Выбрать главу

«Fingerabdrücke?«

«Keine. Wir suchen noch, aber es war sehr saubere Arbeit. Es sieht so aus, als hätte er nichts hinterlassen als die Projektile und die Leichen.«

«Wie ist er ins Haus gekommen?«

«Keinerlei Anzeichen für gewaltsames Eindringen. Ferguson durchsuchte das Haus, als Rosenberg gegen fünf ankam. Routinemaßnahme. Er hat zwei Stunden später seinen schriftlichen Bericht abgeliefert; demzufolge hat er im Obergeschoss zwei Schlafzimmer, ein Bad und drei Schränke inspiziert und außerdem sämtliche Räume unten und natürlich nichts gefunden. Erklärt, er hätte alle Türen und Fenster überprüft. Rosenbergs Anweisungen entsprechend blieben unsere Leute draußen, und sie schätzen, dass Fergusons VierUhr-Inspektion drei bis vier Minuten dauerte. Ich vermute, dass der Killer bereits in einem Versteck wartete, als der Richter zurückkehrte und Ferguson durchs Haus ging.«

«Warum?«wollte Coal wissen.

Voyles’ rote Augen musterten den Präsidenten und ignorierten den Mann, der für ihn die Schmutzarbeit tat.»Dieser Mann ist offenbar überaus tüchtig. Er tötete einen Richter des Obersten Bundesgerichts — vielleicht sogar zwei — und hinterließ nicht die geringste Spur. Ein Profikiller, vermute ich. Das Eindringen ins Haus wäre für ihn kein Problem gewesen, und Fergusons flüchtiger Inspektion zu entgehen, gleichfalls nicht. Er ist vermutlich sehr geduldig. Er wäre nicht das Risiko eingegangen, ins Haus zu kommen, solange sich jemand darin befand und Polizisten in der Nähe waren. Ich nehme an, dass er irgendwann im Laufe des Nachmittags eingedrungen ist und dann einfach gewartet hat, vielleicht in einem Schrank im Obergeschoss oder auf dem Dachboden. Wir haben auf dem Fußboden unter der ausziehbaren Treppe zwei Stückchen Isoliermaterial vom Dach gefunden, was darauf hindeutet, dass die Treppe erst kürzlich benutzt wurde.«

«Wo er sich versteckt hat, spielt keine Rolle«, sagte der Präsident.»Er wurde nicht entdeckt.«

«So ist es. Uns war es nicht gestattet, das Haus zu durchsuchen, verstehen Sie?«

«Ich verstehe, dass er tot ist. Was ist mit Jensen?«

«Der ist auch tot. Gebrochenes Genick, erdrosselt mit einem Stück Nylonseil, das man in jedem Haushaltswarengeschäft kaufen kann. Die Gerichtsmediziner bezweifeln, dass er an dem Genickbruch gestorben ist. Sie sind ziemlich sicher, dass es das Seil war, das ihn umbrachte. Keine Fingerabdrücke. Keine Zeugen Das ist nicht die Art Etablissement, wo Zeugen angestürmt kommen, also habe ich auch nicht damit gerechnet, welche zu finden. Der Tod ist ungefähr um halb eins eingetreten. Der zeitliche Abstand zwischen den Morden beträgt zwei Stunden.«

Der Präsident machte sich Notizen.»Wann hat Jensen seine Wohnung verlassen?«

«Das wissen wir nicht. Wie Sie wissen, mussten wir auf dem Parkplatz bleiben. Wir haben ihn gegen achtzehn Uhr nach Hause begleitet und dann sieben Stunden lang das Gebäude bewacht, bis wir erfuhren, dass er in einem Schwulenkino erdrosselt wurde. Wir haben uns natürlich an seine Anweisungen gehalten. Er hat sich im Wagen eines Freundes aus dem Staub gemacht, den wir zwei Blocks von dem Kino entfernt gefunden haben.«

Coal trat mit hinter dem Rücken verschränkten Händen zwei Schritte vor.»Direktor, glauben Sie, dass beide von ein und demselben Mörder umgebracht wurden?«

«Woher zum Teufel soll ich das wissen? Die Leichen sind noch warm. Lassen Sie uns ein bisschen Zeit. Im Augenblick haben wir herzlich wenig. Keine Zeugen, keine Fingerabdrücke, keine Schnitzer. Es braucht Zeit, dieser Sache auf den Grund zu gehen. Es könnte ein und derselbe Mann gewesen sein. Ich weiß es nicht. Es ist noch zu früh.«

«Aber Sie haben doch bestimmt Ihre Vermutungen«, sagte der Präsident.

Voyles schwieg einen Moment und schaute aus dem Fenster.»Möglicherweise war es ein und derselbe Killer, aber dann muss er Superman höchstpersönlich sein. Wahrscheinlicher ist, dass es zwei oder drei waren, aber auf jeden Fall müssen sie eine Menge Hilfe gehabt haben. Irgend jemand hat ihnen eine Menge Informationen geliefert.«

«Zum Beispiel?«

«Zum Beispiel, wie oft Jensen ins Kino geht, wo er sitzt, wann er dorthin geht, ob er allein geht, ob er sich mit einem Freund trifft. Informationen, über die wir nicht verfügen. Und was Rosenberg betrifft — jemand muss gewusst haben, dass es in seinem kleinen Haus keine Alarmanlage gibt, dass unsere Leute draußen bleiben mussten, dass Ferguson um zehn eintraf und um sechs wieder ging und dass er im Hinterhof sitzen musste, dass… «

«Das alles haben Sie gewusst«, unterbrach ihn der Präsident.

«Natürlich haben wir das gewusst. Aber ich versichere Ihnen, wir haben unser Wissen mit niemandem geteilt. «Der Präsident warf einen schnellen Verschwörerblick auf Coal, der sich, tief in Gedanken versunken, am Kinn kratzte.

Voyles räkelte sich im Sessel und bedachte Gminski mit einem Lächeln, als wollte er sagen,»Tun wir ihnen den Gefallen.«

«Sie vermuten eine Verschwörung«, sagte Coal verständnisvoll mit gerunzelten Brauen.

«Ich vermute überhaupt nichts. Ich erkläre Ihnen, Mr. Coal, und Ihnen, Mr. President, jawohl, eine große Zahl von Leuten hat ihren Teil zu den Morden beigetragen. Vielleicht war es nur ein Killer, vielleicht auch zwei, aber sie hatten eine Menge Hilfe. Es geschah zu schnell und sauber und war zu gut organisiert.«

Coal schien zufriedengestellt. Er richtete sich auf und verschränkte wieder die Hände hinter dem Rücken.

«Wer also sind diese Verschwörer?«fragte der Präsident.»Wen verdächtigen Sie?«

Voyles holte tief Luft und räkelte sich abermals. Er machte seinen Aktenkoffer zu und stellte ihn neben seine Füße.»Wir haben keinen Hauptverdächtigen, jedenfalls im Moment noch nicht, nur ein paar gute Möglichkeiten. Und das muss geheim bleiben.«

Coal tat einen Schritt näher heran.»Natürlich ist das vertraulich«, fuhr er Voyles an.»Sie befinden sich im Oval Office.«

«Ich bin schon sehr oft hier gewesen. Ich war sogar schon hier, als Sie, Mr. Coal, noch mit feuchten Windeln herumliefen. Es gibt Dinge, die haben ihre eigene Art durchzusickern.«

«Ich glaube, bei Ihnen sickert auch einiges durch«, sagte Coal.

Der Präsident hob die Hand.»Es ist vertraulich, Denton. Sie haben mein Wort darauf. «Coal trat einen Schritt zurück.

Voyles musterte den Präsidenten.»Die Sitzungsperiode des Gerichts begann am Montag, wie Sie wissen, und die Verrückten sind seit mehreren Tagen in der Stadt. Im Lauf der letzten beiden Wochen haben wir verschiedene Organisationen überwacht. Wir wissen von mindestens elf Angehörigen der Underground Army, die sich seit einer Woche im Gebiet von D.C. aufhalten. Ein paar von ihnen haben wir heute verhört und dann wieder freigelassen. Wir wissen, dass die Organisation die erforderlichen Mittel hat. Im Augenblick ist sie unser Hauptverdächtiger. Aber das kann sich morgen ändern.«

Coal war nicht beeindruckt. Die Underground Army stand auf jedermanns Liste.

«Ich habe von ihr gehört«, sagte der Präsident dümmlich.

«So. Natürlich. Sie macht viel von sich reden. Wir glauben, dass sie in Texas einen Richter ermordet hat, aber wir können es nicht beweisen. Wir verdächtigen sie bei mindestens hundert Bombenanschlägen auf Abtreibungskliniken, AGLU-Büros, Pornokinos und Schwulenklubs überall im Lande. Genau die Leute, die Rosenberg und Jensen hassen würden.«

«Noch weitere Verdächtige?«fragte Coal.

«Da ist eine Ariergruppe, die sich White Resistance nennt; wir beobachten sie seit zwei Jahren. Sie operiert von Idaho und Oregon aus. Ihr Anführer hat vorige Woche in West Virginia eine Rede gehalten und hält sich seit ein paar Tagen hier auf. Er wurde am Montag bei der Demonstration vor dem Obersten Gericht gesehen. Wir werden versuchen, morgen mit ihm zu reden.«