Выбрать главу

Fesz hatte sich bereits in Bewegung gesetzt.

Nach einem bedauernden, letzten Blick auf den Kyrie und einem hastigen Blick zur Decke eilte Tolpan dem Schamanen nach.

Der gebrochene Mann zuckte.

Dogz schnaubte.

Als Tolpan an dem Minotaurenwächter vorbeikam, blieb er stehen, um ihm einen festen Tritt gegen das Schienbein zu versetzen.Am nächsten Morgen drängten sich hundert Stiermenschen in der kleinen, halbkreisförmigen Galerie an der einen Seite der Grube des Schicksals.

Schnaubend und stampfend zeigte das Minotaurenpublikum seine Ungeduld, während es auf die Ankunft der Beamten wartete, ohne die der Kampf auf Leben und Tod – zwischen dem hiesigen Champion, einem gnadenlosen Stiermann namens Tossak, und dem gefangenen Menschen, Sturm Feuerklinge – nicht beginnen durfte.

In einer zeremoniellen Prozession begleiteten ein Dutzend Beamte und der Gefängnisleiter Dogz, Tolpan und Fesz beim Betreten der Arena. Sie nahmen in einem abgetrennten Teil der Galerie Platz. Die Zuschauer verrenkten sich die Hälse, um den ungewöhnlichen Anblick eines Kenders nicht zu versäumen. Wie es dem Anlaß gebührte, saß Tolpan kerzengerade und schaute so finster drein, wie er konnte.

Der böse Kender Tolpan Barfuß hatte den Vorschlag gemacht, Sturm am Abend zuvor mitzuteilen, daß er sich am anderen Tag einem tödlichen Zweikampf zu stellen hatte. Er hatte die Ankündigung ohne Regung hingenommen.

Immerhin wurden seine Fesseln gelöst, und er bekam allerbeste Verpflegung und eine Matte zum Schlafen. Die Minotauren sagten ihm zu, daß er mit der Waffe seiner Wahl kämpfen dürfte. Nachdem er sich die Waffen angesehen hatte, die sie ihm zeigten, wählte Sturm ein langes, dünnes, zweischneidiges Schwert mit schön gearbeitetem Griff. Was immer auch in dem kommenden Kampf geschah, Sturm schwor sich, daß er eine gute Figur machen wollte.

Zerschlagen von der Folter und erschöpft von der Gefangenschaft, versuchte der junge Solamnier, die ganze Situation zu begreifen. Er versuchte zu begreifen, warum Tolpan mit diesen Minotauren gemeinsame Sache machte. Konnte es möglich sein, daß der Kender wirklich mit ihnen im Bunde war? Obwohl er so geschwächt war, lag Sturm die halbe Nacht grübelnd wach, ohne zu einem klaren Ergebnis zu kommen.

Am Morgen fuhr seine Hand gewohnheitsmäßig an seinen Schnurrbart, um nachdenklich daran zu zupfen. Der Solamnier fühlte nur dünne Luft. Betreten rieb sich Sturm die Wange, denn er erinnerte sich an den Hohn des Kenders, als dieser dem jungen Mann den halben Schnurrbart abgeschnitten hatte. Sturm wurde rot. Er war plötzlich sehr wütend, was seine Entschlossenheit zu kämpfen – und gut zu kämpfen – verstärkte.

Innerhalb einer Stunde stand Sturm am Ende eines Tunnels. Er hatte sein Schwert fest in der Hand. Auf ein Signal des Minotaurenwärters lief er den engen Gang entlang. Als er zum Eingang der Grube kam, fühlte er den ersten Schwall warmer Luft.

Beim Betreten des Schauplatzes sah Sturm das, was der Wärter als Grube des Untergangs umschrieben hatte. Es war eine große Senke, die von einer Art unterirdischer Wärmequelle erhitzt wurde. Die unterirdische Lava war am Grund der Schale an die Oberfläche durchgebrochen. Dort brodelte die siedende Lava und rülpste gelegentlich große Blasen sengend heißer Gase aus. Inseln aus schwarzem Gestein ragten aus der feurig heißen Flüssigkeit heraus. Sie waren durch Brücken miteinander verbunden, die sich hoch über die Lavagrube wölbten. Jeder Absturz würde den sicheren Tod bedeuten.

Die Hitze, die von der Lava ausging, versengte Sturm die Haut. Als er sich in der Grube umsah, mußte er gegen die Helligkeit und die durchdringende Hitze die Augen beschirmen.

Er musterte die Menge auf der Galerie auf der anderen Seite der Grube und sah keinen Tolpan zwischen den Minotauren. Das höhnische Geschrei setzte seinen Ohren zu, während der Gestank der Minotaurenmenge seine Nase überwältigte.

Direkt gegenüber von Sturm führte ein weiterer Tunnel in die Arena, dessen Eingang im Schatten lag. Sturm sah, wie eine gehörnte Gestalt in der Finsternis aufragte, die Öffnung erfüllte und dann ins Freie trat.

Sturm schätzte die Größe seines Gegners auf mindestens zwei Meter. Seine Hörner, die seiner Größe einen weiteren halben Meter hinzufügten, waren glänzend gewachst.

Weißblondes Haar strömte bis auf seine Schultern herab und dicker Pelz bedeckte die sichtbaren Stellen seiner Haut. Ein Ohr war von zwei großen Ringen durchbohrt, und die massige Brust bestand nur aus Muskeln.

In einer Hand trug er einen Mandoll – einen eisernen Handschuh der einzigartigen Machart, welche die Minotaurenchampions liebten, mit Stacheln an den Knöcheln und einer Dolchklinge an der Rückseite des Daumens. Die andere Hand umklammerte einen Clabbard mit scharfem Sägerand.

»Tossak! Tossak! Tossak!« stimmte die Menge an.

»Sturm! Sturm! Sturm!« quiekte eine Stimme, deren hohe Tonlage sie von der Minotaurenmenge abhob. Sturm erkannte sie als Tolpans.

Tossak begrüßte die Menge mit arrogantem Nicken. Dann warf der riesige Minotaurus einen wütenden Blick auf Sturm, blähte seine viehische Schnauze auf und stieß eine wilde Herausforderung aus.

Mit einer Schnelligkeit und Behendigkeit, die den Solamnier überraschte, stürmte Tossak auf ihn zu. Geschickt sprang er von einer schwarzen Felsinsel zur anderen, bis er an der Brücke war, die zu Sturm hinüberführte.

Wieder brüllte der Minotaurus seine Herausforderung und fuchtelte dabei zum Nachdruck mit seinem Clabbard in der Luft herum.

»Tossak! Tossak! Tossak!« rief die Menge.

Sturm wurde schwindelig. Das alles, die brüllende Hitze, die tobende Menge und der bellende Minotaurus brachten ihn aus dem Gleichgewicht. Sturm schüttelte den Kopf, um klar zu werden. Dann überraschte der Solamnier jedermann damit, wie schnell er sich bewegen konnte – von Tossak fort.

Mit einem weiten Sprung über eine Felsinsel gelangte Sturm auf eine andere Brücke, wo er Tossak gut im Blick hatte, vor einem unmittelbaren Angriff jedoch in Sicherheit war. Ritterliche Grundsätze umfaßten auch die Vorsicht, schärfte sich Sturm ein, und in diesem Fall erkaufte er sich Zeit, in der er herausfinden konnte, wie er den riesigen Tiermenschen am besten bekämpfen konnte.

Beim Rückzug des Menschen schnaubte Tossak wütend und scharrte mit seinen gespaltenen Hufen im Boden.

»Sturm! Sturm! Sturm!« feuerte Tolpan an.

Sturm riskierte einen Blick auf die Menge. Dort, fast in der Mitte der Menge, saß der Kender zwischen zwei Minotauren eingezwängt. Einer davon war der, mit dem er Tolpan am Vortag gesehen hatte, der Schamane mit seinen Pelzen und Federn.

Tolpan winkte Sturm fröhlich zu.

Noch ehe Sturm wieder auf die Arena achtete, stürmte Tossak los. Wieder sprang er über die dunklen Gesteinsinseln, wobei er die Hitze in der Grube, die Sturms Augen verbrannte, nicht wahrzunehmen schien.

Wieder machte der Stiermann kurz vor Sturm auf der anderen Seite der Brücke halt. Wieder brüllte er seine Herausforderung.

Und abermals drehte sich der Solamnier um und rannte in die entgegengesetzte Richtung davon. Er sprang über die Inseln und rannte über Brücken, bis er so weit wie möglich von Tossak entfernt war, ohne die Arena zu verlassen.

Die Hitze zehrte an Sturm. Der schweißgebadete Solamnier mußte sich zwingen, aufmerksam zu bleiben. Unter ihm blubberte am Grund der Grube die heiße Lava.

»Tossak! Tossak! Tossak!«

»Sturm! Sturm! Sturm!«

Inzwischen war Tossak davon überzeugt, daß sein Gegner ein Feigling war. Der Minotaurenchampion verdrehte die Augen und zuckte mit den Schultern, was ihm weiteren Jubel von der Menge einbrachte. Er drehte sich um und schlenderte in Sturms Richtung. Diesmal ließ er sich Zeit bei der Überquerung der Inseln und Brücken, bis er auf Waffenlänge von dem Solamnier entfernt an einer kurzen Steinbrücke stand.

Wieder schwang Tossak seine Waffe in der Luft, schrie und gestikulierte.

Die Menge brach in tosenden Jubel aus…

…worauf Sturm über die Brücke angriff. Das Schwert hielt er ausgestreckt vor sich, so daß es auf den Minotaurus zeigte.