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»Das ist durchaus verständlich.« Rubinsteins Tonfall wurde härter. »Nicht verständlich aber ist meines Erachtens, dass niemand dort war, als die Polizei auf Ihren Notruf hin zu der Hütte kam, Mrs. Stevens, und dass sie keinerlei Hinweis darauf fand, dass überhaupt jemand dort gewesen war, geschweige denn ermordet wurde.«

»Ich kann’s nicht ändern. Ich .«

»Sie sind Künstlerin, nicht wahr?«

Die Frage brachte sie einen Moment lang aus der Fassung.

»Ja, ich ...«

»Sind Sie erfolgreich?«

»Ich nehme es doch an, aber was hat das ...?«:

Höchste Zeit, dass er den Haken setzte.

»Ein bisschen zusätzliche Publicity kann nichts schaden, oder? Sie werden im ganzen Land in den Abendnachrichten im Fernsehen gesehen und tauchen auf den Titelseiten der Zeitungen ...«

Wütend blickte Diane ihn an. »Ich habe das nicht der Publicity wegen getan. Ich würde niemals einen unschuldigen Mann ins.«

»Das Schlüsselwort ist unschuldig, Mrs. Stevens. Und ich werde eindeutig beweisen, dass Mr. Altieri unschuldig ist. Vielen Dank. Ich bin fertig mit Ihnen.«

Diane Stevens überhörte die Doppeldeutigkeit. Sie kochte innerlich, als sie aus dem Zeugenstand trat und zu ihrem Platz zurückkehrte. Im Flüsterton fragte sie den Staatsanwalt: »Kann ich gehen?«

»Ja. Ich schicke jemanden mit.«

»Das ist nicht nötig. Vielen Dank.«

Die Worte des Verteidigers hallten ihr in den Ohren wider, als sie durch die Tür zum Parkhaus ging.

Sie sind Künstlerin, nicht wahr? ... Ein bisschen zusätzliche Publicity kann nichts schaden, oder? Eine Unverschämtheit. Dennoch war sie mit ihrer Aussage alles in allem zufrieden. Sie hatte den Geschworenen genau das geschildert, was sie gesehen hatte, und sie hatten keinerlei Grund, an ihren Worten zu zweifeln. Anthony Altieri würde verurteilt werden und den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen. Dennoch musste Diane an den giftigen Blick denken, mit dem er sie bedacht hatte, und unwillkürlich erschauderte sie.

Sie reichte dem Parkwächter ihren Schein, worauf er wegging und ihr Auto holte.

Zwei Minuten später fuhr Diane in Richtung Norden, nach Hause.

An der Straßenecke befand sich ein Stoppschild. Als Diane anhielt, kam ein gut gekleideter junger Mann, der am Straßenrand stand, auf ihren Wagen zu. »Entschuldigen Sie. Ich habe mich verirrt. Könnten Sie ...?«:

Diane ließ das Fenster herunter.

»Könnten Sie mir sagen, wie ich zum Hollandtunnel komme?« Er sprach mit italienischem Akzent.

»Ja. Das ist ganz einfach. Fahren Sie zur ersten .«

Der Mann hob die Hand, in der er eine Schusswaffe mit Schalldämpfer hielt. »Raus aus dem Auto. Schnell!«

Diane wurde blass. »In Ordnung. Bitte nicht ...« Als sie die Tür öffnen wollte, ging der Mann einen Schritt zurück. Diane trat das Gaspedal durch und raste los. Sie hörte, wie die hintere Scheibe zersplitterte, als sie von einer Kugel durchschlagen wurde, dann einen dumpfen Knall, als ein weiterer Schuss das Heck des Wagens traf. Ihr Herz schlug so heftig, dass sie kaum Luft bekam.

Diane Stevens hatte über Autoentführungen gelesen, aber nicht im Entferntesten daran gedacht, dass ihr so etwas passieren könnte. Außerdem hatte der Mann sie töten wollen. Gehörte das zum Vorgehen von Autoentführern? Diane griff zu ihrem Handy und wählte die 911. Es dauerte fast zwei Minuten, bis sich jemand meldete.

»Neun-eins-eins. Was liegt vor?«

Als Diane erklärte, was vorgefallen war, war ihr bereits klar, dass die Sache aussichtslos war. Der Mann war mittlerweile längst verschwunden.

»Ich schicke einen Polizisten hin. Dürfte ich Ihren Namen, die Anschrift und Telefonnummer erfahren?«

Diane nannte sie ihm. Sinnlos, dachte sie. Sie warf einen kurzen Blick auf die zertrümmerte Heckscheibe, und wieder lief es ihr eiskalt über den Rücken. Am liebsten hätte sie Richard angerufen und ihm von dem Vorfall berichtet, aber sie wusste, dass er mit einem dringenden Projekt beschäftigt war. Wenn sie ihn anrief und ihm davon erzählte, wäre er außer sich und würde sofort zu ihr kommen - und sie wollte nicht, dass er den Termin versäumte. Sie würde es ihm sagen, wenn er von der Arbeit nach Hause kam.

Und mit einem Mal kam ihr ein schrecklicher Gedanke. Hatte der Mann ihr aufgelauert, oder war das alles nur ein Zufall? Sie dachte an das Gespräch, das sie mit Richard geführt hatte, als der Prozess begann. Meiner Meinung nach solltest du nicht aussagen, Diane. Das könnte gefährlich werden.

Keine Sorge, Liebling. Altieri wird verurteilt werden. Die sperren ihn für immer ein.

Aber er hat Freunde und ...

Richard, wenn ich das nicht mache, kann ich nicht mehr in den Spiegel schauen.

Es muss ein Zufall gewesen sein, sagte sich Diane. Altieri ist doch nicht so verrückt, mir etwas anzutun, vor allem jetzt, während des Prozesses.

Diane bog von der Schnellstraße ab und fuhr in Richtung Westen, bis sie zu ihrem Apartmentgebäude an der Östlichen Fünfundsiebzigsten Straße kam. Vor der Einfahrt in die Tiefgarage warf sie einen letzten aufmerksamen Blick durch die Heckscheibe. Alles wirkte so wie immer.

Das Apartment war eine helle Maisonette mit einem geräumigen Wohnzimmer, hohen, vom Boden bis zur Decke reichenden Fenstern und einem mit Marmor verkleideten Kamin im Erdgeschoss. Es war mit geblümten Sofas, Sesseln, einem eingebauten Bücherregal und einem großen Fernsehapparat ausgestattet. An den Wänden hingen farbenfrohe Gemälde - ein Childe Hassam, ein Jules Pascin, ein Thomas Birch, ein George Hitchcock, dazu eine Reihe von Dianes eigenen Bildern.

Im darüber liegenden Geschoss befanden sich das Schlaf- und das Badezimmer, ein Gästezimmer und ein sonniges Atelier, in dem Diane malte. Etliche Gemälde von ihr hingen an den Wänden. Auf einer mitten im Zimmer stehenden Staffelei stand ein halb fertiges Porträt.

Diane stürmte geradewegs in ihr Atelier, nahm das unvollendete Bild von der Staffelei und stellte eine frische Leinwand darauf. Sie fing an, das Gesicht des Mannes zu skizzieren, der sie hatte töten wollen, doch ihre Hände zitterten so sehr, dass sie aufhören musste.

»Das hasse ich an diesem Job am allermeisten«, beklagte sich Detective Earl Greenburg auf der Fahrt zu Diane Stevens’ Apartment.

»Ist doch besser, wenn wir sie verständigen, als wenn sie’s aus den Abendnachrichten erfährt«, sagte Robert Praegitzer. Er warf Greenburg einen Blick zu. »Willst du es ihr beibringen?«

Earl Greenburg nickte missmutig. Er musste an die Geschichte mit dem Detective denken, der eine gewisse Mrs. Adams, die Frau eines Streifenpolizisten, davon verständigen sollte, dass ihr Mann getötet worden war.

Sie ist sehr zart besaitet, hatte der Chef den Detective vorgewarnt. Sie müssen ihr die Nachricht schonend beibringen.

Keine Sorge. Ich schaffe das schon.

Der Detective hatte an der Tür geklingelt, und als Adams’ Frau ihm öffnete, hatte er gefragt: Sind Sie die Witwe von Wachtmeister Adams?

Diane schreckte hoch, als die Türglocke läutete. Sie ging zur Gegensprechanlage. »Wer ist da?«

»Detective Earl Greenburg. Ich möchte mit Ihnen sprechen, Mrs. Stevens.«

Es geht um den Überfall im Auto, dachte Diane. Die Polizei ist aber schnell hergekommen.

Sie betätigte den Summer, und Greenburg trat in den Hausflur und ging zur Wohnungstür.

»Hallo.« »Mrs. Stevens?«

»Ja. Danke, dass Sie so schnell gekommen sind. Ich wollte gerade eine Skizze von dem Mann zeichnen, aber ich ...« Sie atmete tief durch. »Ein dunkler Typ, er hatte tief liegende, hellbraune Augen und eine kleine Warze an der Wange. Auf seiner Waffe steckte ein Schalldämpfer, und .«