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»Haben Sie irgendeine Ahnung, worum es gegangen sein könnte?«

»Nein. Alles unterlag mit einem Mal strenger Geheimhaltung. Das ist alles, was ich weiß.«

Kelly fragte Yvonne noch eine Stunde länger aus, aber sie konnte dem nichts mehr hinzufügen.

Als sie gegessen hatten, sagte Kelly: »Es wäre mir lieb, wenn Sie dieses Gespräch vertraulich behandeln würden.«

»Darüber brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, Mrs. Harris. Ich werde keiner Menschenseele etwas davon erzählen.« Yvonne stand auf. »Ich muss wieder zur Arbeit.«

Ihre Lippen bebten. »Aber es wird nie wieder so werden wie früher.«

»Ich danke Ihnen, Yvonne.«

Mit wem wollte sich Mark in Washington treffen? Und dann waren da noch die sonderbaren Anrufe aus Deutschland, Denver und New York.

Kelly fuhr mit dem Aufzug ins Foyer hinunter. Ich rufe Diane an. Mal sehen, was sie herausgefunden hat. Vielleicht ...

Als Kelly zum Ausgang des Gebäudes kam, sah sie sie. Zwei große Männer, die zu beiden Seiten der Tür standen. Sie schauten zu ihr her, dann grinsten sie einander an. Soweit Kelly wusste, gab es keinen anderen Ausgang. Könnte Yvonne mich verraten haben?

Die beiden Männer drängten sich mit rohem Körpereinsatz zwischen den Leuten hindurch, die das Gebäude verlassen oder betreten wollten.

Kelly blickte sich hektisch um und drückte sich an die Wand. Sie stieß mit dem Arm an etwas Hartes. Sie blickte nach unten, und als die beiden Männer näher kamen, nahm sie den kleinen Hammer, der an dem Feuermelder an der Wand angebracht war, und schlug die Glasscheibe ein, worauf der Feueralarm durch das Gebäude schrillte.

»Feuer! Feuer!«, schrie Kelly.

Im Nu brach Panik aus. Menschen kamen aus den Büros, den Geschäften und den Restaurants gerannt und strömten zum Ausgang. Innerhalb von Sekunden herrschte im Foyer dichtes Gedränge. Die beiden Männer versuchten, Kelly in dem Getümmel zu entdecken. Als sie endlich zu der Stelle kamen, an der sie sie zuletzt gesehen hatten, war sie längst verschwunden.

Das Restaurant Rockendorf füllte sich allmählich.

»Ich warte auf eine Freundin«, erklärte Diane Greg Holliday, dem attraktiven Mann, den sie an ihren Tisch eingeladen hatte. »Sieht so aus, als ob sie es nicht geschafft hat.«

»Sehr schade. Sind Sie zu Besuch in Berlin?« »Ja.«

»Eine herrliche Stadt. Ich bin glücklich verheiratet, sonst hätte ich Ihnen angeboten, Sie herumzuführen. Aber es gibt ausgezeichnete Stadtrundfahrten, die ich Ihnen nur empfehlen kann.«

»Das wäre sehr nett«, sagte Diane geistesabwesend. Sie warf einen Blick zur Tür. Die beiden Männer gingen gerade hinaus. Vermutlich warteten sie draußen auf sie. Höchste Zeit, dass sie etwas unternahm.

»Eigentlich bin ich mit einer Reisegruppe hier«, sagte Diane. »Die anderen warten wahrscheinlich schon auf mich. Würde es Ihnen etwas ausmachen, mich zu einem Taxi zu begleiten?«

»Ganz und gar nicht.«

Ein paar Minuten später gingen sie zur Tür.

Diane war zutiefst erleichtert. Wenn sie allein hinausginge, fielen die beiden Männer möglicherweise über sie her, aber solange sie in Begleitung eines Mannes war, würden sie das kaum wagen. Es würde zu viel Aufsehen erregen.

Als Diane und Greg Holliday herauskamen, waren die beiden Männer nirgendwo zu sehen. Ein Taxi stand vor dem Restaurant, und dahinter parkte ein dunkler Mercedes.

»Es war nett, Sie kennen zu lernen, Mr. Holliday«, sagte Diane. »Ich ... hoffe ...«

Holliday lächelte, fasste sie am Arm und griff so fest zu, dass Diane vor Schmerz zusammenzuckte.

Erschrocken schaute sie ihn an. »Was ...?«:

»Warum nehmen wir nicht den Wagen?«, sagte er leise. Er zog Diane auf den Mercedes zu. Sein Griff wurde noch fester.

»Nein, ich will nicht .«

Als sie zum Wagen kamen, sah Diane die beiden Männer aus dem Restaurant vorn im Mercedes sitzen. Mit einem Mal wurde ihr klar, was geschehen war, und im ersten Moment verging sie schier vor Entsetzen.

»Bitte«, sagte sie. »Tun Sie das nicht. Ich ...« Dann wurde sie in den Wagen gestoßen.

Greg Holliday rutschte neben Diane und schloss die Tür. »Los, schnell!«

Als sich der Wagen in den dichten Verkehr einfädelte, wurde Diane zusehends hysterisch. »Bitte .«

Greg Holliday wandte sich ihr zu und lächelte beruhigend. »Nur keine Aufregung. Ich werde Ihnen nichts zuleide tun. Ich verspreche Ihnen, dass Sie morgen auf dem Weg nach Hause sein werden.«

Er griff in eine Stofftasche an der Rückseite des Fahrersitzes und holte eine Injektionsspritze heraus.

»Ich werde Ihnen jetzt eine Spritze geben. Sie ist völlig harmlos. Sie werden lediglich ein, zwei Stunden schlafen.«

Er griff nach Dianes Handgelenk.

»Scheiße!«, brüllte der Fahrer. Ein Fußgänger war urplötzlich vor den Mercedes gelaufen, sodass der Fahrer scharf auf die Bremse treten musste, um ihn nicht zu erfassen. Holliday, der nicht darauf gefasst war, schlug mit dem Kopf an die Metallstreben der Nackenstütze.

Benommen richtete er sich wieder auf und schrie den Fahrer an. »Was ...?«:

Ohne nachzudenken, packte Diane die Hand mit der Spritze, verdrehte Hollidays Handgelenk und stieß ihm die Nadel ins Fleisch.

Erschrocken wandte sich Holliday ihr zu. »Nein!« Es war ein Schrei.

Entsetzt sah Diane zu, wie Holliday in Krämpfe verfiel, steif wurde und dann zusammensackte. Innerhalb weniger Sekunden war er tot. Die beiden Männer auf den Vordersitzen drehten sich um, doch Diane war bereits aus der Tür und saß im nächsten Moment in einem Taxi, das in entgegengesetzter Richtung davonfuhr.

39

Das Klingelzeichen ihres Handys schreckte sie auf. Vorsichtig nahm sie es ans Ohr. »Hallo?«

»Hi, Kelly.«

»Diane! Wo sind Sie?«

»In München. Und wo sind Sie?«

»Auf der Kanalfähre nach Dover. Ich bin auf dem Weg nach London.«

»Wie ist das Gespräch mit Sam Meadows verlaufen?«

Kelly konnte noch immer seine Schreie hören. »Das erzähle ich Ihnen, wenn wir uns treffen. Haben Sie irgendetwas erfahren?«

»Nicht viel. Wir müssen uns überlegen, wie wir weiter vorgehen. Allzu viele Möglichkeiten haben wir nicht mehr. Gary Reynolds’ Flugzeug ist in der Nähe von Denver abgestürzt. Ich glaube, wir sollten uns dorthin begeben. Das ist vielleicht unsere letzte Chance.«

»In Ordnung.«

»In dem Nachruf hieß es, dass Reynolds eine Schwester hat, die in Denver lebt. Möglicherweise weiß sie irgendetwas. Wollen wir uns im Brown Palace Hotel in Denver treffen? Ich fliege in drei Stunden ab.«

»Ich sehe zu, dass ich in Heathrow einen Flug bekomme.«

»Gut. Ich reserviere ein Zimmer unter dem Namen Harriet Beecher Stowe. Und noch was, Kelly .«

»Ja?«

»Ach ... Sie wissen schon.«

»Ich weiß. Sie auch.«

Tanner war allein in seinem Büro und sprach am goldenen Telefon. ». und sie sind wieder entkommen. Sam Meadows hat es schlimm erwischt, und Greg Holliday ist tot.« Er schwieg einen Moment und dachte nach. »Eigentlich können sie jetzt nur noch nach Denver. Genau genommen ist das sogar ihre letzte Möglichkeit ... Sieht so aus, als müsste ich mich persönlich um diese Sache kümmern. Immerhin haben sie sich meine Hochachtung verdient, da ist es nur gerecht, wenn ich mich ihrer annehme.« Er hörte einen Moment lang zu, dann lachte er. »Natürlich. Wiederhören.«

Andrew saß in seinem Büro, ließ seine Gedanken schweifen und hing undeutlichen Traumgesichten nach. Er meinte, wieder im Krankenhausbett zu liegen, und Tanner beugte sich über ihn und sagte: Du hast mich überrascht, Andrew. Eigentlich solltest du tot sein. Aber jetzt sagen mir die Arzte, dass du in ein paar Tagen herauskommst. Ich werde dir ein Büro bei der KIG geben. Ich möchte, dass du siehst, wie ich dir den Arsch rette. Du wolltest ja kein Einsehen haben, nicht wahr, du Blödmann? Tja, jetzt werde ich deine armselige Klitsche in eine Goldgrube verwandeln, und du darfst daneben sitzen und mir dabei zusehen. Zuallererst habe ich übrigens diese blödsinnigen Wohltätigkeitsprojekte gekippt, die du in die Wege geleitet hast, Andrew . Andrew . Andrew .