Выбрать главу

„Und außerdem das chirurgische Geschick“, warf Thornnastor ein.

„… Fälle zu bekommen, die nur volle Erfolge oder totale Fehlschläge werden konnten“, setzte er seine Ausführungen fort. „Aber bei diesen Patienten — selbst wenn die Lebenserhaltungssysteme permanent laufen — habe ich eher den Eindruck, daß sie nur noch in technischer Hinsicht am Leben gehalten werden, und Priliclas empathische Fähigkeiten würde ich lediglich brauchen, um diese Tatsache zu bestätigen.“

„Diese Unfallopfer hat uns Prilicla geschickt“, gab einer der Kelgianer zu bedenken, der bislang noch nichts gesagt hatte. „Gewiß hat er sie nicht als hoffnungslos betrachtet. Haben Sie Probleme, hinsichtlich der Maßnahmen eine Entscheidung zu treffen, Conway?“

„Ganz bestimmt nicht!“ entgegnete Conway mit entschiedener Stimme. „Ich kenne Prilicla, und Cinrussker sind gewöhnlich unverbesserliche Optimisten. Unangenehme Gedanken wie die Vorstellung, bei einem Patienten zu versagen oder es mit einem von Anfang an hoffnungslosen Fall zu tun zu bekommen, sind Prilicla vollkommen fremd. Es hat Zeiten gegeben, als er mich so beschämt hat, daß ich genauso gedacht habe. Aber jetzt bin ich realistisch. Meinem Eindruck nach handelt es sich bei zweien, vielleicht auch dreien dieser vier Fälle um wenig mehr als um ziemlich tote Exemplare für die pathologische Untersuchung.“

„Zumindest zeigen Sie Anzeichen, daß Sie sich mit Ihrer Lage abfinden, Conway“, sagte Thornnastor mit seiner langsamen, schwerfälligen Stimme. „Vielleicht können Sie sich nie wieder mit Ihrem ganzen Verstand und all Ihren Fähigkeiten auf einen einzigen Patienten konzentrieren. Sie müssen lernen, Fehlschläge zu akzeptieren und sie sich für Ihre zukünftigen Erfolge zunutze zu machen. Vielleicht verlieren Sie sämtliche vier Patienten, möglicherweise retten Sie sie auch alle. Aber egal für welche Maßnahmen und Behandlungsmethoden Sie sich auch entscheiden, und unabhängig von den guten oder schlechten Resultaten, die sich daraus ergeben, werden Sie Ihren vielfach gesteigerten Verstand gebrauchen, um herauszufinden, ob dieser Verstand genügend gefestigt ist oder nicht, damit er Bestand haben und die Kontrolle über Ihre Arbeitsschritte behalten kann, ob Sie die nun selbst vornehmen oder jemand anderem übertragen.

Überdies werden Sie immer daran denken“, fuhr der ranghöchste Diagnostiker fort, „daß Sie während der Behandlung der vier Patienten von der Notfalliste aus dem Meneldensystem noch andere Anliegen haben: das Problem mit den alterskranken FROBs, unsere gegenwärtigen postoperativen Schwierigkeiten bei unzulänglicher Organübertragung, die bevorstehende Geburt bei dem Beschützer und sogar die vom unauslöschlichen Gedächtnis Ihrer gogleskanischen Freundin bereitgestellten Informationen, falls diese bei einem der Probleme Anregungen zu einem neuen Gesichtspunkt oder einer Maßnahme geben. Wenn Sie sich all das vor Augen halten — mein eigener terrestrischer Gehirnpartner ist über diese Redensart nicht glücklich, weil sie das ist, was Ihre DBDGs als Wortspiel bezeichnen —, werden Sie bereits eingesehen haben, daß bei der Behandlung aller vier Fälle die FROB-Transplantationschirurgie eine entscheidende Rolle spielen wird und jeder Mißerfolg den schnellen Zugriff auf die benötigten Organe ermöglichen könnte, um den Erfolg bei einem nicht ganz so hoffnungslosen Fall sicherzustellen.

Wir alle finden es schwierig, uns mit Fehlschlägen abzufinden, Conway“, setzte Thornnastor seine Ausführungen fort, „und Ihr früherer Rekord wird die Sache für Sie auch nicht gerade leichter machen. Aber diese Fälle werden Ihnen nicht aus psychologischen Gründen übertragen. Der Grad Ihrer Fähigkeiten rechtfertigt.“

„Was unser allzu redseliger Kollege wieder einmal sagen will, ist, daß immer die besten Ärzte die hoffnungslosesten Patienten bekommen“, fiel ihm einer der Kelgianer ins Wort, dessen Fell vor Ungeduld bereits Büschel bildete. „Dürfte ich jetzt vielleicht über meine beiden Fälle sprechen, bevor die noch an Altersschwäche sterben?“

14. Kapitel

Die ersten drei Stunden waren trotz des Kühlelements in Conways Anzug schweißtreibend und wurden für vorbereitende Arbeiten verwandt, zum Beispiel für die Säuberung der Körperstellen, an denen am Unfallort durch umherfliegende Metallteile Gliedmaßen abgetrennt worden waren, für das Erfassen des Ausmaßes der inneren Verletzungen und für die Überprüfung der Einsatzbereitschaft des Operationsteams.

In diesem Stadium des Verfahrens bestand Conways Arbeit vor allem in der Überwachung, folglich hing seine erhöhte Schweißabsonderung nicht mit körperlicher Tätigkeit zusammen, sondern war das, was O'Mara als psychosomatisch bedingtes Schwitzen bezeichnet hatte, ein Zustand, den der Chefpsychologe nur in seltenen Ausnahmefällen duldete.

Als einer der Patienten nach der Operation starb, fehlte Conways Gefühlen die Intensität, die er unter diesen Umständen erwartet hatte. Bei dem betreffenden Hudlarer hatte die Prognose sowieso äußerst schlecht ausgesehen, deshalb war es keine Überraschung, als die Sensoren den Tod des Patienten anzeigten. Die melfanischen, illensanischen, kelgianischen, tralthanischen und gogleskanischen Bestandteile seines Gehirns zeigten über den Verlust schwaches berufliches Bedauern; das hudlarische Alter ego hatte zwar etwas stärkere Empfindungen, doch selbst unter dessen Kummer mischte sich auch Erleichterung, weil es wußte, wie drastisch die Lebensqualität des Patienten herabgesetzt worden wäre, wenn dieser überlebt hätte. Da die übrigen drei Fälle den größten Teil seiner Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen, lag Conways eigene Reaktion irgendwo dazwischen.

Atmung und Herzfunktion des Leichnams erhielt er aufrecht, damit sich die unbeschädigten Organe und Glieder, so wenige auch von ihnen übrig waren, für die Transplantation in einem optimalen Zustand befanden. Ein kleiner Teil seines Gehirns fragte sich, ob man den Hudlarer wirklich als tot bezeichnen konnte, wenn dessen Organe und Glieder in seine glücklicheren Kollegen verpflanzt wurden. Diese Frage führte in seinem mannigfaltigen Verstand zwangsläufig zu einer kleineren Auseinandersetzung zwischen dem Hudlarer und den anderen Gehirnpartnern über den Umgang mit den körperlichen Überresten nach dem Tod.

Aus Gründen, die nicht einmal von den Mitgliedern der Spezies selbst ganz verstanden wurden, waren die Hudlarer, obwohl sie in jeder anderen Hinsicht einer hochintelligenten, äußerst feinfühligen und philosophisch fortschrittlichen Lebensform angehörten, insofern beispiellos, als daß sie die jüngst Verstorbenen weder in Ehren hielten noch ihnen die geringste Achtung erwiesen. Das Andenken an einen Hudlarer, wie er zu Lebzeiten war, wurde von seinen Freunden bewahrt und in verschiedener Weise ins Gedächtnis zurückgerufen, aber diesen Erinnerungen fehlte unabänderlich jeder Zusammenhang mit der Tatsache, daß der Betreffende gestorben war. Das Leben und die Fertigkeiten des Wesens vergaß man nicht; doch der Tod wurde bewußt ignoriert, und den Verstorbenen beseitigte man so schnell wie möglich und ohne jede Feierlichkeiten, als wäre er ein unansehnlicher, herumliegender Haufen Abfall.

In jenem Fall stellte diese charakteristische Eigenart der Hudlarer allerdings einen eindeutigen Vorteil dar, weil dadurch die notwendigen und oftmals langwierigen Bemühungen entfielen, die Zustimmung der nächsten Angehörigen zur Entnahme von Organen und zu deren Transplantation einzuholen.

Als Conway bewußt wurde, daß er mit den Gedanken plötzlich ganz woanders war und nur Zeit vergeudete, gab er das Startsignal.

Er begab sich zum Operationsgestell, in dem der FROB drei hing, der Patient mit der geringfügig besseren Überlebenschance, und nahm den Platz des Beobachters neben Chefarzt Yarrence ein, dem kelgianischen Chirurgen, der das Team leitete. Ursprünglich hatte Conway die Absicht gehabt, bei der Operation des kürzlich verstorbenen FROB achtzehn dem Team selbst vorzustehen, aber wegen des Tods des Patienten konnte er jetzt die anderen drei Operationen genau beobachten, die alle so dringend und kritisch waren, daß sie nicht nacheinander, sondern gleichzeitig durchgeführt werden mußten. Die Mitglieder seines ursprünglichen Teams waren zwischen Yarrence und Chefarzt Edanelt, dem für FROB zehn verantwortlichen Melfaner, sowie dem tralthanischen Chefarzt Hossantir aufgeteilt worden, der seinerseits FROB dreiundvierzig übernommen hatte.