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Sie unterhielten sich bis kurz vor Mitternacht.

Diane fiel auf, dass sie zum ersten Mal über ihre Männer gesprochen hatten. Es war, als wäre eine unsichtbare Barriere zwischen ihnen gefallen.

Kelly gähnte. »Wir sollten lieber ein bisschen schlafen. Ich habe das Gefühl, dass uns morgen ein aufregender Tag bevorsteht.«

Sie hatte keine Ahnung, wie aufregend er werden sollte.

Harry Flint setzte die Ellbogen ein, als er sich durch das Getümmel am Aeropuerto Transoceanico de Barcelona drängte und zu dem großen Fenster ging, durch das man freien Blick auf die Landebahn hatte. Er drehte sich um und musterte die Anschlagtafel, auf der die An- und Abflüge aufgeführt waren. Die Maschine aus New York war pünktlich und sollte in dreißig Minuten landen. Alles lief nach Plan. Flint setzte sich hin und wartete.

Eine halbe Stunde später stiegen die ersten Passagiere aus der Maschine aus New York. Alle wirkten gespannt und aufgeregt -die typische Mischung aus unbekümmerten Touristen, Geschäftsleuten auf Dienstreise, Kindern und Pärchen in den Flitterwochen. Flint achtete darauf, dass er von der Fluggastbrücke aus nicht gesehen wurde, während er den Strom der Reisenden beobachtete, der sich zur Ankunftshalle schob und schließlich versiegte. Er runzelte die Stirn. Diane und Kelly waren nirgendwo in Sicht. Flint wartete noch fünf Minuten, dann wollte er zum Flugsteig gehen.

»Sie können hier nicht durch.«

»Flugaufsicht«, versetzte Flint. »Wir haben einen Hinweis bekommen, dass auf der Toilette der Maschine ein verdächtiges Paket versteckt ist. Man hat mich beauftragt, der Sache unverzüglich nachzugehen.«

Flint ging bereits über die Fluggastbrücke. Als er zu der Maschine kam, wollte die Besatzung gerade aussteigen.

»Kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte eine Flugbegleiterin.

»Flugaufsicht. Ich muss die Maschine untersuchen«, sagte Flint.

Er begab sich in die Maschine. Nirgendwo waren Passagiere zu sehen.

»Liegt ein Problem vor?«, fragte die Flugbegleiterin.

»Ja. Möglicherweise ist eine Bombe an Bord.«

Sie blickte Flint hinterher, als er durch die Kabine ging und die Toilettentüren öffnete. Dort war keiner.

Die Frauen waren verschwunden.

»Sie waren nicht in der Maschine, Mr. Kingsley.«

Tanners Stimme war gefährlich leise. »Mr. Flint, haben Sie gesehen, wie sie in die Maschine gestiegen sind?«

»Ja, Sir.«

»Und sie waren auch an Bord, als die Maschine startete?«

»Ja, Sir.«

»Dann können wir meiner Meinung nach getrost davon ausgehen, dass sie entweder ohne Fallschirm mitten über dem Atlantik abgesprungen oder in Madrid ausgestiegen sind. Pflichten Sie mir bei?«

»Selbstverständlich, Mr. Kingsley. Aber ...«

»Danke. Das heißt also, dass sie vorhaben, von Madrid aus über San Sebastian nach Frankreich einzureisen.« Er schwieg einen Moment. »Sie haben vier Möglichkeiten - sie können mit einer anderen Maschine nach Barcelona fliegen oder sich per Eisenbahn, Bus oder mit dem Auto dorthin begeben.« Tanner dachte kurz nach. »Vermutlich sind sie der Meinung, dass sie im Bus, im Flugzeug oder im Zug zu sehr in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind. Die Vernunft sagt mir, dass sie mit dem Auto nach San Sebastian und von dort aus nach Frankreich fahren.«

»Wenn ...«

»Unterbrechen Sie mich nicht, Mr. Flint. Die Fahrt von Madrid nach San Sebastian dürfte etwa fünf Stunden dauern. Sie gehen folgendermaßen vor: Fliegen Sie nach Madrid, und erkundigen Sie sich bei sämtlichen Autovermietern am dortigen Flughafen. Stellen Sie fest, welchen Wagen sie gemietet haben -die Farbe, die Marke, alles.«

»Ja, Sir.«

»Anschließend fliegen Sie nach Barcelona zurück und mieten sich einen Wagen - einen großen. Legen Sie sich auf der Autobahn nach San Sebastian auf die Lauer. Sie dürfen nicht bis zur Grenze kommen. Und noch etwas, Mr. Flint .«

»Ja, Sir.«

»Bedenken Sie eines: Es soll aussehen wie ein Unfall.«

35

Diane und Kelly waren am Aeropuerto Barajas, dem Flughafen von Madrid, ausgestiegen und suchten nach einem Mietwagen. Hier waren alle großen Autovermietungen vertreten, Hertz, Europe Car, Avis und andere, aber sie entschieden sich für Alesa, eine eher unbekannte Firma.

»Wie kommt man am schnellsten nach San Sebastian?«, fragte Diane.

»Das ist ganz einfach, Senora. Fahren Sie auf der N 1 in Richtung Nordwesten, nach Burgos, und von dort aus über Vitoria nach San Sebastian. Die Fahrt dauert etwa vier, fünf Stunden.«

»Gracias.«

Kurz darauf brachen Kelly und Diane auf.

Als der Privatjet der KIG in Madrid gelandet war, begab sich Harry Flint umgehend zu den Mietwagenfirmen und lief von einem Schalter zum anderen.

»Ich wollte mich mit meiner Schwester und ihrer Freundin, einer bildschönen Afroamerikanerin, hier treffen, habe sie aber verpasst. Sie sind heute Morgen mit Delta Airlines aus New York eingetroffen. Haben sie vielleicht bei Ihnen ein Auto gemietet . ?«

»No, Senor.«

»No, Senor.«

»No, Senor.«

Am Alesa-Schalter hatte Flint endlich Glück.

»O ja, Senor. Ich kann mich genau an sie erinnern. Sie .«

»Können Sie sich auch noch erinnern, was für einen Wagen sie gemietet haben?«

»Es war ein Peugeot.«

»Welche Farbe?«

»Rot. Es war unser einziger .«

»Können Sie mir die Autonummer geben?«

»Natürlich. Einen Moment.«

Flint sah, wie der Angestellte ein Buch aufschlug und nachschaute.

Er nannte Flint die Nummer. »Ich hoffe, Sie finden sie.«

»Bestimmt.«

Zehn Minuten später flog Flint nach Barcelona zurück. Dort wollte er sich ein Auto mieten und sie verfolgen, bis sie zu einem Streckenabschnitt kamen, an dem kein Verkehr herrschte, sie dort von der Straße abdrängen und sich davon überzeugen, dass sie tot waren.

Diane und Kelly waren noch etwa eine Stunde von San Sebastian entfernt. Sie hatten die Hochebene der kastilischen Meseta hinter sich gelassen und näherten sich der Sierra de la Demanda. Auf der Autobahn herrschte nur wenig Verkehr, sodass sie gut vorankamen. Schweigend genossen sie die Fahrt durch die herrliche Landschaft, vorbei an Getreidefeldern, Obstplantagen, die die Luft mit dem Duft der Granatäpfel, Aprikosen und Orangen erfüllten, und alten Häusern abseits der Straße, deren Außenmauern mit Weinranken überwuchert waren. Kurz hinter der mittelalterlichen Stadt Burgos ging es in die Berge, und in der Ferne zeichneten sich die ersten Ausläufer der Pyrenäen ab.

»Wir sind bald da«, sagte Diane. Sie blickte nach vorn, runzelte die Stirn und trat dann das Bremspedal durch. Rund hundert Meter vor ihnen stand ein brennendes Auto, um das sich eine Menschenmenge geschart hatte. Die Autobahn wurde von Männern in Uniform abgesperrt.

Diane schaute verwundert. »Was ist da los?«

»Wir sind im Baskenland«, sagte Kelly. »Hier herrscht Krieg. Die Basken kämpfen schon seit über fünfzig Jahren gegen die spanische Regierung.«