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Murchison sah seiner Brennstoffaufnahme einen Augenblick lang schweigend zu und entgegnete dann in ernstem Ton: „Weißt du, bei Thornnastor brauchst du nicht vorsichtig zu sein. Der möchte unbedingt an dem Beschützer-Projekt beteiligt werden und hätte auch die Leitung bekommen, wenn du nicht der Chefarzt gewesen wärst, der die unmittelbare Erfahrung mit dem FSOJ besitzt und der bereits für den Rang eines Diagnostikers in Betracht gezogen wurde. Thorny wird dir mit Vergnügen in jeder erdenklichen Weise helfen.

Wenn du ihn nicht darum bittest“, schloß sie lächelnd, „wird dir unser Leiter der Pathologie sogar mit seinen sechs Riesenstampfern aufs Dach steigen.“

„Ich würde Ihnen ebenfalls gerne helfen, mein Freund“, bot ihm Prilicla an. „Aber angesichts der kräftigen Muskulatur der Patientin kann ich nur aus sicherer Distanz mitarbeiten.“

„Ich bin auch dabei“, schloß sich Danalta an.

„Und ich“, sagte Naydrad, wobei sie von dem grünen Mischmasch aufsah, den ihre kelgianischen Geschmacksknospen so köstlich fanden, „werde weiterhin das tun, was man mir aufträgt.“

Conway lachte. „Vielen Dank, meine Freunde.“ An Murchison gewandt fuhr er fort: „Nach dem Essen werde ich dich in die Pathologie begleiten und mit Thornnastor darüber reden. Und ich habe keinen falschen Stolz. Wenn ich Gelegenheit habe, das Problem mit den Gogleskanern zu erwähnen und das mit der FROB-Geriatrie und all die anderen Kleinigkeiten, die ich.“

„Auch dafür interessiert sich Thornnastor“, stellte sie in bestimmtem Ton fest. „Der steckt sein gewaltiges Riechorgan gern in alles hinein.“

Zwar nahm das Gespräch mit dem Leiter der Pathologie den gesamten Rest von Conways Arbeitstags in Anspruch — da der Wach- und Schlafzyklus eines Tralthaners sehr viel länger als der eines Terrestriers dauerte, hatte Thornnastor ein völlig anderes Zeitempfinden —, doch fühlte sich Conway danach erheblich besser. Thornnastor war die größte Klatschbase des Hospitals; keinen einzigen seiner Münder konnte er halten, doch seine Auskünfte zu praktisch jedem Aspekt extraterrestrischer Pathologie sowie zu vielen anderen Bereichen, die eigentlich außerhalb seines Spezialgebiets lagen, waren absolut zuverlässig.

Thornnastor wollte alles wissen und war keineswegs verschwiegen, egal, worum es sich handelte.

„Wie Sie ja bereits wissen, Conway“, sagte er schwerfällig, als der Chefarzt schon gehen wollte, „werden wir Diagnostiker von den Mitgliedern unseres Berufsstands im allgemeinen hoch geachtet, und zu dem uns erwiesenen Respekt, soweit man den in diesem Tollhaus überhaupt zeigen kann, gesellt sich noch Mitleid mit den psychischen Qualen, die wir erleiden, und eine fast unbekümmerte Anerkennung der medizinischen Wunder, die wir vollbringen.

Wir sind Diagnostiker, und als solche werden von uns medizinisch eben Wundertaten erwartet“, fuhr der Tralthaner fort. „Doch das Vollbringen wahrer medizinischer Wunder oder die radikalen chirurgischen Verfahren oder der erfolgreiche Abschluß einer xenobiologischen Forschungsreihe kann für eine bestimmte Sorte Arzt persönlich unbefriedigend sein. Damit meine ich jene Praktiker, die trotz ihrer Begabung, Intelligenz und Hingabe an ihre Kunst für die von ihnen geleistete Arbeit ein ziemliches Maß an Anerkennung brauchen.“

Conway schluckte. So hatte der leitende Diagnostiker der Pathologie noch nie mit ihm gesprochen, und die Worte hätten eher zu einer Standpauke des Chefpsychologen über seine persönlichen Mängel gepaßt. Wollte Thornnastor, der Conways Vorliebe kannte, mit möglichst wenig Rückfragen Entscheidungen zu treffen und Behandlungen einzuleiten, damit andeuten, daß er, Conway, lediglich nach Effekten hasche und deshalb zum Diagnostiker ungeeignet sei? Offenbar nicht.

„Als Diagnostiker findet man nur selten vollkommene Befriedigung, wenn man gute Arbeit abliefert, weil man sich nie ganz sicher sein kann, ob die geleistete Arbeit oder die Ideen, die man gehabt hat, von einem selbst stammen“, fuhr der Tralthaner fort. „Zugegebenermaßen statten einen die Schulungsbänder nur mit dem Gedächtnis einer anderen Lebensform aus, aber die lediglich in der Einbildung vorhandene Verschmelzung mit der Persönlichkeit desjenigen, der das Band zur Verfügung gestellt hat, hinterläßt bei einem das Gefühl, alle Anerkennung, die zukünftiger Arbeit gebührt, teilen zu müssen. Hat der betreffende Arzt drei, fünf, vielleicht sogar zehn Schulungsbänder im Kopf gespeichert, dann ist das Lob sehr dünn gesät.“

„Aber niemand im Hospital würde im Traum daran denken“, protestierte Conway, „einem Diagnostiker die gebührende Anerkennung vorzuenthalten, der.“

„Natürlich nicht“, unterbrach ihn Thornnastor. „Es ist ja auch der Diagnostiker selbst, der sich die Anerkennung versagt, nicht seine Kollegen. Das ist selbstverständlich unnötig, gehört aber zu den persönlichen Problemen, die man als Diagnostiker hat. Es gibt noch weitere, für deren Überwindung Sie Ihre eigenen Methoden finden müssen.“

Der Tralthaner hatte alle vier Augen herumgedreht, um Conway zu betrachten — ein seltenes Ereignis und gleichzeitig der Beweis, daß sich Thornnastors unermeßlicher Verstand ausschließlich auf Conways Fall konzentrierte. Der Diagnostiker auf Probe lachte nervös.

„Dann ist es höchste Zeit, bei O'Mara vorbeizuschauen und mir ein paar Bänder im Kopf speichern zu lassen, damit ich eine bessere Vorstellung davon habe, wie meine zukünftigen Probleme aussehen“, sagte er. „Ich denke, zuerst nehme ich ein Hudlarerband, dann eins von einem Melfaner und zum Schluß noch ein kelgianisches. Wenn ich mich daran gewöhnt habe, sofern ich mich jemals daran gewöhne, werde ich O'Mara bitten, mir ein paar der ausgefalleneren.“

„Einige der geistig-seelischen Tricks meiner Kollegen sehen zum Beispiel so aus, daß sie ihrem Lebensgefährten durchaus von den eigenen Problemen erzählen können, aber unter gar keinen Umständen jemandem, zu dem sie in weniger engem Verhältnis stehen“, fuhr Thornnastor schwerfällig fort, ohne Conways Einwurf zu beachten. „Trotz meiner unwiderstehlichen Neugier in diesen Fragen haben sich mir meine Kollegen nicht anvertraut, und der Chefpsychologe wollte mich keinen Blick in die Akten werfen lassen.“

Zwei seiner Augen wandten sich von Conway ab und richteten sich auf Murchison. „Die Speicherung der Bänder noch ein paar Stunden oder auch Tage zu verschieben macht gar nichts“, fuhr er fort. „Der Pathologin Murchison steht es frei zu gehen, und ich rate Ihnen beiden, das Zusammensein auszunutzen, solange Sie das noch ohne die psychologischen Komplikationen durch andere Spezies können.“

Als Conway und Murchison gingen, fügte Thornnastor noch hinzu: „Dieser Ratschlag stammt übrigens von der terrestrischen Persönlichkeit, deren Band ich gerade im Kopf gespeichert habe…“

11. Kapitel

„Die Theorie lautet, daß es auf lange Sicht besser ist, Sie jedesmal stark zu verwirren, und zwar nicht nur ein bißchen, wenn Sie sich an die wirren Denkstrukturen von Aliens gewöhnen wollen“, knurrte O'Mara ihn schon an, als Conway sich noch den Schlaf aus den Augen rieb. „In den vier Stunden, in denen Sie unter leichter Betäubung gestanden und wie ein verrückt gewordener Hudlarer geschnauft haben, sind die Bänder in Ihrem Kopf gespeichert worden. Praktisch sind Sie jetzt gleich in fünffacher Hinsicht ein krasser Individualist.

Wenn Sie Probleme haben, will ich nichts davon hören, bevor Sie nicht mit absoluter Sicherheit wissen, daß diese unlösbar sind“, fuhr der Chefpsychologe fort. „Passen Sie beim Gehen auf, und stolpern Sie nicht über die eigenen Füße. Sie haben wirklich nur zwei, egal, was Ihre Alter egos auch Gegenteiliges behaupten.“