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»Den Wurm?«, stöhnte Brinkerhoff. Welch harmlose Bezeichnung für ein so heimtückisches Geschöpf!

»Den Wurm!«, bestätigte Jabba. Man merkte, dass er kochte. »Keine komplexen Strukturen, nichts als Instinkt – fressen, kacken, weiterkriechen. Mehr ist da nicht. Primitivität, tödliche Primitivität. Der Wurm macht stupide, worauf er programmiert ist, und dann gibt

er den Löffel ab.«

Fontaine sah Jabba besorgt an. »Und worauf ist dieser Wurm programmiert?«

»Keine Ahnung. Zurzeit schwärmt er aus und hängt sich an unsere geheimen Daten an. Anschließend kann er Gott weiß was anstellen, zum Beispiel sämtliche Dateien löschen oder vielleicht auch nur auf

bestimmte Protokolle aus dem Weißen Haus einen Smiley malen.«

»Können Sie ihn aufhalten?«, wollte Fontaine wissen. Seine Stimme war immer noch kühl und beherrscht.

Jabba schaute auf den Großbildschirm und ließ einen langen Seufzer los. »Dazu kann ich überhaupt nichts sagen. Es hängt davon

ab, wie durchgeknallt sein Urheber ist.« Er deutete auf die Botschaft an der Wand. »Kann mir vielleicht mal jemand sagen, was

zum Teufel das bedeuten soll?«

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Jabba wartete auf eine Antwort, bekam aber keine. »Chef, ich habe den Eindruck, da erlaubt sich jemand ein Spielchen mit uns. Ich tippe auf Erpressung. Wenn es einen total aus der Luft gegriffenen Spruch

gibt, dann diesen!«

»Er kommt von ... Ensei Tankado.« Susans Stimme war ein schwaches hohles Geflüster.

Jabba drehte sich zu ihr um. Mit aufgerissenen Augen sah er sie an. »Von Tankado?«

Susan nickte matt. »Er wollte uns dazu zwingen, dass wir Farbe bekennen... mit dem TRANSLTR... aber es hat ihn das ...«

»Farbe bekennen?«, fiel ihr Brinkerhoff ins Wort. »Tankado will von uns das Geständnis, dass wir den TRANSLTR haben? Ich würde

sagen, dafür ist es jetzt ein bisschen zu spät!«

Susan wollte etwas sagen, aber Jabba kam ihr zuvor. »Sieht ganz danach aus, dass Tankado den Kill-Code hat«, meinte er und schaute

hinauf zu der Botschaft auf dem Schirm. Alle sahen ihn an.

»Kill-Code?«, erkundigte sich Brinkerhoff.

Jabba nickte. »Genau. Ein Code, der den Wurm schachmatt setzt. Wenn ich mal kurz zusammenfassen darf: Wir geben zu, dass wir den TRANSLTR haben, Tankado gibt uns den Kill-Code, wir tippen den Code ein, und unsere Datenbank ist gerettet. Willkommen im Reich

der digitalen Teufelsaustreibung!«

Fontaine stand wie ein Fels in der Brandung. »Wie viel Zeit haben wir noch?«

»Ungefähr eine Stunde«, sagte Jabba. »Das reicht gerade, eine Pressekonferenz einzuberufen und die Hosen runterzulassen.«

»Was empfehlen Sie also zu tun?«, fragte Fontaine.

»Sie wollen von mir eine Empfehlung?«, blaffte Jabba. »Falls ich Ihnen etwas empfehlen darf, dann sollten Sie aufhören

herumzulavieren! Das empfehle ich Ihnen!«

»Sachte!«, verwahrte sich Fontaine.

»Chef, im Moment bestimmt Ensei Tankado, was hier Sache ist!«, sagte Jabba ungehalten. »Egal, was er will, geben Sie es ihm! Wenn er will, dass die ganze Welt vom TRANSLTR erfährt, dann rufen Sie gefälligst CNN an, und machen Sie reinen Tisch! Der TRANSLTR ist sowieso nur noch ein qualmendes Loch in der Erde. Der kann Ihnen

doch scheißegal sein!«

Es wurde still. Fontaine schien seine Möglichkeiten durchzugehen. Susan wollte sich zu Wort melden, aber Jabba kam ihr zuvor.

»Worauf warten Sie noch, Chef? Sehen Sie zu, dass Sie Tankado ans Telefon bekommen! Sagen Sie ihm, Sie seien bereit, nach seiner

Pfeife zu tanzen! Wenn wir den Kill-Code nicht bekommen, ist unser ganzer Laden geliefert!«

Niemand rührte sich.

»Seid ihr denn alle bescheuert?«, schrie Jabba. »Wir müssen Tankado anrufen! Wir müssen ihm sagen, dass wir kleine Brötchen backen! Beschafft mir den Kill-Code, aber dalli! Ach, egal...« Jabba riss sein Handy aus der Gürteltasche und schaltete es an. »Geben Sie

mir die Nummer, Chef! Ich rufe das kleine Arschloch selber an!«

»Die Mühe kannst du dir sparen«, flüsterte Susan. »Tankado ist tot.«

Jabba schaute einen Moment lang verdutzt aus der Wäsche, dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Hieb in die Magengrube. Der massige Sys-Sec-Boss sah aus, als würde er gleich zusammenbrechen. »Tot?

Aber dann... das bedeutet doch... dann können wir ja nicht ...«

»Es bedeutet, dass wir jetzt anders vorgehen müssen«, stellte Fontaine nüchtern fest.

Jabba hatte sich von dem Schock noch immer nicht erholt, als sich im Hintergund aufgeregtes Geschrei erhob.

»Jabba, Jabba!«

Es war Soschi Kutta, seine Chef-Technikerin. Sie kam zum Podium gerannt. Ein langer Ausdruck flatterte hinter ihr her. Das Entsetzen stand ihr ins Gesicht geschrieben.

»Jabba!«, keuchte sie, »der Wurm ... ich habe gerade herausgefunden, worauf er programmiert ist!« Sie drückte Jabba den

Papierwust in die Hand. »Wir haben die Befehlsstruktur des Wurmprogramms isolieren können und das Protokoll der

Systemaktivität ausgedruckt. Hier, sieh es dir an!«

Jabba überflog den Ausdruck. Er musste sich am Geländer festhalten. »Oh, mein Gott!« stöhnte er. »Tankado... du... du

Mistkerl!«

KAPITEL 110

Jabba starrte mit ausdruckslosem Blick auf das Papier. Er war blass geworden. Er wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. »Chef, es bleibt uns keine andere Wahl. Wir müssen der

Datenbank den Saft abdrehen.«

»Das kommt überhaupt nicht in Frage«, gab Fontaine zurück.

Für Jabba war klar, dass sein Chef nicht anders reagieren konnte. An diesem Datenspeicher hingen mehr als dreitausend externe Anschlüsse aus der ganzen Welt. Täglich riefen Militärs die neuesten Satellitenfotos mit dem letzten Stand feindlicher Truppenbewegungen ab. Die Entwicklungsingenieure von Lockheed luden sich nur ihnen zugängliche Baupläne mit neuester Waffentechnologie herunter. Agenten holten sich Updates ihrer Mission. Die NSA-Datenbank bildete das Rückgrat für Tausende von Operationen der amerikanischen Regierung. Das unangekündigte Abschalten dieses Informationsspeichers musste einen lebensbedrohlichen nachrichtendienstlichen Blackout auf dem ganzen Erdball zur Folge

haben.

»Sir, ich bin mir über die Implikationen völlig im Klaren«, sagte Jabba, »aber wir haben keine andere Wahl.«

»Werden Sie bitte etwas deutlicher«, forderte Fontaine mit einem schnellen Seitenblick zu Susan, die geistesabwesend neben ihm auf

dem Podium stand. Sie wirkte, als wäre sie meilenweit entfernt.

Jabba holte tief Luft und wischte sich schon wieder den Schweiß. In seinem Gesicht stand geschrieben, dass seine Eröffnung bei den

Zuhörern auf dem Podium wenig Gefallen finden würden.

»Dieser Wurm«, hob er an, »dieser Wurm ist keine Programmschleife, wie wir sie üblicherweise haben, sondern eine

selektive Schleife. Mit anderen Worten, er hat ein konkretes Ziel.«

Brinkerhoff wollte etwas sagen, aber Fontaine winkte ab.

»Die meisten destruktiven Programme putzen den Speicher leer«, fuhr Jabba fort, »aber hier haben wir es mit einer etwas komplexeren Anwendung zu tun. Dieser Wurm löscht nur Dateien, die gewisse

Parameter aufweisen.«

»Dann befällt er also nicht die ganze Datenbank?«, erkundigte sich Brinkerhoff hoffnungsfroh. »Das ist doch gut, oder?«

»Nein, gar nicht!«, entgegnete Jabba. »Es ist die größte Scheiße, die uns überhaupt passieren kann!«

»Bitte, mäßigen Sie sich!«, sagte Fontaine im Befehlston. »Auf welche Parameter spricht dieser Wurm denn an? Militärische

Geheimnisse? Verdeckte Operationen?«

Jabba schüttelte den Kopf. Er sah Susan an, die immer noch abwesend wirkte, bevor er den Blick hob und Fontaine in die Augen schaute. »Sir, wie Sie wissen, muss jeder, der von außen auf unsere Datenbank zugreifen will, zuerst eine Reihe von Sicherheitsfiltern