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Während Colonel Skempton die beiden Kelgianer zu überzeugen versuchte, daß der Geruch rein psychosomatische Ursachen habe, da er von den hochsensiblen Detektoren seiner Abteilung nicht registriert werde, begann Ergandhir, der melfanische Diagnostiker, bereits damit, eine Anzahl zugegebenermaßen geringfügiger Mängel der Ausstattung der ELNT-Station aufzuzählen, die sowohl bei den Patienten als auch beim Personal zunehmend Verdruß hervorriefen. Der Colonel entgegnete, die Ersatzteile seien bereits bestellt worden, doch müsse aufgrund ihrer höchst speziellen Beschaffenheit mit Verzögerungen gerechnet werden. Dieser Wortwechsel war noch nicht beendet, als Vosan, der wasseratmende AMSL, O'Mara fragte, ob es wirklich wünschenswert sei, die winzigen vogelähnlichen Nallajimer einer Station zuzuteilen, die für die dreißig Meter langen, gepanzerten und mit Tentakeln versehenen Chalder bestimmt sei, die die kleinen MSVKs aller Wahrscheinlichkeit nach versehentlich verschlucken würden.

Bevor der Chefpsychologe antworten konnte, äußerte Diagnostiker Lachlichi, der PVSJ, mit seiner freundlichen, zischenden Stimme ähnliche Vorbehalte gegenüber den Melfanern und Tralthanern, die in wachsender Zahl auf den Ebenen der Chloratmer auftauchten. Um Zeit zu sparen, so schlug er vor, könne O'Mara die Antwort vielleicht so abwandeln, daß sie sich auf beide Fragen beziehe.

„Eine korrekte Annahme, Lachlichi“, entgegnete O'Mara. „Für beide Fragen gilt die gleiche allgemeine Antwort.“ Er wartete, bis Ruhe eingekehrt war, und fuhr dann fort: „Vor vielen Jahren hat meine Abteilung ein Projekt ins Leben gerufen, das den Mitarbeitern, die nach meiner Beurteilung über das erforderliche Maß an psychologischer Anpassungsfähigkeit und Berufsbegabung verfügten, ermöglichen sollte, mit fremden Spezies eine so umfassende Erfahrung wie möglich zu sammeln. Anstatt sich auf die Behandlung von Patienten der eigenen oder einer ähnlichen physiologischen Klassifikation zu spezialisieren, bekamen diese Ärzte oftmals verblüffend verschiedenartige Fälle zugeteilt, für die ihnen auch die Verantwortung übertragen wurde, was dem zu der Zeit bekleideten Dienstgrad nicht immer angemessen war. Den Erfolg dieses Projekts kann man daran ermessen, daß zwei der ursprünglich Ausgewählten heute in dieser Besprechung sitzen“ — er warf einen flüchtigen Blick auf Conway und jemand anderen, der durch die dazwischenliegende Masse von Semlics Lebenserhaltungssystem verdeckt war —, „und die übrigen machen sich gut. Durch das Ausmaß des erreichten Erfolgs war es gerechtfertigt, das ursprüngliche Projekt auszuweiten, ohne die damaligen hohen Anforderungen herunterzuschrauben.“

„Davon hatte ich keine Ahnung“, räumte Lachlichi ein, wobei sich sein stacheliger, membranartiger Körper in der Schutzhülle aus gelbem Nebel unruhig bewegte.

Ergandhir klapperte mit dem Unterkiefer und fügte hinzu: „Ich ebenfalls nicht, obwohl ich vermutet hatte, daß so etwas in Gange sein könnte.“

Beide Diagnostiker starrten zur Stirnseite des Tisches, wo Thornnastor saß.

„In diesem Gebäude Geheimnisse zu bewahren ist schwierig, insbesondere für mich“, stellte der Chefdiagnostiker fest. „Die Anforderungen verlangen die weit überdurchschnittliche Fähigkeit, das für eine große Zahl von verschiedenen intelligenten Spezies Richtige zu verstehen, damit allgemein zurechtzukommen, es wirklich zu mögen und instinktiv zu tun. Aber man hatte sich dazu entschlossen, weder die ausgewählten Ärzte noch deren Kollegen und unmittelbaren Vorgesetzten von dem Projekt zu unterrichten, damit die Kandidaten, die die erforderlichen Eigenschaften an den Tag legten, nicht an dem Aufstieg in die Spitze scheiterten und als geachtete und fachlich begabte Chefärzte endeten. In vielen Fällen sind diese Wesen zu besseren Leistungen fähig als ihre manchmal gleich mehrfach geistesabwesenden Vorgesetzten; sie haben keinen Grund, sich zu schämen oder unzufrieden zu sein.“

Ich bin durchgefallen, dachte Conway verbittert, und Thorny versucht jetzt, mir das so schonend wie möglich beizubringen.

„….. und auf jeden Fall besteht gute Aussicht, daß sie es mit der Zeit schaffen werden“, fuhr Thornnastor fort. „Deshalb darf — aus naheliegenden Gründen — mit niemand anderem als den hier Anwesenden über die Existenz des Projekts und des Auswahlverfahrens des Chefpsychologen gesprochen werden.“

Vielleicht hatte er doch noch eine Chance, dachte Conway, zumal er von O'Maras Projekt unterrichtet worden war. Doch als O'Mara wieder das Wort ergriff, versuchte ein anderer Teil von Conways Gehirn sich trotzdem mit der sonderbaren Vorstellung eines verschwiegenen und heimlichtuerischen Thornnastors anzufreunden, der nicht als das schlimmste Klatschmaul im ganzen Hospital verschrien war.

„Es liegt nicht in unserer Absicht, Mitarbeiter über den Stand ihrer Fachkompetenz hinaus zu befördern“, erklärte der Chefpsychologe. „Aber die an dieses Krankenhaus gestellten Anforderungen machen es für uns notwendig, die medizinischen und“ — er warf einen raschen Blick auf Colonel Skempton — „die wartungstechnischen Mittel so weit wie möglich auszuschöpfen. Hinsichtlich der Invasion von Nallajimern auf den Chalderstationen habe ich festgestellt, daß überall eine ganze Menge zusätzlicher Sorgfalt aufgewandt wird und es sich günstig auf die Arzt-Patienten-Beziehung auswirkt, wenn ein Arzt oder eine Schwester von dem Patienten mehr gefährdet ist als der Patient von der Krankheit oder, wie es auf den Chlorstationen der Fall sein wird, die bloße Körpermasse der Krankenpfleger für den Patienten eine größere Gefahr darstellt als die Krankheit selbst.

Und wo wir gerade bei dem Projekt sind“, fuhr O'Mara fort, „ich habe eine kurze Liste mit Namen von Ärzten erstellt, die, nach meiner Meinung und abhängig von Ihrer Beurteilung der jeweiligen Fachkompetenz, die Beförderung zum Chefarzt verdient haben. Dabei handelt es sich um die Ärzte Seldal, Westimorral, Shu und Tregmar. Ein Chefarzt, dessen Beförderung zum Diagnostiker in Erwägung gezogen werden sollte, ist natürlich Prilicla. Ihr Mund steht offen, Conway. Möchten Sie irgendeine Bemerkung machen?“

Conway schüttelte den Kopf und stammelte: „Ich. ich bin nur überrascht, daß ein Cinrussker ernsthaft in Betracht gezogen wird. Er ist sehr empfindlich und furchtbar schüchtern, und außerdem würde ihn das durch die verschiedenen Persönlichkeiten im Kopf hervorgerufene Durcheinander in Gefahr bringen. Aber als Freund stehe ich natürlich voll auf seiner Seite und würde nicht wollen.“

„Unter den Mitarbeitern des Hospitals gibt es niemanden, der nicht auf Priliclas Seite steht“, unterbrach Thornnastor ihn schwerfällig.

Wie Conway wußte, starrte ihn O'Mara mit Augen an, die einen so scharf analytischen Verstand enthüllten, daß der Chefpsychologe das besaß, was man fast als telepathische Fähigkeiten bezeichnen konnte. Conway war froh, daß sein empathischer Freund nicht anwesend war, denn seine Gedanken und Empfindungen waren nichts, auf das man stolz sein konnte: Es handelte sich um eine Mischung aus verletztem Stolz und Eifersucht. Nicht, daß er auf Prilicla neidisch gewesen wäre oder ihn in irgendeiner Weise hätte herabsetzen wollen. Er war ehrlich erfreut, daß der Cinrussker so gute Zukunftsaussichten hatte. Aber die Vorstellung, daß der Empath für eine Position unter der Elite des Hospitals herangezogen wurde, während er selbst durchaus nur ein fähiger und angesehener Chefarzt bleiben könnte.

„Conway“, sagte O'Mara leise. „Ich schlage vor, Sie erklären mir, warum Prilicla für den Dienstgrad eines Diagnostikers in Betracht gezogen werden sollte. Seien Sie so voreingenommen oder unvoreingenommen wie Sie wollen.“