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»Das ist lächerlich«, verkündete Maighdin mit klarer Stimme. »Diese Leute sind meine Freunde. Der Mann hat vollkommen mißverstanden, was er gesehen hat.«

Perrin nickte, und wenn sie glaubte, er stimme mit ihr überein, war es auch gut. Aber wenn man das, was dieser Bursche behauptete, dem hinzufügte, was Lini gesagt hatte... Es war überhaupt nicht einfach.

Faile und die anderen schlossen sich ihnen an, gefolgt von den übrigen Reisebegleitern Maighdins, drei weitere Männer und eine weitere Frau, die alle vollkommen heruntergekommene Pferde mit sich führten. Perrin konnte sich nicht erinnern, jemals eine gelungenere Ansammlung von krummen Knien, gebogenen Fesselgelenken, Spat und Senkrücken gesehen zu haben. Sein Blick wanderte, wie stets, zuerst zu Faile — seine Nasenflügel streckten sich nach ihrem Geruch aus —, aber Seonid behinderte seine Sicht. Im Sattel zusammengesunken und zutiefst errötet, blickte sie mürrisch drein; ihr Gesicht wirkte seltsam, die Wangen waren aufgedunsen und der Mund leicht geöffnet. Da war etwas, etwas RotBlaues... Perrin blinzelte. Wenn er nicht inzwischen halluzinierte, hatte man ihr ein zusammengerolltes Tuch in den Mund gestopft! Wenn Weise Frauen einem Neuling den Mund zu halten befahlen, selbst einem Aes Sedai-Neuling, dann meinten sie es offensichtlich auch so.

Perrin war nicht der einzige, der ein scharfes Auge besaß. Maighdins Kinn sank herab, als sie Seonid sah, und sie warf Perrin einen langen, nachdenklichen Blick zu, als wäre er für das Tuch verantwortlich. Also erkannte sie eine Aes Sedai auf den ersten Blick? Das war für eine Frau vom Lande ungewöhnlich. Sie klang jedoch auch nicht nach einer Frau vom Lande.

Furen, der hinter Seonid ritt, machte ein sehr finsteres Gesicht, aber Teryl komplizierte alles noch mehr, indem er etwas zu Boden warf. »Das habe ich hinter ihm gefunden«, sagte er, »wo er es vielleicht auf der Flucht fallen gelassen hat.«

Zuerst wußte Perrin nicht, was es war: eine lange Schlinge aus ungegerbtem Leder, die fest mit anscheinend aus brüchigem Leder bestehenden Bändern umwickelt war. Dann erkannte er es und bleckte knurrend die Zähne. »Ihr sagtet, der Prophet fordere unsere Ohren.«

Der stoppelbärtige Mann hörte auf, Seonid anzustarren, und leckte sich die Lippen. »Das ... das ist Haris Werk!« protestierte er. »Hari ist schlecht. Er behält gern alles im Auge, erringt gern Trophäen, und er...« Er zuckte in seinem Mantel mit den Achseln und sank in sich zusammen wie ein in die Enge getriebener Hund. »Das könnt Ihr mir nicht anhängen! Der Prophet wird Euch aufknüpfen, wenn Ihr mich anrührt! Er hat schon früher Adlige gehängt, edle Herren und Damen. Ich wandele im Licht des gesegneten Lord Drache!«

Perrin führte Traber zu dem Mann und achtete dabei darauf, daß die Hufe seines Pferdes das ... Ding ... auf dem Boden nicht berührten. Er wollte nichts weniger, als den Geruch des Burschen zu riechen, aber er beugte sich herab und näherte sein Gesicht dem des Mannes. Scharfer Schweiß rang mit Angst, Entsetzen und einer Spur Zorn. Schade, daß er keine Schuld erkennen konnte. ›Vielleicht fallen gelassen‹ bedeutete nicht fallen gelassene Die dicht zusammenstehenden Augen weiteten sich, und der Mann preßte den Rücken an Teryls Wallach. Gelbe Augen hatten ihren Nutzen.

»Wenn ich Euch das anhängen könnte, würdet Ihr am nächsten Baum aufgeknüpft«, grollte er. Der Bursche blinzelte und begann zu strahlen, als er begriff, was das bedeutete, aber Perrin ließ ihm keine Zeit, seine Überheblichkeit zurückzugewinnen. »Ich bin Perrin Aybara, und Euer kostbarer Lord Drache hat mich hierhergesandt. Er hat mich gesandt, und wenn ich einen Mann mit ... Trophäen ... finde, hängt er! Wenn ich einen Mann finde, der einen Bauernhof anzündet, hängt er! Wenn mich einer von Euch schief ansieht, hängt er! Und Ihr könnt Masema auch berichten, daß ich das gesagt habe!« Perrin richtete sich angewidert auf. »Laßt ihn gehen, Teryl. Wenn er nicht in zwei Sekunden verschwunden ist...!«

Teryl ließ den Mantelkragen los, und der Bursche schoß auf die nächststehenden Baume zu, ohne auch nur einmal zurückzublicken. Ein Teil von Perrins Abscheu galt ihm selbst. Zu drohen! Wenn ihn einer von ihnen schief ansah? Aber wenn der namenlose Mann nicht selbst Ohren abgeschnitten hatte, so hatte er doch zumindest dabei zugesehen und nichts dagegen unternommen.

Faile lächelte, und Stolz schimmerte durch den Schweiß auf ihrem Gesicht. Ihr Blick vertrieb einiges von Perrins Abscheu. Für diesen Blick wäre er barfuß durch Feuer gelaufen.

Aber es hatte natürlich nicht allen gefallen. Seonid preßte die Augen zusammen, und ihre behandschuhten Fäuste zitterten an den Zügeln, als wollte sie verzweifelt dieses Tuch aus ihrem Mund zerren und ihm sagen, was sie dachte. Er konnte es ohnehin vermuten. Edarra und Nevarin hatten ihre Stolen um sich gelegt und betrachteten ihn düster. O ja, er konnte es vermuten.

»Ich dachte, es sollte alles geheim bleiben«, sagte Teryl beiläufig, während sie beobachtete, wie der stoppelbärtige Mann davonlief. »Ich dachte, Masema sollte nicht wissen, daß Ihr hier seid, bis Ihr es ihm selbst in sein rosafarbenes Ohr flüstert.«

So war es geplant gewesen. Rand hatte es als Vorsichtsmaßnahme vorgeschlagen, worauf Seonid und Masuri bei jeder möglichen Gelegenheit beharrt hatten. Aber ob Prophet des Lord Drache oder nicht —vielleicht wollte Masema niemandem von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten, den Rand gesandt hatte, wenn man das bedachte, was er angeblich erlaubt hatte. Edarra und die anderen Weisen Frauen sahen Masema als möglichen Feind an, den man in einen Hinterhalt locken sollte, ehe er selbst eine Falle errichten könnte.

»Ich soll ... das aufhalten«, sagte Perrin und deutete verärgert auf die Schlinge aus ungegerbtem Leder auf dem Boden. Er hatte die Gerüchte gehört und nichts getan. Jetzt hatte er es erkannt. »Ich könnte ebensogut jetzt damit beginnen.« Und wenn Masema beschloß, daß er ein Feind war? Wie viele Tausende folgten dem Propheten, aus Glaubensgründen oder aus Angst? Es war unwichtig. »Es hört auf, Teryl. Es hört auf!« Der Murandianer nickte zögernd und betrachtete Perrin, als sähe er ihn zum ersten Mal.

»Mein Lord Perrin?« sagte Maighdin. Er hatte sie und ihre Freunde vollkommen vergessen. Die anderen hatten sich ein Stück entfernt um sie versammelt, die meisten noch immer zu Fuß. Es waren noch drei Männer außer dem Burschen darunter, der Maighdin gefolgt war, und zwei davon verbargen sich hinter ihren Pferden. Lini schien die wachsamste von ihnen und betrachtete ihn besorgt. Sie hatte ihr Pferd nahe an Maighdins herangeführt und schien bereit, ihr Zaumzeug selbst zu ergreifen. Nicht um die jüngere Frau am Davonlaufen zu hindern, sondern um selbst davonzulaufen und Maighdin mitzunehmen. Maighdin selbst wiederum schien vollkommen ruhig, aber sie betrachtete Perrin ebenfalls forschend. Das war nach all dem Gerede über den Propheten und den Wiedergeborenen Drachen — zusätzlich zu seinen Augen —nicht verwunderlich. Ganz zu schweigen von der geknebelten Aes Sedai. Er erwartete, daß sie sagen würde, sie wollten sofort aufbrechen, aber statt dessen sagte sie: »Wir werden Euer freundliches Angebot annehmen. Ein oder zwei Tage Rast in Eurem Lager sind vielleicht genau das Richtige.«

»Wir Ihr meint, Herrin Maighdin«, erwiderte er gemächlich. Es fiel ihm schwer, seine Überraschung zu verbergen. Besonders da er gerade die beiden Männer erkannt hatte, die ihre Pferde zwischen sich und ihm zu halten versuchten. War Ta'veren am Werk gewesen, sie hierher zu bringen? Es war auf jeden Fall eine seltsame Wendung. »Es ist vielleicht genau das Richtige.«

8

Eine einfache Frau vom Lande

Das Lager befand sich ungefähr eine Meile weiter, ein gutes Stück von der Straße entfernt zwischen niedrigen, bewaldeten Hügeln unmittelbar jenseits eines Wasserlaufs, der auf zehn Fuß Breite Steine und nur auf fünf Fuß Breite Wasser aufwies und niemals tiefer war als bis zu den Knien eines Menschen. Kleine grüne und silberne Fische schossen vor den Pferdehufen davon. Gelegentlich Vorübergehende würden hier kaum jemanden vermuten. Der nächste Bauernhof war über eine Meile entfernt, und Perrin hatte sich selbst davon überzeugt, daß diese Leute ihr Vieh anderswo tränkten.