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«Eins ist klar«, sagte Dr. Rölle.»Das Turnier ist gestorben.«

«Ich pfeife auf alle Preise«, rief Hartung,»wenn Laska diese Schweinerei übersteht. Ohne Spätschäden!«

«Sie verlangen viel, Hartung«, knurrte Dr. Rölle.»Bisher wissen wir nicht, was es überhaupt ist! Keine Säure, die Decke ist zur chemischen Untersuchung, kein Geruch an Fell und Decke, und trotzdem dieser schreckliche Haarausfall mit Loslösung der gesamten Haut. Sie sehen, auch die südafrikanischen Kollegen stehen vor einem Rätsel.«

«Es muß furchtbar leicht sein, Tierarzt zu werden!«sagte Hartung wütend.»Von der Luft kann diese Verletzung nicht kommen!«

Es war zum Verzweifeln. Man schmierte Salben auf Laskas zerstörten Körper und wußte doch, daß sie nichts nützten.

Am Abend erschien ein riesiger Bantu im Zeltlager und suchte Pedro Romanowski. Er grinste, als er ihn fand, winkte, zeigte hinter das Zelt und ging voraus. Romanowski zögerte. Det is 'n Ding, dachte er. Winkt mir zu.

Hinter dem Zelt wartete der große Bantu und deutete auf sich, als Romanowski erschien.

«Ich Petelo Nsombo«, sagte er in einem mühsamen Deutsch.»Früher bei deutsche Bwana als Boy. Ich dich umschlagen, mit Sand — bum!«

«Aha!«sagte Romanowski und knirschte mit den Zähnen.»Und nun willste de Quittung, wat?«

«Pferd sehr krank, durch Loa-loa.«

«Durch wat?«

«Loa-loa. Saft. Kann nur helfen Esanelo-Isansombo.«

«Wer is 'n det?«

«Medizinmann von Sambuko. Er hat Gegengift. Komm mit.«

«Junge, wenn det nich wahr is!«Romanowski ballte die Fäuste.»Ick mach 'nen Liliputaner aus dir!«

Romanowski lieh sich bei den amerikanischen Kollegen einen Jeep, lud Nsombo ein und raste mit ihm nach Norden, dann nach Osten in ein Gebiet aus Felsen und Weiden, wo die Sambuko-Bantus ihre Herden hatten. Nach vier Stunden Fahrt erreichten sie ein Negerdorf, und Romanowski hupte schon von weitem. Als sie auf dem Dorfplatz hielten, wurden sie von zwei starken Batteriescheinwerfern beleuchtet.

«Junge, wennste mir verschaukelt hast«, sagte Romanowski leise. Ihm wurde es unheimlich. Die Bantus umringten ihn, Speere in den Händen. Aus der größten Hütte kroch ein alter, verrunzelter Mann mit einem Hut, an dem ein Wedel aus Löwenhaaren hing.

«Longoma, der Häuptling«, flüsterte Nsombo.»Ich mit ihm sprechen und alles erklären. Dann wird Esanelo-Isansombo kommen.«

Romanowski tat alles, was Nsombo ihm sagte. Er saß aufdem Boden neben dem alten Häuptling, starrte den mit Glasketten und einer geschnitzten Maske vermummten Medizinmann Esanelo-Isan-sombo an und hörte dem Palaver zwischen Nsombo und den Sam-bukos zu. Dreimal fragte ihn der Häuptling etwas, er sagte:»Ja, so is det!«und freute sich, daß der alte Mann zufrieden nickte.

«Setz dich in die Mitte«, befahl Nsombo. Romanowski gehorchte.

Dumpfer Trommelklang erscholl. Der Medizinmann begann, um Romanowski herumzuhüpfen, klapperte mit Knochenstücken und stieß unter seiner bunten Holzmaske schrille Schreie aus. Zehnmal ließ sich Romanowski umtanzen, dann wurde es ihm zu dumm.

«Ick will keenen Original-Beat sehen!«brüllte er.»Ick will det Mittel für Laska!«

«Esanelo-Isansombo hat es bereits«, sagte Nsombo und drückte Romanowski wieder auf den Boden zurück.»Jetzt beschwört er die Geister, zu helfen!«

«Soll ick um Laska ooch so rumtanzen, wat?«schrie Romanowski.»Is det alles, wat ihr könnt?«

Es war nicht alles. Nach einer Stunde Tanz fiel der Medizinmann erschöpft um und blieb zuckend liegen. Nsombo holte aus dem Gürtel des Tänzers eine Limonadenflasche mit einer trüben, milchigen Flüssigkeit. Er warf sie Romanowski zu.

«Das Mittel! Wir wieder Freunde?«

«Wenn es hilft!«Romanowski rannte zu dem Jeep. Nsombo folgte ihm. Trommelwirbel begleitete sie.

Beim Morgengrauen erreichten sie Johannesburg wieder. Gemeinsam spülten Romanowski und Nsombo den Penicillinpuder von Laskas Körper und rieben die entsetzlichen Wunden mit der trüben Flüssigkeit aus der Mineralwasserflasche ein.

Um sieben Uhr erschienen Hartung, Angela und Dr. Rölle. Die Sorge um Laska hatte sie nicht schlafen lassen. Sie trafen Romanowski mit Tränen in den Augen bei Laska in der Box. Er schüttete gerade den zweiten Arm voll Heu in die Krippe.

«Sie frißt«, stotterte Dr. Rölle.»Sie frißt wieder! Pedro, wie haben

Sie das gemacht?«Er trat näher, fühlte Laska den Puls und legte die Hand unter ihren Bauch.»Fieberfrei! Pedro, was war los?«

«Ick habe mit dem Medizinmann palavert. «Romanowski grinste.»Und det da, det is mein neuer Freund.«

Aus der Nebenbox tauchte ein schwarzes, lachendes Gesicht auf.»Ich alles wiedergutmachen«, sagte Nsombo.»Dann Arbeit in Mine.«

Zwei Tage später begann das große Springturnier. Die deutsche Equipe ohne Laska belegte nur den dritten Platz, aber am Turnierrand stand Laska, häßlich mit ihren riesigen kahlen Fellstellen, doch ohne Fieber und mit wachen, glänzenden Augen. Das Wundermittel Esa-nelo-Isansombos lag wie eine zweite durchsichtige Haut über dem rohen Fleisch und schützte es.

Romanowski hielt Laska fest, und wenn sie hochsteigen wollte und wieherte, als sie die anderen Pferde über den Parcours gehen sah, hängte er sich in das Halfter und zog sie wieder herunter. Die Tränen liefen ihm dabei über die Wangen.

«Guckt doch mal!«stammelte er.»Wie se dasteht. Halbnackt. Jetzt macht det olle Luder ooch noch 'n Striptease!«

Und Nsombo, der Bantu, sagte mit blitzenden Zähnen:»Alles gut, alles gut. Pastor hat mir geschenkt Bild von St. Georg. Ich ganz glücklicher Mann.«

Das war Horst Hartung auch. Er lehnte an Laskas Hals und roch ihr Fell und schämte sich nicht, daß er plötzlich rote Augen bekam.

Der Sprung durch das Feuer

Das Schiff lag am Quai — lang, mit riesigen, den Himmel verdunkelnden Bordwänden, einem Gewirr von Ladebalken und Kränen, weißen Aufbauten, Fenstern, Bullaugen, Tauen, Entlüftungsrohren, kleinen und großen Masten, Ladeklappen, offenen La-debunkern, Winden und Kettenrollen. Lastwagen warteten hintereinander, um an die Kranarme zu kommen, dann schwebten Ballen und Kisten in den Bauch des Schiffes, Säcke und holzverschalte Maschinenteile. Wagen nach Wagen, es war, als sei der leere Leib des Schiffes nicht zu füllen oder die Ladung rutschte unten heraus in das Meer.

Dr. Rölle und Horst Hartung standen neben dem hohen, innen gepolsterten Transporter, auf dessen Seiten >Achtung, Turnierpfer-de!< stand. Romanowski saß vorn auf der Stoßstange und rauchte eine Zigarette.

Warten. Auch das Beladen eines Schiffes verläuft genau nach Plan. Die deutschen Reiter waren zu früh im Hafen von Durban erschienen, nun standen ihre Pferdetransporter abseits, Lademeister rannten an ihnen vorbei, brüllten mit den farbigen Schauerleuten, kommandierten die Lastwagenfahrer herum, schrien Transportnummern durch das Gekreisch der Kräne und sorgten für das, was man in diesem Gewühl für völlig unmöglich hielt — Ordnung.

Dr. Rölle starrte an dem hohen Schiffsrumpf empor und schüttelte den Kopf über das Gewirr von Tauen, Ketten, Balken, Kränen, Klappen und Rollen.

«Wenn man bedenkt, daß alles seinen eigenen Namen hat«, sagte er.»Die Seefahrt ist eine Wissenschaft für sich.«

«Tiermedizin ist leichter. «Hartung lachte und steckte die Hände in die Taschen.»Da kommt man mit einer schwarzen und einer gelben Salbe aus, vier verschiedenen Tabletten, einer Einlaufspritze und einer Grunddiagnose. Sie wissen, was ich meine, Doktor? Da ist ein Pferd mit Koliken. Der Tierarzt kommt, sagt zu dem Besitzer des Pferdes: >Heben Sie mal den Schwanz und sehen Sie ins Loch!<, tritt selbst ans Maul, reißt es auf und blickt auch hinein. >Sehen Sie mich?< ruft er dem Pferdehalter zu. Der antwortet: >Nein!< Darauf der Tierarzt: >Klare Diagnose: Darmverschlin-gung!<«