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Diane nahm Platz und dachte über ihr Gespräch mit Heidi Frank nach. Wie viel wusste sie?

Der Kellner reichte Diane die Speisekarte. »Bitte sehr.«

»Danke.«

Diane warf einen Blick in die Karte. Fasan in RotweinKräutersud mit Apfelrotkohl und Serviettenknödeln, Gefüllte Schweinelende an Fenchelgemüse mit grünem Spargel, Zanderfilet in Spreewälder Soße an Sahnekartoffeln ... Sie hatte keine Ahnung, was das für Gerichte waren. Aber Heidi Frank konnte ihr das bestimmt erklären.

Diane warf einen Blick auf ihre Uhr. Heidi hatte sich bereits um zwanzig Minuten verspätet.

Der Kellner kam an ihren Tisch. »Möchten Sie jetzt vielleicht bestellen, gnädige Frau?«

»Nein, ich warte noch auf meinen Gast. Danke.«

Die Minuten verrannen. Allmählich fragte sich Diane, ob irgendetwas schief gegangen war.

Nach weiteren fünfzehn Minuten kam der Kellner erneut an ihren Tisch. »Darf ich Ihnen irgendetwas bringen?«

»Nein, danke. Mein Gast müsste jede Minute eintreffen.«

Inzwischen war es bereits nach neun, aber Heidi Frank war immer noch nicht aufgetaucht. Mit einem flauen Gefühl im Magen musste sich Diane eingestehen, dass sie wahrscheinlich nicht kommen würde.

Als Diane aufblickte, sah sie zwei Männer an einem Tisch in der Nähe des Eingangs sitzen. Sie waren schlecht gekleidet und wirkten irgendwie gemein. Schlägertypen, dachte Diane sofort. Sie sah, wie der Kellner zu ihrem Tisch kam und mit einem rüden Winken wieder weggeschickt wurde. Sie wollten offenbar nichts essen. Dann drehten sie sich um und starrten Diane an, und mit einem Mal wurde ihr klar, dass sie in eine Falle gegangen war. Heidi Frank hatte sie verraten. Diane spürte, wie ihr das Blut zu Kopf stieg. Sie blickte sich nach einem Fluchtweg um. Es gab keinen. Vorerst konnte sie hier sitzen bleiben, aber irgendwann würde sie gehen müssen, und dann würden sie sie schnappen. Sie überlegte, ob sie per Handy jemanden alarmieren sollte, aber sie kannte niemanden, der ihr helfen könnte.

Diane dachte verzweifelt nach. Ich muss hier irgendwie wegkommen, aber wie?

Als sie sich umsah, fiel ihr Blick auf den attraktiven Mann, der allein am Tisch saß. Er trank gerade eine Tasse Kaffee.

Diane lächelte ihn an und sagte: »Guten Abend.«

Er blickte überrascht auf und sagte freundlich: »Guten Abend.«

Diane schenkte ihm ein einladendes Lächeln. »Wie ich sehe, sind wir beide allein.«

»Ja.«

»Hätten Sie Lust, mir Gesellschaft zu leisten?«

Er zögerte einen Moment und lächelte dann. »Aber gern.«

Er stand auf und kam an Dianes Tisch.

»Allein essen macht keinen Spaß, nicht wahr?«, sagte Diane leichthin.

»Da haben Sie Recht.«

Sie bot ihm die Hand zum Gruß. »Diane Stevens.«

»Greg Holliday.«

Kelly war nach dem schrecklichen Erlebnis mit Sam Meadows wie benommen gewesen. Nach ihrer Flucht war sie die ganze Nacht durch die Straßen von Montmartre gelaufen und hatte ständig nach hinten geblickt, aus Angst, jemand könnte ihr folgen. Aber ich kann Paris nicht verlassen, ohne herauszufinden, was da vor sich geht, dachte Kelly.

In der Morgendämmerung kehrte sie in einem kleinen Café ein und trank eine Tasse Kaffee. Dann fiel ihr unverhofft eine Lösung ein: Marks Sekretärin. Sie hatte Mark verehrt. Kelly war davon überzeugt, dass sie alles tun würde, um ihr zu helfen.

Um neun Uhr rief Kelly von einer Telefonzelle aus an. Sie wählte die vertraute Nummer, worauf sich eine Frauenstimme mit starkem französischem Akzent meldete. »Kingsley International Group.«

»Ich würde gern mit Yvonne Renais sprechen.«

»Un moment, s’il vous plaît.«

Kurz darauf hörte Kelly Yvonnes Stimme.

»Yvonne Renais. Kann ich Ihnen behilflich sein?«

»Yvonne, hier ist Kelly Harris.«

Sie hörte einen erschrockenen Ausruf. »Oh! Mrs. Harris ...«

In Tanner Kingsleys Büro leuchtete ein blaues Lämpchen auf.

Tanner nahm den Telefonhörer ab. In New York war es drei Uhr morgens, aber er hatte beschlossen, sein Büro nicht zu verlassen, bis dieses leidige Problem aus der Welt geschafft war. Als Tanner jetzt ans Telefon ging, hörte er das Gespräch mit, das in Paris geführt wurde.

»Was Mister Harris zugestoßen ist, tut mir ja so Leid. Es war furchtbar.«

»Danke, Yvonne. Ich muss mit Ihnen reden. Können wir uns irgendwo treffen? Haben Sie heute Mittag Zeit?«

»Ja.«

»An irgendeinem öffentlichen Ort.«

»Kennen Sie das Ciel de Paris? Es ist im Tour Montparnasse.«

»Ja.«

Tanner machte sich in Gedanken eine Notiz.

»Um zwölf Uhr?«

- »Ist mir recht. Wir sehen uns dort.«

Tanner Kingsley verzog den Mund zu einem schmalen Lächeln. Genießt euer letztes Mahl. Er schloss die Schublade auf, öffnete sie und nahm den Hörer des goldenen Telefons ab.

»Gute Nachrichten«, sagte er, als sich am anderen Ende jemand meldete. »Es ist vorbei. Wir haben sie alle beide.«

Er hörte einen Moment lang zu, dann nickte er. »Ich weiß. Es hat ein bisschen länger gedauert, als wir erwartet haben, aber jetzt können wir weitermachen ... Mir geht’s genauso ... Bis bald.«

Der Tour Montparnasse ist ein über zweihundert Meter hoher Wolkenkratzer aus Stahl und Glas. In dem Gebäude mit seinen zahlreichen Büros herrschte geschäftiges Treiben. Die Bar und das Restaurant befanden sich im sechsundfünfzigsten Stockwerk.

Kelly war zuerst da. Yvonne kam eine Viertelstunde später und entschuldigte sich vielmals.

Kelly war ihr nur ein paar Mal begegnet, aber sie konnte sich noch gut an sie erinnern. Yvonne war eine zierliche, liebenswürdige Frau. Mark hatte Kelly oft erzählt, wie tüchtig Yvonne sei.

»Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte Kelly.

»Ich würde doch alles tun, was in meiner Macht steht ... Mr. Harris war so ein wunderbarer Mann. Im Büro hat ihn jeder verehrt. Keiner von uns konnte glauben, was . was passiert ist.«

»Darüber möchte ich mit Ihnen sprechen, Yvonne. Sie haben doch fünf Jahre lang mit meinem Mann zusammengearbeitet?«

»Ja.«

»Dann kannten Sie ihn also ziemlich gut?«

»O ja.«

»Ist ihnen in den letzten Monaten irgendetwas aufgefallen, das Ihnen sonderbar vorkam? Hat er sich irgendwie anders benommen als sonst, oder hat er irgendetwas gesagt, das Ihnen merkwürdig vorkam?«

Yvonne wich ihrem Blick aus. »Ich bin mir nicht sicher ... Ich meine .«

»Was immer Sie auch sagen«, sagte Kelly ernst, »ihm kann es nicht mehr wehtun. Aber es könnte mir dabei helfen zu verstehen, was passiert ist.« Kelly wappnete sich für die nächste Frage, die sie stellen musste. »Hat er jemals von einer Olga gesprochen?«

Yvonne schaute sie verdutzt an. »Olga? Nein.«

»Sie wissen nicht, wer das sein könnte?«

»Ich habe keine Ahnung.«

Kelly war erleichtert. Sie beugte sich vor. »Yvonne, gibt es irgendetwas, das Sie mir nicht erzählen wollen?« »Naja ...«

Der Kellner kam an ihren Tisch. »Bonjour, mesdames. Bienvenue au Ciel de Paris. Je m’appelle Jacques Brion. Notre chef de cuisine a préparer quelques spécialités pour le déjeuner d’aujourd’hui. Avez-vous fait votre choix?«

»Oui, monsieur. Nous avons choisi le Chateaubriand pour deux.«

Als der Kellner wegging, wandte sich Kelly an Yvonne.

»Was wollten Sie gerade sagen?«

»Na ja, in den letzten Tagen vor ... vor seinem Tod wirkte Mr. Harris sehr nervös. Er bat mich darum, ihm einen Flug nach Washington zu buchen.«

»Davon wusste ich. Ich dachte, es wäre eine ganz normale Geschäftsreise.«

»Nein. Ich glaube, es ging um etwas Ungewöhnliches, irgendetwas Dringendes.«