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flehte er. Susan versuchte, sich ihm zu entziehen, aber er hielt sie fest.

Der TRANSLTR begann zu vibrieren wie eine Rakete kurz vor dem Abheben. Der Kuppelboden bebte. Strathmores Umklammerung

wurde härter. »Susan, halt mich fest! Ich brauche dich!«

Davids Stimme meldete sich erneut. Bring dich in Sicherheit! Ich liebe dich! Jäh aufwallender Zorn fuhr heiß in Susans Glieder. Ein plötzlicher Energieschub gab ihr die Kraft, sich loszureißen. Davids Stimme schien Susan zu beleben und zu führen. Sie rannte durch die Kuppel und stürmte die Gittertreppen zu Strathmores Büro hinauf.

Hinter ihr brach ein wüstes Brüllen aus dem TRANSLTR.

Als der letzte Chip verschmorte, brachte ein gewaltiger Hitzeschwall den oberen Teil des Gehäuses zum Bersten. Eine Fontäne aus splitternder Keramik jagte fauchend zehn Meter hoch in die Luft. Die sauerstoffreiche Luft der Kuppel fuhr in das riesige

Leck.

Susan hatte das Ende der Treppe erreicht. Der Hitzeschwall zerrte

an ihrem Körper. Gerade noch rechtzeitig konnte sie das Geländer packen. Tief unter sich sah sie den Vizedirektor der NSA in einem flammenden Inferno neben dem zerstörten TRANSLTR knien. Er schaute zu ihr herauf. Ein friedlicher Ausdruck legte sich auf seine

Züge. Seine Lippen teilten sich und formten ein letztes Wort.

»Susan!«

Die mit Urgewalt in den TRANSLTR strömende Frischluft löste eine Stichflamme aus. Im blendenden Feuerschein mutierte

Commander Trevor Strathmore vom Mann zur Silhouette und dann zur Legende.

Die Druckwelle schleuderte Susan weit in Strathmores Büro hinein. Das Einzige, was ihr in Erinnerung blieb, war die sengende

Hitze.

KAPITEL 10 6

Am Fenster des Konferenzraums hoch über der Cryptokuppel erschienen drei Gesichter. Die Explosion hatte den gesamten NSA­Komplex erschüttert. In stummem Entsetzen starrten Leland Fontaine,

Chad Brinkerhoff und Midge Milken zum Fenster hinaus.

Die Crypto-Kuppel war ein Flammenmeer. Unter der durchsichtigen Schale des noch intakten Polykarbonatdachs wütete

ein Brand. Qualm wirbelte wie schwarzer Nebel durch die Kuppel.

Wortlos betrachteten die drei das auf eine gespenstische Weise großartige Schauspiel.

Fontaine ergriff als Erster das Wort. »Midge, schicken Sie eine Rettungsmannschaft rüber!«, sagte er leise, aber bestimmt.

Auf der anderen Seite des Bürokomplexes begann ein Telefon zu läuten.

Es war Jabba.

KAPITEL 107

Susan konnte nicht sagen, wie lange sie hier gelegen hatte. Das Brennen in ihrem Hals brachte sie wieder zur Besinnung. Orientierungslos betrachtete sie ihre Umgebung. Sie lag hinter einem Schreibtisch auf dem Teppichboden. Orangefarbenes Geflacker erhellte den Raum. Es roch nach verbranntem Kunststoff. Der große Raum, in dem sie sich befand, war eine Ruine. Die Vorhänge standen

in Flammen, die Acrylglaswandungen warfen sich in der Hitze. Susans Erinnerung setzte wieder ein.

David.

Von Panik bedrängt, rappelte sie sich hoch. Die Atemluft ätzte in ihrer Luftröhre. Auf der Suche nach einem Ausweg stolperte sie zur Tür. Als sie auf die Plattform hinaustreten wollte, tat sich vor ihr ein Abgrund auf. Sie konnte sich gerade noch am Türrahmen festhalten. Die Gittertreppe war verschwunden. Zehn Meter unter ihr lag ein rauchender Trümmerhaufen aus verbogenem Gitterwerk. Entsetzt ließ Susan den Blick durch die Kuppel schweifen. Sie schaute in ein einziges Flammenmeer. Wie glühende Lava hatte der TRANSLTR die geschmolzenen Überreste von drei Millionen Chips ausgespien. Dicker ätzender Qualm wirbelte auf. Susan kannte den Geruch.

Kunststoffdämpfe. Tödliches Gift.

Sie zog sich wieder in die Überreste von Strathmores Büro zurück. Ihre Atmwege brannten. Feuriges Licht erfüllte den ganzen Raum. Die Cryptokuppel lag im Todeskampf. So wird es dir auch bald ergehen,

dachte Susan. Sie fühlte sich schwach.

Der einzige noch mögliche Ausweg fiel ihr ein. Strathmores Lift! Aber es war wohl ein müßiger Gedanke. Die Druckwelle hatte

bestimmt die Steuerungselektronik zerstört.

Sie tastete sich durch den dichter werdenden Qualm. Susan wusste, dass die Stromversorgung des Lifts vom Hauptgebäude her erfolgte und der Schacht mit verstärktem Beton ummantelt war. Sie stolperte durch den wirbelnden Qualm zur Aufzugstür, aber der Ruf knopf war nicht beleuchtet. Vergeblich drückte sie auf die dunkle Taste. Sie sank

auf die Knie und hämmerte gegen die Aufzugstür. Aber was war das?

Hinter der Aufzugstür hatte etwas geruckt. Susan blickte hoch. Der Fahrstuhlkorb schien direkt hinter der Schiebetür auf sie zu warten. Susan drückte noch einmal auf den dunklen Knopf. Wieder das

Rucken hinter der Tür.

Plötzlich sah sie es. Der Ruf knopf war gar nicht dunkel. Er war mit einer schwarzen Rußschicht bedeckt und glomm inzwischen matt

unter ihren rußverschmierten Fingern.

Der Lift hat Strom!

Mit neu aufkeimender Hoffnung drückte sie mehrfach auf den Knopf, und jedes Mal gab es dieses Rucken hinter der Tür. Sie konnte im Aufzugskorb den Ventilator surren hören. Der Aufzug ist doch

hier! Warum geht die verdammte Tür nicht auß

Im Qualm erkannte sie das zweite, kleinere Tastenfeld mit den Buchstaben von A bis Z. Erneut griff die Verzweiflung nach ihr. Ach

ja, das Passwort!

Ätzender Qualm quoll durch die geschmolzenen Fenster herein. Susan hämmerte gegen die Aufzugstür, die partout nicht aufgehen wollte. Das Passwort! Strathmore hat dir das Passwort nicht verraten! Der Qualm erfüllte inzwischen das ganze Büro. Susan fiel

mühsam atmend gegen die Lifttür. Nur anderthalb Meter entfernt pumpte der Ventilator Frischluft. Benommen lag sie vor dem Lift und rang nach Luft.

Sie schloss die Augen, aber Davids Stimme machte sie wieder wach. Susan, bring dich in Sicherheit! Mach die Tür auf Sie öffnete die Augen und erwartete, in Davids Gesicht zu blicken, in diese wilden grünen Augen, in dieses verspielte Lächeln, aber es leuchtete

ihr nur eine Buchstabenreihe entgegen. A bis Z. Das Passwort ... Susan starrte die vor ihren Augen verschwimmenden Buchstaben des Tastenfelds an, unter denen eine fünfstellige LED-Anzeige auf ihre Eingabe wartete. Ein Passwort mit fünf Buchstaben! Ihre Chancen standen eins zu sechsundzwanzig hoch fünf. Sie hatte 236.328.125 Möglichkeiten, sich zu vertun. Bei einem Versuch pro Sekunde hätte

sie monatelang zu tun gehabt ...

Susan lag keuchend und würgend unter dem Tastenfeld. Die armseligen Liebesschwüre des Commanders klangen in ihr nach. Susan, ich liebe dich! Susan, Ich habe dich seit jeher geliebt! Susan!

Susan! Susan ...

Er war tot, aber dennoch ließ seine Stimme sie nicht los. Unablässig hörte sie ihn ihren Namen rufen.

Susan ... Susan ...

In einem Augenblick ernüchternder Klarheit begriff sie. Bebend vor Schwäche hob sie den Arm und tippte auf die Tasten.

S...U...S...A...N

Die Lifttür glitt auseinander.

KAPITEL 108

Strathmores Lift fuhr rasch nach unten. Susan saugte in tiefen Zügen die Frischluft in ihre Lungen. Immer noch ganz benommen, lehnte sie sich gegen die Wand des Fahrstuhls, der unversehens zum Stillstand kam. Eine Hackende Mechanik begann zu arbeiten. Der Fahrstuhl beschleunigte wieder, diesmal horizontal. Die Kabine rollte dem NSA-Hauptgebäude entgegen und hielt schließlich surrend an.

Die Tür ging auf.

Susan stolperte aus dem Lift in eine Betonröhre hinaus. Sie war niedrig und eng. Die Doppellinie einer gelben Fahrbahnmarkierung