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— Er hatte zuviel Bananenbier getrunken.

— Zuviel Bananenbier, oh ja, viel zuviel, es war eine schöne Geschichte, und ihr entschlüpfte ein Gedanke, und wir alle fanden diesen Gedanken wundervoll. Wir würden unsere eigenen Namen erfinden und dem Mzungu überreichen, er würde unsere Namen in sein Land zurücktragen, wir würden Namen vergeben, die sich über jeden lustig machen, der sie liest, ohne zu merken, wie er verspottet wird, Namen wie etwa Große-Entleerung-Der-Blase für den See, an dessen Ufer wir so viel Bananenbier getrunken hatten. Es war ein schöner Gedanke, und wir setzten ihn gleich in die Tat um, wir überlegten uns Namen, während wir weiter Bananenbier tranken, und schon am nächsten Tag fanden unsere Namen Eingang in das Buch von Bwana Speke. Wie heißt dieser Fluß bei den Leuten hier? fragte er mich, und ich antwortete ihm: Dieser Fluß wird bei den Menschen von den Wakerewe Affe-Mit-Läusen genannt. Und als er fragte, wie der Name eines Hügels lautete, antwortete ich ihm: Dieser Hügel wird bei den Menschen von den Wakerewe Hintern-Voller-Warzen genannt. Und als er wissen wollte, ob eine Schlucht einen Namen habe, sagte ich zu ihm: Diese Schlucht wird bei den Menschen von den Wakerewe Wo-Ein-Mann-Eindringt-Und-Ein-Säugling-Herauskommt genannt. Schau mich nicht so entsetzt an, Baba Quddus, es war ein roher Spaß, ich gebe es zu, aber nicht so roh wie der Spaß, den Bwana Speke sich gönnte, die ganze Welt mit seinen eigenen Namen zu besetzen. Und wenn ich flüstere, dann nicht deswegen, weil ich mich dieses Spaßes schäme, sondern weil im ersten Stock jemand lauert, dem diese Geschichte auch nicht gefällt. Ach, wartet, etwas fällt mir noch ein, das Schönste, der Name von zwei Hügeln, die einander sehr ähnelten und deren Name, wie ihr bestimmt schon erraten habt, in der Sprache der Menschen von den Wakerewe Die-Titten-Des-Fetten-Königs lautete. Wir waren glücklich über unseren Spaß und wir haben ihn wieder vergessen, bis zur zweiten Reise, inzwischen konnte Hamid, mein Erstgeborener, schon auf eigenen Beinen stehen. Als Bwana Speke mir die Karten zeigte, die er in seinem Land hatte zeichnen lassen, las er mir die Namen der Orte vor, die wir gemeinsam gesehen hatten. Ich hörte den Namen Victoria und ich hörte den Namen Somerset, und dann zeigte er auf kleine Buchstaben, und er erklärte mir, diese bezeichneten die Namen, die ich ihm mitgeteilt hatte, die Namen, die benutzt werden von den Menschen, die dort leben, und ich bat ihn, mir einige der Namen vorzulesen, und tatsächlich, er zerkaute zwar die Worte in seinem Mund, aber sie waren verständlich, er sagte: Hintern-Voller-Warzen und er sagte Die-Titten-Des-Fetten-Königs, und glaubt mir, meine Brüder, nie ist es mir in meinem Leben schwerer gefallen, das Lachen, das aus mir herausplatzen wollte, zu unterdrücken.

— Wenn ich also in das Land der Wazungu reise und eine dieser Karten kaufe, dann kann ich all die kindischen Scherze von Baba Sidi nachlesen?

— Oh ja, Baba Ali, aber du mußt dich beeilen, die Wazungu, sie sind gewissenhaft, vielleicht zieht bald ein anderer von ihnen durch diese Gegenden und sammelt neues Wissen. Diese Karten werden von ihnen immer wieder neu gezeichnet, es ist ein beliebtes Spiel bei den Wazungu, nein, es ist mehr als ein Spiel, der Stolz von Menschen hängt davon ab, und die Freundschaft von Bwana Burton und Bwana Speke, sie zerschellte endgültig an diesen Karten.

— Wie ist das möglich?

Ein Laut. Piksend. Ein krummer Klagelaut. Eine ganze Oktave an der Gurgel gepackt. Zwei Schreie, die seinen dünnatmigen Schlaf erdolchen. Zuerst denkt er, diese Laute stechen aus einem Traum hervor, der ins Wachsein ragt, bis er sich des tiefen Himmels seines Zeltes bewußt wird und der engen Einfriedung der Plane zu allen Seiten. Die wunden Klagen kommen von draußen. Er richtet sich auf, ergreift sein Gewehr, kriecht aus dem Zelt, kann die Gefahr nicht ausmachen, sieht sie nicht in der verschlafenen Morgendämmerung, der Laut dringt durch seinen Hinterkopf, er reißt das Gewehr herum, schießbereit, doch er sieht nichts außer einen Vogel, einen häßlichen Vogel, der seinen Schnabel öffnet und den Schrei ausstößt, der seinen Schlaf erdolcht hat. Burton spürt einen unbändigen Zorn auf diesen winzigen Vogel, der sich eine solche Lautstärke anmaßt. Er packt das Gewehr am Lauf und schwingt es, doch der Vogel kann fliegen, er flattert davon, mit entrüsteten kleinen Piepsern, die Burton ohne irgendeine Genugtuung zurücklassen.

Am Tag zuvor sind sie von Kazeh aufgebrochen, zur letzten Etappe des Heimwegs. Für die Rückreise zur Küste mußten sie erneut Träger rekrutieren. Sie standen vor ihm, aus einer weiteren Nyamwezi-Ernte, zusammengetrommelt von Snay bin Amir, junge Männer, herausgeputzt in ihrer Ungeduld, übereifrig, erfrischend unschuldig. Manche von ihnen standen auf einem Bein, wie die Kraniche auf dem Malagarasi-Fluß, die Sohle des vom Boden losgelösten Fußes an das durchgestreckte Knie gedrückt, ihre Arme um den Nacken ihres Nebenmannes gelegt, eine lässige Geste, die kaum die erste Woche überstehen würde, andere hockten auf ihren Fersen, umarmten mit beiden Armen ihre Knie und richteten ihren Blick erwartungsvoll auf den Führer der Expedition.

Er ist widerwillig aufgebrochen. Kazeh war ihm erneut zur Oase geworden, und es fällt schwer, eine Oase zu verlassen. Sich wieder der Öde von Ugogo auszusetzen. Er fürchtete sich nicht davor, er wurde von keinen bösen Vorahnungen geplagt. Es war schlimmer. In Gedanken vorausblickend, empfand er bereits den Schmerz, der ihn erwartete, die Qual. Furcht war dies nicht, sondern ein Unbehagen, das fortdauern würde — das wußte er, und dieses Wissen war der Fluch jeder Rückreise. Zumal er sich auf den Ausgang nicht freuen konnte. Speke war vernarrt in seine ungelenke, unverständige Lösung des großen Rätsels. Seine Skizzen, seine kartographischen Vermutungen konnten zu keiner logischen Erklärung zusammengefügt werden. In seinen Flüssen floß das Wasser bergauf, und Seen entleerten sich in die Richtung, die er ihnen vorgab. Es war lachhaft, und doch — dieser Gedanke verstörte Burton, er vermieste ihm die Rückkehr —, es war nicht ausgeschlossen, daß Speke auf eine verquere Weise recht hatte, es war möglich, daß alle Einzelheiten falsch waren, die große Behauptung sich aber als richtig erwies. Sobald sie britischen Boden betreten werden, wird der Disput zwischen Speke und ihm eskalieren, geschürt in der öffentlichen Arena, seine vielen Feinde werden die Gelegenheit zu gerne aufgreifen, die vielen Spekulationen werden es jedem erlauben, wehrhaft für die Seite einzutreten, der man sich verbunden fühlt. In Kazeh konnte er nicht bleiben, und nach England zurückzukehren, das einzige Land auf der Welt, in dem er sich überhaupt nicht heimisch fühlte, war ihm zuwider. Beste Voraussetzungen, dachte er grimmig, sich erneut in die Öde zu begeben.

SIDI MUBARAK BOMBAY

Bwana Burton bezweifelte Bwana Spekes Behauptung, der zweite große See sei die Quelle des Flusses, den sie Nil nennen. Oder wenn er es sei, dann müsse dies erst noch bewiesen werden, ein Beweis, der nicht geboren wurde, als Bwana Speke mit eigenen Augen einen See erblickte, von dessen Dasein sie schon wußten. Als Bwana Speke und ich unterwegs waren, hatte Bwana Burton in Kazeh eigene Karten skizziert, nach den Angaben von Snay bin Amir und den anderen Arabern, und als wir zurückkamen, haben die Wazungu die Lage des Sees und seine Umrisse auf ihren jeweiligen Karten verglichen, und es gab kaum Unterschiede zwischen den Skizzen von Bwana Burton und den Skizzen von Bwana Speke, und Bwana Burton sagte: Siehst du, du hast dich unnötig verausgabt, wir haben die Fakten im wesentlichen schon gekannt.