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»Überrascht?« Perrin hatte den Bund der Behüter niemals so betrachtet. Licht! Was das betraf, hatte er Aes Sedai niemals so betrachtet. Elyas' Andeutung schien ungefähr so vorstellbar wie ... wie ein Mensch, der mit Wölfen spricht. »Warum überrascht?« Sie stiegen ohne Eile und fast geräuschlos durch den Wald auf dieser Seite des Hügels hinab. Perrin war stets ein guter Jäger gewesen, der an die Wälder gewöhnt war, und auch Elyas rührte kaum die Blätter unter seinen Füßen auf, sondern glitt geschmeidig durch das Unterholz, ohne einen Zweig zu bewegen. Er hätte sich seinen Bogen wieder über den Rücken schlingen können, aber er trug ihn noch immer schußbereit in der Hand. Elyas war vorsichtig, besonders in der Nähe von Menschen.

»Nun, weil du sehr ruhig bist. Ich dachte, du würdest eine Frau heiraten, die deinem Naturell entspricht. Nun, du weißt inzwischen, daß Saldaeaner nicht ruhig sind. Außer gegenüber Fremden und Außenseitern. Im Nu entflammt, ist die Glut im nächsten Moment erloschen und vergessen. Sie lassen Arafeller schwerfällig und Domani regelrecht stumpfsinnig wirken.« Elyas grinste plötzlich. »Ich habe einmal ein Jahr lang mit einer Saldaeanerin zusammengelebt. Merya hat mich fünf Tage in der Woche angeschrien und mir auch Teller an den Kopf geworfen. Jedesmal, wenn ich ans Gehen dachte, wollte sie es jedoch wieder gutmachen, und ich kam anscheinend niemals bis zur Tür. Letztendlich hat sie mich verlassen. Sie sagte, ich wäre für ihren Geschmack zu zurückhaltend.« Er lachte in der Erinnerung rauh, rieb aber über eine noch schwach sichtbare, von damals stammende Narbe an seinem Kinn. Ein Dolch hatte sie wohl verursacht.

»Faile ist anders.« Es klang, als wäre man mit Nynaeve verheiratet! Nynaeve mit Zahnschmerzen! »Das soll nicht heißen, daß sie nicht hin und wieder zornig wird«, fügte er widerwillig hinzu, »aber sie schreit nicht und wirft auch nicht mit Tellern.« Nun, sie schrie nicht sehr oft, und anstatt nur heftig aufzuflammen und dann gleich wieder zu vergehen, begann ihr Zorn heftig und hielt an, bis er abkühlte. Elyas sah ihn von der Seite an. »Wenn ich jemals einen Mann gerochen habe, der versucht, Hagel zu entgehen... Du gehst stets sanft mit ihr um, nicht wahr? Du bist vollkommen nachsichtig und wirst niemals zornig? Wirst ihr gegenüber niemals laut?«

»Natürlich nicht!« brauste Perrin auf. »Ich liebe sie! Warum sollte ich sie anschreien?«

Elyas murrte leise vor sich hin, obwohl Perrin natürlich jedes Wort verstehen konnte. »Verdammt, wenn ein Mann auf einer roten Natter sitzen will, ist das seine Sache. Es ist auch nicht meine Angelegenheit, wenn sich ein Mann die Hände an einem Feuer im Dach wärmen will. Es ist sein Leben. Würde er es mir danken? Nein, das würde er, verdammt noch mal, nicht!«

»Was wollt Ihr damit sagen?« Perrin ergriff Elyas' Arm und zwang ihn, unter einem Ilexbaum stehenzubleiben, dessen stachelige Blätter überwiegend grün waren. Bis auf einige ums Überleben kämpfende Kriechgewächse wuchs kaum etwas in der Nähe. Sie waren den Hügel noch nicht zur Hälfte hinunter gelangt. »Faile ist keine rote Natter und kein Feuer im Dach! Wartet, bis Ihr sie kennenlernt, bevor Ihr redet, als würdet Ihr sie bereits kennen.«

Elyas fuhr sich verärgert mit den Fingern durch seinen langen Bart. »Ich kenne Saldaeaner, Junge. Ich bin nicht nur in jenem Jahr dort gewesen. Ich habe in meinem Leben höchstens fünf saldaeanische Frauen getroffen, die ich als sanftmütig oder auch nur als beherrscht bezeichnen würde. Nein, sie ist keine Natter; ich wette, sie ist ein Leopard. Knurre nicht, verdammt! Ich verwette meine Stiefel, daß sie lächeln würde, wenn sie mich das sagen hörte!«

Perrin öffnete verärgert den Mund und schloß ihn dann wieder. Er hatte nicht erkannt, daß er tatsächlich tief in der Kehle geknurrt hatte. Faile würde lächeln, wenn sie als Leopard bezeichnet würde. »Ihr wollt doch nicht etwa behaupten, daß sie will, daß ich sie anschreie, Elyas.«

»Doch, genau das will ich damit sagen. Höchstwahrscheinlich jedenfalls. Vielleicht ist sie die sechste. Vielleicht. Hör mich einfach zu Ende an. Die meisten Frauen werden dich, wenn du die Stimme erhebst, verwundert ansehen oder zu Eis erstarren, und als nächstes streitest du darüber, daß du verärgert bist, ungeachtet des ursprünglichen Grundes für deinen Zorn. Hüte bei einer Saldaeanerin jedoch deine Zunge und sage ihr gegenüber, sie sei nicht stark genug, es mit dir aufzunehmen. Beleidige sie auf diese Art, und du hast Glück, wenn sie dich nicht dir selbst zum Frühstück vorsetzt. Sie ist kein Mädchen aus Far Madding, das von einem Mann erwartet, daß er den von ihr zugewiesenen Platz einnimmt und springt, wenn sie mit den Fingern schnippt. Sie ist ein Leopard, und sie erwartet von ihrem Ehemann, daß er auch ein Leopard ist. Licht! Ich weiß nicht, was ich tue! Einem Mann bezüglich seiner Frau Ratschläge zu erteilen ist eine gute Möglichkeit, den Kopf abgerissen zu bekommen.«

Jetzt knurrte Elyas. Er rückte unnötigerweise seinen Hut zurecht und sah sich stirnrunzelnd auf dem Hügel um, als überlege er, ob er wieder in den Wäldern verschwinden sollte, aber dann stieß er Perrin mit einem Finger an. »Schau, ich wußte schon immer, daß du mehr als nur ein Herumirrender warst, und nachdem ich das, was mir die Wölfe erzählten, mit der Tatsache in Zusammenhang brachte, daß du gerade zufällig zu diesem Propheten eilst, dachte ich, du könntest vielleicht einen Freund gebrauchen, der dir den Rücken deckt. Die Wölfe haben natürlich nicht erwähnt, daß du diese schmucken mayenischen Speerträger anführst. Gaul auch nicht, bis wir sie sahen. Wenn du möchtest, daß ich bleibe, dann bleibe ich. Wenn nicht, so habe ich vieles von der Welt noch nicht gesehen.«

»Ich kann jederzeit einen Freund gebrauchen, Elyas.« Konnte Faile wirklich wollen, daß er sie anschrie? Er hatte immer gewußt, daß er jemanden verletzen könnte, wenn er nicht vorsichtig war, und er hatte stets versucht, sein Temperament zu zügeln. Worte konnten ebensosehr verletzten wie Fäuste, jene falschen Worte, die man niemals so meinte, wie sie im Zorn gesagt wurden. Es schien ihm unmöglich. Es war einfach nicht einleuchtend. Keine Frau würde das von ihrem Ehemann oder irgendeinem anderen Mann hinnehmen.

Der Ruf eines Blaufinks ließ Perrin zusammenzucken und versetzte seinen Ohren einen Stich. Es war selbst für ihn kaum hörbar, aber kurz darauf wurde das Trillern näher wiederholt und dann noch näher. Elyas sah ihn mit gewölbten Augenbrauen an. Perrin erkannte den Ruf eines Grenzlandvogels. Er hatte es von einigen Shienarern, unter ihnen Masema, gelernt und es an die Leute aus den Zwei Flüssen weitergegeben.

»Wir bekommen Besuch«, bemerkte er zu Elyas.

Sie kamen rasch heran, vier Reiter in schnellem Galopp, die eintrafen, noch bevor er und Elyas den Fuß des Hügels erreicht hatten. Berelain ritt voran, durchquerte spritzend den Fluß, während Annoura und Gallenne sowie eine Frau mit einem hellen, mit einer Kapuze versehenen Staubmantel dicht hinter ihr ritten. Sie eilten unmittelbar am Lager der Mayener vorbei, ohne einen Blick darauf zu werfen, und zügelten ihre Pferde erst, als sie sich unmittelbar vor dem rotweiß gestreiften Zelt befanden. Einige der cairhienischen Diener eilten herbei, um Zügel zu übernehmen und Steigbügel zu halten, und Berelain und ihre Begleiterinnen hatten das Zelt bereits betreten, bevor sich der durch ihre Ankunft aufgewirbelte Staub gelegt hatte.

Alles in allem verursachte ihre Ankunft erhebliche Unruhe. Raunen erhob sich unter den Männern aus den Zwei Flüssen, das Perrin nur als erwartungsvoll bezeichnen konnte. Die unvermeidlichen jungen Narren Failes kratzten sich den Kopf und schauten zu dem Zelt, während sie aufgeregt miteinander redeten. Grady und Neald beobachteten das Zelt durch die Bäume hindurch ebenfalls und steckten hin und wieder die Köpfe zusammen, um miteinander zu sprechen, obwohl niemand ihnen nahe genug war, um sie belauschen zu können.