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Nach dieser Einrichtung seiner Liebeslaube begann Romanowski, sich selbst aufzupolieren. Er wartete, bis der normale Stalldienst gegangen war, holte dann zehn Eimer Wasser, goß sie in einen Trog, zog sich nackt aus und badete. Es kostete Überwindung — er stand eine Zeitlang sinnend vor dem Wasser, fühlte mit der Hand, tauchte ein Bein hinein, zuckte, holte dann tief Atem, ballte die Fäuste und setzte sich in das kalte Wasser.

Alles für die Liebe, dachte er. Wenn sich bloß det Kalte nich auf anderes auswirkt!

Das Bad erfrischte, wie Romanowski verblüfft feststellte. Da er allein war, lief er nackt und triefend im Stallgang hin und her, machte ein paar Kniebeugen und glaubte dann, gerüstet für den Großkampf dieser Nacht zu sein. Er zog nur eine Unterhose an, rollte mit den Muskeln, blickte dann auf seine Armbanduhr und stellte fest, daß er noch eine halbe Stunde Zeit hatte.

Adriana Lucca telefonierte unterdessen mit Bonelli. Es ging um eine Honorarerhöhung.

«Du Kretin!«fauchte sie Bonelli an.»Leichte Arbeit! Ein Riese ist das! Ein Urmensch! Eine Kreuzung zwischen einem Mammut und einem Saurier! Er wird mich bestimmt zerquetschen! — Ich weigere mich!«

«Dann haue ich dir den schönen Hintern blau, cara mia. Schalte ihn aus, das ist dein Auftrag. Wie du das machst, ist deine Sache. Luciano wird draußen warten. Wenn du im Stallfenster die rote Lampe blinken läßt, ist alles nur eine Sache von Sekunden.«

«Laska wird ihn vor den Kopf treten.«

«Überlaß das uns. Sind wir Amateure? Kümmere du dich um deinen Saurier, mehr verlangt keiner von dir!«

Mit einem kleinen Fiat fuhren Adriana und Luciano Pavese hinaus zu den Ställen. Sie parkten ihn in der Nähe des Abreiteplatzes und schlichen im Schatten der hohen Transporter und Pferdeanhänger zu dem langgestreckten, dunklen Gebäude. Nur im letzten kleinen Fenster schimmerte ein einsames Licht.

Romanowskis Liebeslampe.

«Bleib in der Nähe, Luciano«, bettelte Adriana. Sie hatte plötzlich ganz gemeine Angst.»Wenn ich schreie, sofort kommen und losschlagen. Hast du den Totschläger bei dir?«

«Immer. Luciano ist immer bereit. «Pavese lächelte töricht. Er war ein einfältiger Mensch, aber Sonderaufträge, die man ihm eingedrillt hatte, führte er mit der Präzision einer Maschine aus. Ein lebender Computer, der nur richtig programmiert zu werden brauchte. Für Bonelli tat er alles, denn Bonelli hatte ihn als erster wie einen Menschen behandelt.

Adriana schlüpfte in den Stall. Die Tür knarrte kaum, schattengleich und lautlos glitt sie in die Dunkelheit. Der Dunst von Pferdeschweiß und Urin und eine schwere Wärme schlugen ihr entgegen. Was Romanowskis Lebensinhalt war, traf sie wie eine Faust. Sie würgte kurz, fuhr sich mit zitternden Händen über das Gesicht und sah dann Romanowski kommen, unter einer Decke hervor, nackt bis auf seine kurze weiße Unterhose, ein Fleischberg, ein Muskelpaket auf zwei Beinen.

Man kann wirklich nicht behaupten, daß Adriana keine Vergleichsmöglichkeiten besaß, aber was sie jetzt sah, verschlug ihr glatt den Atem. Ihre Augen wurden tellergroß, und als Romanowski sie wortlos packte, auf die Arme nahm und zu seinen Lager trug, war sie zu jeder Abwehr völlig unfähig.

OMamma mia, dachte sie bloß. Er wird mich zermalmen. Wenn er ernst macht, bricht er mir sämtliche Knochen. Luciano, komm her und ziehe ihm den Totschläger über den Schädel. Luciano!

«Zuerst essen und trinken wir«, sagte Pedro und setzte Adriana vorsichtig wie ein rohes Ei auf seinem Liebeslager ab.»Det kalte Buffet is garniert. «Er zeigte auf Wurst, Schinken, Brot und Wein auf dem Holzbrett und streckte sich wohlig aus.»Schwitzt de nich, Adriana? Zieh dir aus!«

Romanowskis >dolce vita< begann. Sein siebter Himmel wurde schon zum achten, denn Adriana knöpfte kühn ihre Bluse auf, streifte sie ab und enthüllte Formen, die Romanowski den Atem raubten.

Vor dem Stall wartete Luciano Pavese zehn Minuten. Als das rote Licht nicht aufleuchtete — Adriana hatte jetzt andere Sorgen, als mit einer Stablampe zu schwenken —, schlüpfte er in den Stallgang und wartete dort hinter der großen Futterkiste, geduckt, zum Sprung bereit, in der Hand den Totschläger. Um den Hals trug er einen Lederbeutel.

Im Stall herrschte Ruhe. Die Pferde waren müde. Training, Hitze, Luftveränderung — das kann auch ein Pferd nicht so schnell verkraften. Das Schaben der Pferdeleiber gegen die Boxenwände, ab und zu ein Hufschlag oder ein Schnauben waren die einzigen Lau-te. Doch nein — von hinten, vom Ende des Stalles, klang gedämpftes Kichern und Rascheln von Stroh. Luciano grinste breit, schlich weiter und blieb vor Laskas Box stehen. Daneben, bei abgeschirmter Lampe und hinter einer sich im Luftzug bewegenden Decke, wurde eine heiße Schlacht geschlagen.

Luciano handelte schnell. Er zog Romanowskis Stalljacke an, die neben der Box an einem Nagel hing, holte aus dem Lederbeutel um seinen Hals eine lange Spritze und schob leise die Tür zu Laskas Box auf.

Laska stand still, nur die Ohren zuckten hin und her. Durch die Nüstern sog sie den vertrauten Geruch ein. Gehorsam trat sie ein paar Schritte zur Seite, als Luciano sie mit einem Klatschen gegen den Hals dirigierte. Ahnungslos, voll Vertrauen auf ihren Freund Pedro, zuckte sie bloß kurz zusammen und wandte den Kopf zurück.

Luciano tastete die Flanken ab, fand die richtige Stelle und stach ein. Ebenso schnell drückte er die Flüssigkeit in den warmen Pferdeleib, riß dann die Nadel heraus, rieb mit dem Handballen über die Einstichstelle und schlüpfte hinaus auf den Stallgang.

Laska schnaubte verwundert. Sie drehte sich, preßte den Kopf gegen das vergitterte Oberteil der Tür und sah Luciano an. Der zog Romanowskis Jacke wieder aus, hängte sie an den Nagel zurück, lüftete einen Zipfel der Decke und betrachtete kurz die verschlungenen Glieder auf dem Strohlager. Mit schnellem Griff riß er die Stalllaterne an sich und blies sie aus.

Romanowski grunzte laut, fluchte und warf in der Dunkelheit das Brett mit Wein und Schinken um.

«Da hätt ick mir den Hintern verbrennen können!«sagte er und tastete nach der Laterne.»Mensch, Puppe, hast du 'n Schenkeldruck!«

Luciano rannte aus dem Stall. Unhörbar klappte die Tür zu. Ein paar Minuten später folgte Adriana. Romanowski hatte die Lampe wiedergefunden, angezündet und hockte nun auf seinem zerwühlten Strohlager, setzte die Weinflasche an den Mund und trank sie mit einem Zug leer.

Saufen — Himmeldonnerwetter, nur noch saufen! Jetzt ist sie davongelaufen. Einen Schock hat sie bekommen. Wenn unsereiner schon mal Glück hat, fällt die Lampe vom Nagel. Zum Kotzen, Leute.

Dann schlief er ein und träumte von roten Wolken, die alle das Gesicht von Adriana trugen. Erst als diese Wolken zu regnen begannen, sprang er mit einem Schrei auf.

Hartung stand vor Romanowski und hielt noch den Eimer in der Hand, den er ihm über den Kopf geschüttet hatte. Nebenan in ihrer Box lag Laska auf der Seite und schlief.

«Was hast du mit Laska gemacht?«schrie Hartung.»Sie rührt sich nicht!«

«Mit La.?«Romanowski schüttelte sich wie ein nasser Hund, blickte über die Boxenwand und erschrak. Dann wurde er rot und holte tief Luft.»Aufstehen!«brüllte er, daß Hartung erschrocken zurückprallte.»Allez hop!«

«Bist du übergeschnappt?«stotterte Hartung.»Und besoffen bist du auch!«

«So weck ick det Luder imma!«schrie Romanowski.»Aufstehen!«

Aber Laska blieb liegen. Apathisch hob sie nur den Kopf, blinzelte und ließ ihn zurückfallen. Entsetzt starrte Romanowski auf den goldbraunen Fellberg.

«Det macht se extra«, stammelte er.»Nu hat se 'ne neue Tour. Spielt tote Fliege. Herrchen, wenn se man bloß det Vieh nich jekauft hätten! Se bringt mir um den Verstand!«