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Soschi verstummte.

»Susan, was ist mit den Zahlen der Opfer, den Schadensummen?«,

warf Brinkerhoff ein.

»Wir brauchen eine genau definierte Zahl«, überlegte Susan. »Aber solche Schätzungen macht man notwendigerweise mehr oder

weniger über den Daumen.« Sie betrachtete wieder den Text. »Hm ...

die verderblichen Elemente ...«

Fünftausend Kilometer entfernt riss David Becker die Augen auf. »Elemente!«, rief er. »Es geht hier um Naturwissenschaft, nicht um

Geschichte!«

Aller Augen flogen zum eingeklinkten Bild der Satellitenübertragung.

»Tankado hat wieder einmal zu einem Wortspiel gegriffen«, meldete sich David ungestüm. »Das Wort ›Elemente‹ hat mehrere

Bedeutungen.«

»Nun spucken Sie's schon aus!«, drängte Fontaine.

»Tankado redet hier von gefährlichen chemischen Elementen, nicht von verderblichen Elementen der Geschichte!«

Beckers Satz traf auf verständnislose Gesichter.

»Die Elemente!«, half er nach, »Chemie! Das periodische System! Hat denn niemand den Film über das Manhattan-Projekt gesehen, über die beiden Atombomben Fat Man und Big Boy! Die beiden Bomben waren nicht identisch. Sie hatten unterschiedliche Atomsprengsätze –

aus unterschiedlichen Elementen!«

Soschi klatschte in die Hände. »Ja, das stimmt, ich habe so was gelesen! Bei den beiden Bomben wurde nicht der gleiche

Atomsprengstoff verwendet. Bei der einen war es Uran, bei der anderen Plutonium – zwei unterschiedliche Elemente!«

Es wurde still im Raum.

»Uran und Plutonium!«, rief Jabba aus, in dem plötzlich wieder

Hoffnung aufkeimte. »Unser Rätsel fragt nach dem Unterschied dieser beiden Elemente! Weiß hier jemand, worin sich Uran und Plutonium unterscheiden?«, schrie er mit einem fragenden Blick in die

Runde.

Ratlose Blicke ringsum

»Das gibt's doch nicht!«, stöhnte Jabba. »Ihr seid doch alle aufs College gegangen! Kennt sich denn keiner mehr in Chemie aus? Nur

ein bisschen?«

Keine Antwort.

Susan stupste Soschi an. »Ich muss ins Internet. Habt ihr hier am Terminal einen Browser?«

Soschi nickte. »Wir haben Netscape. Erste Sahne.«

Susan nickte Soschi aufmunternd zu. »Dann wollen wir mal surfen.«

KAPITEL 125

Wie viel Zeit bleibt uns noch?«, erkundigte sich Jabba vom Podium herunter.

Die Techniker im Hintergrund, die wie gebannt zum Schaubild auf der Bildwand hinaufstarrten, blieben die Antwort schuldig.

Susan und Soschi betrachteten die ersten Ergebnisse ihrer Internetrecherche. »Outlaw Labs?«, wunderte sich Susan. »Wer ist

denn das?«

Soschi zuckte die Achseln. »Soll ich draufklicken?«

»Was denn sonst?«, sagte Susan. Es kamen sechshundertsiebenundvierzig Verweise auf Textstellen über Uran, Plutonium und Atombomben. »Hier ist jede Menge Material zu

finden«, meinte sie.

Soschi öffnete den Link. Eine Warnung erschien.

Die in dieser Datei enthaltenen Informationen sind ausschließlich zum wissenschaftlichen Gebrauch bestimmt. Versuche von Nichtfachleuten, die im Folgenden beschriebenen Apparaturen nachzubauen, können zur Verstrahlung und/oder Selbstdetonation

führen!

»Selbstdetonation?«, sagte Soschi besorgt. »Mein Gott!«

»Nun fangen Sie schon an zu suchen!«, rief Fontaine ärgerlich über die Schulter. »Mal sehen, was alles kommt.«

Soschi ließ das Dokument langsam durchlaufen. Sie stieß auf eine Anleitung zur Herstellung von Harnstoffnitrat – ein zehnmal stärkerer

Sprengstoff als Dynamit, aber der Text las sich wie ein Backrezept für Schokoladeplätzchen mit Rum.

»Uran und Plutonium«, wiederholte Jabba. »Darauf müssen wir uns konzentrieren.«

»Gehen wir zum Anfang zurück«, sagte Susan. »Das Dokument ist viel zu groß. Wir müssen uns das Inhaltsverzeichnis ansehen.«

Soschi navigierte zurück ins Inhaltsverzeichnis. Dort fand sie das Gesuchte:

I. Schematischer Aufbau einer Atombombe A) Höhenmesser B ) Luftdruckgesteuerter Zünder C) Sprengköpfe D ) Nuklearsprengladungen E ) Neutronenschild

F) Uran oder Plutonium

G) Bleiabschirmung H) Zündladungen

II. Kernspaltung/Kernfusion

1) Kernspaltung (Atombombe) und Kernfusion (Wasserstoffbombe)

2) U-235, U-238 und Plutonium III. Geschichte der Atomwaffen

3) Entwicklung (Manhattan-Projekt)

4) Abwürfe

5) Hiroschima

6) Nagasaki

7) Begleiterscheinungen von Kernexplosionen

8) Explosionsareale

»Römisch zwei, Abschnitt B«, rief Susan. »Uran und Plutonium. Los!«

Alles wartete gespannt, bis Soschi die richtige Stelle gefunden hatte. »Hier ist es«, sagte sie. »Wartet mal.« Schnell überflog sie die Angaben. »Hier gibt es jede Menge Informationen, mit Tabellen und allem. Aber wissen wir überhaupt, welchen primären Unterschied wir suchen? Manche Unterschiede bestehen von Natur aus, andere sind

künstlich. Die Entdeckung des Plutoniums ...«

»Eine Zahl!«, mahnte Jabba. »Denkt dran, wir suchen eine Zahl!« Susan überlas noch einmal Tankados Botschaft. Primunterschied

der Elemente ... der Unterschied ... eine Differenz ... ausgedrückt

in einer Zahl ... »Halt«, rief sie, »das Wort Unterschied hat auch mehrere Bedeutungen. Wir brauchen eine Zahl, also geht es um Rechnen. Das ist bestimmt wieder so ein Wortspiel von Tankado. Er

meint Differenz, also müssen wir zwei Zahlen voneinander abziehen.«

»Ja, das ist es«, stimmte Becker von der Bildwand herab zu. »Vielleicht haben die beiden Elemente eine unterschiedliche Anzahl

von Protonen oder so etwas. Wenn man die voneinander abzieht...«

»Recht hat er!«, meinte Jabba und wandte sich an Soschi. »Gibt es in deinen Tabellen irgendwelche Zahlen! Die Protonenzahl oder sonst

etwas, das wir voneinander abziehen können?«

»Drei Minuten!«, rief ein Techniker.

»Was ist mit den kritischen Massen?«, schlug Soschi vor. »Hier steht, die kritische Masse von Plutonium ist 15,966 Kilogramm.«

»Ja!« Jabba lebte auf. »Und jetzt schau nach bei Uran!«

»49,895 Kilo«, sagte Soschi nach kurzer Suche.

»Neunundvierzig Komma sowieso?« Jabba schien plötzlich wieder Hoffnung zu schöpfen. »Wie viel ist 49,895 minus 15,966?«

»Dreiunddreißig Komma neun zwei neun!«, sagte Susan wie aus der Pistole geschossen, »aber ich glaube nicht ...«

»Platz da!«, kommandierte Jabba und strebte zu seiner Tastatur. »Das muss der Kill-Code sein! Der Unterschied der kritischen

Massen, dreiunddreißig Komma neun zwo neun.«

»Langsam!«, sagte Susan, die Soschi über die Schulter geschaut hatte. »Hier gibt es noch mehr Zahlen. Atomgewichte, Anzahl der Neutronen, Halbwertszeiten.« Sie sah die Tabellen durch. »Uran zerfällt in Barium und Krypton, bei Plutonium ist es wieder anders. Uran hat zweiundneunzig Protonen und einhundertsechsundvierzig

Neutronen, während ...«

»Wir müssen den Unterschied nehmen, der am meisten ins Auge fällt«, meldete sich Midge zu Wort. »In unserer Suchanweisung steht:

der Primunterschied ...«

»Mann oh Mann!«, fluchte Jabba, »woher sollen wir denn wissen, was Tankado unter dem Prim ...«

»Moment mal!«, schaltete David sich ein, »der Primunterschied...«

Susan sah aus wie vom Blitz getroffen. »Primi«, rief sie plötzlich aus. Sie fuhr herum zu Jabba. »Der Kill-Code ist eine Primzahl! Das

passt wie die Faust aufs Auge!«

Jabba begriff sofort, dass Susan ins Schwarze getroffen hatte. Ensei Tankados ganze Karriere war auf Primzahlen aufgebaut. Primzahlen bildeten die Grundbausteine der Algorithmen. Primzahlen waren einmalige Zahlenwerte, durch keine andere Zahl teilbar außer durch eins oder sich selbst. Sie eigneten sich hervorragend für die Verschlüsselung, da ihnen mit computergestützten Rateverfahren und