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„Das bedeutet, Sie haben sich beim Essen irgendeinen verrückten Plan einfallen lassen“, unterbrach ihn O'Mara mürrisch.

„…eine vorgeschlagene Methode, das Leiden der FROBs zu behandeln“, fuhr Conway fort. „Leider kann man für die gegenwärtigen Kranken auf der Station nur wenig tun, da die altersbedingten Verfallserscheinungen bei ihnen schon zu weit fortgeschritten sind. Aber wenn meine Idee eine physiologische und psychologische Grundlage hat, wäre vielleicht eine frühe Vorsorgebehandlung möglich. Über die Physiologie können mir Murchison und Thornnastor ausführliche Informationen geben, doch der Schlüssel zur Behandlung und jede Hoffnung auf ihren endgültigen Erfolg hängt von dem Verhalten von alten, aber noch nicht unter Verfallserscheinungen leidenden FROBs ab sowie von deren Anpassungsfähigkeit und Umerziehungspotential. Die dabei auftretenden klinischen Schwierigkeiten habe ich bisher noch nicht besprochen, weil das reine Zeitverschwendung wäre, falls die Antworten, die ich von Ihnen erhalte, einer weiteren Untersuchung zuvorkommen würden.“

„Fahren Sie fort“, sagte O'Mara, der nun nicht mehr wie im Halbschlaf klang.

Conway zögerte, da er plötzlich das Gefühl hatte, daß die Zeit, die er intensiv mit Hudlarerchirurgie verbracht hatte, und die Visiten auf der geriatrischen und der Kinderstation der FROBs sowie einige alte Erinnerungen aus seiner frühen Kindheit und vielleicht auch Gedanken und Meinungen seiner Gehirnpartner von anderen Spezies ihn auf eine Idee gebracht hatten, die höchstwahrscheinlich undurchführbar, moralisch fragwürdig und derart albern war, daß O'Mara durchaus Zweifel an seiner Eignung zum zukünftigen Diagnostiker bekommen könnte. Aber für einen Rückzieher war es jetzt zu spät.

„Durch mein FROB-Band und durch Vorträge über hudlarische Pathologie, an denen ich gelegentlich teilgenommen habe, steht für mich außer Zweifel, daß die diversen schmerzhaften und unheilbaren Leiden, denen alte Hudlarer zum Opfer fallen, auf eine gemeinsame Ursache zurückzuführen sind. Der Funktionsverlust der Gliedmaßen und das abnorme Ausmaß der Verkalkung und der Rißbildung an den Extremitäten kann einfach der Verschlechterung des Kreislaufs zugeschrieben werden, die den älteren Angehörigen einer jeden Spezies gemein ist.

Meine Idee ist nicht neu“, fuhr Conway fort, wobei er einen raschen Blick auf Thornnastor und Murchison warf. „Doch durch die Arbeit an einer Vielzahl von hudlarischen Gliedmaßen- und Organverpflanzungen bei den Opfern des Unfalls im Meneldensystem ist mir aufgefallen, daß die Verschlechterung des Zustands, die ich an den Absorptions- und Ausscheidungsorganen der alten FROBs beobachtet habe, große Ähnlichkeit mit dem vorübergehenden Zustand hat, der während einer Herztransplantation aufgetreten ist, obwohl ich zu der Zeit zu beschäftigt war, um die Anzeichen bewußt wahrzunehmen. Kurz gesagt, die Probleme der FROB-Geriatrie sind auf einen beeinträchtigten oder ungenügend funktionierenden Blutkreislauf zurückzuführen.“

„Wenn die Idee nicht neu ist, warum höre ich Ihnen dann überhaupt zu?“ fragte O'Mara, wobei der für ihn typische sarkastische Humor kurz aufblitzte.

Murchison musterte Conway schweigend, während Thornnastor, ebenfalls ohne ein Wort zu sagen, weiterhin mit je einem Auge seine Mahlzeit, Murchison, O'Mara und Conway betrachtete.

„Bei den Hudlarern handelt es sich um eine Spezies mit einem sehr hohen Energiebedarf“, fuhr Conway fort. „Ihre Stoffwechselgeschwindigkeit ist sehr hoch und macht eine praktisch ununterbrochene Nährstoffzufuhr über die Absorptionsorgane erforderlich. Mit den auf diese Weise umgewandelten Nährstoffen werden die Hauptorgane wie die beiden Herzen, die Absorptionsorgane selbst, die Gebärmutter, wenn das betreffende Lebewesen gerade dem weiblichen Geschlecht angehört und schwanger ist, und natürlich die Gliedmaßen versorgt.

In den Vorträgen über Pathologie habe ich damals gelernt, daß die sechs ungeheuer starken Glieder von allen Körperteilen den größten Energiebedarf haben und bis zu achtzig Prozent der umgewandelten Nährstoffe beanspruchen“, setzte Conway seine Ausführungen fort. „Doch erst durch die jüngste Erfahrung mit den verunglückten Hudlarern ist meine Aufmerksamkeit nachdrücklich auf diesen Umstand und die ebenfalls allgemein anerkannte Tatsache gelenkt worden, daß der erwachsene Hudlarer gerade durch die überaus hohe Stoffwechselgeschwindigkeit und den übermäßig großen Nahrungsbedarf so phantastisch widerstandsfähig gegen Verletzungen und Krankheiten wird.“

O'Mara setzte gerade zu einer erneuten Unterbrechung an, deshalb fuhr Conway rasch fort: „Mit dem Eintritt ins hohe Alter beginnen die Schwierigkeiten der FROBs unweigerlich in den Gliedmaßen, die nun einen noch höheren Anteil der Körperressourcen beanspruchen, um die Verfallserscheinungen zu bekämpfen. Dadurch werden die beiden Herzen und die Absorptions- und Ausscheidungsorgane, die ebenfalls alle ihren Teil des Nährstoffgehalts des Kreislaufsystems benötigen und von diesem wie auch voneinander abhängig sind, in zunehmendem Maße belastet. Das wiederum führt zu einem teilweisen Versagen dieser Organe, wodurch die Blutversorgung der Glieder weiter vermindert wird und der gesamte Körper in den Teufelskreis altersbedingten Verfalls gerät und.“

„Conway!“ unterbrach O'Mara ihn in bestimmtem Ton. „Ich nehme an, Sie haben dieses ausführliche, aber zweifellos allzu stark vereinfachte Krankheitsbild nur dem armen unwissenden Psychologen zuliebe geschildert, damit dieser die psychologischen Fragen versteht — falls Sie jemals dazu kommen sollten, diese zu stellen.“

„Das Krankheitsbild ist grob vereinfacht, da stimme ich Ihnen zu, aber im wesentlichen zutreffend“, mischte sich Thornnastor ein, während er in aller Ruhe weiteraß. „Obwohl Conways Art, es zu beschreiben, auf eine neue Betrachtungsweise des Problems hindeutet. Ich kann es ebenfalls kaum erwarten zu erfahren, was Sie denn nun vorhaben, Conway.“

Der Diagnostiker auf Probe holte tief Luft und sagte: „Na gut. Mir erscheint es möglich, die übermäßige Beanspruchung der durch das Alter verminderten Körperreserven der Hudlarer, die sich durch bleibende Schäden an den Gliedmaßen äußert, vor dem Auftreten zu verringern. Durch eine reduzierte Belastung und einen größeren Anteil an der vorhandenen Nährstofffversorgung können die Herzen und die Absorptionsund Ausscheidungsorgane zusätzlich mehrere Jahre lang ihre Funktion erfüllen und eine optimale Durchblutung des verbliebenen Glieds beziehungsweise der verbliebenen Gliedmaßen gewährleisten.“

Mit einem Schlag schien O'Maras Gesicht auf dem Schirm zu einem Standbild geworden zu sein; Murchison starrte Conway mit empörtem Ausdruck an, und Thornnastor hatte ihm sämtliche vier Augen zugewandt, um ihn aufmerksam zu mustern.

„Natürlich wäre ein solcher Eingriff freiwillig und würde nur auf die Bitte und die ausdrückliche Erlaubnis des betreffenden FROB hin vorgenommen werden“, fuhr Conway fort. „Die mit der Entfernung von einigen Gliedmaßen verbundenen Probleme sind relativ simpel. Ausschlaggebend sind die psychologische Vorbereitung und die Nachwirkungen, weil diese darüber entscheiden werden, ob man es mit der Operation versuchen sollte oder nicht.“

O'Mara atmete geräuschvoll durch die Nase aus und grummelte dann: „Nun soll ich Ihnen also sagen, ob es möglich ist, noch nicht von Alterskrankheiten befallenen Hudlarern den Gedanken an die Amputation mehrerer Gliedmaßen schmackhaft zu machen?“

„Mir erscheint eine solche Maßnahme doch ziemlich, nun ja, drastisch zu sein“, wandte Thornnastor ein.

„Dessen bin ich mir bewußt“, entgegnete Conway. „Aber durch das Wissen und die Erfahrungen meines hudlarischen Gehirnpartners liegt es für mich klar auf der Hand, daß diese Spezies allgemein eine Riesenangst vor dem Altwerden hat, die durch das ziemlich erschreckende Krankheitsbild des durchschnittlichen alterskranken FROB hervorgerufen wird. Verstärkt wird diese Angst noch durch das Wissen, daß die alternden Hudlarer geistig klar und rege bleiben, auch wenn fast allen alternden Lebewesen der Hang gemein ist, am liebsten in der Vergangenheit zu leben. Doch am qualvollsten ist es, wenn ein normaler Verstand in einem rapide verfallenden und oftmals schmerzgeplagten Körper gefangen ist. Von daher ist es gut möglich, daß die Hudlarer keine allzu große Abneigung gegen den Gedanken einer Amputation haben, sondern ihn sogar begrüßen.