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»Meinen Sie, die Senatorin gerät ebenfalls in Gefahr, wenn wir ihr erzählen, was wir wissen?«, fragte Kelly und schaute Diane nachdenklich an.

»Ich bin davon überzeugt, dass sie Personenschutz hat. Sie wird mit so was umgehen können.«

»Hoffentlich.«

Nach fast zwei Stunden fuhr der Town Car auf eine wuchtige Kalksteinvilla mit Schieferdächern und hohen, schlanken Kaminen im englischen Landhausstil des achtzehnten Jahrhunderts zu. Sie stand inmitten eines weitläufigen Grundstücks mit tadellos gepflegten Rasenflächen, und etwas abseits konnten sie ein weiteres Gebäude sehen, das vermutlich als Garage und Unterkunft für die Dienstboten diente.

»Ich warte auf Sie, falls Sie mich noch brauchen«, sagte Kunio, als der Wagen vor dem Frontportal hielt.

»Vielen Dank.«

Ein Butler öffnete ihnen die Tür. »Guten Abend. Treten Sie bitte ein. Die Senatorin erwartet Sie.«

Die beiden Frauen gingen hinein. Das Wohnzimmer war elegant, wirkte aber trotzdem anheimelnd leger und war mit einer Reihe sorgfältig ausgewählter Antiquitäten und bequem aussehenden Sofas und Sesseln ausgestattet. Über einem großen offenen Kamin mit einem verschnörkelten Sims waren verspiegelte Kerzenhalter an der Wand angebracht.

»Hier entlang, bitte«, sagte der Butler.

Kelly und Diane folgten dem Butler in einen großen Salon.

Senatorin van Luven wartete bereits auf sie. Sie trug ein hellblaues Seidenkostüm mit einer dazu passenden Bluse und ließ ihr langes Haar offen herabhängen. Sie wirkte weitaus femininer, als Diane erwartet hatte.

»Ich bin Pauline van Luven.«

»Diane Stevens.«

»Kelly Harris.«

»Ich freue mich, Sie beide zu sehen. Es hat schon viel zu lange gedauert.«

Kelly schaute die Senatorin verständnislos an. »Wie bitte?«

»Sie meint damit«, ertönte hinter ihnen Tanner Kingsleys Stimme, »dass Sie bisher viel Glück gehabt haben, aber jetzt hat es Sie verlassen.«

Diane und Kelly fuhren herum. Tanner Kingsley und Harry Flint waren in den Salon gekommen.

»Sie sind dran, Mr. Flint«, sagte Tanner.

Flint hob eine Pistole. Wortlos richtete er sie auf die beiden Frauen und drückte zweimal ab. Pauline und Tanner sahen, wie Kelly und Diane zurücktaumelten und zu Boden stürzten.

Tanner ging zu Senatorin van Luven und umarmte sie.

»Jetzt ist es endlich vorbei, Prinzessin.«

42

»Was soll ich mit den Leichen machen?«, fragte Flint.

»Binden Sie ihnen ein paar Gewichte an die Beine«, sagte Tanner, ohne auch nur einen Moment zu zögern. »Dann fahren Sie raus aufs Meer und versenken sie zweihundert Meilen vor der Küste im Atlantik.«

»Kein Problem.« Flint ging hinaus.

Tanner wandte sich an Senatorin van Luven. »Das wäre erledigt, Prinzessin. Jetzt haben wir freie Bahn.«

Sie ging zu ihm und küsste ihn. »Ich habe dich so vermisst, mein Schatz.«

»Ich dich auch.«

»Diese Rendezvous einmal im Monat haben mich schier verrückt gemacht, weil ich mir immer bewusst war, dass du wieder gehen musst.«

Tanner zog sie an sich. »Von jetzt an sind wir beisammen. Wir gedulden uns noch drei, vier Monate, bis die Anstandsfrist zu Ehren deines verstorbenen Gemahls verstrichen ist, und dann heiraten wir.«

Sie lächelte und sagte: »Ein Monat tut’s auch.«

Er nickte. »Meinetwegen.«

»Ich habe gestern meinen Rücktritt aus dem Senat erklärt. In Anbetracht meiner Trauer über den Tod meines Gatten hatte man sehr viel Verständnis für diesen Schritt.«

»Wunderbar. Jetzt können wir uns in aller Öffentlichkeit gemeinsam sehen lassen. Ich möchte dir bei der KIG etwas zeigen, das bislang noch niemand sehen durfte.«

Tanner und Pauline standen vor dem roten Ziegelbau. Tanner ging zu der schweren Stahltür, in deren Mitte eine Vertiefung eingelassen war. Pauline sah, wie Tanner einen schweren Ring mit einer Kamee, in die das Gesicht eines griechischen Kriegers eingeschliffen war, in die Vertiefung drückte, worauf das Tor aufging. Der Raum dahinter war riesig und stand voller großer Computer und Bildschirme. An der hinteren Wand befanden sich Generatoren und allerlei elektronische Geräte, die allesamt an eine Steuerkonsole in der Mitte angeschlossen waren.

»Das ist das Herzstück«, sagte Tanner. »Was wir hier vor uns haben, wird das Leben für immer verändern. Dieser Raum ist die Kommandozentrale eines Satellitensystems, mit dem man das Wetter in jeder Gegend der Welt bestimmen kann. Wir können Stürme verursachen. Wir können Hungersnöte auslösen, indem wir Regenfälle verhindern. Wir können Flughäfen in Nebel versinken lassen. Wir können Hurrikane und Zyklone erzeugen, die die Weltwirtschaft zum Erliegen bringen.« Er lächelte. »Einen Teil unserer Macht habe ich bereits vorgeführt. Viele Länder haben sich mit Methoden zur Beherrschung des Wetters beschäftigt, aber keines hat bislang eine Lösung gefunden.«

Tanner drückte auf einen Knopf, worauf ein großer Bildschirm aufleuchtete. »Was du hier siehst, ist ein technologischer Fortschritt, den die Army sich gern zunutze machen würde.« Er wandte sich an Pauline und lächelte. »Die einzige Unwägbarkeit, die bislang verhindert hat, dass Prima mir die vollständige Kontrolle gab, war der Treibhauseffekt, und darum hast du dich bestens gekümmert.« Er seufzte. »Weißt du, wer dieses Projekt begründet hat? Andrew. Er war ein echtes Genie.«

Pauline betrachtete die mächtigen Geräte. »Ich begreife nicht, wie man damit das Wetter bestimmen kann.«

»Nun ja, das ist ganz einfach, da warme Luft stets nach oben steigt und sich abkühlt, und wenn die nötige Feuchtigkeit in ...«

»Sei nicht so herablassend, Liebling.«

»Entschuldige, aber die längere Version ist ein bisschen komplizierter«, sagte Tanner.

»Ich bin ganz Ohr.«

»Ich muss ein paar technische Ausführungen machen, also hab etwas Geduld. Wenn man die Erdatmosphäre mit Mikrowellenlasern, die mittels der von meinem Bruder erfundenen Nanotechnologie geschaffen wurden, unter Beschuss nimmt, entstehen ungebundene Sauerstoffatome, die sich mit Wasserstoff verbinden, wodurch Ozon und Wasser entsteht. Ungebundene Sauerstoffatome verbinden sich in der Atmosphäre - deswegen nennt man das O2 -, und wenn man, wie mein Bruder herausgefunden hat, die Atmosphäre mit einem Laser vom Weltall aus unter Beschuss nimmt, verbindet sich der Sauerstoff mit zwei Wasserstoffatomen zu Ozon - O3 - und Wasser - H2

»Ich verstehe immer noch nicht, wie das ...«

»Das Wetter wird durch Wasser bestimmt. Andrew hat bei seinen groß angelegten Versuchen herausgefunden, dass als Nebenprodukt seiner Experimente so viel Wasser entstand, dass sich der Wind veränderte. Je stärker der Laserbeschuss, desto stärker der Wind. Und wenn man Wasser und Wind im Griff hat, kann man das Wetter beeinflussen.«

Er dachte einen Moment lang nach. »Als ich herausfand, dass Akira Iso in Tokio und später auch Madeleine Schmider in Zürich kurz vor der Lösung des Problems standen, habe ich ihnen die Mitarbeit bei uns angeboten, damit ich sie überwachen konnte. Aber sie haben mir einen Korb gegeben. Ich wiederum konnte nicht zulassen, dass sie ihre Arbeit zu Ende bringen.« Er zuckte die Achseln. »Ich habe dir ja erzählt, dass vier meiner besten Meteorologen mit mir an dem Projekt gearbeitet haben.«

»Ja.«

»Auch sie waren gut. Franz Verbrügge in Berlin, Mark Harris in Paris, Gary Reynolds in Vancouver und Richard Stevens in New York. Ich hatte jeden von ihnen mit der Lösung eines anderen Aspekts der Wetterbeeinflussung betraut und dachte, weil sie in verschiedenen Ländern tätig wären, würden sie den Zusammenhang nicht erkennen, beziehungsweise nicht herausfinden, welchem Zweck das Projekt letztendlich dient. Aber irgendwie sind sie dahinter gekommen. Sie suchten mich in Wien auf und fragten, was ich mit Prima vorhätte. Ich habe ihnen erklärt, dass ich es unserer Regierung übergeben würde. Ich dachte nicht, dass sie die Sache weiterverfolgen würden, aber sicherheitshalber habe ich ihnen eine Falle gestellt. Als sie im Vorzimmer saßen, habe ich mich telefonisch mit deinem Büro im Senat verbinden lassen und dafür gesorgt, dass sie mit anhören konnten, wie ich dir gegenüber geleugnet habe, jemals etwas von Prima gehört zu haben. Am nächsten Morgen riefen sie bei dir an und ließen sich einen Termin geben. In dem Augenblick war mir klar, dass ich sie beseitigen lassen musste.« Tanner lächelte. »Komm, ich zeige dir, was wir hier haben.«