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Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Dein Bruder Andrew schreibt dir vor, was du zu machen hast. Ich weiß genau über euch beide Bescheid. Er wird nicht zulassen, dass die Firma größer wird, und ich brauche mehr, als du mir zurzeit geben kannst.«

»Du irrst dich.« Tanner überlegte einen Moment lang.

»Ich möchte, dass du Andrew kennen lernst.«

Tags darauf aßen sie alle drei zu Mittag. Paula war so reizend wie eh und je, und Andrew mochte sie offensichtlich auf Anhieb. Bei manch einer Frau, mit der sein Bruder ausgegangen war, hatte Andrew seine Bedenken gehabt, aber die hier war anders. Andrew blickte zu seinem Bruder herüber und gab ihm mit einem Nicken zu verstehen, dass er seiner Meinung nach eine gute Wahl getroffen hatte.

»Ich finde es wunderbar, Andrew, dass die KIG so vielen Menschen auf der Welt hilft. Tanner hat mir erzählt, was Sie alles machen.«

»Ich bin sehr dankbar, dass wir dazu in der Lage sind. Und wir werden noch mehr tun.«

»Heißt das, dass das Unternehmen expandieren wird?«

»Nicht im eigentlichen Sinn. Ich meine damit, dass wir noch mehr Mitarbeiter in arme Länder schicken werden, wo sie den Menschen helfen können.«

»Dann sollten wir zusehen«, warf Tanner rasch ein, »dass wir hierzulande Aufträge bekommen und .«

Andrew lächelte. »Tanner ist immer so ungeduldig. Das eilt doch nicht. Machen wir doch zunächst einmal das, was wir uns vorgenommen haben, Tanner. Nämlich anderen zu helfen.«

Tanner blickte zur Prinzessin. Sie zeigte keinerlei Gefühlsregung.

Am nächsten Tag rief Tanner sie an. »Hi, Prinzessin. Wann soll ich dich abholen?«

Einen Moment lang herrschte Schweigen. »Liebster, es tut mir Leid. Ich kann heute Abend nicht.«

»Stimmt irgendwas nicht?«, fragte Tanner verstört.

»Nein. Ein Freund von mir ist in der Stadt, und ich muss mich mit ihm treffen.«

Ihm? Tanner spürte, wie ihn mit einem Mal die Eifersucht packte. »Ich verstehe. Dann gehen wir morgen Abend .« »Nein, morgen kann ich auch nicht. Warum verschieben wir’s nicht auf Montag?«

Sie hatte vor, das ganze Wochenende mit jemand anderem zu verbringen. Beunruhigt und verärgert legte Tanner den Hörer auf.

Am Montagabend entschuldigte sich die Prinzessin. »Tut mir Leid, dass ich am Wochenende keine Zeit hatte. Aber ein alter Freund ist eigens angereist, um mich zu besuchen.«

Tanner hatte mit einem Mal das herrliche Apartment der Prinzessin vor Augen. Mit ihrem Gehalt konnte sie sich das auf keinen Fall leisten. »Wer ist er?«

»Tut mir Leid. Ich darf dir seinen Namen nicht nennen. Er ist ... er ist zu bekannt und will keine Publicity.«

»Bist du in ihn verliebt?«

Sie nahm Tanners Hand und sagte leise: »Tanner, ich liebe dich. Und zwar nur dich.«

»Ist er in dich verliebt?«

Sie zögerte einen Moment. »Ja.«

Ich muss irgendeine Möglichkeit finden, wie ich ihr alles geben kann, was sie sich wünscht, dachte Tanner. Ich darf sie nicht verlieren.

Am nächsten Morgen um 4.58 Uhr wurde Andrew Kingsley vom Klingeln des Telefons geweckt.

»Ein Anruf aus Schweden für Sie. Bleiben Sie bitte am Apparat.«

Kurz darauf sagte jemand mit einem leichten ausländischen Akzent: »Herzlichen Glückwunsch, Mr. Kingsley. Das NobelKomitee hat beschlossen, Ihnen für Ihre bahnbrechende Arbeit auf dem Gebiet der Nanotechnologie den Nobelpreis für Physik zu verleihen ...«

Den Nobelpreis! Als das Gespräch beendet war, zog sich Andrew in aller Eile an und ging gleich in sein Büro. Sobald Tanner eintraf, begab sich Andrew zu seinem Bruder und überbrachte ihm die gute Nachricht.

Tanner schloss ihn in die Arme. »Der Nobelpreis! Das ist ja wunderbar, Andrew! Einfach wunderbar!«

Und das war es auch. Denn jetzt ließen sich alle Probleme lösen, mit denen Tanner zu kämpfen hatte.

Fünf Minuten später sprach er mit der Prinzessin. »Ist dir klar, was das heißt, Liebling? Jetzt, da die KIG den Nobelpreis gewonnen hat, können wir so viel Geschäfte machen, wie wir nur schaffen. Das bedeutet auch Großaufträge der Regierung und von Industriekonzernen. Ich werde dir die Welt zu Füßen legen können.«

»Das ist ja großartig, Liebster.«

»Willst du mich heiraten?«

»Tanner, nichts auf der Welt wünsche ich mir mehr.«

Tanner war außer sich vor Freude, als er den Hörer auflegte. Er stürmte in das Büro seines Bruders. »Andrew, ich werde heiraten.«

Andrew schaute ihn an und sagte lächelnd: »Das ist wirklich eine gute Nachricht. Wann soll die Hochzeit stattfinden?«

»Wir fangen so bald wie möglich mit den Vorbereitungen an. Wir werden sämtliche Mitarbeiter einladen.«

Als Tanner am nächsten Morgen in sein Büro kam, erwartete ihn Andrew bereits. Er trug einen kleinen Blumenstrauß am Revers.

»Wofür ist der gedacht?«

Andrew grinste. »Ich bereite mich auf deine Hochzeit vor. Ich freue mich ja so für dich.« »Danke, Andrew.«

Die Nachricht verbreitete sich in Windeseile. Da die Hochzeit noch nicht offiziell angekündigt worden war, wurde Tanner in der Firma von niemandem darauf angesprochen, aber die Mitarbeiter lächelten einander zu und tauschten wissende Blicke aus.

Tanner ging in das Büro seines Bruders. »Andrew, wenn wir den Nobelpreis haben, werden sich alle um uns reißen. Und mit dem Preisgeld .«

»Mit dem Preisgeld«, unterbrach ihn Andrew, »können wir es uns leisten, weitere Leute einzustellen und sie nach Eritrea und Uganda zu schicken.«

»Aber du wirst doch den Preis auch dazu nutzen«, sagte Tanner, »um die Firma weiter auszubauen, nicht wahr?«

Andrew schüttelte den Kopf. »Wir machen so weiter, wie wir es uns von Anfang an vorgenommen haben, Tanner.«

Tanner blickten seinen Bruder eine Zeit lang an. »Es ist deine Firma, Andrew.«

Tanner rief sie an, sobald er seinen Entschluss gefasst hatte.

»Prinzessin, ich muss geschäftlich nach Washington. Möglicherweise hörst du ein, zwei Tage nichts von mir.«

»Keine Blondinen, Brünetten oder Rothaarigen«, sagte sie neckend.

»Auf keinen Fall. Du bist die einzige Frau auf der Welt, die ich liebe.«

»Und ich liebe dich.«

Am darauf folgenden Morgen traf sich Tanner Kingsley im Pentagon mit General Alan Barton, dem Stabschef der Army.

»Ich finde Ihren Vorschlag sehr interessant«, sagte General Barton. »Wir haben gerade darüber diskutiert, wen wir mit dem Test betrauen sollen.«

»Bei diesem Test geht es unter anderem um den Einsatz von Nanotechnologie, und mein Bruder hat für seine Arbeit auf diesem Gebiet soeben den Nobelpreis bekommen.«

»Dessen sind wir uns durchaus bewusst.«

»Er ist so gespannt darauf, dass er es auch unentgeltlich machen würde.«

»Wir fühlen uns geschmeichelt, Mr. Kingsley. Es kommt nicht allzu häufig vor, dass uns ein Nobelpreisträger seine Dienste anbietet.« Er blickte auf und überzeugte sich davon, dass die Tür geschlossen war. »Diese Sache ist streng geheim. Wenn sie funktioniert, wird sie eine der wichtigsten Komponenten unseres Rüstungsaufgebots darstellen. Mit molekularer Nanotechnologie können wir die Atomstruktur von Werkstoffen beeinflussen. Bislang sind sämtliche Versuche, noch kleinere Chips herzustellen, wegen Interferenzen auf Elektronenebene gescheitert, da der Strom der Elektronen nicht zu beherrschen war. Wenn dieses Experiment gelingt, können wir völlig neuartige Angriffs- und Verteidigungswaffen herstellen.«

»Dieses Experiment ist doch nicht gefährlich, oder?«, fragte Tanner. »Ich möchte nicht, dass meinem Bruder etwas zustößt.«

»Keine Sorge. Wir werden Ihnen alle Geräte zukommen lassen, die Sie benötigen. Außerdem schicken wir Ihnen Schutzanzüge und zwei unserer Wissenschaftler, die mit Ihrem Bruder zusammenarbeiten werden.«