»Dieses Schild wird vielen Menschen auf der Welt Glück und Segen bringen, Tanner. Ich habe bereits damit angefangen, ein paar Fachleute anzuwerben, die wir in die Dritte Welt schicken können.«
Tanner setzte bereits zu einem Einspruch an, hielt sich dann aber zurück. Er durfte seinen Bruder nicht zu sehr bedrängen. Der hätte sich sonst stur stellen können. Irgendwann würde der richtige Zeitpunkt kommen. Ganz bestimmt. Tanner blickte zu dem kleinen Schild auf und dachte: Eines Tages wird dort KIG stehen, Kingsley International Group.
John Higholt, ein Kommilitone von Andrew, hatte hunderttausend Dollar für die Gründung der Denkfabrik zur Verfügung gestellt. Das übrige Geld hatte Andrew beschafft. Er stellte eine Hand voll Leute ein, die nach Mosambik, Somalia und in den Sudan geschickt wurden, wo sie die Lebensbedingungen der Einheimischen verbessern sollten. Aber die Firma verdiente damit kein Geld.
Tanner konnte es nicht begreifen. »Andrew, wir könnten Aufträge von den großen Unternehmen bekommen und ...«
»Das ist aber nicht unser Ziel, Tanner.«
Was zum Teufel ist denn unser Ziel?, fragte sich Tanner.
»Die Chrysler Corporation sucht .«
Aber Andrew lächelte nur und erwiderte: »Kümmern wir uns lieber um unsere eigentliche Aufgabe.«
Tanner musste seine ganze Willenskraft aufbieten, um sich zu beherrschen.
Sowohl Andrew als auch Tanner hatten ihr eigenes Labor in der Firma. Jeder war mit seinen eigenen Projekten befasst. Andrew arbeitete häufig bis spät in die Nacht.
Als Tanner eines Morgens in die Firma kam, war Andrew immer noch da. Er sprang auf, als er Tanner eintreten sah.
»Ich bin völlig begeistert von diesem neuen Experiment in Sachen Nanotechnologie. Ich habe eine Methode entdeckt, wie man .«
Tanner war in Gedanken mit etwas weitaus Wichtigerem beschäftigt - mit der scharfen kleinen Rothaarigen, die er am Abend zuvor kennen gelernt hatte. Sie hatte sich an der Bar zu ihm gesellt, etwas mit ihm getrunken, ihn dann in ihre Wohnung mitgenommen und ihm ein paar herrliche Stunden bereitet. Als sie seinen .
». und meiner Meinung nach dürfte das den Ausschlag geben. Wie findest du das, Tanner?«
Tanner hatte kaum zugehört. »Oh ja, Andrew. Ganz großartig.«
Andrew lächelte. »Ich wusste doch, dass du die Möglichkeiten erkennen würdest, die sich daraus ergeben.«
Tanner interessierte sich weit mehr für sein eigenes geheimes Experiment. Wenn meines klappt, dachte er, dann gehört mir die Welt.
Eines Abends, kurz nach der Gründung des Unternehmens, war Tanner der Einladung zu einer Cocktailparty gefolgt, bei der ihn eine Frau mit angenehm klingender Stimme von hinten ansprach: »Ich habe allerhand über Sie gehört, Mr. Kingsley.«
Tanner wandte sich erwartungsvoll um und versuchte sogleich mühsam, seine Enttäuschung zu verbergen. Die junge Frau, die ihn angesprochen hatte, wirkte eher unscheinbar. Wenn die lebhaften braunen Augen und das strahlende, leicht spöttische Lächeln nicht gewesen wären, hätte sie das reinste Mauerblümchen sein müssen. Auf die äußerliche Schönheit einer Frau aber legte Tanner großen Wert, und die hier hatte diesbezüglich nichts zu bieten.
»Hoffentlich nicht Schlechtes«, erwiderte er und überlegte bereits, wie er sie abwimmeln könnte.
»Ich heiße Pauline Cooper. Meine Freunde nennen mich Paula. Sie sind auf dem College mal mit meiner Schwester Ginny gegangen. Sie war ziemlich sauer auf Sie.«
Ginny, Ginny . Klein? Groß? Dunkelhaarig? Blond? Tanner stand lächelnd da und versuchte sich zu erinnern. Es waren so viele gewesen.
»Ginny wollte Sie heiraten.«
Das half ihm auch nicht auf die Sprünge. Etliche andere hatten das auch vorgehabt. »Ihre Schwester war sehr nett. Wir sind nur nicht .«
Sie warf Tanner einen spöttischen Blick zu. »Sparen Sie sich das. Sie können sich nicht mal an sie erinnern.«
Er war peinlich berührt. »Nun ja, ich .«
»Ist schon gut. Ich war vor kurzem bei ihrer Hochzeit.«
Tanner war erleichtert. »Ach. Ginny ist also verheiratet.«
»ja, genau.« Sie schwieg einen Moment. »Aber ich nicht. Hätten Sie Lust, morgen Abend mit mir essen zu gehen?«
Tanner betrachtete sie genauer. Obwohl sie nicht ganz seinen Vorstellungen entsprach, hatte sie allem Anschein nach einen hübschen Körper und wirkte auch ansonsten einigermaßen nett. Und sie war mit Sicherheit eine leichte Beute. In Bezug auf seine Freundinnen griff Tanner immer auf Begriffe aus dem Baseball zurück. Er würde bei dieser Frau einen Wurf ausprobieren. Das war alles. Wenn sie keinen Homerun erzielte, war sie draußen.
Sie betrachtete ihn. »Ich bezahle.«
Tanner lachte. »Das übernehme ich - wenn Sie nicht zu unersättlich sind.«
»Stellen Sie mich auf die Probe.«
Er sah ihr in die Augen und sagte: »Das werde ich.«
Am darauf folgenden Abend speisten sie in einem schicken Restaurant in Uptown. Paula trug eine weiße, tief ausgeschnittene Seidenbluse, einen schwarzen Rock und Schuhe mit hohen Absätzen. Als Tanner sie in das Restaurant stolzieren sah, hatte er den Eindruck, dass sie weitaus besser aussah, als er sie in Erinnerung hatte. Ihre ganze Haltung wirkte wie die einer Prinzessin aus einem exotischen Land.
Tanner stand auf. »Guten Abend.«
Sie ergriff seine Hand. »Guten Abend.« Sie strahlte eine Selbstsicherheit aus, die geradezu erhaben wirkte.
Als sie Platz genommen hatten, sagte sie: »Fangen wir noch mal von vorne an, ja? Ich habe keine Schwester.«
Tanner blickte sie entgeistert an. »Aber Sie haben doch gesagt ...?«
Sie lächelte. »Ich wollte nur sehen, wie Sie reagieren, Tanner.
Ich habe von ein paar Freundinnen allerhand Interessantes über Sie gehört.«
Redete sie etwa über Sex? Er fragte sich, mit wem sie gesprochen hatte. Es hätten so viele sein können ...
»Nur keine voreiligen Schlüsse. Ich spreche nicht von Ihren Qualitäten als Mann. Ich spreche von Ihren Fähigkeiten auf geistigem Gebiet.«
Es war, als ob sie seine Gedanken lesen könnte. »Sie ... äh ... interessieren sich also für geistige Fähigkeiten?«
»Unter anderem«, erwiderte sie kokett.
Das wird ein leichter Homerun. Tanner streckte den Arm aus und ergriff ihre Hand. »Sie sind wirklich etwas Besonderes.« Er streichelte ihren Arm. »Etwas ganz Besonderes. Wir beide werden uns heute Nacht prächtig amüsieren.«
Sie lächelte. »Sind Sie etwa spitz, mein Lieber?«
Tanner war einen Moment lang über ihre unverblümte Art verblüfft. Sie war wirklich ein scharfes kleines Ding. Er nickte. »Immer, Prinzessin.«
Sie lächelte. »Gut. Holen Sie Ihr kleines schwarzes Buch raus, dann wollen wir doch mal sehen, ob wir jemanden finden, der heute Nacht für Sie zur Verfügung steht.«
Tanner erstarrte. Er war es gewöhnt, seine Späße über Frauen zu machen, aber bislang hatte sich noch keine über ihn lustig gemacht. Er starrte sie an. »Was soll das heißen?«
»Dass wir an Ihren Sprüchen ein bisschen feilen müssen, mein Lieber. Sind Sie sich darüber im Klaren, wie abgedroschen die sind?«
Tanner spürte, dass er rot anlief. »Wie kommen Sie darauf, dass ich Sprüche mache?«
Sie schaute ihm in die Augen. »Die wurden wahrscheinlich schon in grauer Vorzeit erfunden. Wenn Sie mit mir reden, möchte ich, dass Sie Sachen sagen, die Sie noch nie zu einer Frau gesagt haben.«
Tanner schaute sie an und versuchte, sich seine Wut nicht anmerken zu lassen.
Was glaubt die eigentlich, mit wem sie es zu tun hat - mit einem Oberschüler?
Verdammt noch mal, sie war einfach unverschämt. Erster Wurf. Die Braut ist draußen.
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