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dem üblichen Aufdröseln von Zahlenbäumen nicht beizukommen war.

»Ja, das ist es!«, begeisterte sich Soschi. »Primzahlen spielen in der japanischen Kultur eine grundlegende Rolle. In der Dichtkunst des Haiku zum Beispieclass="underline" Drei Zeilen und eine Silbenfolge von fünf, dann sieben, und wieder fünf Alles Primzahlen! Und die Tempel von Kyoto

haben alle ...«

»Ist ja gut!«, sagte Jabba barsch. »Nun wissen wir also, dass der

Kill-Code eine Primzahl ist. Und wie weiter? Die Möglichkeiten sind unendlich!«

Jabba hatte natürlich Recht. Da die Reihe der vorstellbaren Zahlen unendlich war, konnte man an jedem beliebigen Punkt der Zahlenreihe stets noch ein Stück weiter gehen und wieder eine neue Primzahl entdecken. Allein zwischen Null und einer Million gab es

über siebzigtausend davon.

Alles hing entscheidend davon ab, wie groß die Primzahl war, die Tankado benutzt hatte. Je größer sie war, umso größer war die

Schwierigkeit, sie zu erraten.

»Sie ist bestimmt riesengroß«, stöhnte Jabba. »Ich bin sicher, Tankado hat sich eine Monsterzahl ausgedacht.«

»Warnung, noch zwei Minuten!«, tönte es aus dem Hintergrund des Raums.

Jabba schaute geschlagen zur Bildschirmwand hinauf. Der letzte Schutzring begann zu bröckeln. Die Techniker rannten wild

durcheinander.

Susan hatte das Gefühl, dass die Lösung zum Greifen nah war. »Wir schaffen es!«, verkündete sie. »Ich bin sicher, dass sich von allen diesen Unterschieden zwischen Uran und Plutonium nur einer in eine Primzahl fassen lässt. Das ist unsere letzte Hürde. Wir müssen

diese Primzahl finden!«

Jabba betrachtete die Uran/Plutonium-Tabelle auf dem Bildschirm. Er warf hilflos die Arme in die Luft. Seine Verzweiflung war ihm deutlich anzusehen. »Das wimmelt ja nur so von Einträgen. Wie sollen wir die alle voneinander abziehen und überprüfen, ob das

Ergebnis eine Primzahl ist?«

»Aber viele Einträge sind doch überhaupt nicht numerisch!«, versuchte ihm Susan Mut zu machen. »Uran ist ein natürliches Element, Plutonium ein künstliches. Uran wird durch Aufeinanderschießen gezündet, Plutonium durch eine Implosion. Das sind alles keine Zahlen, darum brauchen wir uns überhaupt nicht zu

kümmern!«

»Fangen Sie schon an!«, befahl Fontaine. Der letzte Schutzring der Graphik auf der Bildwand war extrem dünn geworden.

Jabba wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Also gut, dann mal los mit dem Subtrahieren. Ich nehme das obere Viertel der Tabelle, Susan das zweite. Mit dem Rest befassen sich gefälligst alle anderen hier im Raum. Wir suchen eine Differenz, die sich in einer Primzahl

ausdrückt!«

Die Aufgabe erwies sich sehr schnell als unlösbar. Die Zahlen waren zum Teil riesig, andere passten überhaupt nicht zusammen.

»Wir vergleichen hier Äpfel mit Birnen, verdammt nochmal«, sagte Jabba, »Gammastrahlen mit der elektomagnetischen Feldfrequenz, spaltbares Material mit unspaltbarem. Manchmal sind die Angaben in absoluten Zahlen, manchmal in Prozenten. Ein

einziges Wirrwarr!«

»Unsere Zahl muss hier irgendwo versteckt sein«, sagte Susan fest. »Wir müssen nachdenken. Es muss einen Unterschied zwischen Uran und Plutonium geben, der uns bislang entgangen ist. Etwas ganz

Einfaches!«

»Ah ... Leute«, ließ sich Soschi vernehmen. Sie hatte ein zweites Bildschirmfenster geöffnet, in dem sie den Rest der Outlaw-Datei

durchging.

»Was gibt's?«, erkundigte sich Fontaine. »Was gefunden?«

»Irgendwie schon«, meinte Soschi betreten. »Ich habe vorhin doch gesagt, die Bombe von Nagasaki sei eine Plutoniumbombe gewesen.«

»Ja, klar«, riefen alle im Chor.

»Also...«, Soschi holte tief Luft. »Es sieht so aus, als hätte ich da Quatsch erzählt.«

»Was?«, keuchte Jabba. »Unsere Suche geht in die falsche Richtung?«

Soschi deutete auf die Bildwand:

... ein gängiges Missverständnis, dass es sich bei der Bombe von Nagasaki um eine Plutoniumbombe gehandelt habe. In Wirklichkeit wurde auch in diesem Aggregat Uran verwendet wie bei der

Schwesterbombe von Hiroschima.

»Aber wenn es in beiden Fällen Uran war«, stöhnte Susan auf, »wo liegt dann der Unterschied, den wir feststellen sollen?«

»Vielleicht hat sich Tankado geirrt«, meinte Fontaine. »Er hat vielleicht nicht gewusst, dass es jedes Mal die gleiche Bombe war.«

»Wohl kaum«, seufzte Susan. »Diese Bomben haben ihn zum Krüppel gemacht. Er kannte die Fakten im Schlaf.«

KAPITEL 126

»Noch eine Minute!«

Jabba betrachtete die Bildwand. »Der letzte Schild geht in die Binsen! Unsere letzte Verteidigungslinie. Und draußen stehen sie

schon Schlange!«

»Bleiben Sie bei der Sache!«, sagte Fontaine tadelnd.

Soschi saß vor dem Internet-Browser. Sie las vor:

Bei der Bombe von Nagasaki kam kein Plutonium zur Verwendung, sondern ein künstliches neutronengesättigtes Isotop des Uran 238.

»Verdammt«, schimpfte Brinkerhoff. »In beiden Bomben hat man Uran verwendet. Das für Hiroschima und Nagasaki verderbliche

Element war in beiden Fällen Uran. Wo bleibt da unser Unterschied?«

»Leute, das war's dann«, stellte Midge fest.

»Halt!«, sagte Susan. »Soschi, lies doch nochmal den letzten Abschnitt!«

»... künstliches neutronengesättigtes Isotop des Uran 238«, wiederholte Soschi.

»238?«, rief Susan aus. »Haben wir nicht eben eine Textstelle gehabt, wo steht, dass für die Hiroschimabombe ein anderes

Uranisotop benutzt worden ist?«

Verwunderte Blicke wurden getauscht. Soschi ging hektisch im Text zurück, bis sie die Stelle gefunden hatte. »Ja, hier steht's. In

Hiroschima wurde ein anderes Isotop verwendet.«

Midge schnappte überrascht nach Luft. »In beiden Fällen Uran, aber trotzdem ein Unterschied?«

»In beiden Fällen Uran!«, mischte Jabba sich sarkastisch ein. »Der Storch hat zwei Beine, besonders das rechte. Na, prima!«

»Worin besteht denn der Unterschied«, verlangte Fontaine zu wissen. »Er müsste eigentlich ziemlich simpel sein.«

Soschi ging wieder auf Suche. »Moment ... ich hab's gleich ... okay...«

Noch fünfundvierzig Sekunden!«, schrie jemand.

Susan sah hinauf zur Graphik. Der letzte Schutzwall war fast nicht mehr zu sehen.

»Da ist es!«, rief Soschi.

»Lies schon vor!« Jabba schwitzte. »Es muss doch einen Unterschied geben!«

»Gibt es auch!« Soschi deutete auf den Text auf der Bildwand. Alle lasen mit:

... den beiden Bomben verschiedene Kernsprengstoffe zur

Anwendung ... U-235 und U-238 ... chemisch identische Merkmale ... durch chemische Separierungsmethoden nicht voneinander zu

trennen... von einem minimalen Unterschied des

Atomgewichts abgesehen absolut identisch.

»Das Atomgewicht«, rief Jabba aufgeregt, »der einzige Unterschied ist das Atomgewicht! Das muss es sein! Das ist unser Schlüssel. Los, sag mir schnell die Atomgewichte an, ich zieh sie

voneinander ab!«

»Moment!«, rief Soschi und blätterte im Text, »ich hab's gleich. Ja, hier!«

Wieder starrte alles auf den Text.

... sehr geringer Unterschied des Atomgewicht ... Trennung nur als Gasdiffusion möglich . .. 390,626 x 10-27 im Vergleich zu 386,721 x 10-27 *

»Da hätten wir es ja!«, kreischte Jabba, »das ist es! Das sind die Atomgewichte!«