»Komm hierher, Andrew.« Tanner führte ihn zu der Steuerkonsole. Sie blieben vor Prima stehen.
»Kannst du dich noch an das hier erinnern? Du hast bei der Entwicklung mitgeholfen. Jetzt ist es fertig.«
Andrew bekam große Augen. »Prima .«
Tanner deutete auf einen Knopf und sagte: »Ja. Damit regelt man das Wetter.« Er deutete auf einen anderen Knopf.
»Die Ortswahl.« Er schaute seinen Bruder an. »Siehst du, wie einfach wir es konstruiert haben?«
»Ich erinnere mich ...«:, murmelte Andrew vor sich hin.
Tanner wandte sich an Pauline. »Und das ist erst der Anfang, Prinzessin.« Er schloss sie in die Arme. »Ich stelle zurzeit Nachforschungen in dreißig weiteren Ländern an. Du bekommst alles, was du wolltest. Macht und Reichtum.«
Pauline strahlte vor Freude. »Mit so einem Computer könnte man ja .«
»Mit zwei solchen Computern«, sagte Tanner. »Ich habe eine Überraschung für dich. Hast du schon mal von der Insel Tamoa im Südpazifik gehört?«
»Nein.«
»Wir haben sie gerade gekauft. Sie ist hundertfünfundfünfzig Quadratkilometer groß und unglaublich schön. Sie ist eine der französisch-polynesischen Inseln und verfügt über einen kleinen Flugplatz und einen Yachthafen. Dort ist alles vorhanden, was man zum Leben braucht, einschließlich« - er legte eine kleine Kunstpause ein - »Prima II.«
»Du meinst, es gibt noch einen ...?«, sagte Pauline.
Tanner nickte. »Ganz recht. Unter der Erde, wo ihn keiner finden kann. Jetzt, da diese beiden neugierigen Weiber endlich aus dem Weg geräumt sind, gehört uns die Welt.«
43
Kelly schlug zuerst die Augen auf. Sie war nackt, lag rücklings auf dem blanken Betonboden eines Kellergelasses und war mit Handschellen an eine knapp zwanzig Zentimeter lange Kette gefesselt, die dicht über dem Boden in die Wand eingelassen war. Am anderen Ende des Raumes befand sich ein kleines, vergittertes Fenster, an der einen Längswand eine wuchtige Tür.
Kelly drehte sich um und sah Diane neben sich liegen, ebenfalls nackt und in Handschellen. Ihre Kleidung hatte man achtlos in die Ecke geworfen.
»Wo sind wir?«, sagte Diane benommen.
»In der Hölle, meine Liebe.«
Kelly zog an den Handschellen. Sie lagen stramm und fest um ihre Handgelenke. Sie konnte den Arm zehn Zentimeter hochheben, aber das war alles. »Wir sind ihnen in die Falle gegangen«, sagte sie mit bitterem Unterton.
»Wissen Sie, was mich dabei am meisten wurmt?«
»Keine Ahnung«, sagte Kelly, während sie sich in dem kahlen Keller umblickte.
»Dass sie gewonnen haben. Wir wissen, weshalb sie unsere Männer ermordet haben und weshalb sie uns umbringen wollten, aber wir können es keinem erzählen. Sie kommen ungestraft davon. Tanner hat Recht. Letztlich hat uns das Glück doch verlassen.«
»Nein, noch nicht.« Die Tür war aufgegangen, und Harry Flint trat in das Gelass. Er grinste über das ganze Gesicht, schloss die Tür hinter sich ab und steckte den Schlüssel in die Hosentasche. »Ich habe mit Betäubungsmunition auf euch geschossen. Eigentlich sollte ich euch ja umbringen, aber ich dachte, wir sollten uns vorher noch ein bisschen Spaß gönnen.«
Er kam näher.
Die beiden Frauen warfen sich einen entsetzten Blick zu. Sie sahen, wie Flint nach wie vor grinsend sein Hemd und die Hose auszog. »Schaut, was ich für euch habe«, sagte er. Er ließ seine Unterhose fallen. Prall und steif stand sein Glied empor. Flint musterte die beiden Frauen und ging dann auf Diane zu. »Ich fang einfach mit dir an, Süße, und danach .«
»Einen Moment, mein Hübscher«, fiel ihm Kelly ins Wort.
»Wie wär’s, wenn du mich zuerst nimmst? Ich bin geil.«
Diane schaute sie fassungslos an. »Kelly .«
Feixend wandte sich Flint zu Kelly um. »Klar, Süße. Du wirst begeistert sein.«
Flint kniete sich hin und legte sich der Länge nach auf Kellys nackten Leib.
»O ja«, stöhnte Kelly. »Das hat mir so gefehlt.«
Diane schloss die Augen. Sie konnte es nicht mit ansehen.
Kelly öffnete die Beine, und als Flint in sie eindringen wollte, hob sie den rechten Arm ein paar Zentimeter und griff in ihren hochgesteckten Haarknoten. Als sie den Arm wieder senkte, hatte sie einen Stielkamm mit einem gut zehn Zentimeter langen, spitzen Stahlgriff in der Hand. Im nächsten Moment stieß sie den stählernen Stiel in Harry Flints Nacken und trieb ihm die Spitze durch den Hals.
Flint versuchte zu schreien, aber er brachte nur mehr ein lautes Gurgeln hervor. Blut strömte ihm aus dem Hals. Diane schlug die Augen auf, blieb aber wie betäubt liegen.
Kelly warf ihr einen kurzen Blick zu. »Sie ... Sie können sich wieder beruhigen.« Sie wälzte die schlaffe Gestalt von sich. »Er ist tot.«
Dianes Herz schlug so schnell, dass sie meinte, ihre Brust zerspränge. Ihr Gesicht war kreidebleich.
Kelly betrachtete sie erschrocken. »Ist alles in Ordnung?« »Ich hatte Angst, er ...« Ihr Mund war so trocken, dass sie kaum ein Wort herausbrachte. Sie blickte auf Harry Flints blutige Leiche und erschauderte. »Wieso haben Sie mir nicht gesagt, dass ...« Sie deutete auf den Stielkamm, der in seinem Nacken steckte.
»Weil ... wenn es nicht geklappt hätte ... Na ja, ich wollte nicht, dass Sie meinen, ich hätte Sie im Stich gelassen. Jetzt aber nichts wie weg.«
»Wie denn?«
»Ich zeig’s Ihnen.« Kelly streckte eins ihrer langen Beine nach der Hose aus, die Flint einfach hatte fallen lassen, und tastete mit den Zehen nach dem Bund. Etwa fünf Zentimeter fehlten noch. Sie rutschte ein Stück nach vorn. Noch zwei Zentimeter. Dann endlich bekam sie sie zu fassen.
Kelly grinste. »Voilà!« Mit den Zehen ergriff sie das Hosenbein und zog sie langsam näher, bis sie sie mit den Händen packen konnte. Sie durchwühlte die Taschen, suchte nach den Schlüsseln für die Handschellen und fand sie dann. Kurz darauf hatte sie ihre Hände befreit. In aller Eile löste sie auch Dianes Fesseln.
»Mein Gott, Sie vollbringen ja wahre Wunder«, sagte Diane.
»Dank meiner neuen Frisur. Kommen Sie, wir müssen weg.«
Die beiden Frauen hoben ihre Kleidung auf und zogen sich in aller Eile an. Dann holte Kelly den Schlüssel für die Kellertür aus Flints Hosentasche.
Sie gingen zur Tür und lauschten einen Moment lang. Alles war ruhig. Kelly öffnete die Tür. Sie standen in einem langen, leeren Korridor.
»Hier muss es irgendwo einen Hinterausgang geben«, sagte Diane.
Kelly nickte. »In Ordnung. Sie gehen in diese Richtung, und ich in die andere, und wenn .«
»Nein. Bitte. Wir sollten lieber zusammenbleiben, Kelly.« Kelly drückte Dianes Arm und nickte. »In Ordnung.«
Wenige Minuten später stießen die beiden Frauen auf eine Garage, in der ein Jaguar und ein Toyota standen.
»Suchen Sie sich einen aus«, sagte Kelly.
»Der Jaguar ist zu auffällig. Wir nehmen den Toyota.«
»Ich hoffe, der Schlüssel .«
Er steckte. Diane setzte sich ans Steuer.
»Haben Sie irgendeine Ahnung, wohin wir fahren?«, fragte Kelly.
»Nach Manhattan. Aber ich weiß noch nicht, wie wir weiter vorgehen.«
»Das sind ja gute Nachrichten.« Kelly seufzte.
»Wir brauchen eine Übernachtungsmöglichkeit. Wenn Kingsley erfährt, dass wir entkommen sind, dreht er durch. Dann sind wir nirgendwo mehr sicher.«
Kelly dachte nach. »Doch, ich weiß was.«
Diane warf ihr einen kurzen Blick zu. »Was meinen Sie damit?«
»Ich habe eine Idee«, erwiderte Kelly stolz.
44
Als sie nach White Plains kamen, etwa vierzig Kilometer nördlich von Manhattan gelegen, sagte Diane: »Ein hübsches Städtchen. Was machen wir hier?«