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Poirot warf den Kopf in den Nacken.

«Eh bien, Sie werden alle entzückt sein zu erfahren, dass als Ergebnis meiner Ermittlungen nicht der mindeste Grund zur Annahme besteht, dass Mr. Abernethie keines natürlichen Todes gestorben ist. Es gibt überhaupt keinen Grund zu glauben, dass er ermordet wurde!» Er lächelte und breitete die Hände zu einer triumphierenden Geste.

«Das ist eine gute Nachricht, nicht wahr?»

Offenbar nicht, nach der Reaktion der Versammelten zu urteilen. Alle starrten Hercule Poirot an, alle blickten zweifelnd und misstrauisch.

Die einzige Ausnahme bildete Timothy Abernethie, der heftig zustimmend nickte.

«Natürlich ist Richard nicht ermordet worden», sagte er ärgerlich. «Das konnte ich nie verstehen, wie jemand auch nur einen Moment etwas anderes glauben konnte! Cora wollte nur wieder mal einen ihrer Streiche spielen. Wollte euch alle erschrecken. Fand es lustig. Sie war zwar meine Schwester, aber es tut mir Leid sagen zu müssen, sie war immer ein bisschen einfältig, das arme Ding. Nun, Mr. Wie-auch-immer-Sie-heißen, ich bin froh, dass Sie klug genug waren, den richtigen Schluss zu ziehen, obwohl, wenn Sie mich fragen, ich es eine ziemliche Unverschämtheit von Entwhistle finde, Sie damit zu beauftragen, hier herumzuschnüffeln. Und wenn er glaubt, er könnte Ihr Honorar von unserem Vermögen bezahlen, na, da sage ich Ihnen, da stehe ich vor. Verdammte Frechheit und völlig überflüssig obendrein! Für wen hält Entwhistle sich eigentlich? Wenn die Familie nicht misstrauisch war ...»

«Das war sie aber, Onkel Timothy», warf Rosamund ein.

«Was - wie bitte?» Timothy starrte sie verärgert an.

«Wir waren misstrauisch. Und was ist mit der Sache mit Tante Helen heute Morgen?»

Maude fuhr empört auf. «Helen ist in dem Alter, in dem man leicht einen Schlaganfall bekommt. Nichts anderes.»

«Ich verstehe», erwiderte Rosamund. «Du meinst, es war nur ein weiterer Zufall?»

Sie sah zu Poirot.

«Sind das nicht ein paar Zufälle zu viel?»

«So etwas kann vorkommen», antwortete Poirot.

«Unsinn», warf Maude ein. «Helen fühlte sich unwohl, kam nach unten, um den Arzt anzurufen, und .»

«Aber sie hat nicht den Arzt angerufen.» Rosamund gab nicht auf. «Ich habe ihn gefragt.»

«Wen hat sie denn dann angerufen?» Susan sah erschreckt auf.

«Ich weiß es nicht.» Rosamunds Gesicht verzog sich unzufrieden. «Aber ich wette, das finde ich auch noch heraus», fügte sie hoffnungsvoll hinzu.

II

Hercule Poirot saß im viktorianischen Sommerhaus. Er holte seine große Uhr aus der Tasche und legte sie vor sich auf den Tisch.

Er hatte verkündet, dass er mit dem Zwölf-Uhr-Zug fahren würde. Eine halbe Stunde blieb ihm also noch Zeit. Eine halbe Stunde, in der jemand einen Entschluss fassen und ihn aufsuchen könnte. Vielleicht nicht nur eine Person ...

Das Sommerhaus war von den meisten Fenstern des Hauses aus gut zu sehen. Sicher würde bald jemand kommen?

Wenn nicht, dann war seine Kenntnis der menschlichen Natur ungenügend und seine These inkorrekt.

Er wartete. Über seinem Kopf saß eine Spinne in ihrem Netz und lauerte auf eine Fliege.

Als Erstes kam Miss Gilchrist. Sie war aufgebracht und bekümmert und redete ziemlich inkohärent.

«Ach, Mr. Pontarlier ... ich kann mir Ihren anderen Namen nicht merken», begann sie. «Ich musste einfach kommen und mit Ihnen reden, obwohl ich es nicht gerne tue - aber ich habe das Gefühl, dass es meine Pflicht ist. Ich meine, nach dem, was heute Morgen mit der armen Mrs. Leo passiert ist ... Und ich finde, Mrs. Shane hat völlig Recht - das war kein Zufall, und bestimmt kein Schlaganfall - wie Mrs. Timothy meinte. Mein Vater hat mal einen Schlaganfall gehabt und das war völlig anders und außerdem hat der Arzt klar und deutlich Gehirnerschütterung gesagt.»

Sie hielt inne, holte Luft und sah Poirot flehentlich in die Augen.

«Ja.» Poirots Stimme war sanft und ermunternd. «Sie möchten mir etwas sagen?»

«Wie gesagt, ich tue es nicht gern - sie ist so nett zu mir gewesen. Sie hat mir die Stelle bei Mrs. Timothy verschafft und alles. Sie ist wirklich sehr nett zu mir gewesen. Deswegen komme ich mir so undankbar vor. Sie hat mir sogar Mrs. Lansquenets Bisamjacke gegeben, die wirklich wunderschön ist und mir wunderbar passt, weil es bei Pelz keine Rolle spielt, wenn er etwas zu groß ist Und als ich ihr die Amethystbrosche zurückgeben wollte, wollte sie nichts davon hören »

«Sie sprechen von Mrs Banks?», erkundigte Poirot sich leise.

«Ja, sehen Sie ...» Miss Gilchrist blickte zu Boden und spiel-te verzweifelt mit den Fingern. Dann schaute sie auf und schluckte heftig. «Wissen Sie, ich habe gelauscht!»

«Sie meinen, Sie haben zufällig eine Unterhaltung mit angehört.»

«Nein.» Miss Gilchrist schüttelte mit heroischer Entschlossenheit den Kopf. «Ich möchte lieber die Wahrheit sagen. Und es ist nicht so schlimm, das Ihnen zu sagen, weil Sie kein Engländer sind.»

Hercule Poirot verstand, was sie sagen wollte, ohne Anstoß daran zu nehmen.

«Sie meinen, ein Ausländer hält es für selbstverständlich, dass man hinter Türen lauscht und Briefe öffnet oder herumliegende Briefe liest?»

«O nein, ich würde nie einen Brief öffnen, der nicht an mich adressiert ist», protestierte Miss Gilchrist empört. «Das würde ich nie tun. Aber ich habe gelauscht, an dem Tag - an dem Tag, als Mr Richard Abernethie seine Schwester besuchte. Ich war neugierig, wissen Sie, weil er nach all den Jahren so plötzlich auftauchte. Ich wollte den Grund wissen ... und ... und ... wissen Sie, wenn das Leben etwas eintönig ist und man wenig Freunde hat, dann interessiert man sich eben ... ich meine, wenn man mit jemandem zusammenlebt.»

«Nur zu verständlich »

«Ja, ich finde es auch verständlich ... Aber natürlich ist es deswegen trotzdem nicht richtig. Aber ich hab’s getan. Und ich habe gehört, was er sagte!»

«Sie haben gehört, was Mr. Abernethie zu Mrs. Lansquenet sagte?»

«Ja. Er sagte etwas wie <Es ist sinnlos, mit Timothy zu reden. Er bagatellisiert alles immer nur. Kann einfach nicht zuhören. Aber ich dachte, ich würde es gerne bei dir loswerden, Cora. Wir drei sind die Einzigen, die noch am Leben sind. Und obwohl du dich immer gern wie eine Närrin aufgeführt hast, hast du ziemlich viel gesunden Menschenverstand. Also, was wür-dest du an meiner Stelle tun?>

Ich konnte nicht genau hören, was Mrs. Lansquenet darauf sagte, aber ich habe das Wort <Polizei> verstanden - und dann ist Mr Abernethie ziemlich laut geworden und hat gesagt <Das kann ich nicht. Nicht, wenn es um meine eigene Nichte geht.>. Und dann musste ich in die Küche laufen, weil etwas übergekocht war, und als ich wieder zurückkam, sagte Mr. Abernethie gerade <Selbst wenn ich eines unnatürlichen Todes sterbe, möchte ich nicht, dass die Polizei geholt wird, wenn es sich irgend vermeiden lässt. Das verstehst du doch, oder nicht, meine Liebe? Aber mach dir keine Sorgen. Jetzt, wo ich Bescheid weiß, passe ich gut auf.> Und dann redete er weiter und meinte, er hätte ein neues Testament aufgesetzt und sie, Cora, würde auch etwas bekommen. Und dann sagte er noch, sie sei mit ihrem Mann ja wohl glücklich gewesen und er hätte damals einen Fehler gemacht.»

Miss Gilchrist brach ab.

«Ich verstehe, ich verstehe», murmelte Poirot.

«Aber ich wollte das nie weitersagen und niemandem erzählen. Ich glaube nicht, dass Mrs. Lansquenet das gewollt hätte. Aber jetzt, nach dem Überfall auf Mrs. Leo heute Morgen und dann sagen Sie so beiläufig, das sei ein Zufall. Aber Monsieur Pontarlier, das war kein Zufall!»

Poirot lächelte.

«Nein, es war kein Zufall», pflichtete er bei. «Ich danke Ihnen, Miss Gilchrist, dass Sie zu mir gekommen sind. Das war sehr wichtig.»