Выбрать главу

PASCAL: Ermordet? Aber ... man hat mir doch gesagt, dass es ein Unfall war und ...

MARAIS: Er konnte nicht versehentlich über die Brüstung fallen. Dazu ist sie viel zu hoch.

BELMONDO: Außerdem haben wir in Erfahrung gebracht, dass das Opfer nicht selbstmordgefährdet war. Er wollte am Wochenende mit seiner Frau ausgehen und hatte schon alle entsprechenden Vorbereitungen getroffen. Er war mit Kelly verheiratet- dem Mannequin.

PASCAL: Tut mir Leid, meine Herren, aber ich verstehe nicht, was ... weshalb man mich hierher bestellt hat.

MARAIS: Damit Sie helfen, ein paar Fragen zu klären. Wann hat das Restaurant an diesem Abend geschlossen?

PASCAL: Um 22 Uhr. Wegen des Unwetters war das Jules Verne leer, deshalb beschloss ich .

MARAIS: Wann wurden die Aufzüge abgestellt?

PASCAL: Normalerweise sind sie bis Mitternacht in Betrieb, aber da an diesem Abend weder Touristen noch Gäste da waren, habe ich sie um 22 Uhr außer Betrieb genommen.

BELMONDO: Auch den Aufzug, der zur Aussichtsplattform führt?

PASCAL: Ja. Alle.

MARAIS: Kann man auch zur Aussichtsplattform gelangen, ohne den Aufzug zu benutzen?

PASCAL: Nein. An diesem Abend war alles abgeschlossen. Ich verstehe nicht, was das alles soll. Wenn ...

BELMONDO: Ich will Ihnen erklären, worum es geht. Monsieur Harris wurde von der Aussichtsplattform geworfen.

Wir wissen das, weil wir bei einer Untersuchung der Brüstung Kratzspuren an der Krone gefunden haben, und die Zementspuren, die im Profil seiner Schuhsohlen hafteten, stimmen mit dem Zement der Brüstung überein. Wenn die Plattform abgeschlossen war und die Aufzüge nicht in Betrieb waren, wie ist er dann um Mitternacht hinaufgekommen?

PASCAL: Ich weiß es nicht. Ohne Aufzug wäre das ... ist das nicht möglich.

MARAIS: Aber Monsieur Harris ist mit einem Aufzug hinaufgefahren, und sein Mörder beziehungsweise seine Mörder müssen ebenfalls mit dem Aufzug hinauf- und wieder heruntergefahren sein.

BELMONDO: Könnte ein Fremder den Aufzug bedienen?

PASCAL: Nein. Die Fahrstuhlführer verlassen die Aufzüge nicht, solange sie im Dienst sind, und um Mitternacht wird mit einem Spezialschlüssel abgeschlossen.

MARAIS: Wie viele Schlüssel gibt es?

PASCAL: Drei. Ich habe einen, und die beiden anderen werden dort verwahrt.

BELMONDO: Sind Sie sicher, dass der letzte Aufzug um 22 Uhr abgestellt wurde?

PASCAL: Ja.

MARAIS: Wer hat ihn bedient?

PASCAL: Toth. Gérard Toth.

MARAIS: Ich würde gern mit ihm sprechen.

PASCAL: Ich auch.

MARAIS: Wie bitte?

PASCAL: Toth ist seit diesem Abend nicht mehr zum Dienst erschienen. Ich habe bei ihm zu Hause angerufen, aber dort meldet sich niemand. Anschließend habe ich mich bei seinem Vermieter erkundigt. Toth ist ausgezogen.

MARAIS: Ohne eine Adresse zu hinterlassen?

PASCAL: Ganz recht. Er hat sich förmlich in Luft aufgelöst.

»>In Luft aufgelöst<? Haben wir es mit dem großen Houdini zu tun oder mit einem verdammten Fahrstuhlführer?«

Der, der das ausrief, war Generalsekretär Claude Renaud, der Leiter der Interpol-Zentrale. Renaud war ein kleiner, dynamischer Mann um die fünfzig, der sich in zwanzigjährigem Polizeidienst nach oben gedient hatte.

Renaud leitete eine Besprechung im großen Konferenzraum der siebenstöckigen Zentrale von Interpol, der internationalen Polizeibehörde, in der die Mitteilungen von insgesamt 126 Polizei truppen aus 78 Ländern gebündelt und ausgewertet wurden. Das Gebäude befand sich in St. Cloud, knapp zehn Kilometer westlich von Paris, und das Personal bestand größtenteils aus ehemaligen Kriminalbeamten der Sûreté Nationale und der Préfecture von Paris.

Zwölf Männer saßen um den großen Konferenztisch. Seit einer Stunde schon musste ihnen André Belmondo von der Pariser Kriminalpolizei Rede und Antwort stehen.

»Sie und Marais waren also nicht in der Lage, irgendwelche Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie ein Mann an einem Ort ermordet werden konnte, an den er eigentlich gar nicht gelangen konnte?«, fragte Generalsekretär Renaud unwirsch. »Und Sie wissen auch nicht, wie seine Mörder dorthin gelangten und wie sie von dort wieder wegkamen? Ist das alles, was Sie uns mitteilen können?«

»Marais und ich haben mit allen gesprochen, die ...«

»Spielt keine Rolle. Sie können gehen.«

»Ja, Monsieur.«

Sie blickten dem Kriminalbeamten hinterher, der sichtlich geknickt hinausging.

Generalsekretär Renaud wandte sich wieder der Gesprächsrunde zu. »Ist irgendeiner von Ihnen im Zuge seiner Ermittlungen schon einmal auf einen Mann namens Prima gestoßen?«

Sie dachten einen Moment lang nach, dann schüttelten sie den Kopf. »Nein. Wer ist Prima?«

»Das wissen wir nicht. Sein Name stand auf einem Notizzettel, den man in der Jackentasche eines Toten in New York gefunden hat. Unserer Meinung nach könnte da eine Verbindung bestehen.« Er seufzte. »Meine Herren, wir haben es hier mit einer ausgesprochen rätselhaften Angelegenheit zu tun. In den fünfzehn Jahren, in denen ich dieses Amt bekleide, haben wir Ermittlungen wegen vielfachen Mordes, internationaler Bandenkriminalität, Terrorismus, Menschenhandel und jedem nur erdenklichen Verbrechen angestellt.« Er hielt kurz inne. »Aber so etwas ist mir in all diesen Jahren noch nicht untergekommen. Ich werde der New Yorker Polizei eine Mitteilung zukommen lassen.«

Frank Bigley, der Chef der Kriminalpolizei in Manhattan, las gerade den Aktenvermerk, den Generalsekretär Renaud geschickt hatte, als Earl Greenburg und Robert Praegitzer in sein Büro kamen.

»Sie wollten uns sprechen, Chef?«

»Ja. Setzen Sie sich.«

Sie zogen sich zwei Stühle zurecht.

Bigley hielt das Blatt hoch. »Das ist eine Mitteilung, die uns Interpol heute Morgen geschickt hat.« Er fing an vorzulesen. »Vor sechs Jahren beging ein japanischer Wissenschaftler namens Akira Iso in seinem Hotelzimmer in Tokio Selbstmord durch Erhängen. Mr. Iso war kerngesund, er war kurz zuvor befördert worden, und nach Aussage von Bekannten war er bester Dinge.«

»Japan? Was geht uns das denn an?«

»Lassen Sie mich fortfahren. Vor drei Jahren drehte Madeleine Schmider, eine zweiunddreißigjährige Schweizer Wissenschaftlerin, in ihrer Wohnung in Zürich den Gashahn auf und beging Selbstmord. Sie war schwanger und wollte den Vater ihres ungeborenen Kindes heiraten. Nach Auskunft von Freunden war sie noch nie so glücklich gewesen.« Er blickte auf und musterte die beiden Detectives. »Vor drei Tagen hat sich in Berlin eine Frau namens Sonja Verbrügge in ihrer Badewanne ertränkt. In der gleichen Nacht stürzte sich ein Amerikaner namens Mark Harris von der Aussichtsplattform des Eiffelturms. Einen Tag später prallte ein Kanadier namens Gary Reynolds mit seiner Cessna in der Nähe von Denver gegen einen Berg.«

Greenburg und Praegitzer wirkten zusehends verwirrter, während sie zuhörten.

»Und gestern haben Sie beide die Leiche von Richard Stevens am Ufer des East River gefunden.«

Earl Greenburg schaute ihn verdutzt an. »Was haben denn all diese Fälle mit uns zu tun?«

»Es handelt sich um ein und denselben Fall«, erwiderte Bigley leise.

Greenburg starrte ihn an. »Was? Mal sehen, ob ich das richtig verstanden habe: vor sechs Jahren ein Japaner, vor drei Jahren eine Schweizerin und in den letzten paar Tagen eine Deutsche, ein Kanadier und zwei Amerikaner.« Er schwieg einen Moment lang. »Was für ein Zusammenhang besteht zwischen diesen Fällen?«

Bigley reichte Greenburg die Mitteilung von Interpol. Greenburg bekam große Augen, als er sie las. »Interpol nimmt an, dass eine Denkfabrik, die Kingsley International Group, hinter diesen Morden steckt? Das ist doch lächerlich.«

»Chef, wir haben es hier mit der größten Denkfabrik der Welt zu tun«, sagte Praegitzer.

»All diese Menschen wurden ermordet, und jeder von ihnen stand mit der KIG in Verbindung. Das Unternehmen befindet sich im Besitz von Tanner Kingsley. Er ist der Präsident und Vorstandsvorsitzende der Kingsley International Group. Außerdem ist er Vorsitzender der Wissenschaftskomitees des Präsidenten, Leiter des nationalen Instituts für Zukunftsplanung und Mitglied des verteidigungspolitischen Ausschusses im Pentagon. Meiner Meinung nach sollten Sie und Greenburg mal mit Mr. Kingsley sprechen.«