Выбрать главу

«Und jetzt ist sie für immer weg. «Hartung schloß die Augen.»Ich warte das Turnier nicht ab. Wir fliegen früher zurück nach Deutschland.«

«Bis dahin sind es noch fünf Tage. Was kann in fünf Tagen alles geschehen!«

«Kommissar Verschuren hat keinerlei Hoffnung. Wenn er Heerekamp überwachen läßt, so nur, um mir zu zeigen, daß die Polizei nicht untätig herumsitzt. Ich lese in seinem Blick, was er denkt. Vielleicht stimmt es wirklich, daß man Laska geschlachtet und gebraten hat!«

Es war eine schreckliche Nacht. Auch Angelas Liebe vermochte Hartungs Trauer nicht zu vertreiben. Erst gegen Morgen schlief er ein, in Angelas Armen; er zuckte im Schlaf, als jagten elektrische Ströme durch seinen Körper.

In dem einsamen Felsental stieg an diesem Morgen der Polizeihubschrauber auf und flog dicht über die kahlen, verbrannten Ber-ge. Nach der Berechnung Verschurens mußte Heerekamps Lastwagen jetzt dreißig Meilen vor der Farm über die Piste rumpeln. Aber sooft der Hubschrauber das ganze Gebiet umkreiste es war kein Fahrzeug zu sehen. Nur Heerekamps kleiner Landrover tauchte auf, ein Floh in einer Staubwolke.

«Diese mißtrauischen Burschen«, sagte Heerekamp und griff nach dem Funksprechgerät, dessen Wellenlänge bis zu dem Lastwagen reichte.»Fahr unbeirrt weiter, Petelo. Verschuren ist ein Idiot. Denkt er, ich präsentiere ihm das Pferd hier auf einem silbernen Tablett?«Er hob das Sprechgerät an den Mund und drückte auf die Ruftaste.»Lokwa, melden! Lokwa, melden!«

Auf dem Armaturenbrett des Lastwagens flammte ein rotes Lämpchen auf. Lokwa, der Fahrer, nahm den Hörer von der Gabel.

«Hier Lokwa, Bwana. Ich höre.«

«Wo steckt ihr?«bellte Heerekamp.

«Wie befohlen in der Höhle am Pietersberg.«

«Ihr bleibt dort bis zur Dunkelheit. Ein Hubschrauber kreist über euch. Steckt ihr den Kopf aus der Höhle, reiß ich ihn' euch ab!«

«Wir hören ihn, Bwana. Aber das Pferd macht Schwierigkeiten.«

«Wieso?«

«Wir können es nicht mehr füttern oder tränken. Immer wenn wir ihm den Kopflosbinden, benimmt es sich wie der Teufel. Keiner will mehr in seine Nähe, und ich allein schaffe es nicht.«

«Idioten! Ich bin nur von Idioten umgeben!«schrie Heerekamp.»Fünf Männer, und können ein Pferd nicht bändigen! Lokwa, wenn dem Pferd etwas passiert, hänge ich euch alle auf! Das Pferd ist unbezahlbar. Ich werde in der Nacht selbst herauskommen. Wehe euch, wenn Laska auch nur einen Kratzer hat!«

Heerekamp schaltete das Funkgerät aus. Sein rundes Gesicht war rot und verzerrt. Verblüfft, erschrocken schielte Nsombo zur Seite auf seinen Herrn. Er erkannte ihn nicht wieder. Die Dämonen haben ihn gepackt, dachte er, und der uralte Glaube an Geister regte sich wieder in ihm, obwohl er ein getaufter Christ war und in Vryburg in der Kirche die Soli in der Messe sang. Er war auch des-halb sofort am nächsten Morgen zu einem Pfarrer gegangen und hatte gebeichtet, den ahnungslosen Pferdeknecht des deutschen Springreiters im Stallzelt mit einem schweren Sandsack niedergeschlagen zu haben.

«Geh hin und stelle dich der Polizei!«hatte der Pfarrer geraten.»Und das wertvolle Pferd hast du auch mitgenommen? Wie lautet das siebte Gebot?«

Nsombo war erschüttert weggeschlichen, hatte zwei Vaterunser gemurmelt, aber zur Polizei war er nicht gelaufen. Heerekamp war mächtiger als der Pfarrer, da gab es gar keine Diskussion, aber man fühlt sich innerlich etwas erleichtert, wenn man dem Pfarrer alles erzählt hat, auch wenn man's nicht büßen kann.

Jetzt aber, auf der Rückfahrt zur Farm, bekam Nsombo Angst. Er war froh, als sie das breitgestreckte Gebäude erreichten und er in sein eigenes kleines, hüttenähnliches Steinhaus verschwinden konnte. Hier erwarteten ihn seine Frau und sieben Kinder, er setzte sich in ihre Mitte, stierte auf den Boden und sagte:»Ich habe den Gedanken, in die Stadt zu ziehen. Die Dämonen breiten sich aus.«

Drei Stunden später landeten zwei Hubschrauber auf der Wiese hinter dem Farmhaus. Der Polizeihubschrauber, der keinen Lastwagen gesehen hatte, und Kommissar Verschuren mit einem Protokollbeamten. Heerekamp kam ihnen vom Hauseingang entgegen. Klein, auf seinen Stock gestützt, mit giftigem Blick.

«Habe ich Sie um Hilfe gerufen?«fragte er laut, als Verschuren grüßte.»Ich lebe hier in der friedlichsten Gegend der Welt, Kommissar. Sie wünschen also?«

«Ich komme aus Neugier, Mr. Heerekamp. «Verschuren versuchte ein Lächeln, aber es gefror auf seinen Lippen.»Sie schwärmten von Ihren edlen Pferden. Jetzt nehme ich Ihre Einladung an, sie zu besichtigen.«

«Bitte.«

Joe Heerekamp ging voraus. Hinter dem Farmhaus und zwischen den Arbeiterhütten lag, hufeisenförmig gebaut, eine große Stallung. Verschuren sog verwundert und laut die von einer Klimaanlage geregelte, gut temperierte Luft ein, als sie die Ställe betraten.

Weite, helle Boxen. Unten dicke Bohlen, oben weiße Kacheln. Ein Stallgang, so sauber wie der Flur eines Krankenhauses. Verchromte Gitter an den Boxentüren. Gekachelte Futterkrippen. Automatische Wasserversorgung. Und in den Boxen standen die schönsten Pferde, die Verschuren je gesehen hatte.

«Donnerwetter!«sagte er ehrlich.»Das ist ein teures Hobby.«

«Das einzige, das ich habe. «Heerekamp ging von Pferd zu Pferd, und seine Augen glänzten vor Stolz.»Ich kann hier stundenlang sitzen und ihnen zusehen. Irgendwie begreife ich die orientalischen Fürsten, die sich einen Harem von zweihundert Frauen hielten.«

In diesem Moment wußte auch Verschuren, daß Heerekamp ein Irrer war. Die Erkenntnis kam so plötzlich und umwerfend, daß er mehrmals tief durchatmen mußte. Dann sagte er:

«Mr. Heerekamp, wo ist Laska?«

«Gestohlen.«

«Von Ihnen!«

«Das müssen Sie erst beweisen. In wenigen Minuten beschwere ich mich telefonisch über Sie in Johannesburg.«

«Ich werde es beweisen. Meine Beamten werden Ihre Farm durchsuchen und jeden begleiten, der sie verläßt. Auch Sie! Das übernehme ich sogar selbst. Mir ist klar, daß Sie Laska außerhalb der Farm versteckt halten. Irgendwann muß sie aus dem Versteck heraus, sonst geht das Pferd zugrunde. Und diesen Augenblick erlebe ich mit.«

«Gut, warten Sie, ich höre mir diesen Blödsinn nicht länger mit an. «Heerekamp drehte sich um und verließ den Stall. An der großen Tür blieb er noch einmal stehen.»Ich werde den Polizeipräsidenten anrufen. Ihre vorzeitige Pensionierung ist sicher, Verschu-ren. Die Polizei kann sich keine gefährlichen Phantasten leisten. Ich, Joe Heerekamp, ein Pferdedieb! Warum nicht gleich die Königin von England?«

In seiner riesigen Wohnhalle warf sich Heerekamp in einen Sessel und drückte aufeinen Knopfin der Lehne. Ein Funkgerät klappte hoch, er stellte die Frequenz ein und rief das versteckte Lastau-to. Lokwa meldete sich, seine Stimme war erregt.

«Bwana, seit fünf Minuten kreist der Hubschrauber über uns. Er kann uns nicht sehen, und wir lassen uns nicht blicken, aber vielleicht sind im Sand noch Reifenspuren.«

Heerekamp schwieg. Er atmete schwer, beugte sich nach vorn und preßte die flache Hand auf das Herz.

«Bwana«, tönte die Stimme Lokwas quäkend aus dem Lautsprecher. »Bwana, hören Sie mich? Bwana Heerekamp!«

«Es hat sich vieles geändert, Lokwa«, sagte Heerekamp endlich. Seine Stimme klang matt. Für ihn gab es keinen Ausweg mehr. Das Schönste, seine größte Liebe, die Erfüllung seines Lebens mußte er opfern — Laska. Einen Pferdedieb Heerekamp durfte es niemals geben. Tränen rannen ihm aus den Augen, als er weitersprach.»Tötet sie! Nein! Laßt sie laufen, wenn die Dunkelheit kommt. Laßt sie einfach laufen, jagt sie in die Wüste. «Er wischte sich die Augen und lag halb im Sessel. Zittern überlief ihn wie Schüttelfrost.»Man gönnt sie uns nicht, Lokwa, aber auch die anderen sollen sie nicht haben. Wenn sie die Wüste überlebt, soll sie nicht mehr das schönste, sondern das häßlichste Pferd der Welt sein. Leg ihr eine Decke um und tränke die Decke mit Loa-loa. Frage nicht, Lokwa«-seine Stimme überschlug sich —»tu, was ich dir befehle! Wickele sie in Loa-loa ein!«