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«Aber sind diese Leute Profikiller?«fragte Coal.

«Sie geben schließlich keine Anzeigen auf. Ich bezweifle, dass irgendeine Gruppe das Töten selbst besorgt. Sie heuern die Mörder an und leisten selbst nur die Vorarbeiten.«

«Also wer sind die Mörder?«fragte der Präsident.

«Es kann durchaus sein, dass wir das nie herausbekommen.«

Der Präsident stand auf und streckte die Beine. Wieder einmal ein harter Tag im Amt. Er lächelte über den Schreibtisch hinweg auf Voyles herab.»Sie haben eine schwere Aufgabe. «Er war die Großvaterstimme, voller Wärme und Verständnis.

«Ich beneide Sie nicht darum. Wenn möglich, möchte ich täglich um siebzehn Uhr einen zweiseitigen, maschinegeschriebenen Bericht mit doppeltem Zeilenabstand über die Fortschritte der Untersuchung. Wenn sich etwas ergibt, möchte ich, dass Sie mich unverzüglich anrufen.«

Voyles nickte wortlos.

«Ich gebe morgen früh um neun eine Pressekonferenz. Es wäre mir lieb, wenn Sie dabei wären.«

Voyles nickte abermals wortlos. Sekunden vergingen, und niemand sagte etwas. Voyles stand geräuschvoll auf und schnallte den Gürtel seines Trenchcoats zu.»Also, dann gehen wir jetzt. Sie haben die Äthiopier und das alles. «Er händigte Coal den ballistischen und den Autopsiebericht aus — er wusste, dass der Präsident sie bestimmt nicht lesen würde.

«Danke für Ihr Kommen, Gentlemen«, sagte der Präsident herzlich. Coal machte die Tür hinter ihnen zu, und der Präsident griff nach seinem Golfschläger.»Ich esse nicht mit den Äthiopiern«, sagte er und betrachtete den Teppich und einen gelben Ball.

«Ich weiß. Ich habe bereits Ihre Entschuldigung übersandt. Dies ist eine schwere Krise, Mr. President, und man erwartet von Ihnen, dass Sie sich hier in diesem Büro aufhalten, umgeben von Ihren Beratern und hart arbeitend.«

Der Präsident holte aus, und der Ball rollte einwandfrei in das Loch.»Ich möchte mit Horton reden. Diese Nominierungen müssen Hand und Fuß haben.«

«Er hat eine Auswahlliste mit zehn Namen geschickt. Sieht recht gut aus.«

«Ich möchte konservative junge Weiße, die gegen Abtreibung, Pornographie, Schwule, Einschränkung des Waffenbesitzes, Rassenquoten und all diesen anderen Quatsch sind. «Er verfehlte einen Ball und streifte seine Schuhe ab.»Ich möchte Richter, die Rauschgift und Kriminelle hassen und Verfechter der Todesstrafe sind. Haben Sie verstanden?«

Coal war am Telefon, tastete Nummern ein und nickte seinem Boss zu. Er würde die Kandidaten auswählen und dann den Präsidenten überreden.

K. O. Lewis saß neben dem Direktor im Fond der Limousine, die das Weiße Haus verließ und durch den Feierabendverkehr kroch. Voyles hatte nichts zu sagen. In den ersten Stunden nach der Tragödie war die Presse brutal gewesen. Die Aasgeier kreisten. Nicht weniger als drei Unterausschüsse des Kongresses hatten bereits Anhörungen und Untersuchungen der Morde angekündigt. Und die Leichen waren noch warm. Die Politiker waren wie berauscht und kämpften um einen Platz im Rampenlicht. Eine unverantwortliche Pressemeldung jagte die andere. Senator Larkin aus Ohio hasste Voyles, und Voyles hasste Senator Larkin aus Ohio, und drei Stunden zuvor hatte der Senator eine Pressekonferenz einberufen und verkündet, sein Unterausschuss würde unverzüglich mit der Untersuchung des Schutzes beginnen, den das FBI den beiden toten Richtern hatte zukommen lassen. Aber Larkin hatte eine Freundin, eine ziemlich junge, und das FBI hatte einige Fotos, und Voyles war zuversichtlich, dass die Untersuchung verschoben werden konnte.

«Wie geht’s dem Präsidenten?«fragte Lewis schließlich.

«Welchem?«

«Nicht Coal. Dem anderen.«

«Gut. Wirklich gut. Natürlich hat Rosenbergs Tod ihn sehr mitgenommen.«

«Natürlich.«

Sie fuhren schweigend weiter in Richtung Hoover Building. Es würde eine lange Nacht werden.

«Wir haben einen neuen Verdächtigen«, sagte Lewis schließlich.

«Erzählen Sie.«

«Einen Mann namens Nelson Muncie.«

Voyles schüttelte den Kopf.»Nie von ihm gehört.«

«Ich auch nicht. Es ist eine lange Geschichte.«

«Geben Sie mir die Kurzfassung.«

«Muncie ist ein sehr reicher Industrieller aus Florida. Vor sechzehn Jahren wurde seine Nichte von einem AfroAmerikaner namens Buck Tyrone vergewaltigt und ermordet. Das Mädchen war zwölf. Eine überaus brutale Vergewaltigung und ein ebenso brutaler Mord. Ich erspare Ihnen die Details. Muncie hat keine Kinder und betete seine Nichte an. Tyrone wurde in Orlando vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt. Er wurde schwer bewacht, weil es eine Menge Drohungen gegeben hatte. Ein paar jüdische Anwälte in einer großen New Yorker Firma legten alle nur denkbaren Berufungen ein, und 1984 landete der Fall beim Obersten Bundesgericht. Sie haben es bereits erraten: Rosenberg verliebt sich in Tyrone und verfasst eine im Grunde lächerliche, auf dem Fünften Verfassungszusatz beruhende Beweisführung, mit der er ein Geständnis für unzulässig erklärt, das der Punker eine Woche nach seiner Verhaftung abgelegt hatte. Ein achtseitiges Geständnis, von Tyrone selbst geschrieben. Kein Geständnis, kein Fall. Aufgrund von Rosenbergs Fünf-zu-Vier-Begründung wird das Urteil aufgehoben. Eine überaus kontroverse Entscheidung. Tyrone wird freigelassen. Zwei Jahre später verschwindet er und ist seither nicht mehr gesehen worden. Gerüchten zufolge hat Muncie dafür bezahlt, dass jemand Tyrone kastrierte, verstümmelte und den Haien zum Fraß vorwarf. Nur Gerüchte, sagen die Behörden in Florida. Und dann wird 1989 Tyrones wichtigster Anwalt, ein Mann namens Kaplan, vor seiner Wohnung in Manhattan niedergeschossen, anscheinend von einem Straßenräuber. Was für ein Zufall.«

«Von wem haben Sie das?«

«Florida hat mich vor zwei Stunden angerufen. Die Leute dort sind überzeugt, dass Muncie für die Beseitigung von Tyrone und seinem Anwalt eine Menge Geld gezahlt hat. Sie können es nur nicht beweisen. Sie haben einen zögerlichen, nicht identifizierten Informanten, der behauptet, Muncie zu kennen, und der ihnen erzählt hat, dass Muncie seit Jahren davon redet, Rosenberg umzubringen. Sie glauben, dass Muncie ein bisschen ausgerastet ist, seit seine Nichte ermordet wurde.«

«Wie viel Geld hat er?«

«Genug. Millionen. Genaueres weiß niemand. Er ist sehr verschwiegen. Florida ist überzeugt, dass er dazu imstande wäre.«

«Gehen wir der Sache nach. Hört sich interessant an.«

«Ich mache mich noch heute abend dran. Sind Sie sicher, dass Sie dreihundert Agenten auf den Fall ansetzen wollen?«

Voyles zündete sich eine Zigarre an und öffnete sein Fenster.»Ja, vielleicht sogar vierhundert. Wir müssen diesen Fall aufklären, bevor die Presse uns bei lebendigem Leibe auffrisst.«

«Das wird nicht leicht sein. Außer den Projektilen und dem Seil haben diese Kerle nichts hinterlassen.«

Voyles blies Rauch zum Fenster hinaus.»Ich weiß. Es ist fast zu perfekt.«

SIEBEN

Der Gerichtspräsident saß mit gelockerter Krawatte zusammengesunken an seinem Schreibtisch. Er sah sehr mitgenommen aus. Drei seiner Kollegen und ein halbes Dutzend ihrer Mitarbeiter waren zugegen und unterhielten sich mit gedämpften Stimmen. Der Schock und die Erschöpfung waren nicht zu übersehen. Besonders betroffen wirkte Jason Kline, Rosenbergs engster Mitarbeiter. Er saß auf einem kleinen Sofa und starrte leeren Blickes auf den Boden, während Richter Archibald Manning, nun der älteste Richter, von Protokoll und Beisetzung redete. Jensens Mutter wünschte einen kleinen privaten episkopalischen Gottesdienst am Freitag in Providence. Rosenbergs Sohn, ein Anwalt, hatte Runyan eine Liste mit Anweisungen übergeben, die der Richter nach seinem zweiten Schlaganfall erstellt hatte und derzufolge er wünschte, nach einer nichtmilitärischen Zeremonie eingeäschert zu werden. Die Asche sollte über dem Reservat der Sioux-Indianer in South Dakota verstreut werden. Rosenberg war zwar Jude gewesen, hatte der Religion jedoch den Rücken gekehrt und behauptet, Agnostiker zu sein. Er wollte bei den Indianern begraben werden. Runyan fand das angemessen, sagte es aber nicht. Im Vorzimmer tranken sechs FBI-Agenten Kaffee und flüsterten nervös. Im Laufe des Tages hatte es weitere Drohungen gegeben, etliche binnen Stunden nach der Fernsehansprache des Präsidenten. Jetzt war es dunkel, fast Zeit, die überlebenden Richter nach Hause zu eskortieren. Jeder hatte vier Agenten als Leibwächter.