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Unmittelbar nach der Hochzeit brachen sie zum Lake Louise auf, einem hinreißenden Ferienort im Banff National Park, im Herzen der kanadischen Rocky Mountains gelegen.

Als sie am späten Nachmittag dort eintrafen, funkelte der See in der Sonne.

Henry nahm Lois in die Arme. »Bist du hungrig?«

Sie blickte ihm in die Augen und lächelte. »Nein.«

»Ich auch nicht. Warum ziehen wir uns nicht einfach aus?« »O ja, Liebster.«

Zwei Minuten später lagen sie im Bett, und Henry liebte sie, wie sie es sich nicht schöner hätte vorstellen können. Es war wunderbar. Berauschend. Erschöpfend.

»Ach, Liebster, ich liebe dich so sehr.«

»Ich liebe dich auch, Lois«, sagte Henry. Er stand auf.

»Und jetzt müssen wir die Fleischeslust bekämpfen.«

Lois schaute ihn fragend an. »Was?«

»Knie dich hin.«

Sie lachte. »Bist du denn nicht müde, Liebster?«

»Knie dich hin.«

Sie lächelte. »Na schön.«

Sie kniete nieder und sah voller Verblüffung zu, wie er den breiten Gürtel aus seiner Hose zog. Er ging zu ihr, und ehe sie wusste, wie ihr geschah, zog er ihr den Gürtel mit aller Kraft über das nackte Gesäß.

Lois schrie auf und wollte aufstehen. »Was hast du ...?«:

Er stieß sie nieder. »Ich hab’s dir doch gesagt, Liebste. Wir müssen die Fleischeslust bekämpfen.« Er holte mit dem Gürtel aus und schlug erneut zu.

»Hör auf! Hör auf damit!«

»Bleib, wo du bist«, herrschte er sie an.

Lois wehrte sich, wollte aufstehen, aber Henry drückte sie mit aller Kraft nieder und schlug ein weiteres Mal mit dem Gürtel zu.

Lois hatte das Gefühl, ihr werde am Gesäß die Haut abgezogen. »Henry! Mein Gott! Hör auf!«

Schließlich richtete sich Henry auf und atmete tief durch.

»Jetzt ist alles gut.«

Lois konnte sich kaum rühren. Sie spürte die offenen, nässenden Wunden an ihrem Gesäß. Mühsam und unter Schmerzen rappelte sie sich auf. Sie brachte kein Wort heraus, starrte ihren Mann nur voller Entsetzen an.

»Sex ist eine Sünde. Wir müssen gegen die Versuchung ankämpfen.«

Sie schüttelte den Kopf, war immer noch sprachlos, konnte nach wie vor nicht glauben, was soeben geschehen war.

»Denk an Adam und Eva, an den Sündenfall und die Vertreibung der Menschen aus dem Garten Eden«, fuhr er fort.

Lois brach in Tränen aus und schluchzte laut auf.

»Jetzt ist ja alles gut.« Er nahm Lois in die Arme. »Ist ja gut. Ich liebe dich.«

»Ich liebe dich auch, aber ...«:, sagte Lois unsicher.

»Keine Sorge. Wir haben sie besiegt.«

Das heißt, dass es zum letzten Mal passiert ist, dachte Lois. Vermutlich hat es damit zu tun, dass er der Sohn eines Pfarrers ist. Gott sei Dank ist es vorüber.

Henry drückte sie an sich. »Ich liebe dich so sehr. Lass uns essen gehen.«

Lois konnte im Restaurant kaum sitzen. Sie litt furchtbare Schmerzen, aber um ein Kissen zu bitten wäre ihr zu peinlich gewesen.

»Ich bestelle«, sagte Henry. Er orderte für sich einen Salat und für Lois ein großes Gericht. »Du musst bei Kräften bleiben, meine Liebste.«

Während des Essens dachte Lois fortwährend an das, was gerade geschehen war. Henry war der wunderbarste Mann, den sie jemals kennen gelernt hatte. Sie war aber auch bestürzt über seinen - was war das?, dachte sie. Eine Macke? Eine Art Fetischismus? Jedenfalls war es jetzt vorbei. Jetzt konnte sie sich darauf freuen, fortan mit einem Mann zusammenzuleben, sich um ihn zu kümmern und seine Fürsorge zu genießen.

Als sie mit dem Hauptgang fertig waren, bestellte Henry ein zusätzliches Dessert für sie. »Ich mag üppige Frauen.«

Sie lächelte. »Freut mich, dass ich dir gefalle.«

Als sie aufgegessen hatte, fragte Henry: »Wollen wir wieder auf unser Zimmer gehen?«

»Gern.«

Als sie in ihr Zimmer zurückgekehrt waren, zogen sie sich aus und Henry schloss Lois in die Arme, worauf der Schmerz sofort nachzulassen schien. Er liebte sie zärtlich und behutsam, und diesmal genoss sie es noch mehr als zuvor.

»Das war wunderbar«, sagte Lois und kuschelte sich an ihren Mann.

»Ja.« Er nickte. »Und jetzt müssen wir Buße tun für unsere Fleischeslust. Knie dich hin.«

Mitten in der Nacht, als Henry schlief, packte Lois leise ihren Koffer und ergriff die Flucht. Sie nahm ein Flugzeug nach Vancouver und rief Gary an. Beim Mittagessen erzählte sie ihm, was vorgefallen war.

»Ich reiche die Scheidung ein«, sagte Lois, »aber ich muss aus der Stadt wegziehen.«

Gary dachte einen Moment lang nach. »Ich habe einen Freund, der in Denver eine Versicherungsagentur besitzt, Schwesterherz. Das ist achthundert Kilometer entfernt.«

»Das wäre bestens.«

»Ich rede mit ihm«, sagte Gary.

Zwei Wochen später war Lois in leitender Stellung bei einer Versicherungsagentur beschäftigt.

Gary war ständig mit ihr in Kontakt geblieben. Sie hatte sich einen reizenden kleinen Bungalow mit Blick auf die fernen Rocky Mountains gekauft, und von Zeit zu Zeit besuchte ihr Bruder sie. Vor allem die Wochenenden waren großartig - sie fuhren Ski, gingen gemeinsam angeln oder saßen einfach auf dem Sofa und redeten miteinander. Ich bin so stolz auf dich, Schwesterherz, sagte er immer, aber Lois war auch stolz auf Gary und dessen Leistungen. Er hatte einen Doktortitel in Naturwissenschaften erworben, arbeitete bei einem internationalen Unternehmen und hatte seinen Flugschein gemacht.

Während sich Lois in Gedanken mit ihrem Bruder beschäftigte, klopfte es an der Tür. Sie blickte aus dem Fenster, um festzustellen, wer sie besuchen kam. Es war Tom Huebner, ein Freund von Gary, ein hoch aufgeschossener, markig wirkender Charterpilot.

Lois öffnete die Tür und Huebner trat ein.

»Hi, Tom.«

»Lois.«

»Gary ist noch nicht da. Ich glaube, ich habe vor einer Weile seine Maschine gehört. Er müsste jede Minute eintreffen. Möchtest du warten oder ...?«:

Er starrte sie an. »Hast du die Nachrichten nicht gesehen?«

Lois schüttelte den Kopf. »Nein. Was ist denn los? Hoffentlich werden wir nicht schon wieder in einen Krieg verwickelt und .«

»Lois, ich fürchte, ich muss dir eine schlechte Nachricht überbringen. Eine sehr schlechte Nachricht.« Er sprach mit gepresster Stimme. »Es geht um Gary.«

Sie erstarrte. »Was ist mit ihm?«

»Er ist auf dem Weg hierher bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.« Er sah, wie sich ihre Augen trübten. »Es tut mir so Leid. Ich weiß, wie sehr ihr einander geliebt habt.«

Lois wollte etwas sagen, aber ihr Atem ging so schnell, dass sie kaum sprechen konnte. »Wie ... wie ... wie ...?«:

Tom Huebner ergriff ihre Hand und führte sie behutsam zur Couch.

Lois setzte sich und atmete tief durch. »Was ... was ist passiert?«

»Garys Maschine ist ein paar Meilen außerhalb von Denver an einen Berg geprallt.«

Lois hatte das Gefühl, als schwänden ihr die Sinne. »Tom, ich möchte allein sein.«

Er musterte sie besorgt. »Bist du dir sicher, Lois? Ich könnte hier bleiben und .«

»Danke, aber geh bitte.«

Tom Huebner erhob sich, stand einen Moment lang unschlüssig da und nickte dann. »Du hast meine Nummer. Ruf mich an, wenn du mich brauchst.«

Lois hörte nicht, wie er ging. Wie erstarrt saß sie da. Es war, als hätte ihr jemand gesagt, sie sei tot. Sie dachte an ihre Kindheit. Gary war immer ihr Beschützer gewesen, hatte sich mit den Jungs geprügelt, die sie neckten, hatte sie zu Baseballspielen, ins Kino und zu Partys begleitet. Vor einer Woche hatte sie ihn zum letzten Mal gesehen, und mit einem Mal hatte sie die Szene wieder vor Augen, als liefe ein Film ab.

Sie saßen beide am Esszimmertisch.

»Du isst ja gar nichts, Gary.«