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Prilicla ließ sich von der Decke fallen, flog einen sauberen Looping und flatterte auf einen in der Nähe stehenden Instrumentenschrank, damit sich die anwesenden DBLFs und DBDGs nicht den Halswirbel verrenkten, wenn sie ihn ansahen. „Ich kann das zwar nicht mit absoluter Sicherheit sagen, Freund Conway, weil Empfindungen ein weniger zuverlässiges Anzeichen für das Vorhandensein von Intelligenz sind als logisch zusammenhängende Gedanken, aber das Problem scheint mir möglicherweise einfach darin zu bestehen, daß zu viele Lebewesen und damit Gehirne anwesend sind. Während Ihres ursprünglichen Kontakts mit dem damaligen Ungeborenen und heutigen Beschützer mußte das Wesen nur drei Gehirne berücksichtigen, das von Freundin Murchison, von Freund Fletcher und Ihres. Die übrigen Mitglieder der Besatzung und des medizinischen Teams haben sich an Bord der Rhabwar befunden und somit an der äußersten Grenze der telepathischen Reichweite.

Hier sind vielleicht zu viele Köpfe“, fuhr der Empath fort, „Gehirne von einer verwirrenden Vielfalt und einem verblüffenden Maß an Vielgestaltigkeit, einschließlich zweien“ — Priliclas Augen richteten sich auf Thornnastor und Conway —, „in denen eine Vielzahl von Lebewesen zu stecken scheint und die möglicherweise wirklich verwirrend und ehrfurchtgebietend sind.“

„Da haben Sie natürlich recht“, stimmte ihm Conway zu, und nach einer kurzen Denkpause sagte er: „Ich hatte darauf gehofft, mit dem Ungeborenen vor und während der Geburt in telepathischen Kontakt zu treten. In diesem Fall wäre die Unterstützung durch einen Patienten, der bei Bewußtsein ist und mitarbeitet, wirklich eine große Hilfe. Aber die Stärke des OP-Personals und des technischen Hilfsteams können Sie ja selbst sehen. Das sind Dutzende. Die kann ich doch nicht einfach wegschicken.“

Wieder begann Prilicla zu zittern, diesmal aus Unruhe über die zusätzlichen Kopfschmerzen, die er Conway bereitete, obwohl er eigentlich nur die Absicht gehabt hatte, den Diagnostiker über den Geisteszustand des Ungeborenen zu beruhigen. Er unternahm einen zweiten Versuch, die emotionale Ausstrahlung seines Freunds zu verbessern.

„Gleich nach meiner Rückkehr habe ich auf der Hudlarerstation vorbeigeschaut“, berichtete der Cinrussker, „und ich muß sagen, Ihre Leute haben hervorragende Arbeit geleistet. Das waren wirklich schlimme Fälle, die ich dort eingeliefert habe, beinahe so hoffnungslos, wie man es sich schlimmer kaum vorstellen kann, mein Freund, aber Sie haben nur einen einzigen FROB verloren. Das war eine glänzende Leistung, auch wenn Freund O'Mara behauptet, Sie hätten ihm gegenüber noch ein glühendes Stück Metall angefaßt.“

„Ich glaube, Prilicla meint ein heißes Eisen“, übersetzte Murchison lachend die vom Translator übertragenen Worte.

„O'Mara?“ fragte Conway nach.

„Der Chefpsychologe hatte sich nach dem Besuch eines der Hudlarer in der Geriatrie-Abteilung gerade mit einem Ihrer Patienten unterhalten und sich ein Bild von dessen nichtmedizinischem Zustand gemacht. Freund O'Mara wußte, daß ich gekommen war, um Sie zu besuchen, und ich soll Ihnen von ihm ausrichten, daß ein Funkspruch von Goglesk eingetroffen ist, laut dem Ihre Freundin Khone zum Orbit Hospital kommen will, und zwar so bald wie.“

„Ist Khone krank oder hat sie sich etwa verletzt?“ fiel Conway ihm ins Wort, da die Persönlichkeit seiner gogleskanischen Gehirnpartnerin und die eigenen Gefühle für das kleine Wesen die Gedanken an alles und jeden aus seinem Kopf verdrängten. Da Khone über dieses Wissen verfügte, waren auch ihm die vielen Krankheiten und Unfälle bekannt, denen die FOKTs zum Opfer fielen und gegen die man nur sehr wenig unternehmen konnte, weil die gegenseitige Annäherung, um zu helfen, das Heraufbeschwören eines Unglücks bedeutete. Was immer Khone zugestoßen war, es mußte recht schlimm gewesen sein, wenn sie freiwillig ins Orbit Hospital kommen wollte, wo die schrecklichsten Alpträume ihrer Vorstellung körperliche Realität waren.

„Nein, nein, mein Freund“, entgegnete Prilicla, der durch die Heftigkeit von Conways emotionaler Ausstrahlung erneut zitterte. „Khones Zustand ist weder ernst noch dringend zu behandeln. Aber sie hat darum gebeten, von Ihnen persönlich abgeholt und zum Hospital befördert zu werden, damit sie ihre Meinung nicht aus Angst vor Ihren körperlich riesenhaften Freunden ändert. Der genaue Wortlaut von O'Maras Äußerung war, Sie zögen momentan einige sonderbare Mutterschaftsfälle an.“

„Aber sie kann doch nicht freiwillig hierherkommen!“ protestierte Conway. Er wußte, daß Khone geschlechtsreif war und Kinder bekommen konnte. Über kürzliche sexuelle Kontakte fand sich im Gedächtnis der Gogleskanerin nichts, es mußte also nach Conways Abflug von Goglesk geschehen sein. Er begann, auf der Schwangerschaftsperiode der FOKT basierende Berechnungen anzustellen.

„So habe ich zuerst auch reagiert, mein Freund“, sagte Prilicla. „Aber Freund O'Mara hat mich darauf hingewiesen, daß Sie schon länger mit Ihrer gogleskanischen Freundin im Kopf lebten und sich darauf eingestellt hätten und Khone — hoffentlich wird sie damit fertig — gleichermaßen von Ihrem terrestrischen Gehirn beeinflußt worden sei. Das sei das zweite glühende Stück Metall; die Sache mit den alterskranken Hudlarern sei das andere.

Die Psychosen einer werdenden FOKT-Mutter und ihres Kindes auszutreiben, die sich vor vorgeschichtlichen Schatten fürchten, werde nicht einfach werden“, fuhr der Empath fort, „und das Problem mit den alterskranken Hudlarern habe sich so stark ausgeweitet, daß es praktisch Ihre gesamte Zeit in Anspruch nähme. O'Mara hat sehr verärgert und hin und wieder auch richtig böse geklungen, aber seine emotionale Ausstrahlung stand dabei im starken Widerspruch zu seinen Äußerungen. Er war ganz erwartungsvoll und aufgeregt, als freue er sich auf die Herausforderung.“

Prilicla brach den Satz ab und begann erneut zu zittern. Neben dem Instrumentenschrank, auf dem der Cinrussker saß, hob und senkte Thornnastor in keiner bestimmten Reihenfolge einen der sechs elefantenartigen Füße nach dem anderen. Murchison blickte den Diagnostiker an, und auch wenn sie kein Empath war, war sie mit den Gesten ihres Chefs doch so gut vertraut, um einen äußerst ungeduldigen Tralthaner erkennen zu können.

„Das ist ja alles höchst interessant, Prilicla“, sagte sie freundlich, „aber der Zustand des Patienten, der auf der äußeren Station auf uns wartet, ist nicht nur ernst, sondern muß auch dringend behandelt werden.“

20. Kapitel

Dem Gefühl äußerster Dringlichkeit aller Beteiligten zum Trotz schien der Beschützer keine besondere Eile zu haben, seinen Nachwuchs zur Welt zu bringen. Insgeheim war Conway darüber erleichtert. Es verschaffte ihm nämlich mehr Zeit nachzudenken, um alternative Maßnahmen zu erwägen und, wenn er sich selbst gegenüber ehrlich war, mehr Zeit, um zwischen allen möglichen Entscheidungen unschlüssig hin und her zu schwanken.

Der normalerweise phlegmatische Thornnastor, der drei Augen auf den Patienten und eins auf die Scannerprojektion geheftet hatte, stapfte langsam auf, während er gleichzeitig den Mangel an Tätigkeit im Bereich der Gebärmutter beobachtete. Murchison achtete sowohl auf den Bildschirm als auch auf die kelgianische Schwester, die für die Mittel zur Ruhigstellung des Patienten verantwortlich war, und der mit dem OP-Team über Kommunikator in Verbindung stehende Prilicla war ein weit entfernter, verschwommener Klecks, der am anderen Ende der Station an der Decke klebte, wo die emotionale Ausstrahlung des Beschützers wenn auch nicht gerade angenehm, so doch zumindest erträglich war.

Er sei lediglich aus medizinischer Neugier anwesend, hatte der kleine Empath nachdrücklich beteuert. Doch in Wirklichkeit nahm er wahrscheinlich Conways Besorgnis aufgrund des bevorstehenden Eingriffs wahr und wollte seinem alten Freund helfen.

„Von den Alternativmaßnahmen, die Sie erwähnt haben, ist die erste ein wenig wünschenswerter als die anderen“, sagte Thornnastor plötzlich. „Aber die Geburtsöffnung vor der Geburt zu weiten und das Ungeborene herauszuziehen und gleichzeitig die Drüsenkanäle abzuklemmen. das ist eine ganz schön heikle Geschichte, Conway. Sie könnten es nämlich auf einmal mit einem wachen und höchst lebhaften jungen Beschützer zu tun bekommen, der sich reißend und fressend einen Weg aus dem Elternteil bahnt. Oder haben Sie sich jetzt doch dazu entschieden, daß das Elternteil entbehrlich ist?“