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»Interessant«, entgegnete der Gelehrte. »Aber die Affen sind eine Belanglosigkeit. Mich interessiert etwas anderes . . .« Er fühlte den fragenden Blick Juras auf sich gerichtet und fügte hinzu: »Mich interessiert das Wasser. Gibt es hier Wasser?«

Jura zog die Stirn kraus:

»Gestatten Sie . . ., ich habe ganz vergessen . . .« Er faßte in die Taschen und zog mehrere gelbrote Früchte heraus. »Bitte, sie stillen ausgezeichnet den Durst. Ich interessiere mich für Früchte. Im Altajgebirge habe ich einen eigenen Garten . . . Oh!« schrie er auf, als er bemerkte, daß der Gelehrte die Frucht zum Munde führte. »Nicht hineinbeißen, sondern nur ein klein wenig anbeißen . . . und den Saft saugen . . . Wahrscheinlich eine Hybride aus Granatapfel und Apfelsine. Na, wie schmeckt’s?«

»Ah, ah . . .«, knurrte der Gelehrte genießerisch . . ., »ähnelt süßem Tee mit Zitrone. Aber fahren Sie fort. Was haben Sie mit den Affen gemacht?«

»Ich weiß nicht. Ich hob einfach einen schweren, glänzenden Stein, richtiger gesagt, einen Barren auf . . .«

»Einen Barren? Vielleicht einen goldenen?« Der Gelehrte hob seine Augenbrauen.

»Nein, anscheinend eine Legierung von Beryllium mit Kupfer. Diese Legierungen sind von Gold nicht zu unterscheiden, aber sie sind etwas leichter. Ich schleuderte den Barren nach dem Affen, richtiger nach dem Platz, wo seine Schritte zu vernehmen waren. Ich bin fest davon überzeugt, daß mir ein Lebewesen gefolgt war. Ich hörte es, sah es aber nicht. Das war das Sonderbarste. Der unsichtbare Affe . . .«

»Er hätte Sie angreifen können . . . Haben Sie keine Angst gehabt, Jura?«

»Die Angst kam später, als ich in ein Labyrinth von Fußwegen geriet. Es war von Zäunen und Hecken umgeben . . . Ich wanderte auf ihnen und kam immer wieder zu demselben Platz. Schließlich langweilte mich das, und es fiel mir ein, über einen Zaun zu klettern und geradeaus zu gehen. Aber . . . hier begann nun das Furchtbarste . . .«

»Haben Sie den lebendigen Affen erblickt?« erkundigte sich der Gelehrte, sich an das zweite Exemplar der Hybriden-Apfelsine machend.

»Hundert, tausend . . . eine große Bande«, erwiderte Jura erbebend. »Sie haben dort ein Lager, . . . einen Schlupfwinkel etwa . . . Zum Glück haben sie gar nicht auf mich geachtet, sonst hätten sie mich sicher zerfleischt. Aber sie waren zu sehr in ihre Beschäftigung vertieft.«

»In was für eine Beschäftigung?« fragte der Gelehrte, indem er die Augen zukniff.

Jura zuckte mit den Achseln.

»Das klingt sonderbar . . . Sie aßen; richtiger, entschuldigen Sie den Ausdruck, sie fraßen mit solchem idiotischen Eifer, als ob der ganze Sinn ihrer Existenz im Anfüllen des Magens bestände. Sie hoben mit den zottigen Pfoten riesige Früchte; schrien, brüllten und schlugen sich um die Kokosnüsse. Aber es war kein Zoologischer Garten, . . . sie wurden von Sklaven bedient. Ich konnte nicht feststellen, wer diese Sklaven waren. Sie näherten sich den Affen gebückt, zitternd, mit gesenkten Köpfen; sie wagten es nicht, auf die Festtafel hinauf zu sehen. Das war so abstoßend, daß . . .« Jura machte mit der Hand eine abwehrende Bewegung und seufzte tief. »Ich zog mich von dieser Widerlichkeit zurück. Doch hinter einem andern Zaun erblickte ich etwas noch Abscheulicheres und Furchtbareres. Die Affen beschäftigten sich mit der Zerstörung. Zuerst erschien es mir, als ob ich den Spielen von Wilden beiwohne. Die Affen liefen durch die blühenden Gärten, brachen die Bäume um und zertrampelten die Anpflanzungen . . .«

Vor Erregung war Jura nicht imstande fortzufahren. Der Gelehrte wartete schweigend.

»Plötzlich schwangen einige von diesen abscheulichen Irrsinnigen die Fackeln und steckten alles in Brand. Ungeheure Scheiterhaufen loderten empor.« Jura schnupperte mit der Nase in der Luft: »Es scheint mir, als ob es nach Brand riecht. Oder nein? Ein wahnsinniger Affe warf sich mit der Fackel direkt auf mich . . .«

»Und sind Sie gerannt?« fragte der Gelehrte, die Schale der Hybriden zerdrückend und sich nach einem Abfallkorb umsehend.

»Was blieb mir zu tun übrig? Ich schrie und stürzte Hals über Kopf davon.«

Der Gelehrte hatte keinen Abfallkorb gefunden und warf die Schalen ins Gebüsch.

»Erinnern Sie sich noch daran, was Sie getan haben, als Sie auf den Weg gelangten, der hier zu dem Dreieck führt?« fragte der Gelehrte sehr ernst.

»An nichts.«

»Erinnern Sie sich daran; es ist sehr wichtig. Was haben Sie berührt? Mit der Hand, mit dem Fuß, mit dem Kopf — ganz gleich?«

Jura rieb die schweißtriefende Stirn.

»Ja, Sie haben recht, ich habe etwas berührt; richtiger gesagt, ich drückte mit dem Fuß auf einen Vorsprung am Rande des Fußweges . . . In diesem Moment sah ich Sie in der Ferne, und ich war so glücklich. Sie saßen auf dieser Bank.«

»Das genügt«, sagte mit zufriedener Stimme der Gelehrte. »Vieles ist mir klar, aber im entferntesten noch nicht alles. Kommen Sie, setzen wir uns. Ich werde Ihnen auch etwas erzählen.«

XV

Jura beobachtete den Gelehrten. Dieser saß mit geschlossenen Augen da, und Jura wußte, daß sein Lehrer dies zu tun pflegte, wenn er über irgendeine sehr komplizierte Aufgabe nachdachte.

»Jurissimus«, sagte der Gelehrte, ohne die Augen zu öffnen, »bringen Sie Ihre Kleidung wieder in Ordnung. Binden Sie sich Ihre Krawatte um, glätten Sie Ihr Haar, und wischen Sie den Staub von Ihren Lackschuhen . . . Ich möchte nicht, daß mein Schüler . . . Aber darüber später. Fertig?«

»Einen Augenblick«, sagte Jura, indem er sich beeilte, seine Krawatte mit dem modernsten Knoten wieder umzubinden. »In Ordnung!«

Der Gelehrte öffnete die Augen und wandte sich Jura zu. Er lächelte, indem er auf das Schild mit den welligen Linien wies:

»Hier steht in der Sprache der Bewohner des Zehnten geschrieben: ‚Tritt an den Zaun, stütz dich auf ihn und schaue.‘«

Verwundert riß Jura die Augen auf und fragte:

»Beherrschen Sie ihre Sprache?«

»Ja«, lächelte der Gelehrte. »Jetzt sind Sie an der Reihe zu staunen. Ich war auch erstaunt, als Sie mich mit Ihrer Entdeckung überraschten. Ich bitte Sie, nun dorthin zu treten und zu schauen.«

Jura näherte sich dem Zaun.

»Wundern Sie sich nicht«, rief ihm der Gelehrte laut nach, »und haben Sie keine Angst! Haben Sie gezuckt? Was sehen Sie? Na?«

Jura drehte sich um. Sein Gesicht war vor Empörung verzerrt.

»Der Affe schlägt einen Menschen . . . eine Frau . . .«

Der Gelehrte erhob sich von der Bank und befahclass="underline"

»Springen Sie über den Zaun. Reißen Sie dem Affen den Stock aus den Pfoten, und schlagen Sie ihn tot.«

Entschlossen sprang Jura über den Zaun, und gleich vernahm der Gelehrte seine erstaunte Stimme:

»Michail Sergejewitsch! Sie sind verschwunden . . . Niemand ist hier! . . .«

Langsam und triumphierend trat der Gelehrte näher und reichte Jura über den Zaun die Hand.

»Sie haben sich tapfer benommen . . . Sie haben nicht gezögert, es der Mißgeburt für die Beleidigung einer Frau heimzuzahlen. Kommen Sie bitte zurück.«

»Was soll das bedeuten?« fragte Jura ihn aufgeregt und nicht begreifend, indem er zu dem Gelehrten zurückkletterte.

Ein Lächeln überflog das Gesicht des Gelehrten.

»Das bedeutet, daß wir vor uns ein ausgezeichnet plastisches Kino ohne die übliche Leinwand haben. Warum es sich hier befindet? Was diese Filme darstellen? Das werden wir schon noch erfahren. Vorläufig ist das Grundsätzliche festgestellt. Wir haben ein Kino vor uns, ein besonders interessantes . . . Es wird automatisch betrieben, nämlich so —«

Der Gelehrte stützte sich mit der Brust auf den Querbalken des Zaunes, und sofort lief vor ihnen ein seltsamer, grauenhafter Film ab. Die Affen jagten lebende Menschen auf das sich aufwärts bewegende laufende Band. Jura biß die Zähne zusammen.

»Schön wäre es, wenn man jetzt mit einem Maschinengewehr auf die Affen feuern könnte! . . .«

Der Gelehrte rückte von dem Querbalken ab und strich eine Weile mit dem Finger darüber.