Coal lächelte breiter und kicherte.»Genau. Der Schwarze Peter liegt bei Voyles. Ziemlich peinlich für ihn.«
«Großartig. Ich möchte, dass Voyles seinen Anteil an der Schuld bekommt. Kümmern Sie sich um die Presse. Ich möchte, dass er eins aufs Dach bekommt. Danach können wir ihn vielleicht in die Wüste schicken.«
Dieser Gedanke gefiel Coal. Er hörte auf herumzuwandern und kritzelte eine Notiz auf seinen Block. Ein Wachmann klopfte an die Tür und öffnete sie. Die Direktoren Voyles und Gminski traten zusammen ein. Die Stimmung war plötzlich gedrückt, als alle vier sich die Hand gaben. Die beiden Männer ließen sich vor dem Schreibtisch des Präsidenten nieder, und Coal stellte sich seitlich vom Präsidenten an ein Fenster — seine gewohnte Position. Er hasste Voyles und Gminski, und sie hassten ihn. Coal blühte auf unter Hass. Der Präsident hörte auf ihn, und das war alles, worauf es ankam. Jetzt würde er für ein paar Minuten den Mund halten. Wenn andere Leute zugegen waren, war es wichtig, dem Präsidenten das Feld zu überlassen.
«Es tut mir sehr leid, dass Sie kommen mussten, aber ich danke Ihnen dafür«, sagte der Präsident. Sie nickten ingrimmig und nahmen die offenkundige Lüge zur Kenntnis.»Was ist passiert?«
Voyles sprach rasch und ohne Umschweife. Er beschrieb die Szene in Rosenbergs Haus, als die Leichen gefunden worden waren. Ferguson meldete sich routinemäßig jede Nacht um eins bei den FBI-Agenten auf der Straße. Als er nicht erschien, forschten sie nach. Die Morde waren sehr sauber und professionell ausgeführt worden. Voyles teilte mit, was er über Jensen wusste. Gebrochenes Genick. Strangulation. Gefunden von einem anderen Typ auf dem Balkon. Allem Anschein nach keine Augenzeugen. Voyles war nicht so schroff und barsch wie gewöhnlich. Es war ein schwarzer Tag für das FBI, und er spürte, was ihm bevorstand. Aber er hatte fünf Präsidenten überlebt und würde bestimmt auch diesen Schwachkopf ausmanövrieren.
«Zwischen den beiden Morden besteht offensichtlich ein Zusammenhang«, sagte der Präsident und starrte Voyles an.
«Möglich. Sicher, es sieht so aus, aber…«
«Keine Ausflüchte, Direktor. Im Laufe von zweihundertundzwanzig Jahren sind vier Präsidenten umgebracht worden, zwei oder drei Kandidaten, eine Handvoll Bürgerrechtler, ein paar Gouverneure, aber noch nie ein Richter des Obersten Bundesgerichts. Und nun werden in einer Nacht, im Abstand von wenigen Stunden, zwei von ihnen ermordet. Und Sie sind nicht überzeugt, dass da ein Zusammenhang besteht?«
«Das habe ich nicht gesagt. Irgendwo muss ein Bindeglied zu finden sein. Es ist nur so, dass die Methoden so unterschiedlich waren. Und so professionell. Sie dürfen nicht vergessen, dass wir Tausende von Drohungen gegen das Gericht hatten.«
«Fein. Also wen verdächtigen Sie?«
Niemand nahm F. Denton Voyles ins Kreuzverhör. Er funkelte den Präsidenten an.»Für Verdächtige ist es noch zu früh. Wir sind noch dabei, Beweismaterial zu sammeln.«
«Wie ist der Mörder in Rosenbergs Haus gekommen?«
«Das weiß niemand. Schließlich konnten wir nicht sehen, wie er hineingegangen ist. Allem Anschein nach hat er sich eine ganze Weile dort aufgehalten, sich vielleicht in einem Schrank auf dem Dachboden versteckt. Auch das entzieht sich unserer Kenntnis. Rosenberg weigerte sich, uns ins Haus zu lassen. Ferguson inspizierte routinemäßig jeden Nachmittag, wenn der Richter vom Gericht zurückkehrte, das Haus. Es ist immer noch zu früh, aber wir haben nichts gefunden, was auf den Mörder hindeutet. Nichts außer drei Leichen. Am späten Nachmittag werden wir das ballistische Untersuchungsergebnis und den Autopsiebericht haben.»
«Ich möchte sie sehen, sobald Sie sie bekommen haben.«
«Ja, Mr. President.«
«Außerdem wünsche ich bis fünf Uhr heute nachmittag eine kurze Liste von Verdächtigen. Ist das klar?«
«Natürlich, Mr. President.«
«Und ich möchte einen Bericht über Ihre Sicherheitsvorkehrungen und weshalb sie versagt haben.«
«Sie gehen davon aus, dass sie versagt haben.«
«Wir haben zwei tote Richter, die beide vom FBI bewacht wurden. Ich meine, das amerikanische Volk hat ein Anrecht darauf, zu erfahren, was schiefgegangen ist, Direktor. Ja, sie haben versagt.«
«Erstatte ich Ihnen Bericht oder dem amerikanischen Volk?«
«Mir.«
«Und dann berufen Sie eine Pressekonferenz ein und informieren das amerikanische Volk, stimmt’s?«
«Fürchten Sie die Untersuchung, Direktor?«
«Keineswegs. Rosenberg und Jensen sind tot, weil sie sich geweigert haben, mit uns zu kooperieren. Beide waren sich der Gefahr, in der sie sich befanden, vollauf bewusst, und trotzdem machten sie nicht mit. Die anderen sieben kooperieren und sind noch am Leben.«
«Im Augenblick. Wir sollten uns vergewissern. Sie fallen um wie die Fliegen. «Der Präsident lächelte Coal an, der Voyles beinahe hämisch angegrinst hätte. Coal entschied, dass es an der Zeit war einzugreifen.»Direktor, wussten Sie, dass Jensen sich an solchen Orten herumtrieb?«
«Er war ein erwachsener Mann mit einer Ernennung auf Lebenszeit. Selbst wenn er auf die Idee gekommen wäre, nackt auf Tischen zu tanzen, hätten wir ihn nicht daran hindern können.«
«Ja, Sir«, sagte Coal höflich.»Aber Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
Voyles holte tief Luft und schaute beiseite.»Ja. Wir haben geargwöhnt, dass er homosexuell war, und wir wussten, dass er gewisse Kinos bevorzugte. Aber wir haben weder die Autorität noch die Absicht, derartige Informationen publik zu machen.«
«Ich möchte diese Berichte heute nachmittag haben«, sagte der Präsident. Voyles betrachtete ein Fenster, hörte zu, reagierte aber nicht. Der Präsident wendete sich an Robert Gminski, Direktor der CIA.»Bob, ich möchte eine eindeutige Antwort.«
Gminski runzelte die Stirn.»Ja, Sir. Um was geht es?«
«Ich möchte wissen, ob irgendein Zusammenhang besteht zwischen diesen Morden und einer Organisation, einem Unternehmen, einer Gruppierung oder was auch immer der Regierung der Vereinigten Staaten.«
«Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, Mr. President? Das ist absurd!«Gminski schien schockiert zu sein, aber der Präsident, Coal und sogar Voyles wussten, dass bei der CIA heutzutage alles möglich war.
«Mein voller Ernst, Bob.«
«Ich versichere Ihnen, gleichfalls in vollem Ernst, dass wir damit nichts zu tun hatten. Ich bin fassungslos, dass Sie an so etwas auch nur denken konnten. Unglaublich!«
«Gehen Sie der Sache nach, Bob. Ich möchte ganz sicher sein. Rosenberg hielt nichts von den nationalen Sicherheitsorganen. Er hat sich bei den Geheimdiensten Tausende von Feinden gemacht. Also überprüfen Sie es, okay?«
«Okay, okay.«
«Und ich möchte heute nachmittag um fünf einen Bericht.«
«Gut. Okay. Aber es ist Zeitverschwendung.«
Fletcher Coal trat an den Schreibtisch und stellte sich neben den Präsidenten.»Gentlemen, ich schlage vor, dass wir um fünf hier wieder zusammenkommen. Ist Ihnen das recht?«
Beide nickten und erhoben sich. Coal begleitete sie wortlos zur Tür und machte sie hinter ihnen zu.
«Das haben Sie wirklich gut gemacht«, sagte er zu dem Präsidenten.»Voyles weiß, dass er verwundbar ist. Ich habe Blut gerochen. Wir werden über die Presse auf ihn einschlagen.«
«Rosenberg ist tot«, wiederholte der Präsident.»Ich kann es einfach nicht glauben.«
«Ich habe eine Idee für das Fernsehen. «Coal wanderte wieder herum, ganz der Mann, der das Sagen hat.»Wir müssen aus dem Schock unseren Vorteil ziehen. Sie müssen müde aussehen, so, als wären Sie die ganze Nacht aufgewesen, um der Krise Herr zu werden. Einverstanden? Die ganze Nation wird zuschauen, darauf warten, dass Sie Einzelheiten mitteilen und sie beruhigen. Ich meine, Sie sollten etwas Warmes und Tröstliches tragen.
Anzug und Krawatte um sieben Uhr morgens könnten aufgesetzt wirken. Wir sollten uns ein bisschen entspannt geben.«