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„W. was?“ fragte Conway.

Jetzt zitterte Prilicla vor Aufregung. „Ich glaube, nein, ich bin mir sicher, daß ich genau im Moment des Schlags ein kurzes Aufflackern des Bewußtseins gespürt habe“, erklärte er. „Schlagen Sie ihn! Schlagen Sie ihn noch mal!“

Gerade wollte Conway der Aufforderung Folge leisten, als sich plötzlich einer von Thornnastors Tentakeln um sein Handgelenk schlängelte. „Durch den wiederholten Mißbrauch der Hand wird die chirurgische Geschicklichkeit dieser lächerlichen DBDG-Finger nicht gerade größer, Conway. Lassen Sie mich mal ran“, schlug er vor.

Der Diagnostiker nahm eine der Dehnsonden und schlug sie mit aller Kraft genau auf die bezeichnete Stelle. Er wiederholte die Schläge, wobei er die Häufigkeit veränderte und die Stärke allmählich steigerte, als Prilicla plötzlich rief: „Fester! Fester!“

Conway bekämpfte erfolgreich den Drang, in hysterisches Gelächter auszubrechen.

„Mein kleiner Freund“, sagte er ungläubig, „versuchen Sie, der erste grausame und sadistische Cinrussker der Föderation zu werden? Sie klingen ganz so, als ob. Warum laufen Sie denn weg?“

Sich zwischen den Beleuchtungskörpern hindurchschlängelnd und sich immer wieder duckend, raste der Empath an der Decke entlang auf den Stationseingang zu. Über den Kommunikator erklärte er: „Der Beschützer kommt rasch wieder zu Bewußtsein und ist äußerst wütend. Seine emotionale Ausstrahlung. na ja, es ist sowieso nicht gerade angenehm, in seiner Nähe zu sein, und wenn er wütend ist, erst recht nicht.“

Als der Beschützer das volle Bewußtsein erlangte und mit Tentakeln, Schwanz und gepanzertem Kopf in alle Richtungen zu dreschen begann, wurde das relativ unstabile Operationsgestell zerstört. Doch der Lebenserhaltungsmechanismus rings um das Gestell war nicht nur dafür gebaut, einer derart groben Behandlung standzuhalten, sondern auch zurückzuschlagen. Eine ganze Weile standen sie alle ehrfürchtig schweigend da und beobachteten den FSOJ, bis Murchison augenscheinlich erleichtert auflachte.

„Ich glaube, wir können mit Fug und Recht behaupten, Elternteil und Junges sind wohlauf“, stellte sie fest.

Thornnastor, der eins seiner Augen auf den Kraftraum gerichtet hatte, entgegnete: „Da wäre ich mir nicht zu sicher. Das Junge hat beinahe ganz aufgehört, sich zu bewegen.“

Sie rannten oder vielmehr trampelten zum kleineren Lebenserhaltungssystem des jungen Beschützers zurück. Als sie ihn ein paar Minuten zuvor verlassen hatten, war er noch durch den Zylinder gestürmt und hatte fröhlich auf alles sich mechanisch Bewegende eingedroschen. Wie Conway aber mit Entsetzen feststellen mußte, stand er nun still in seinem von Keulen gesäumten Tunnel, hatte lediglich zwei seiner Tentakel um einen dicken hervorstehenden Knüppel geschlungen und versuchte, ihn aus der Halterung zu reißen, während die übrigen beiden Tentakel vollkommen reglos herabhingen. Bevor Conway etwas sagen konnte, ging ihm ein kühler, klarer und sorgenfreier Gedankenstrom durch den Kopf.

Danke, meine Freunde. Sie haben mein Elternteil gerettet und erfolgreich die erste Entbindung eines intelligenten und telepathischen Beschützers durchgeführt. Mit großer Mühe habe ich mich auf die Gedanken mehrerer verschiedener Lebensformen in diesem großen Hospital eingestellt, von denen mich jedoch, mit Ausnahme der Wesen Conway, Thornnastor und Murchison, keine empfangen konnte. Aber aufgrund Ihrer Anstrengungen gibt es noch zwei weitere Wesen, mit denen ich mich klar und ohne Schwierigkeiten verständigen kann. Dabei handelt es sich zum einen um das nächste Ungeborene, das bereits im Körper meines Elternteils Gestalt annimmt, und zum anderen um das Ungeborene, das in mir selbst heranwächst. Ich sehe schon eine Zukunft voraus, in der sich eine wachsende Zahl von Ungeborenen als telepathische Beschützer geistig weiterentwickeln und dadurch die technische, kulturelle und philosophische Entfaltung ermöglichen werden…

Auf einmal wurde der klare, ruhige und in stiller Freude übertragene Gedankenstrom durch Besorgnis getrübt.

… ich kann doch davon ausgehen, daß diese knifflige und schwierige Operation wiederholt werden kann?

„Knifflig?“ rief Thornnastor aus und gab einen unübersetzbaren Laut von sich. „Das war der gröbste Eingriff, den ich je erlebt habe. Schwierig, ja. Aber doch nicht knifflig! In Zukunft werden wir bei den Drüsensekreten nicht herumraten müssen. Dann werden wir das richtige Sekret synthetisch hergestellt und jederzeit griffbereit haben, wodurch der Risikofaktor um ein ganzes Stück verringert wird.

Keine Angst, Sie werden Ihre telepathischen Gefährten schon bekommen“, schloß der Tralthaner. „Das verspreche ich Ihnen.“

Telepathische Versprechen waren äußerst schwer zu halten und nur unter noch größeren Schwierigkeiten zu brechen. Conway wollte den Tralthaner davor warnen, derartige Versprechen zu leichtfertig zu geben, aber aus irgendeinem Grund wußte er, daß Thornnastor das begriffen hatte.

Ich danke Ihnen und allen anderen ehemaligen und zukünftigen Beteiligten. Aber jetzt muß ich den Kontakt abbrechen, weil die geistige Anstrengung, die erforderlich ist, um mit Ihren Gedanken in Übereinstimmung zu bleiben, für mich zuviel wird. Nochmals vielen Dank.

„Moment“, sagte Conway in eindringlichem Ton. „Warum haben Sie aufgehört, sich zu bewegen?“

Ich probiere etwas aus. Ich war davon ausgegangen, keine willentliche Kontrolle über meine Körperbewegungen zu haben, aber das ist offensichtlich nicht der Fall. In den vergangenen Minuten ist es mir unter großer geistiger Anstrengung gelungen, alle für mein Wohlbefinden erforderlichen Kräfte für den Versuch zusammenzunehmen, nicht wahllos nach allem zu schlagen, sondern dieses eine Stück Metall zu zerstören. Das ist jedoch äußerst schwierig, und ich muß mich bald ausruhen und wieder dem unwillkürlichen System die Kontrolle überlassen. Das ist der Grund, weshalb ich den zukünftigen Fortschritten meiner Spezies so optimistisch gegenüberstehe. Durch ständige Übung wird es mir möglicherweise gelingen, die Wesen um mich herum vielleicht immer etwa eine Stunde lang nicht anzugreifen. Sich die Angst vor den Angriffen zu vergegenwärtigen, ist viel schwieriger, und da brauche ich womöglich Ihren Rat…

„Das ist ja großartig!“ rief Conway begeistert aus, doch die Stimme fuhr noch einen Moment lang fort.

…aber aus diesem Mechanismus möchte ich nicht herausgelassen werden, weil ich es nicht riskieren will, zwischen Ihren Patienten und Personalmitgliedern Amok zu laufen. Meine Selbstbeherrschung ist alles andere als vollendet, und mir ist klar, daß ich noch nicht zum gesellschaftlichen Umgang mit Ihnen bereit bin.

Einen Augenblick juckte es Conway zwischen den Ohren, dann trat eine große geistige Leere ein, die langsam von eigenen und merkwürdig vereinzelten Gedankengängen ausgefüllt wurde.

21. Kapitel

Conways zweite Diagnostikerversammlung war insofern anders, als daß er dieses Mal zu wissen glaubte, was ihn dort erwartete: nämlich eine Untersuchung und gnadenlose Fachbefragung zu seinem jüngsten Verhalten bei der Operation. Doch diesmal waren auch zwei Nichtdiagnostiker zugegen, der Chefpsychologe und Colonel Skempton, der für die Versorgung und Wartung des Hospitals verantwortliche Monitorkorpsofffizier. Und diese beiden waren es, die offenbar im Zentrum des Interesses, der Befragung und der Kritik standen, und zwar in einem Maße, daß Conway nicht nur Mitleid mit ihnen empfand, sondern ihnen auch dankbar war, weil sie ihm zusätzliche Zeit verschafften, sich auf seine eigene Verteidigung vorzubereiten.

Diagnostiker Semlic mußte bezüglich der Energiequelle für einen neuen Synthesizer beruhigt werden, die zwei Ebenen über seinem dunklen und ungeheuer kalten Herrschaftsbereich installiert wurde, insbesondere darüber, daß die bereits bestehende Abschirmung ausreichenden Schutz vor dem erhöhten Verseuchungsrisiko der Methanstationen durch Hitze und Strahlung bot. Die Diagnostiker Suggrod und Kursedth wollten beide wissen, ob hinsichtlich der Schaffung zusätzlicher Quartiere für das kelgianische medizinische Personal — wenn überhaupt — irgendwelche Fortschritte erzielt worden seien. Einige Mitglieder dieser Spezies bewohnten nämlich die ehemaligen Unterkünfte für Illensaner, die allen Maßnahmen zum Trotz immer noch nach Chlor stanken.