dich freuen.«

»Der Tod von Menschen freut mich nie«, antwortete Andrej. Er sah in Mehmeds Gesicht, das das nicht die Antwort war, die er hatte hören wollen. Nach kurzem Schweigen fuhr er fort:

»Es ist nicht mein Krieg. Und es ist auch nicht mein Land. Dieses Land hat meine ganze Familie ausgelöscht. Brenne es nieder, wenn du willst. Mich interessieren nur der junge und die Frau.« Mehmed dachte eine ganze Weile über diese Antwort nach.