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«Ich nehme an«, sagte Hartung und setzte sich in Bewegung,»daß Laska bei Ihnen einen Palast als Stall bekommt.«

Heerekamp, der neben ihm her trippelte, nickte.»Sie wird ein Leben haben wie kein anderes Pferd auf dieser Welt. «Er hob den Stock, hielt ihn waagerecht, so daß Hartung stehenbleiben mußte.»Zufrieden? Wollen Sie die zwei Millionen auf Ihr Konto oder in bar?«

«Überhaupt nicht. «Hartung schob den Stock beiseite.»Mr. Heerekamp, begreifen Sie bitte, daß Laska um keinen Preis zu haben ist.«

«Um keinen?«

«Ich sagte es bereits.«

«Wir sprechen uns noch, Mr. Hartung.«

Heerekamp blieb stehen. Er blickte Hartung nach, wie er sich unter dem Zaun hindurchduckte, wie Angela ihm Laska brachte, wie er aufsaß und das herrliche Pferd im Schritt um das Viereck des Übungsgartens ritt. Mit funkelnden Augen stützte er sich auf seinen Spazierstock und musterte Laska, wie ein bis zum Wahnsinn Verliebter eine Frau anstarrt, die für ihn unerreichbar ist.

Als Laska später die ersten Hindernisse übersprang, atmete er schwer und seine Hände ballten sich zu Fäusten.

Er war ein Irrer. Langsam war dieser Irrsinn gewachsen, keiner hatte es gemerkt — man sah immer nur den superreichen Heerekamp, der mit den Jahren etwas exzentrisch wurde. Meine Güte, wer wird das nicht, wenn er soviel Geld hat, daß kein Wunsch unerfüllt bleibt? Aber jetzt, am Zaun des Übungsplatzes, brach es aus Heerekamp heraus. Er schwitzte, wenn Laska über den Rasen galoppierte, er schlug die Fäuste gegeneinander, wenn sie über die Doppeloxer und die Mauer flog.

Erst als Hartung zum Stallzelt wegritt, ging auch Heerekamp zu seinem Wagen zurück. Petelo Nsombo saß hinter dem Steuer und trank aus einer Flasche Mineralwasser.

«Kommt er zu uns, Bwana?« fragte er, als Heerekamp hinten einstieg.

«Ja.«

«Das ist schön.«

Die Welt war wieder in Ordnung. Heerekamp hatte gesiegt. Der Bwana war doch der größte Mann der Welt. Keiner konnte ihm widerstehen, auch diese Deutschen nicht.

Langsam rollte der Wagen nach Johannesburg hinein. In die Polster zurückgelehnt saß Heerekamp da mit geschlossenen Augen. Seine Mundwinkel zitterten. Er dachte an Laska — aber weiß man wirklich, was ein Irrer denkt?

In der Nacht blieb Romanowski noch lange auf. Er saß mit den anderen Stallburschen vor dem Zelt und spielte Karten. Sie hatten zwei Kisten zusammengeschoben, hockten darum herum und klatschten die Trümpfe auf das Holz. Romanowskis Partner waren zwei Franzosen, um sie herum saßen die schweigsamen Engländer und rauchten Pfeife, die Italiener sorgten für Musik. Sie hatten zwei Mandolinen bei sich und spielten sehnsüchtige Lieder von Neapel, Rom und Florenz. Abseits von dieser Gruppe saßen die Amerikaner um ein Kofferradio und versuchten, einen amerikanischen Sender zu bekommen. In einiger Entfernung strichen ein paar Schatten um die Zeltlager — farbige Mädchen, die sich auf einfache Art ein paar Rand verdienen wollten.

«Finger davon!«hatte schon am ersten Tag einer der südafrikanischen Pferdeburschen gesagt.»Wenn einer von euch Weißen mit einer Negerin erwischt wird, gibt es Zuchthaus und Ausweisung! Da sind sie hier ganz streng und kennen kein Pardon. Also, Jungs, Blick weg von den schwarzen Evas!«

Ein paarmal ging Romanowski in Laskas Zelt und sah nach. Las-ka stand in ihrer hölzernen Box und kaute melancholisch an einem kleinen Bündel Heu.

«Kannste ooch nich schlafen, olles Luder?«fragte Romanowski und tätschelte ihr die Kruppe.»Is det 'ne Hitze, wat? Aba in sieben Tagen mußte springen. Leg dir hin, Olle, und penn! Ich komme jleich. Nur noch drei Runden, die Franzosen dreschen 'nen verdammten Skat!«

Es dauerte bis nach Mitternacht, ehe Romanowski zu Laska ins Zelt schwankte. Die Italiener hatten heimatlichen Wein ausgegeben, ein süßes Gesöff, das wie Öl durch die Kehle rann. Zuerst waren die Amerikaner betrunken, dann die Engländer, die Franzosen, die Schweizer, die Italiener selbst, und ganz zum Schluß erst Romanowski. Als Sieger verließ er den Platz, begrüßte Laska mit einem Rülpser und sagte laut:

«Olle, ick hab se wegjesoffen wie in alten Zeiten. Nu schlafen wir, wat?«

Es war das letzte, was Romanowski denken konnte. Er fiel hin, mitten im Zelt, aber nicht der Alkohol besiegte ihn, sondern er bekam einen harten Schlag auf den Hinterkopf. Aus der Dunkelheit schlug jemand zu, es machte leise plop, und Pedro Romanowski verdrehte die Augen, ging in die Knie und stürzte dann der Länge nach zu Boden.

Am Morgen, als Angela als erste das Zelt betrat, war Laska verschwunden. Romanowski lag vor ihrer Box und schnarchte schauerlich.

«Das war Heerekamp!«sagte Hartung sofort, als Angela ihn alarmierte.»Keine Aufregung, jeder kennt ihn. Er ist ein Verrückter. Und nur ein Verrückter kann Laska stehlen. In ein paar Stunden haben wir sie wieder.«

Aber das war ein Irrtum.

Laska blieb verschwunden. Und Heerekamp lag friedlich in seinem Bett im Park Royal Hotel von Johannesburg. Sein Alibi war felsenfest.

Die Suche begann. Die Suche nach einem Pferd im riesigen Südafrika.

Polizeikommissar Herman Verschuren verhörte zunächst Pedro Romanowski. Das war eine mühselige Angelegenheit, denn Romanowski wußte nichts weiter, als daß er umgefallen war.»Det war'n Turnier, Herrchen«, sagte er treuherzig, als Hartung ihn ein versoffenes Individuum nannte.»Um den Preis der Nationen jing et. Ich hab's jewonnen für uns. Alle Länder hab ick untern Tisch jetrunken!«

Die Beule auf seinem Hinterkopf aber bewies, daß jemand ihn niedergeschlagen hatte. Ein Polizeiarzt bestätigte es eindeutig aus Erfahrung:»Ein Sandsack! Wirkt prompt und hinterläßt keine nennenswerten Verletzungen. Es waren Profis.«

Joe Heerekamp, der sich duschte, rasierte und einen weißen Leinenanzug anzog, war entsetzt über das Verschwinden Laskas. Seine Vernehmung begann mit einer Anklage gegen Hartung. Um es so unauffällig wie möglich zu machen, hatte Kommissar Verschu-ren das Büro des Hoteldirektors zum Vernehmungszimmer bestimmt.

«Hätten Sie die Millionen angenommen, wäre das alles nicht passiert!«schrie Heerekamp, als habe man sein Pferd gestohlen.»Nun haben Sie keine Laska mehr, keine Millionen und ich keine Hoffnung, dieses Wunderpferd jemals wiederzusehen. Welch ein Verlust!«

Er griff in die Rocktasche, holte eine Tablette heraus und schluckte sie. Er zitterte vor Aufregung. Kommissar Verschuren faltete die Hände — es war ihm peinlich, einen der reichsten Männer der nördlichen Provinz wie einen Verbrecher zu verhören.

«Sie lagen also die ganze Nacht im Bett?«fragte er.

Heerekamp zuckte zusammen. Diese Frage schien ihn zu treffen.»Was soll das?«bellte er.»Verdächtigt man mich? Nur weil ich zwei Millionen für Laska geboten habe? Wann soll das Pferd entführt worden sein?«

«Nach den Aussagen der anderen Stallknechte muß die Sauferei nach Mitternacht zu Ende gegangen sein.«

«Mitternacht! Hah! Gegen halb eins ließ ich mir vom Nachtkellner eine Karaffe Orangensaft bringen. Die Schwüle — ich bekam einen unbändigen Durst. Wie kann ich in der Nacht Orangensaft trinken und gleichzeitig ein Pferd stehlen? Überhaupt — habe ich das nötig? Eine solche Anschuldigung. Ich höre mir diesen Blödsinn nicht länger an!«

Heerekamp verließ das Direktionsbüro. Keiner hielt ihn zurück. Kommissar Verschuren schüttelte bekümmert den Kopf.»Er hat recht, Mr. Hartung. Ein Mann wie er — das ist absurd! Trotzdem prüfe ich alles nach. Es soll nicht heißen, in Südafrika werden unseren Gästen die Pferde gestohlen.«

Verschuren rannte offene Türen ein. Jedes Wort Heerekamps stimmte. Er hatte das Hotel nicht verlassen. Was nicht hieß, daß er nicht ein kleines Heer bezahlter Helfer eingesetzt haben könnte, die Las-ka entführt hatten. Aber das zu beweisen, war unmöglich. Auch der riesige Bantu Petelo Nsombo, der im Dienertrakt des Hotels wohnte, konnte zehn Zeugen vorweisen, mit denen er bis tief in die Nacht hinein palavert hatte. Da diese Zeugen alle Bantus waren, gab Kommissar Verschuren die Verhöre sehr schnell auf. Gegen eine schwarze Mauer zu rennen, ist sinnlos.